Was sich Pferde von uns wünschen würden

Nicht nur, aber gerade passend zur Weihnachtszeit oder für die guten Vorsätze im nächsten Jahr, könnten wir einmal versuchen, die Idee, die Welt aus Pferdeaugen zu sehen, ganz praktisch umzusetzen. Dafür habe ich mir eine kleine Übung ausgedacht:

Eine Übung zum Fühlen

Geht in diesen Tagen einmal ganz bewusst zu Eurem Pferd, nur um diese Übung auszuführen. Nehmt Euch für diesen Tag nichts weiter vor mit Eurem Pferd. Wählt möglichst einen Zeitpunkt, an dem nicht allzu viel los ist im Stall, damit Ihr für eine Weile ungestört sein könnt. Plant mindestens eine halbe Stunde für diese Übung ein.

Begrüßt Euer Pferd und stellt Euch dann an den Zaun (oder, sollte es in einer Box stehen, an die Boxentür), um es einfach nur zu beobachten. Schaut bei dem zu, was es tut und fühlt Euch in Euer Pferd hinein. Lasst Euch ganz ein auf diesen Moment, ohne etwas zu wollen, ohne etwas zu erwarten, und ohne etwas von Euch selbst zu fordern. Widersteht auch der Versuchung, mit dem Pferd zu reden, es zu locken oder anzufassen. Es geht darum, für einige Augenblicke nichts tun, sondern einfach nur da zu sein mit Eurem Pferd.

Gebt Euch ein bisschen Zeit und brecht möglichst nicht gleich schon nach einigen Minuten ab, weil Ihr glaubt, dass es da nichts weiter zu sehen oder zu spüren gibt. Es braucht eine Weile, um sich einlassen zu können. Lasst Eure Gedanken fließen, im Stillstand rattert unserer Denkmaschine oft besonders laut. Versucht, all die vielen Gedanken einfach im Hintergrund laufen zu lassen, und lasst Euch auf das Fühlen ein. 

Schaut Euer Pferd ganz aufmerksam und offen an – Euer Pferd als Ganzes und auch die vielen kleinen Details. Versucht, nicht zu bewerten oder einzuordnen („Oh, wie sehen denn die Hufe aus!“ oder „Er ist einfach zu fett!“ usw.), sondern nehmt mit einem staunenden Herzen das Lebewesen wahr, das dort ist.

Noch ein kleiner Tipp: Tut für diese Übung so, als wüsstet Ihr nichts von diesem Pferd und lasst nur das wirken, was Ihr in diesem Moment spüren könnt.

Und dann stellt Euch ganz behutsam diese Frage:

Wenn es sprechen könnte,
was würde sich dieses Pferd
wohl von mir wünschen?

pferdewuensche

Wenn Ihr mögt, dann teilt gerne Eure Erfahrungen hier mit uns und anderen.

1. Dezember 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Übungen, Umgang 9 Kommentare »

 

9 Reaktionen zu “Was sich Pferde von uns wünschen würden”

 

Von Bina • 1. Dezember 2015

…er kommt gucken…“gibt es Möhren? Nein? Warum sitzt du da? Hm, na gut, willst wohl nix.“ Ich denke: was wünscht du dir von mir? Vielleicht: „sei immer so bei mir, so ruhig, aber trotzdem ganz da, konzentriert. Nichts stört uns. Dann ist das Band stark.“ ja, ich denke das kann es sein…..

 

Von Manuela • 1. Dezember 2015

Hafi kommt mit gespitzten Ohren erwartungsfroh angelaufen. Schnabbelt mich von oben bis unten nach Leckerli ab. Spielt mit meinem Haarzopf, leckt mir durch´s Gesicht. Prustet mir ins Ohr, in die Hand, leckt dann meine Hand. Ich bleibe äußerlich unbeteiligt, weich, entspannt, obwohl ich mich komplett kaputt lachen könnte … 😉
Dann lehnt er seinen Kopf an meinen Rücken, schubbert sich ein wenig an mir. Bleibt dann neben mir stehen, seufzt und stöhnt ein wenig, schubst mich ein wenig in der Gegend herum. Ich bleibe weiter entspannt, schaue ihn an …
Er stellt sich neben mich, schnaubt, entspannt ein Hinterbein und fängt an zu dösen. Ich sehe jede einzelne Wimper zucken, seine Unterlippe zittert – er hat so einen herrlich süßen, weichen Flaum auf der Nase … Seine Ohren sind ganz puschelig, sein Körper wirkt so kraftvoll und doch so weich wie ein Kuscheltier. Er atmet jetzt ganz tief, die Augen sind zu, ich lasse mich auf seinen Atemrhythmus ein, werde plötzlich auch ganz müde …
Was er wohl denkt? „Herrlich!!! So kann´s bleiben …“ oder so … 😉 Als ich gehe, weil mir doch langsam kalt wird, brummelt er mir hinterher, schaut mich ganz weich an. Und bummelt dann schnaubend zu seiner Herde zurück.
Was ich denke? Das müssen wir öfter machen!!!
Danke, danke für eure immer wieder tollen Anregungen!

Eure Manuela

 

Von Tania Konnerth • 2. Dezember 2015

Wie wunderschön, da habe ich richtig eine Gänsehaut bei Euren Schilderungen!

Freu mich schon auf weitere Berichte,
Tania

 

Von G. • 7. Dezember 2015

Eine ganz schöne Anleitung zur Meditation. Besonders schön der Schluss: Was würde sich mein Pferd von mir wünschen… Aber da muss man wieder aufpassen, nicht zu viel Menschliches hineinzuinterpretieren. Das Anschauen macht man wohl öfter, aber nicht das Gedanken los lassen und sich drauf einstellen was wohl vom Tier kommt.
Eine schöne Weihnachtszeit!
G.

 

Von Birgit • 7. Dezember 2015

Was würde ein Pferd von mir wünschen?

ZEIT !!!

Zeit um WIRKLICHE Zeit mit dem Pferd zu verbringen. Ganz da zu sein für das Pferd. Sich durch nichts ablenken lassen. Sich total auf das Pferd einlassen.

Ich sitze oft bei „meinem“ Pferd in der Box,sehe und höre ihm beim Fressen zu. Das macht niemand bei uns im Stall und ich werde dafür oft belächelt.

Ich finde es wunderschön „meinem Pferd beim Fressen zuzusehen. Wie er vom Heu zum Trog wandert, mal wieder aus seinem Fenster sieht. In dem Moment ist nichts wichtig. Es ist so wie es ist. Ich kann mir genau vorstellen, wie das Heu schmeckt. Ich habe die Konsistenz und den Geschmack von dem Heu, dass mein Pferd frisst, im Mund. Das mag sich jetzt merkwürdig anhören aber es sit eine ganz wertvolle Zeit, die man SO mit seinem Pferd verbringt.

 

Von ju • 8. Dezember 2015

Ein wunderbar warmer Novembertag!Ich freu mich auf einen Ausritt, es könnte ja der letzte angenehme Tag in diesem Jahr sein. Und mein Pferd? Liegt gemütlich auf der Weide und geniesst die wärmende Sonne inmitten der Herde. tja, was will nun mein Pfer? und was will ich? ich beobachte es von Weitem, spüre die Ruhe und den Genuß, dann dreh ich mich um und geh langsam wieder weg und lass es weiter sein Leben geniessen – ganz ohne mich.

 

Von Anja • 8. Dezember 2015

Vor einigen Jahren stand ich an einem Stall, wo die Pferde nicht angweidet wurden, sondern von einem auf den Tag 24 Stunden auf die Weide konnten.
Das Risiko war mir erheblich zu groß, so dass ich meinen Wallach über einige Woche langsam angeweidet habe.
Zunächst an der Hand und als ich die Zeit auf über eine halbe Stunde strecken konnte, habe ich ihn immer hoch zu unserem Haus genommen (wir wohnten damals den Berg hoch gegenüber vom Stall) und ihn dort auf verschiedene Grasflächen gelassen.
Eingezäunt habe ich mit Litze, aber ohne Strom.
Deshalb saß ich die meiste Zeit „Wache“ bei ihm oder werkelte im angrenzenden Garten.
Zum Schluß waren wir bei 6 Stunden.
In der Zeit hat sich unsere Beziehung sher vertieft, ich war ja über die „Graszeit“ die ganze Zeit bei ihm ohne irgendwas von ihm zu wollen.
Er kam immer mal wieder zu mir, mal nur um mich kurz anzustupsen, mal um sich kraulen zu lassen und ging dann wieder grasen.
In der Zeit haben z.B. auch etabliert, dass ich anfange, ihn irgendwo zu kratzen oder massieren und er sich dreht und wendet, bis meine Hand da ist, wo er es gerade toll findet. Das machen wir bis heute so.
Und ich habe z.B. gelernt, dass er sich immer auch an andere Tiere annähert (er konnte unten am Stall seine Herde sehen, war ja aber oben alleine), sowohl an die angrenzend stehende Hirschherde wie auch tatsächlich an die Hühnerschar, wenn er nahe des Hühnerauslaufs stand.
Das waren schöne, intensive Wochen, aber auch wahnsinnig zeitintensiv.
Danke, dass ihr mich daran erinnert habt, ich werde jetzt auch wieder regelmässig einfach so mal bei den Pferden sein!

 

Von Svenja • 8. Dezember 2015

Kaum hatte ich mich an den Zaun gestellt, kam mein Pferd vom Heu die zwei Meter zu mir an mit gespitzen Ohren und freundlichem Ausdruck. 10min lang hat er versucht mich zu einer Reaktion zu bringen. Höflichkeit angeboten, Kopf tief, Stupser an die Jackentasche „ey, ich will clickern, vielleicht doch wieder Kopf weg, hmm noch weiter weg? Ok, nochmal Kopf tief probieren“ Nochmal anstupsen, dann 2m zum Tor gehen, Tor anstupsen „hallo, ich will raus, klappt auch nicht, dann mal mit dem Huf probieren, das scheppert doch sonst immer so laut, darauf muss sie doch endlich mal reagieren. Mist heute gibt das keinen Laut von sich, dann lass ich meinen Huf einfach ein bisschen auf den Torstreben stehen. … So, das wird mir jetzt zu blöd, ich geh wieder Heu fressen“
So schwer ist mir die Übung gar nicht gefallen, außer mein Pferd so zu betrachten, wie jemand der es nicht kennt und auf die Frage, was sich mein Pferd wünscht, kam auch keine Antwort. Aber nach der halben Stunde, hab ich noch ein wenig abgeäppelt bei der zweiten Heuraufe, an der mein Pferd nicht stand. Und nach und nach stellten sich immer mehr Pferde in meine Nähe. Den einen hab ich angefangen zu kraulen, da kamen dann direkt noch zwei an und alle drei steckten mir ihre Mäuler ins Gesicht. Nur mein Pferd kam nicht an. Vielleicht hat er es genossen, die Heuraufe für sich alleine zu haben.

 

Von Susi • 9. Dezember 2015

Schön eure Beiträge. Habe das Thema gerade erst endeckt und mich gefreut. Neulich wollte ich mit meinem Herrn Pony statt zu arbeiten einfach nur spazieren gehen. Als ich kam döste er gerade und als er mich hörte und sah, legte er sich einfach hin. Zuerst war ich ein wenig getroffen und dachte: na sowas! Aber dann fiel mir ein, dass ich ja nur unbeschwerte Zeit ohne Arbeit mit ihm verbringen wollte. Es war herrlich sonnig und warm und da hab ich mich einfach neben ihn gesetzt und meinen Kopf auf seinen Rücken gelegt. Es war so schön!!! Er hat es zugelassen und entspannt weiter geschlafen ein großer Vertrauensbeweis, denn wir kennen uns erst seit zwei Monaten. Das hatte ich mir immer so gewünscht als junges Mädchen. Und jetzt bin ich über 40 und kann den Traum endlich leben. Schiefe Blicke ignoriere ich einfach. Aber die Leute im Stall sind eigentlich echt toll. „Leben und leben lassen“ ist dort die Devise. Das ist schön.

 

 

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