Das Dankbarkeitsexperiment

Ich denke in diesen Tagen viel über das Thema „Dankbarkeit“ nach. Immer noch unendlich traurig über den Verlust meines Aramis, schöpfe ich mit vollen Armen aus all den Erinnerungen und dem, was er mir schenkte. Ich bin sehr froh, dass ich schon all die letzten Jahre mit ihm sehr bewusst voller Dankbarkeit für jeden Augenblick war. Ich wusste das, was er mir schenkte genauso zu schätzen, wie das, was uns verband und vor allem ihn genauso wie er war. Und ich war mir auch immer klar darüber, dass unser Zusammensein, unser Miteinander und sein Tun für mich nicht selbstverständlich waren und diese Wertschätzung konnte ich ihn in den Jahren mehr und mehr spüren lassen. So wuchsen wir gerade in den letzten Jahren noch mehr zusammen. 

Wenn ich mich nun umschaue und so manche Mensch-Pferd-Paare sehe, möchte ich oft laut rufen: „Hey, statt Dich darüber zu ärgern, dass Dein Pferd falsch im Galopp anspringt, sag‘ doch danke dafür dass es Dich gerade trägt. Und hey, statt damit zu hadern, dass Du immer noch keinen runden Zirkel mit ihm hinbekommst, sag danke, dass Du Zeit mit ihm verbringen kannst! Und hey, statt zu schimpfen, wenn es sich mal wieder gar nicht konzentrieren kann, dann sag ihm doch: Schön, dass es Dich gibt!“ 

Dankbar zu sein verändert viel

Wer das nun für ein bisschen gefühlsduselig hält, hat natürlich recht, denn ich schreibe das aus meinem Schmerz heraus und weil mir mein Großer so sehr fehlt. ABER darüber hinaus steckt darin ein ganz wunderbar praktischer Tipp, der das Zusammensein mit unserem Pferd so viel schöner machen kann! 

Ich höre schon den Einwurf, dass man doch aber nicht einfach über alles hinweg gehen kann und dass man doch zusehen muss, dass man vorankommt… – und ich kann diese Gedanken verstehen. Immer mehr komme ich aber dazu, dass es doch vor allem die Freude an- und miteinander sein sollte, die unsere gemeinsame Zeit prägt und nicht Kritik, Hadereien oder Geschimpfe. 

Das Experiment

Wenn Ihr mutig seid, dann möchte ich Euch zu einem Experiment einladen – „mutig“ deshalb, weil meiner Erfahrung nach Dankbarkeit wie eine Portion Magie sein kann, die alles verändert – aber zum Guten!

Was würde wohl passieren, wenn wir immer dann, wenn wir merken, dass wir uns gerade über unser Pferd zu ärgern beginnen (möglichst nicht erst, wenn wir schon stinksauer sind, aber im Notfall eben auch erst dann) uns selbst zurufen würden:

Wofür kann ich jetzt gerade
Danke! zu meinem Pferd sagen?

Spür doch mal hinein oder besser noch: Probiere es tatsächlich aus. Und wenn Du magst, schreib mir über Deine Erfahrungen. 

Dankbarkeit

Foto von Horst Streitferdt

5. Dezember 2017 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Umgang 15 Kommentare »

 

15 Reaktionen zu “Das Dankbarkeitsexperiment”

 

Von tanja m. • 5. Dezember 2017

Liebe Tania,

ganz genau so! Du sprichst mir aus der Seele und -ja-, ich verfalle auch schon mal in das „Undankbare Denken“… so ist der Mensch. Doch es fällr mir auch leicht, mich -für mich- bei meinen Pferden „zu entschuldigen“. Ich sage auch immer wieder, dass nichts selbstverständlich ist und bin so unendlich dankbar für das Vertrauen, welches meine beiden Mädels mir entgegenbringen. Darauf zu achten und einfach „Danke“ zu sagen ist nicht zu viel verlangt.

„Danke“ auch an Dich.

Tanja M.

 

Von Karin-Kelly • 5. Dezember 2017

Liebe Tania,

eine tolle Idee Dein Experiment – ich bin dabei :-).

Herzliche Grüße. Karin

 

Von Maria Fröhlich • 6. Dezember 2017

Liebe Tania

Du sprichst auch mir aus der Seele, ich habe eine dominante 7 Jährige Appaloosa Stute und ich bin Dankbar für das Vertrauen das sie mir inzwischen schon entgegen bringt am Boden.Beim Reiten haben wir noch nicht den richtigen Traht gefunden, aber wir haben Zeit.
Danke für diese Wundervollen Zeilen

Herzliche Grüße Maria

 

Von Constanze • 6. Dezember 2017

Liebe Tania,
ehrlich gesagt ist mein spontaner Gedanke beim Lesen deines Beitrags „was denn sonst?“ vielleicht liegt es daran, dass ich erst recht spät angefangen habe zu Reiten und/oder meiner generellen Grundeinstellung zum Leben. Mich begleitet das Gefühl der Dankbarkeit immer zu jedem Zeitpunkt und vor Allem immer wieder im Stall und beim Reiten. Ich werde nicht müde manche Reiter bei beobachteter Unzufriedenheit zu sagen; „ hey ist es nicht unfassbar großartig, dass unsere Pferde uns (er)tragen, dass sie antraben, angaloppieren, durchparieren, wenn wir es wollen? Was für ein Geschenk!!! WIR haben es uns ausgesucht, dass wir für sie verantwortlich sind, wir entscheiden wie sie leben müssen….ich gebe zu, dass es für mich extrem schwer nachvollziehbar ist, wenn es Menschen nicht so empfinden, aber ich kann nur bestätigen, dass es tatsächlich der Türöffner für die innige Beziehung zum Pferd ist und auch für die Möglichkeit mit den gewünschten Übungen weiter zu kommen. Denn wenn du deinem Pferd grundsätzlich dankbar bist, wirst du zuhören und merken was jeweils möglich ist und nicht mit deinem Verlangen über die Fähigkeiten deines Pferdes hinausgehen (aus welchem Grund auch immer) nur so entsteht echte Harmonie völlig egal auf welchem Niveau!!! Ich wünsche Allen die Fähigkeit das Gefühl der Dankbarkeit mehr in den Vordergrund zu bringen, das würde das Zusammenleben in vielen Situationen erheblich erleichtern. Ich bin sehr dankbar, dass es mir sehr häufig gelingt
:

 

Von Julara • 6. Dezember 2017

Genau mein Thema – musste mein Seelenpferd Ende Oktober gehen lassen. Ich bin so unendlich dankbar für jede Sekunde mit diesem Pferd. Für alles, was er mir in den 18 gemeinsamen Jahren beigebracht hat…
Das Thema Dankbarkeit ist aber auch abseits des Stalles ein grosses Thema. Zu viele Menschen sind immer nur am meckern was ihnen missfällt, anstatt dankbar zu sein für das was sie haben. Es ist wohl die Aufgabe der heutigen Zeit für viele Menschen, das zu erkennen.

 

Von Melanie • 11. Dezember 2017

Seit mein Lord Anfang Oktober beinah gestorben wäre, mache ich mir und ihm keinen Leistungsdruck mehr. Ich bin froh, dass er noch lebt und ich Zeit mit ihm verbringen darf. Unsere Beziehung hat sich durch das Ereignis weiter vertieft. Wohl auch, weil er nun spürt, dass er „darf“ und nicht „muss“. Auch für mich ist das nicht mehr „müssen“ müssen so befreiend. Stall ist seither nur noch pure Freude und Entspannung.

 

Von Heidi • 11. Dezember 2017

Ich danke meinem SeelenPferd für die Liebe und Gefuld die es mir schenkt und das Vertrauen. Ich danke dafür, dass es mir meine Fehler verzeiht und mich so nimmt, wie ich bin.

 

Von Peter • 11. Dezember 2017

Im Mai musste ich meinen geliebten Senator gehen lassen. Er war 10 Jahre Schulpferd in unserem Verein und hat vielen Menschen den Umgang mit Pferden und das Reiten gelehrt. Nach dem ich ihn ca. 1 Jahr als Patenpferd hatte, haben wir ihn kurz vor Weihnachten 2009 dem Verein abgekauft. In den gut 7,5 Jahrendie er bei uns war, habe ich sehr viel von ihm gelernt. Nicht nur was den Umgang mit Pferden angeht, sondern auch im Umgang mit meinen Mitmenschen.

Dafüt bin ich im auf ewig Dankbar, er war und ist mein Professor. ER wird immer in unseren Herzen sein. PIP SENATOR

 

Von Jost • 11. Dezember 2017

Das ist überhaupt nicht gefühlsduselig, sondern ein ganz praktischer Tipp. Denn wenn man sich gerade ärgert weil irgendwas mit dem Pferd gerade nicht so klappt wie man es sich vorgestellt hat, dann kann der positive Gedanke daran wofür man eigentlich auch gerade dankbar sein könnte dass es so schön ist helfen, mit der positiven Energie daraus den Knoten zu lösen. Und damit steigen die Chancen erheblich, dass das, worüber man sich gerade noch geärgert hat, besser klappt.

 

Von Rebecca • 11. Dezember 2017

Liebe Tania, Dein Beitrag und auch die Kommentare berühren mich sehr. Als Mensch mit mir selbst und anderen eher hart und perfektionistisch, denke ich inzwischen, dass sowohl meine Tochter als auch meine Tiere (Pferd, Hund, Katze) zu mir gekommen sind, um mich eine ganze Menge zu lehren, auch wenn mir das immer wieder sehr sehr schwer fällt anzunehmen und umzusetzen. Gerade beim Pferd fühle ich mich getrieben, alles ja richtig zu machen, damit es ihm gut geht, z.B. was das Thema „Arbeit“, Gymnastizierung etc. angeht, da er eher der sehr „barocke“ Typ ist… Statt auf mein Gefühl zu hören, meine ich immer Dinge tun zu müssen, statt vielleicht einfach mal loszulassen… Gerade hat die Fehlentscheidung eines ach so gut gemeinten Stallwechsels im Sommer soviel Stress verursacht, dass es zu einer Erkrankung kam, die immer noch nicht ausgestanden ist, auch wenn wir inzwischen wieder im alten vertrauten Stall sind… Ich kämpfe jeden Tag mit mir selbst, auf mein Gefühl zu hören, ihn auch mal sein zu lassen… Ich kenne das auch aus der Kindererziehung, und ich denke inzwischen, dass wir Menschen sehr oft verlernt haben, auf unser Gefühl zu hören, als oberste Instanz, statt immer nur zu funktionieren bzw. das Funktionieren von Allen zu verlangen… Daher spricht mich dieses Zitat aus dem Buch von Wolfgang Marlie so an: „…Es ist eine Einladung dazu, tief durchzuatmen und sich an Pferden zu freuen. Ungefähr so, wie sich Eltern an einem Baby freuen – einfach weil es da ist und nicht weil es irgendetwas Besonderes leistet. Es ist die Einladung, sich eine gute Zeit mit Pferden zu gönnen.“

 

Von Manfred • 14. Dezember 2017

Liebe Tania,
ganz lieben Dank auch an dich, dass Du all diese Gedanken mit den vielen Menschen teilst, die den Mut aufbringen andere Wege zu gehen und sie darin bestärkst.
Rückblickend auf die vielen Jahre bei den Pferden könnte ich auch traurig darüber sein, wieviel Zeit ich damit verschwendet habe nicht zu sehen und auf mein Gespür zu achten. Doch erst dadurch konnte ich den Unterschied erkennen auf den mich so wunderbare Menschen wie Du aufmerksam gemacht haben.
Nun bin auch ich dankbar dafür, dass ich das noch erleben darf, wie tief diese Verbindung zu diesen Tieren gehen kann und wie wir gemeinsam uns positiv bestärkt haben. So wie dein Aramis wird auch mein Antares immer ein fester Bestandteil meines Lebens sein und bleiben. Durch ihn durfte ich erfahren, dass es auch ganz andere Wege gibt. Er hatte den Mut und die Kraft mir meine Grenzen zu zeigen aber auch gemeinsam mit mir daran zu arbeiten und zu lernen, wie es weiter gehen kann. Wir sind mit dieser Aufgabe beide gewachsen und ich bin dankbar dafür.
Liebe Grüße
Manfred

 

Von Tania Konnerth • 14. Dezember 2017

Ein ganz herzliches Dankeschön an Euch alle für Eure Zeilen. Am schönsten fand ich Constanzes Reaktion „Was denn sonst?“ – wenn das alle so sehen und vor allem auch leben würden, könnte ich mir eine Menge Texte sparen…

Euch und Euren Vierbeinern alles Liebe und Gute,
Tania

 

Von Andrea Falta • 15. Dezember 2017

So sieht es aus! Pferde sind so tolle Wesen, sie haben nichts anderes als Wertschätzung verdient!

 

Von Susanne • 18. Dezember 2017

Wunderbar!!!

 

Von Alexandra • 28. Dezember 2017

Liebe Tania,

rückblickend finde ich, gerade die Dinge, die nicht klappen, haben das größte Potential, uns weiterzubringen und neue Wege zu zeigen!

Hätte ich ein Pferd kennengelernt mit dem ich völlig unkompliziert hin und wieder mal ne Runde Reiten gehen kann, wären mir viele Erfahrungen über Pferde, mein Leben, Spiritualität, Kommunikation und und und verschlossen geblieben.

Euch allen ein gutes neues Jahr!

Alexandra

 

 

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