Nicos Ausbildungsweg – die ersten Trainingseinheiten
Nico hat sich prima bei uns eingelebt und so langsam wird es „ernst“. Wir beginnen mit den ersten Trainingseinheiten. Und es gibt sooo viel, was so ein kleines Pferdchen lernen muss:
- sich halftern zu lassen,
- sich führen zu lassen,
- geputzt zu werden,
- die Hufe zu geben,
- angebunden zu werden,
- still zu stehen,
- die ersten Stimmkommandos zum Antreten und Anhalten zu verstehen
- und vieles mehr.
Womit fangen wir an? Welche Vokabel unserer neuen gemeinsamen Sprache ist die erste? Alles ist wichtig, aber wo legen wir die Priorität?
Womit wir beginnen
Die erste Erfahrung, die Nico mit uns machen sollte, war die, dass wir toll sind. 🙂 Da Petra, Alex und ich von der Futterbelohnung überzeugt sind und mit Nico mit dem Clickertraining arbeiten möchten, begannen wir gleich auf der Weide damit, jede Aufmerksamkeit uns gegenüber mit einem Leckerchen zu belohnen. Böse Stimmen werden sagen, wir haben uns eingeschleimt… 😉
Aber was einfach klingt, ist es in der Praxis oft nicht! Nico kannte, bevor er zu uns kam, nämlich keine Futtergabe aus Menschenhand. Was auch immer wir ihm ins Mäulchen schieben wollten, er spuckte es uns vor die Füße. Irgendwann gelang es Petra aber doch, Nico einen Luzernepellets einzuverleiben, und damit war der Anfang gemacht. Nico fand langsam Gefallen an der Sache und bald nahm er auch von mir den ersten Maiskeimkeks mit verwunderten Gesichtsausdruck. Keine drei Tage später war er „heiß“ aufs Futter oder man könnte auch sagen: erfolgreich verdorben. 😉 Kaum ließ sich ein Mensch auf der Weide blicken, war Nico schon da und rüsselte an ihm herum, um sich etwas zu ergattern.
Nun mussten wir dringend mit Futtererziehung und Höflichkeit anfangen. Dazu gingen wir so vor, wie ich es in diesem Blog beschreibe. Auch sollte Nico von Anfang an verstehen, dass er nur dann Futter bekommt, wenn es vorher ein Signal, in unserem Fall den Zungenclick, gibt. Der Zungenclick ist eine sehr praktische Alternative zum herkömmlichen Clicker, denn den Zungenclick hat man ja „immer dabei“ und man hat die Hände frei. Wichtig ist, den Zungenclick so zu geben, dass er vom Geräusch her deutlich anders ist als z.B. das Schnalzen, das ja auch viele im Umgang mit Pferden einsetzen.
Uns ist wichtig, dass Nico versteht, dass er sich das Futter verdienen kann und muss. Deswegen haben wir schon früh begonnen das Handtarget einzuführen. Wenn Nico zu uns kam, haben wir ihm unseren Handrücken hingehalten und wenn Nico diesen berührte, gab es den Click und das Futterstückchen.
Petra und ich verabredeten uns also für die ersten Trainingseinheiten mit Nico. Zum Glück haben wir direkt neben der Weide einen abgezäunten Reitplatz, denn halfterführig ist Nico noch nicht. Nico ließ sich von uns mittels Handtarget auf den Platz führen und so konnten wir unbehelligt von dem Rest unserer Pferdetruppe mit den ersten Übungen beginnen.
Als erste Einheiten nahmen wir uns folgende Übungen mit Nico vor:
- Das Schicken – Damit möchten wir erreichen, das Nico a) seinen Namen lernt und b) auf das Kommando „Hier“ mit Freude zum Menschen zu kommen. Diese Übung finden Sie hier beschrieben.
- Das Targettraining – Wir haben ja schon mit dem Handtarget angefangen. Zusätzlich kommt nun auch ein Targetstock mit einem Tennisball mit ins Spiel. Dieses Target dient uns als Armverlängerung. Damit kann man später prima Führübungen und andere Spielereien veranstalten.
- Abstreichen und Anfassen – Für den täglichen Umgang (putzen, Hufpflege etc) und auch für zukünftige Tierarztbesuche u.ä. ist es wichtig, dass Nico sich am Körper und an den Beinen abstreichen und anfassen lässt.
- Erste Anfänge des Angebundensein – Nico kennt es noch nicht, angebunden zu werden. Um ihn daran zu gewöhnen, imitieren wir bei einigen Übungen, dass er angebunden ist. Wir legen dafür den Strick über den Zaun, binden ihn aber nicht fest, sondern einer von uns hält den Strick einfach in der Hand. Erst wenn er zuverlässig ruhig steht und sich nicht gegen den Druck vom Strick wehrt, werden wir ihn tatsächlich anbinden.
Ein Kompliment für uns
Nico machte uns das schönste Kompliment für unsere Arbeit: Als wir ihn wieder zu den anderen aus dem Reitplatz heraus zum Paddock gebracht hatten und die untere Litze zum Übungsplatz noch nicht geschlossen hatten, versuchte er wieder zurück zu uns zu kommen, anstatt zu seiner Herde zu flitzen.
Er verbindet durch die erste Arbeit mit uns Menschen ganz viel Positives. Wenn jetzt ein Mensch an die Weide kommt, ist er mit der Erste, der ankommt. Mittlerweile wiehert er den Menschen sowohl zur Begrüßung, als auch zum Abschied an. Er ist mit so viel Begeisterung dabei, dass es einfach eine wahre Freude ist. Wir müssen aufpassen, nicht zu viel und nicht zu lang mit Nico zu arbeiten, was schwer ist, vergeht die Zeit doch immer wie im Fluge und Nico bettelt nach immer mehr …
Hier haben wir noch einen kleinen Film mit Ausschnitten aus den ersten Einheiten mit Nico für Sie. Viel Freude beim Anschauen. 🙂
Und lesen Sie hier den nächsten Beitrag.
24. Juli 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung • 4 Kommentare »