Buchtipp: „Vom Abschied meines besten Freundes“ von Ann-Rebecka Madsen

„Vom Abschied meines besten Freundes: Wenn Pferde von uns gehen“ von Ann-Rebecka Madsen
tredition, 2019. – 242 S.
ISBN:978-3-7497-8320-5
21,95 EUR (broschiert, mit Illustrationen und Fotos, z.T. farbig)

Nachdem ich 2017 meinen geliebten Aramis gehen lassen musste, dachte ich schon oft, dass ich eigentlich gerne ein Buch über Abschied und Trauer schreiben würde, denn irgendwann steht dieser Schritt ja für uns alle an, die wir Tiere haben. Aber das war mir noch nicht möglich, dafür hätte ich wohl noch einige Jahre Trauerarbeit gebraucht … Und so empfand ich Erleichterung und Freude zugleich, dass sich Ann-Rebecka Madsen dieses wichtigen Themas angenommen hat. Denn zu wissen, nicht allein zu sein, kann unendlich tröstlich sein in den tiefen Phasen von Trauer und Schmerz. 

„Vom Abschied meines besten Freundes“ ist kein leichtes Buch, wie sollte es das auch sein, bei diesem Thema. Aber es ist ein liebevolles und tröstliches Buch, das zu lesen ein bisschen wie ein Austausch mit einer guten Freundin sein kann – zurückdenken und sich erinnern, sich wiederfinden, verstanden werden und vor allem: traurig sein dürfen. Viele Trauernde erleben nach einer gewissen Zeit, dass das Umfeld davon ausgeht, dass der Schmerz nachlässt. Schmerz und Trauer haben aber immer ihren eigenen, ganz individuellen Verlauf. Bei dem einen kommen sie schnell und heftig und kehren immer wieder für eine lange Zeit zurück. Andere empfinden zunächst gar nicht viel und erleben erst zeitverzögert, was es bedeutet, das geliebte Wesen verloren zu haben. Und so gibt es viele verschiedene Spielarten dessen, was wir empfinden können, wenn wir ein Pferd (oder anderes Tier) verlieren. Trauer ist immer individuell und das wird auch in diesem Buch sehr deutlich. 

Gegliedert ist das Buch in vier Teile: Zunächst berichtet die Autorin in tagebuchartigen, sehr berührenden Einträgen von ihrem ganz persönlichen Verlust, dem Tod ihres Isländers Funi. Im zweiten Teil kommen viele andere Pferdebesitzerinnen zu Wort, die ihre eigenen Verlust-Geschichten erzählen, was sehr nahe geht und zeigt, wie viele Facetten Abschied haben kann. Dem kurzen, dritten Kapitel „Aufstehen und weitergehen“ folgt dann noch ein hilfreicher Sachteil zu den Themen Tod und Trauer.

Schön ist, dass Ann-Rebecka Madsen in ihrem Buch offene Worte wählt und die Dinge klar beim Namen nennt. Die meisten Menschen verdrängen die Auseinandersetzung mit dem Tod, obwohl er uns doch alle irgendwann betrifft – Sterben, Tod und Trauer dürfen keine Tabuthemen sein, denn sie gehören zu jedem Leben dazu. Es kann sehr, sehr hilfreich sein, ein Buch zu einem solch schmerzlichen Thema zu lesen – nicht um sich selbst zu quälen, ganz im Gegenteil, sondern um das Erlebte verarbeiten zu können, um sich Trauer und Schmerz zu erlauben und sie besser zu verstehen und um auch wieder nach vorne schauen zu können und den Weg auch nach dem Verlust weiterzugehen.

Es freut mich ganz besonders, dass auch mein Aramis in diesem Buch auftaucht, denn auch wenn es mir nicht möglich war, ein ganzes Buch zu diesem Thema zu schreiben, so konnte ich wenigstens unsere eigene Geschichte für „Vom Abschied meines besten Freundes“ beitragen. 

Fazit: Ein ebenso trauriges wie tröstliches Buch, das eine Lücke auf dem Pferdebuchmarkt schließt.

Vom Abschied meines besten Freundes

Leseproben und Bestellmöglichkeiten hier.

 

21. Januar 2020 von Tania Konnerth • Kategorie: Buchtipps, Sonstiges 3 Kommentare »

 

3 Reaktionen zu “Buchtipp: „Vom Abschied meines besten Freundes“ von Ann-Rebecka Madsen”

 

Von Gisa • 27. Januar 2020

Ein schwieriges, hoch emotionales Thema, mit dem ich mich seit einiger Zeit intensiv beschäftige. Im Januar 2019 musste ich meine Stute gehen lassen. Sie war im Turniersport verschlissen worden,bevor sie zu mir kam, hatte Arthrose in allen Beinen und hat es trotzdem bis 28 geschafft. Aber dann war der Punkt gekommen, an dem ich entschied, dass es nicht mehr weitergeht. Da ich noch drei weitere Pferde (Wallache) habe, war die Frage für mich, wie den Abschied gestalten? Ich habe es den Pferden überlassen. Wir gingen mit der Stute vor den Zaun – es war leider nicht anders möglich, da sonst der Abdecker (was für ein schrecklicher Begriff) sie nicht hätte abholen können. Die drei Jungs waren unterwegs auf ihrem Trail, während wir ihre Gefährtin nach draußen brachten. Ihr Tod selbst war kurz, so wie ich es mir für sie vorgestellt hatte. Dennoch war es ein entsetzlicher Augenblick, dieses große, schöne Tier zusammenbrechen zu sehen, den letzten Atemzug zu hören und ein letztes Mal in ihre Augen zu sehen. Als es vorbei war, blieb auch mein Herz für einen Augenblick stehen. Meine drei Wallache waren inzwischen an den Zaun gekommen und blickten auf ihre tote Gefährtin. Sie schlossen sich eng zusammen, wieherten immer wieder leise, riefen nach ihr. Sie hielten zusammen mit mir die ganze Nacht Wache, wir nahmen gemeinsam Abschied. Noch Wochen lang trauerten sie, suchten sie, riefen nach ihr. Ich versuchte mein Bestes, sie zu trösten, trotz meines eigenen Schmerzes. Ich war fast rund um die Uhr bei ihnen, versuchte so etwas wie Normalität herzustellen. Aber die Pferde zeigten mir, dass sie ihren eigenen Rhythmus hatten, dass sie sich Zeit für ihre Trauer nahmen. Sie verlor zwar im Laufe der Monate an Wucht. Aber noch heute habe ich das Gefühl, dass ihr Tod meine drei nie ganz verwunden haben, genau wie ich. Und für mich steht dieses Ereignis noch dreimal bevor. Nichts, woran man sich gewöhnen kann. Man muss aber damit leben lernen…

 

Von Loli • 27. Januar 2020

Es tut gut zu wissen, dass auch andere Pferdemenschen unter dem Verlust des besten Freundes leiden.
Manchmal hatte ich schon das Gefühl, bei vielen überwiegt eher die Freude, den lahmen unreitbaren Gaul los zu werden.
Mein erstes Pferd, das ich von Fohlenalter an hatte, ist vor einem Jahr an einer Magenentleerungsstörung gestorben.
Er war fast 20 Jahre bei mir.
Ich habe ihn gehütet, wie meinen Augapfel, denn ich habe mir ein Pferd gewünscht, seit ich ein Kind war und mir diesen Wunsch erst mit Anfang 30 erfüllen können.
Umso schlimmer, dass er mit 20 Jahren so fit und so gesund an einer Krankheit stirbt, von der niemand weiß, woher sie kommt und gegen die kein Kraut gewachsen ist.
Seither vergeht kein Tag, an dem ich nicht um ihn trauere.
Mir fehlt sein Duft, die unendliche Vertrautheit und seine liebevolle Korrektur meines ungestümen Wesens.
Den letzten Dienst für ihn, habe ich unter Aufbietung all meiner Kräfte geleistet.
Ich habe ihn gehen lassen, als er noch nicht vor Schmerzen gekrümmt auf ein Häuflein Elend reduziert war.
In diesen Momenten hat mich der Schock über Wasser gehalten.
Jetzt ein Jahr später trauere ich immer noch und weiß genau, warum wir uns alle so vor dem Verlust fürchten.
Es tut genauso weh, wie man sich es vorstellt…
Und doch ist da der Lichtstreif am Horizont:
Mein Umfeld hat mich kaum zur Ruhe kommen lassen und massiv auf mich eingewirkt, dass ich mir wieder einen pferdigen Gefährten suche.
Das hat auch geklappt…ist allerdings ein echt schräges Gefühl, todtraurig zu sein und sich gleichzeitig so zu freuen.
Jamiro ist erst drei Jahre alt und sollte schon geritten werden. Das habe ich ihm erspart – er darf erst mal auswachsen.
Wenn manchmal ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke auf uns scheint, habe ich das Gefühl, dass Lucky auf uns runter sieht und sagt „Na bitte, der hat dringend einen Platz gesucht, wo er verstanden wird“.
Ich möchte allen Mut machen – ja es tut weh. Aber es ist auch ein gutes Gefühl, dass man den Pferdepartner nicht im Stich gelassen hat. Dass man sich nicht zum Spielball von Quacksalbern hat machen lassen. Dass man eben nicht das unvermeidliche so lange rauszögert, bis es dem Pferd hundeelend geht.
Und vielleicht ist auch für euch da draußen ein Gefährte, der dringend einen neuen Platz sucht…

 

Von Birgit Zimmermann • 27. Januar 2020

alle Tiere haben ein ganz anderes Verhältnis zum Tod, wie wir Menschen. Für Sie ist sterben nicht so schlimm, sie wollen aber mit entscheiden und gehört werden.
Das hört sich jetzt für viele ziemlich verrückt an aber seid ich mich mit Tierkommunikation beschäftige und auch selbst praktiziere, habe ich ein ganz anderes Verhältnis dazu.
Tiere wollen gehen, wenn der Körper nur noch Schmerzen und Unbehagen bedeutet. Sie wollen entscheiden, ob sie dabei Unterstützung brauchen oder es selbst schaffen. Genauso dramatisch ist es, wenn wir ein Pferd einschläfern, das nicht dazu bereit ist. Ich habe es einmal erlebt und es war einfach grausam. Auch weil alle anderen Herdenmitglieder Angst hatten, bei Ihnen wird es genauso gemacht. Sie haben es mitbekommen, obwohl ihr Kumpel in der Box eingeschläfert wurde und sie auf der Weide waren!!!
Meine Bitte an Euch alle, glaubt zumindest beim Thema sterben daran und holt jemanden dazu, der mit Tieren „sprechen“ kann. Es ist unser Verlust, für das Pferd aber ein Gewinn – sofern es will.

 

 

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