Buch-Tipp: „Der Dressursitz“ von Anja Beran

„Der Dressursitz: Richtig sitzen. Feiner reiten. Gesunder Pferderücken“ von Anja Beran
Wentorf: Crystal, 2015. – 174 S.
ISBN: 9783958470019
ca. 40,– EUR (fester Einband mit Lesebändchen, durchgehend farbig illustriert)

Der Titel dieses großformatigen, sehr schön aufgemachten und reich bebilderten Buches hält, was er verspricht: er widmet sich in Tiefe und Breite dem Thema korrekter Dressursitz. Schnelle Tipps und Abkürzungen zu einem besseren Sitz finden sich hier nicht, sondern eine Fülle von soliden und hilfreichen Ausführungen, die deutlich machen, welch große Rolle der Sitz beim Reiten spielt. 

Das Buch gliedert sich im Wesentlichen in zwei Teile: Zunächst erläutert Anja Beran sehr ausführlich, wie ein guter Sitz aussieht, was Sitzfehler bewirken, welche verschiedenen Arten zu sitzen bei welchen Lektionen eingesetzt werden, wie welches Zubehör ausgewählt und eingesetzt werden soll und anderes mehr. Sie geht auf den Sitz selbst ein, auf die Handhaltung, die Einwirkung der Schenkel, auf die Atmung und erläutert auch mentale Aspekte. Anschauliche Fotos von Anja Beran und ihren Schülerinnen bei der Arbeit mit dem Pferd illustrieren das Geschriebene. Zeichnungen geben weitere visuelle Anregungen, die im Gedächtnis bleiben.

Im zweiten Teil geht es dann zur praktischen Umsetzung des zuvor Aufgezeigten, denn hier gibt es Hintergrundwissen und Übungen von einer Physiotherapeutin. Und genau das macht aus diesem Buch etwas ganz Besonderes. Es wird nicht nur auf schon fast poetische Weise aufgezeigt, wo es idealerweise hingehen soll, sondern es wird auch konkret vermittelt, wie man dort hinkommen kann. In diesem Teil wird z.B. deutlich gemacht, welche körperlichen Voraussetzung gegeben sein müssen, damit wir überhaupt einen korrekten Dressursitz erreichen können und welche Übungen uns dabei helfen, diese zu erreichen. Wieder illustrieren Fotos und Zeichnungen sehr anschaulich, was in unserem Körper bei bestimmten Bewegungen passiert und wie wir uns durch gezieltes Training nach und nach zu einem korrekten Dressursitz hinarbeiten können. 

Bei all dem Lob gibt es allerdings auch Kleinigkeiten, die, gerade weil es ein so hervorragendes Buch ist, wenigstens erwähnt werden sollten. So ist es z.B. schade, dass das Aufsteigen in diesem Buch vom Boden aus gezeigt wird und nicht, wie es so viel angenehmer und schonender für das Pferd ist, von einer Aufstieghilfe aus. Diese wird zwar erwähnt, gezeigt wird aber etwas anderes und das wird leider weiterhin für einseitig belastete Pferdewirbelsäulen sorgen. Bei den Ausführungen über den Einsatz von Sporen wird zwar darauf hingewiesen, dass diese nur für Reiter/innen mit einem losgelassenen Sitz geeignet sind und es wird auch der falsche Einsatz kritisch beleuchtet. Dennoch entsteht der Eindruck, dass Sporen unerlässlich für feines Reiten sind – wer in Anja Beran ein Vorbild sieht, wird also unweigerlich auch mit Sporen reiten wollen. Hier hätten wir uns sehr gewünscht, dass das feine Reiten auch ohne Sporen gezeigt wird, denn es ist durchaus möglich! 

Für das Buch aber gibt es von uns eine volle Leseempfehlung. Es ist ein anspruchsvolles Buch, aber genau dafür steht ja auch die Autorin: für anspruchsvolle Reiterei. Anja Beran hat sich einmal mehr als Expertin für feine und wunderschöne Reiterei bewiesen. Hoffentlich kann dieses Buch ganz viele Reiter/innen erreichen.  

 

derdressursitz

 

 

26. Januar 2016 von Tania Konnerth • Kategorie: Buchtipps, Reiten 2 Kommentare »

 

2 Reaktionen zu “Buch-Tipp: „Der Dressursitz“ von Anja Beran”

 

Von Michaela • 16. Februar 2016

Auf Grund Eurer Buchempfehlung – Der Dressursitz: Richtig sitzen. Feiner reiten. Gesunder Pferderücken“ von Anja Beran – bin ich auf Videos on Youtub von Frau Beran gestossen.
Mein Kommentar: Im Sinne Eurer Pferde – Nicht empfehlenswert zum Nachahmen!!!!
Did you ever think about, how these horses do feel? Let them be horses!!!!
By making horses doing drills like that, you are killing their real beauty!

***************

Hallo Michaela,

vielen Dank für Deinen Kommentar.

Ja, wir sind selbst sehr kritisch was die Reiterei angeht und schauen eigentlich ziemlich genau hin. Anja Beran gehört aus unserer Sicht zu den Reiterinnen, die sich wirklich sehr um eine feine Art bemühen. Letztlich kann man natürlich ganz grundsätzlich darüber diskutieren, ob ein Reiten von Pferden generell vertretbar oder nicht, aber wenn man Reiten als ok empfindet, dann gehört Anja Beran sicher nicht zu denen, die man angreifen muss, da gibt es ganz andere.

Alles Gute für Dich,
Tania

 

Von Christina • 7. Februar 2017

Auf die diversen positiven Besprechungen dieses Buches hin (insbesondere auch bei euch) habe ich es mir gekauft und war sehr angetan. Die Grundsätze der klassischen Reitkunst stehen für pferdegerechte Ausbildung, insoweit mag ich mich auch meiner „Vorrednerin“ nicht anschließen.
Frau Beran schreibt in einem angenehmen Ton, dem man ihre Leidenschaft für die Pferde an“hört“, sie wird aber nie schulmeisterlich oder gar überheblich. Sehr schön auch für mich der zweite Teil des Buches mit Unterstützung der Physiotherapeutin.
Zu eurer Anmerkung wegen der Sporen: im zweiten Buch von Anja Beran (Klassische Reitkunst) sind einige Bilder ohne Sporen zu sehen, vielleicht war hier einfach die Bildauswahl unglücklich.

 

 

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