Nicos erster Reitkurs
Von Petra Hamer
Heute wollen wir uns endlich mal wieder mit einem Nico-Bericht melden, denn es gibt Interessantes zu berichten: Nico hatte seinen ersten Reitkurs! Und zwar einen Kurs mit Carla Bauchmüller zum Thema Centered Riding, der bei uns auf dem Hof in Ellringen stattfand. Von Freitag bis Sonntag hat Nico also Alex jeweils am Vormittag und am Nachmittag reiten lassen und sich dabei super benommen.
Begonnen hat es auch gleich mit einer kleinen Herausforderung: Der erste Vormittagsunterricht fand nämlich zusammen mit einem zweiten, fremden Pferd in unserer doch recht kleinen Halle statt. Das war eine Premiere! Nach anfänglicher Irritation hat Nico sehr schön zugehört und ließ sich nicht mehr von dem fremden Pferd ablenken. Wir waren wirklich stolz auf unseren Kleinen.
Das Centered Riding wurde vor rund 30 Jahren von Sally Swift entwickelt (s. auch ihre beiden Bücher „Reiten aus der Körpermitte 1 + 2). Sally Swift erfand anschauliche, innere Bilder, die es uns Reitern leichter machen, Hilfen zu verstehen und korrekt anzuwenden.
Auch bei unserem Kurs ging es darum, den Menschen wirklich spüren zu lassen und durch kleine Veränderungen in Sitz, Wahrnehmung, Atmung und Gleichgewicht zu mehr Leichtigkeit zu finden und das Pferd noch besser verstehen zu lassen. Carla hat uns dafür ganz hervorragende innere Bilder gegeben und es war unglaublich, wie sehr diese Kleinigkeiten, die der Mensch veränderte, prompt auch bei den Pferden vieles zum Positiven veränderten.
Der weiche Blick
Wir fingen mit Trockenübungen am Morgen an. Zuerst ging es um den so genannten weichen Blick. Beim Reiten sollten wir möglichst nicht, wie wir es gewohnt sind, etwas mit dem Blick fixieren, sondern unseren Blick für die Weite öffnen und ganz weich werden lassen.
Dazu spürten wir zunächst in uns hinein, wie sich z.B. unsere Atmung veränderte, wenn wir etwas fixierten. Vielen fiel beim Fixieren auf, dass die Muskulatur nicht wirklich locker und losgelassen sein konnte. Man konnte nicht gut in sich hineinspüren und Spannungen und Festigkeiten erfühlen und auch die seitliche Wahrnehmung fehlte fast vollständig. Ganz anders beim weichen Blick: Hier atmete man tief in den Körper, konnte die Muskulatur und die Gedanken loslassen und Verspannungen bei sich und den Pferden viel besser wahrnehmen.
Um wirklich losgelassen zu reiten und gleichzeitig die Pferdebewegungen, den eigenen Körper und das Umfeld wahrzunehmen, ist dieser weiche Blick sehr wichtig.
Die richtige Atmung
Danach ging es um die Atmung. Wir übten unterschiedliche Atemtechniken und schauten, was sie mit uns (und später mit dem Pferd) machten.
Fand die Atmung rein im Brustbereich statt, hatte man das Gefühl zu schwanken und den Schwerpunkt weit oberhalb des Bauchnabels zu haben. Dass Pferde dieses als unangenehm empfinden, kann man sicher gut nachvollziehen. Unsere Pferde zeigten uns jedenfalls deutlich, dass auch sie sich nicht wohlfühlten, wenn wir so atmeten. Die reine Bauchatmung ist zwar angenehm entspannend, es ist damit aber oft schwieriger, die richtige Körperspannung für das Reiten zu finden.
Für die optimale Atmung half uns das Bild eines Regenschirmes, der sich im Rippenbereich mit der Atmung öffnet und schließt. Dieses sollte er nach Möglichkeit gleichmäßig ohne zu stocken tun.
Schön und ein besonderes Erlebnis war es, mit dem Pferd zusammen zu atmen. Wir legten uns dazu auf den Pferdehals und versuchten, einen gemeinsamen Atemrhythmus zu erreichen. Mein (Leih-)Pferd hielt zuerst den Atem an, atmete dann ganz tief ein und aus, ließ den Hals fallen und entspannte.
Squaredance
Eine weitere, sehr spannende Übung war der „Squaredance“.
Mit weichem Blick führten wir vorausschauend unseren menschlichen Partner. Es ging vorwärts, rückwärts, seitwärts und es wurde angehalten. Gut konnte man sich in die Pferde einfühlen, die oftmals unvorbereitet mit Kommandos überfallen werden und irgendetwas schnell ausführen sollen, ohne dass der Mensch wirklich weiß, was er selbst möchte.
Visualisiert der Führende hingegen klar, was er tun wird, fühlt man sich gut aufgehoben und kann so vertrauen und die Bewegungen werden zu einem gemeinsamen Tanz.
Und eine Lektion für Nico
Nico sollte lernen, die abwendenden Hilfen besser zu verstehen, da er manchmal doch noch recht bollerich seinen eigenen Weg sucht.
Wieder gab Carla uns innere Bilder, die wir mit der Pferdebewegung erfühlen durften. Wir fühlten in unsere Hüfte hinein und bekamen das Bild, rückwärts Fahrrad zu fahren: Zwei gleichmäßig große Kreise bewegten sich in harmonisch gleichmäßiger Bewegung rechts und links im Becken rückwärts.
In den Kurven und Wendungen verändern sich diese gleichmäßigen Kreise und werden oval. Und tatsächlich spürten wir in der Wendung deutlich an der äußeren Beckenseite eine liegende ovale Form und mit der inneren Beckenseite war eine stehende ovale Form zu spüren. Wenn wir nun gedanklich im Geradeaus diese ovalen Formen im Becken visualisierten, dann, siehe da, wendeten die Pferde ab! Für alle war es verblüffend, nur durch Gedanken, also ohne weitere Hilfen abwenden zu können.
Und so war dieser Kurs wirklich ein bereicherndes und außergewöhnliches Erlebnis. Jede Teilnehmerin hatte Themen, an denen sie arbeiten konnte, und Carla hatte für jedes Thema ganz spezielle Bilder. Wir drei hatten jedenfalls viele AHA Erlebnisse und möchten gerne bald wieder einen solchen Kurs besuchen.
4. November 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Jungpferdausbildung, Reiten • 2 Kommentare »