Die Füße erden

Von Carla Bauchmüller

Ich kann immer genau sagen, wenn meine Reitschüler die Zehen verkrampfen: die Erdung – und damit die Balance – gehen verloren und die Verspannung zieht hinauf bis in die Hüfte. Und deshalb gibt es heute eine schöne, einfache Übung zum Erden der Füße.

Unter Erden versteht man das sichere, entspannte Gefühl im Steigbügel – der Fuß ruht also regelrecht im Steigbügel. Dazu ist der Fuß flach, das heißt der Absatz ist zwar der tiefste Punkt, aber der Absatz wird nicht aktiv heruntergedrückt:

fuss

Um das Gefühl des Erdens zu erlangen, ziehen Sie zunächst die Zehen eines Fußes fest zusammen, machen Sie also den Fuß ganz klein, so als würden Sie mit dem Fuß eine Faust ballen wollen. Spreizen Sie dann entspannt Ihre Zehen im Schuh. 
Wechseln Sie rechten und linken Fuß ab.


Tipp: Sie können das An- und Entspannen auch beim Schrittreiten im Rhythmus der Pferdebewegung machen.


Spannen Sie zum Abschluss der Übung alle Zehen gleichzeitig an, halten Sie das einen Moment und entspannen Sie dann wieder.
 Es sollte sich so anfühlen, als stünde man mit entspannt gespreizten Zehen in weichem, warmen Sand (stellen Sie sich dieses Bild ruhig vor!). Bleiben Sie bei den nun hoffentlich entspannt gespreizten Zehen. Der Fuß sollte jetzt locker im Steigbügel ruhen – so fühlt sich ein geerdeter Fuß an.

27. Oktober 2015 von Gastautor • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Reiten, Übungen 6 Kommentare »

 

6 Reaktionen zu “Die Füße erden”

 

Von Darielle • 27. Oktober 2015

Liebe Carla, liebe Babette und liebe Tania,

ich hätte da etwas zu mosern. 😉

Ich würde das Ganze einfacher ausdrücken und nicht so – Verzeihung! – esoterisch. Das folgende Zitat stammt von Desmond O’Brien, ehemaliger Sattlermeister der Wiener Hofreitschule und heute Reittrainer für Dressur und Ausbilder für das Damensattelreiten (leider jetzt nur aus dem Gedächtnis, habe mir das damals nicht aufgeschrieben):

„Nimm Platz im Pferd. Nicht auf dem Pferd, sondern im Pferd, so wie in einem bequemen Sessel. Die Beine hängen ganz locker am Pferd herunter, du brauchst keinen Knieschluss.“

Ich denke, jeder kennt das Gefühl des tiefen, entspannten Sitzes, wenn man aufrecht, aber mit entspanntem Kreuz im Sattel sitzt. Mir hat dieses Bild immer sehr geholfen. Ich habe mich stets bemüht, wirklich „im Pferd“ zu sitzen, fast wie auf einem Thron. Dadurch entspannt sich einfach der ganze Körper ohne schlaff zu werden. Man lässt die Beine locker hängen, die Steigbügelriemen sollten natürlich nicht zu kurz sein. Bei der optimalen Länge ruht der Fuß dadurch automatisch im Steigbügel und kann leicht mit der Pferdebewegung federn.

Ziel ist es mit dieser Formulierung auch, dass der Reiter mehr das Gefühl bekommt, mit dem Pferdekörper eins zu werden. Eigentlich muss man das ja nicht erwähnen, wie es sich anfühlt, wenn die Pferdebeine sich wie die eigenen Beine anfühlen, wenn man jedes Abfußen fühlen kann und ganz unbewusst über Sitzhilfen und kaum spürbaren Schenkeldruck das Pferd in die richtige Richtung und Gangart bringt. Man teilt seine Gedanken, wird ein Wesen. Das hat sicherlich jeder Reiter irgendwann mal erlebt oder erlebt es nachhaltig immer wieder. Das würde ich jedenfalls jedem Pferdemenschen wünschen.

Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen auch, zum Ideal des Reitens zu kommen.

Zur Gesamtheit des Artikels kann ich nur sagen, dass gerade der „durchlässige“ Sitz des Reiters ungemein wichtig ist und niemals vernachlässigt werden sollte. Longenstunden sind hier Gold wert, aber auch freies Reiten im Gelände verbessern das Gefühl. Ich finde jetzt nicht, dass man daraus eine eigenständige Reitweise oder „Kunst“ machen sollte, aber das muss jeder für sich selbst wissen. Insgesamt kann es nie schaden, sich diesbezüglich selbst zu hinterfragen und nachzufühlen, wo noch Korrekturbedarf ist.

Bitte macht weiter so, ihr bereichert die Welt der Pferde so ungemein. Danke! 🙂

 

Von Birgit • 27. Oktober 2015

Moinsen,
also ich finde den Tip kein bißchen esoterisch sondern vielmehr sehr praktisch!
Nicht jeder Reiter kennt jeden Spruch eines jeden GUTEN Reittrainers =;o)

Danke für beide posts! =;oD

Und weiter so!!!

LG,
Birgit

 

Von Michelle • 2. November 2015

An Darielle..

Den Spruch, den du schreibst, ist sehr gut. Er beschreibt aber nur ein Gefühl vom richtigen Sitzen. Wer das nicht kann und sein Kreuz noch nie vollkommen entspannt gespürt hat (ich selbst bin beinahe überzeugt, dass jeder durch ein paar Übungen noch lockerer bzw. geschmeidiger werden kann).

Die Übung die oben beschrieben wird, trägt aktiv zum besseren Sitz bei, zugegeben der Artikel ist evtl etwas speziell formuliert. Ich würde ihn aber niemals als esoterisch beschreiben, denn er zeigt KONKRET eine Übung. Im Gegensatz zu deinem Zitat, welches nur ein Bild zeigt, was für die meisten Menschen schwerer umzusetzen ist.

 

Von Darielle • 3. November 2015

Liebe Michelle,
ob das nun schwer umzusetzen ist, kann ich so gar nicht beurteilen. Ich habe den Spruch selbst nur als Zuschauer mitbekommen, weil ich bei Trainingseinheiten von Privatreitern dabei war. Ich glaube, es ging um das richtige Galoppieren, sprich den korrekten Sitz dabei, auch im Hinblick auf Galoppwechsel. Dem angesprochenen Reiter scheint es geholfen zu haben.
Vielleicht liegt es auch an mir. Ich bin ein Bildermensch, lerne hauptsächlich visuell.

Das mit dem „esoterisch“ liegt einfach daran, dass „sich oder etwas erden“ häufig von Esoterikern verwendet wird. Es war keinesfalls bös gemeint, sondern ich wollte einen Impuls in Richtung Sachlichkeit geben. 😉 Ob der beherzigt wird oder nicht, soll freilich den Autoren überlassen bleiben.

 

Von Sabine • 4. November 2015

Hallo Carla,
ich danke dir für diese Übung, habe sie sofort „trocken“ ausprobiert. Und was soll ich sagen, ich fühlte mit meinen Füssen die Erde (den Boden) als wenn ich in warmen, weichen Sand stehen würde. Unglaublich! Werde es morgen direkt im Sattel ausprobieren. Mich hatte übrigens der Satz „die Füße erden“ total neugierig gemacht, weil es ein schöner Widerspruch ist: Reiten + Füße erden 🙂
An Michelle, was hast du bei der Übung gefühlt?

 

Von Melanie • 8. November 2015

Hallo,

also ich kenne diese Formulierung von meiner Reitlehrerin und bin froh, dass sie mir auch noch gezeigt hat an welcher Stelle der Fuß im Steigbügel liegen soll, wenn ich geerdet sein will.

Sie nimmt dafür meinen Fuß aus dem Bügel und klopft unter der Sohle an verschiedenen Stellen und man hört und fühlt dann an welcher Stelle der richtige Auflagepunkt ist.

Ohne diesen Punkt wird man die Erdung und daraus auch alles andere nicht erreichen können.

Wenn man anfängt zu reiten hat man dieses Gefühl leider nicht automatisch.

Bei vielen anderen Reitlehrern heißt es oft noch „Absatz tief“.

Die Seite und auch die Kommentare sind für mich immer wieder eine Bereicherung!

Danke dafür, dass ihr euer Wissen teilt.

Herzliche Grüße
Melanie

 

 

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