Respekt ist keine Einbahnstraße

„Respekt“ ist in der Pferdewelt zu einem populären Thema geworden und nicht wenige Ansätze und Methoden beanspruchen für sich, dass sie dem Pferd eben genau diesen beibringen und vermitteln wollen. Mehr oder weniger nett wird dem Pferd dann gezeigt, was der Mensch unter Respekt versteht, denn Respekt ist wichtig, das ist klar! Aber es lohnt, einmal genauer hinzuschauen, denn in vielen Fällen bedeutet Respekt nichts anderes als dass das Pferd tut, was der Mensch will… 

Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass Respekt keine Einbahnstraße ist, nirgendwo, nicht unter Menschen und nicht im Zusammensein mit Tieren. Wenn ich Respekt möchte, muss ich zunächst selbst respektvoll sein und genau daran mangelt es im Umgang mit Pferden leider sehr oft. 

Für mich ist es zum Beispiel respektlos, Pferden menschliche Charaktereigenschaften wie „Verschlagenheit“, „Fiesheit“ oder „Berechnung“ zu unterstellen, wenn sie nicht wunschgemäß funktionieren, anstatt mich mit meinen Forderungen und Erwartungshaltungen zu hinterfragen. Aber genau daran wird ganz oft Respektlosigkeit festgemacht: Funktioniert das Pferd und tut es ohne Mucks, was man will, ist es ein respektvolles Pferd – widersetzt es sich, hat es nicht genug Respekt, lautet die so logische klingende Schlussfolgerung. Dass wir Menschen aber immer wieder alles Mögliche von Pferden verlangen, das kein bisschen artgerecht ist, dass wir sie nach (unserer!) Lust und Laune nutzen wollen und dass wir ganz oft all die vielen kleinen Zeichen übersehen, mit denen sie Unwohlsein oder Schmerzen, Unsicherheit oder Angst, Verwirrung oder auch pures Nichtverstehen signalisieren, wird gerne verschwiegen. Genau das ist aber ein ganz entscheidender Punkt im Zusammenhang mit einem respektvollen Miteinander! 

Ich sehe das so: Mit dem Respekt ist es wie mit dem Vertrauen, wir können ihn nicht erzwingen. Wir können unseren Willen durchsetzen und Angst machen, Respekt bekommen wir deshalb noch lange nicht. Respekt beginnt immer damit, selbst respektvoll zu sein.

respekt 

14. Februar 2017 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Umgang, Verhalten 7 Kommentare »

 

7 Reaktionen zu “Respekt ist keine Einbahnstraße”

 

Von Svenja • 14. Februar 2017

Für mich beinhaltet Respekt vor allem, dass ich die Bedürfnisse meines Pferdes respektiere. Sprich hat es Durst, hol ich einen Eimer Wasser, dann kann es auch wieder ruhig am Anbindeplatz stehen (oh, es respektiert mich wieder ;)). Hatte es noch nicht genug Heu vor dem Training, dann lasse ich es während ich putze eine 1/2h fressen, wodurch mein Pferd sich während des Trainings viel besser konzentrieren kann und dann auch viel besser umsetzt, was ich gerne möchte, anstatt Quatsch zu machen oder nach mir zu schnappen (oh, mein Pferd respektiert mich ;)). Was ich natürlich damit sagen will, ist, dass sich viele „Respektlosigkeiten“ dadurch lösen lassen, dass man die Grundbedürfnisse des Pferdes befriedigt.

 

Von Nana • 19. Februar 2017

wunder schön zusamen gefast und ich bin genau der selben Meinung !

ich habe mir immer Gedanken gemacht wie geht es meinen Partner Pferd und wie kann ich es führ in so angenehm wie möglich machen mit mir zusamen zu arbeiten

das ist schon wichtig da es einfach schöner ist wen das Pferd Spaß hat sich mit einen zu beschäftigen !

 

Von Dirk • 20. Februar 2017

Hallo zusammen,finde auch gut zusammen gefast.Ich weiß nicht ob ihr das kennt,ich kann mein Pferd fühlen ich merke sofort wenn etwas nicht stimmt.So denke ich das mein(ein)Pferd das auch nur zulässt,wenn es auch Respekt vor mir hat.Respekt ist vieleicht auch nicht der richtige Ausdruck.Respekt hat so etwas wie ,ich verlange!!Besser wäre ich bitte oder möchte gerne.Wenn das von Pferd und Halter kommt ist die Sache geklärt.Ich habe das große Glück so ein Pferd meins zu nennen.

 

Von Bea. • 22. Februar 2017

Wie wahr und klar ist es wieder getroffen.
In dem Moment, in dem Respekt über fragwürdiges – weil fürs Pferd nicht verständliches und grobes Handeln mit der unpassenden inneren Einstellung – erzwungen werden soll, wird es schon durch den Zwang nicht passen: Zwang und Respekt schließen sich für mich immer gegenseitig aus.

Und genauso empfinde ich es mit Disziplin. Solange ich keine Achtsamkeit und Disziplin für mich selbst und in meinem Umgang habe, z. B. beim „Keksen“, kann ich vom Pferd keine Disziplin dabei erwarten. Und werde mir im nettesten Fall einen Flitzpiepe-respektlosen Taschenbagger erziehen. Nur, dann immer den Anlass für das unerwünschte Verhalten bei mir suchen können.

 

Von Pferdeflüsterei • 27. Februar 2017

Wieder so ein schöner Artikel – danke für eure Worte! Ich finde auch, dass es auch Regeln für den Menschen geben muss. Irgendwie wollen alle immer Respekt, Vertrauen und HÖflichkeit – aber irgendwie immer von den anderen. Das fällt mir auch im Alltag auf. Achtsamkeit ist von allen heiß begehrt, genau wie der Wunsch dass einem das Gegenüber zuhört. Aber wie viele Menschen hören selbst wirklich zu? Sind achtsam oder tolerant? Das ist schon merkwürdig, dass es die Wünsche an die anderen immer so viel größer sind als die Ansprüche an sich selbst. Uns darauf zu stubsen und immer wieder daran zu erinnern, dass wir vielleicht erst einmal geben müssen, bevor wir nehmen können ist so wichtig. Viele LIebe Grüße also an euch zwei und danke für den schönen Artikel, Petra

 

Von Chrissi • 27. Februar 2017

Wie wahr… Wunderbar auf dem Punkt gebracht! Mehr gibt es nicht hinzuzufügen!

 

Von Thomas Frank • 27. Oktober 2019

Respekt kann niemals eine „Einbahnstraße“ sein! Den Respekt, den ich von meinen Mitmenschen mir gegenüber einfordere, muß ich auch gegenüber meinen Mitmenschen selbst zeigen! Nur so kann man ein menschliches Miteinander gestalten!

 

 

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