Selbstreflexion, ja bitte!

Wir hatten in der letzte Woche diese Inspiration bei Facebook veröffentlicht:

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Die Reaktionen darauf waren einfach unglaublich! Das Bild wurde in einem Ausmaß geliked und geteilt, den wir nicht für möglich gehalten hätten. Wir waren tatsächlich ein bisschen wie im Rausch, so sehr begeisterte uns die Resonanz. Herzlichen Dank an alle, die da beteiligt waren!

Mit diesem Bild wollten wir nachdenklich machen und zur Selbstreflexion anregen und hoffen, dass uns das auch ein bisschen gelungen ist. Wir selbst empfinden die auf dem Bild gestellte Frage durchaus als ernst und unbequem, wenn wir sie konsequent aus Pferdesicht beleuchten. Und wir persönlich müssen zugeben: Es gab Zeiten und Momente, in denen wir die Frage ehrlicherweise mit einem Nein hätten beantworten müssen…

Natürlich hatten wir, wie die meisten, immer „das Beste“ für unser Pferd im Sinn, aber wir sind dabei auch manchen Irrweg gegangen. Wir haben zum Teil abstruse Methoden angewandt und Zubehör verwendet, das wir heute ablehnen. Manchmal hat unser Ehrgeiz überhandgenommen und oft genug haben wir unsere Stimmungen an unseren Pferden ausgelassen und wurden ungerecht. Auch was die Haltung angeht oder in Fragen der Ernährung und Gesundheit haben wir Fehler gemacht und zum Teil schlechte Entscheidungen getroffen.

Waren wir uns all dieser Sachen bewusst? Nein, wohl nicht. Vielleicht hätte uns eine ehrliche und selbstkritische Auseinandersetzung mit der Frage auf dem Bild manches Mal schneller erkennen lassen, dass wir auf einem Holzweg waren, vielleicht auch nicht. Mit dem Blick auf unsere gemachten Fehler sind wir jedenfalls heute bereit, uns diese Frage selbstkritisch immer und immer wieder aufs Neue zu stellen: 

  • Lebt unser Pferd so artgerecht wie möglich? –> Hier geht es um Punkte wie Platz, Sozialkontakte, Möglichkeiten zum Pferd-Sein, Bewegungsanreize, pferdegerechte Ernährung, die es nicht krank macht, sinnvolle Beschäftigung, förderndes Training usw.
  • Haben wir Erwartungen und Ansprüche an unser Pferd, die es nicht erfüllen kann? –> Hier schauen wir auf Leistungen, die wir von unserem Pferd fordern und stellen in Frage, ob wir wirklich erwarten können, dass unser Pferd so „funktioniert“, wie wir es gern hätten. Und wir fragen uns auch, ob unser Pferd vielleicht Löcher in uns stopfen soll, die wir eigentlich anders heilen sollten usw.
  • Was müssen wir selbst noch lernen oder an uns trainieren, um unserem Pferd gerecht zu werden? –> Hier denken wir an reiterliche Mankos, aber auch fehlendes Wissen u.ä.
  • Sind wir im Umgang mit unserem Pferd fair und respektvoll? –> Oder fallen wir doch wieder in alte Muster und werden aus Ungeduld ungerecht oder unwirsch?
  • Nehmen wir unser Pferd in seiner ganz eigenen Persönlichkeit an? –> Oder versuchen wir ständig, es zu ändern?

Das Ziel kann sicher nicht Perfektion sein, aber für uns gehört eine tägliche Portion Selbstreflexion inklusive der Bereitschaft, wenn nötig auch Konsequenzen zu ziehen, dazu. Letztlich geht es darum, immer wieder neu dazuzulernen, um nicht vorschnell anzunehmen, alles sei schon gut, wie es ist – und genau dafür empfinden wir eine Frage wie auf dem Bild als sehr hilfreich.

6. Oktober 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse 2 Kommentare »

 

2 Reaktionen zu “Selbstreflexion, ja bitte!”

 

Von Birgit • 12. Oktober 2015

Das Logo müsste es als Aufkleber geben! Für Futtereimer, Stallschränke, Boxentüren, Reithallen, Zaunpfähle, Putzkästen, Leckerlieimer……

Das schreibe ich nicht, weil ich mich für besonders toll halte, sondern weil ich auch manchmal sagen müsste:“ Nein, gerade jetzt eben möchte ich bei mir nicht Pferd sein.“

 

Von Sybille • 13. Oktober 2015

Möchte ich mein eigens Pferd sein? Ganz ehrlich – nicht immer aber meistens schon.
Es gab Zeiten, da musste ich mich „aufraffen“, um zum Pferd zu fahren, weil alles zu viel war und solche Momente wird es immer mal geben.
Aber meistens freue ich mich, kann auch gern mal nur kuscheln, wenn ich beim Putzen merke, dass sie das gerade braucht. Ich habe die Box gern sauber und sie kann Sommer wie Winter raus.
Es gibt sicher Reiter, die ihr reiterlich mehr bieten können – aber ich glaube, ich sorge gut für ihre Bedürfnisse, arbeite mit wenig Druck aber (meistens) konsequent, lobe sie viel und Strafe heißt bei mir: Übung noch einmal wiederholen oder stehen und – wenn es ganz böse wird: Rückwärts gehen. Keine Sporen, keine Gerte zum Strafen! das liegt aber auch daran, dass sie nicht bockt und buckelt sondern meistens auch gern arbeitet und lernt.
Sie schaut mir freudig entgegen, pustet mich an und lässt sich gern bekuscheln, sie ist nicht schüchtern und ängstlich, eher selbstbewusst aber trotzdem brav im Umgang – ich denke das sind Zeichen, dass sie sich mit und bei mir wohl fühlt.
Bestimmt kann ich einiges besser machen und ich lerne gern dazu, aber alles in allem sind wir ein gutes Team.

 

 

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