Etwas wiedergefunden…

Vor einer Weile schrieb ich hier über eine neue Herausforderung für mich: dem Nichtstun. Damit meine ich, zu seinen Pferden zu gehen, ohne etwas zu wollen, ohne etwas zu planen, sondern einfach nur um bei und mit ihnen zu sein.

Ich übe mich nun schon einige Zeit genau das und merke, dass es mir immer leichter fällt und selbstverständlicher wird. Es ist ein neuer Lernweg und ich bin inzwischen einfach nur gespannt, wohin er mich bzw. uns führen wird. Während ich am Anfang das Gefühl hatte, etwas aufgeben zu müssen, also etwas zu verlieren (nämlich das Reiten, das „Arbeiten“, das Trainieren, eben mein gewohntes Tun mit den Pferden), stelle ich nun fest, dass ich ganz viel bekomme.

Ich achte viel mehr darauf, wie mir meine Pferde entgegen kommen, was sie ausstrahlen, was sie vorschlagen und wie sich das jeweilige Miteinander an diesem Tag anfühlt. Anthony entspannt sich zusehends und ist inzwischen oft der Erste am Gatter!

Allem voran finde ich darüber hinaus etwas wieder, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich es verloren hatte. Und das ist meine kindliche Liebe zu den Pferden.

Wie es anfing

Als Kind war ich einfach nur selig, wenn ich zu Pferden konnte. Es war mir vollkommen egal, ob ich nur am Zaun stand, ob ich anderen bei ihrer Arbeit mit den Pferden zuschauen konnte, ob ich Nasen streicheln oder selbst etwas mit den Pferden machen konnte. Entscheidend war, bei ihnen sein zu können. Ich wusste nichts von Trainingsanforderungen, Richtlinien oder korrektem Gymnastizieren, ich liebte sie einfach nur auf eine vollkommen reine und bedingungslose Art.

Später hatte ich dann Pflegepferde und da war die Situation zum großen Teil die, dass andere etwas mit den Pferden machten und ich mithalf, dass sie das tun konnten. So führte ich z.B. an Wochenenden mein Pflegepony oft stundenlang im Kreis, damit kleine Kinder darauf reiten konnten. Oder ich machte meine Pflegestute für den Unterricht fertig. Ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben soll, aber damit war ich gleichsam auf einer Ebene mit den Pferden. Wir verrichteten gemeinsam einen Job. Es waren nicht meine Pferde, ich hatte kein Mitspracherecht und ich wurde ebenso brutal ausgenutzt wie sie – und so war auch in dieser Phase das Miteinandersein das, worum es mir ging. Ich konnte mir keine Ziele mit den Pferden setzen, da ich sie kaum reiten oder etwas entscheiden durfte, ich konnte die Pferde nicht trainieren, ich bin nicht auf Turniere gegangen. Finanziell konnte ich mir hin und wieder eine Reitstunde leisten, aber die Hauptzeit verbrachte ich „nur“ mit ihnen.

Dann kamen die Ziele

Das alles änderte sich, als ich mit Aramis mein erstes eigenes Pferd bekam. Nun hatte ich also ein Pferd und war verantwortlich. Und ich wollte alles gut oder ja, natürlich am liebsten noch besser als alle anderen machen. Es gab plötzlich Trainingsziele, Dinge, die ich erreichen wollte und vieles, das es zu beachten gab. Ich wollte, dass mein Pferd gesund und fit ist und legte einen großen Schwerpunkt auf das korrekte Gymnastizieren und das Training. Damit veränderte sich sehr viel. Das steigerte sich natürlich, als wir „Wege zum Pferd“ aufbauten, da ich nun auch noch als Pferdefrau in der Öffentlichkeit stand.

Erst jetzt, wo ich mich durch Anthony darin übe, einfach nur bei meinen Pferden zu sein, ohne etwas zu wollen, ohne zu trainieren, ohne zu arbeiten, wird mir bewusst, wie sehr ich meine kindliche Liebe zu ihnen verloren hatte. Diese Erkenntnis ermöglicht es mir, in gewisser Hinsicht an den Anfang zurückzugehen. Und das ist schön!

Zurück zur Wurzel

Ich spüre wieder die hibbelige Vorfreude darauf, zu den Jungs fahren zu können, so wie ich sie als junges Mädchen immer hatte. Ich lerne, Pferde wieder zu sehen, ihre Schönheit wahrzunehmen, ihr wundervolles Sein, alles, wofür ich sie liebe. Ich merke, dass ich mir wieder mehr Zeit nehme im Stall, statt zuzusehen, wie ich mein Programm für beide in meinen eh engen Zeitplan bekommen kann. Wie viele Stunden täglich war ich als Kind bei den Pferden, egal ob es etwas zu tun gab oder nicht – und wie zackizacki habe ich dann später oft die Stallzeit erledigt…

Ich merke, dass alte Wunden zu heilen beginnen: Zum Beispiel meine ganz frühe Verzweiflung über die Ohnmacht, die ich erlebte, weil andere über die Pferde entschieden, die ich liebte, oder auch meine ständige Angst, etwas falsch zu machen mit meinen Pferden und die daraus resultierenden vollkommen überzogenen Ansprüche an mich selbst. Heilen tut auch langsam der Groll, den ich oft auf mich hatte, weil ich durchaus nicht immer im Sinne meiner Pferde gehandelt habe.

So stelle ich fest: Manchmal kann ein Zurückgehen ein Fortschritt in der eigenen Entwicklung sein. Denn so empfinde ich es im Moment: wieder in Kontakt mit der kindlichen Liebe zu den Pferden zu kommen, ist kein Rückschritt, sondern es ist ein Weiter- oder vielleicht sogar ein Ankommen. Und auch meine Pferde scheinen es so zu sehen, denn nie waren sie mir gegenüber offener, sanfter und fröhlicher. Nie habe ich eine so intensive Beziehung zu ihnen gespürt, wie im Moment.

Und an dieser Stelle gilt mein Dank vor allem Anthony, ohne den ich diesen Weg wohl nicht gefunden hätte. Danke, Kleiner, dass Du mich so unbeirrt zu dem führst, auf das es eigentlich ankommt.

Die Jungs

30. September 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang 18 Kommentare »

 

18 Reaktionen zu “Etwas wiedergefunden…”

 

Von Gudrun • 1. Oktober 2014

eines meiner Lieblingssprüche:
„jedes Pferd hat es verdient, einmal in seinem Leben von einem kleinen Mädchen geliebt zu werden“

ich hadere oft mit mir über „das Wissen“. „Wissen“ ist gut, weil aus Unwissen sehr viele Fehler gemacht werden können. „Wissen“ ist interessant, sei es jetzt Verhaltensbiologie, Anatomie, usw …..
Aber manchmal hab ich das Gefühl „Wissen“ kann auch störend sein, weil es einem den direkten, einfachen Zugang verbaut, man das Wesentliche übersieht, man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.
Kann man es wirklich schaffen, diesen unschuldigen, kindlichen Zugang zum Pferd wiederzufinden, „Das Wissen“ auszublenden?????

Liebe Grüße
Gudrun

________________________________

Hallo Gudrun,

ich für mich glaube, dass es nicht darum geht, das Wissen auszublenden, denn Wissen an sich ist ja nichts Schlimmes. Was ich aber wieder loszulassen versuche, sind z.B. Ansprüche oder Erwartungen, gesetzte Ziele usw. Und das gelingt mit immer besser.

Herzlich,
Tania

 

Von Chevalie • 3. Oktober 2014

Liebe Tania,

schön, dass ihr zurück seid! Und danke für diesen Text. Wie so oft bringst Du genau auf den Punkt was auch ich vor kurzem wieder entdeckt habe. Ich habe aus diesem Grund meinen Blog angefangen, weil ich zurückfinden wollte zu dieser Unbeschwertheit, dieser Leichtigkeit und bedingungslosen Liebe, die man als Kind den Pferden entgegen bringt. Natürlich haben wir jetzt eine andere Verantwortung und Wissen ist unerlässlich. Aber muss das zur Folge haben, dass wir vergessen Spaß mit unseren Pferden zu haben? Ich glaube nicht, aber dieser Zustand, den Du jetzt gerade erreicht hast, das ist für Erwachsene ein sehr zerbrechlicher Zustand. Pass gut auf ihn auf, denn wir neigen dazu uns immer wieder vom Ehrgeiz oder „aber ich muss doch“ dazwischen funken zu lassen. Ich habe zumindest immer wieder Tage an denen es mir nicht gelingt mit dieser inneren Einstellung zum Pferd zu fahren. Manchmal fahre ich dann lieber gar nicht. Denn auch mein kleiner Massoud zeigt mir dann sehr deutlich was er davon hält. Aber immer öfter gelingt es mir eben doch. Und wenn wir dann einfach zusammen über die Weide tollen oder ich im Gras sitze und er neben mir schnaubt, dann weiß ich, dass das der richtige Weg ist. Erstaunlicherweise schaffen wir es auf diese Art auch noch ganz nebenbei jede Menge zu lernen. Und es fühlt sich gar nicht wie Arbeit an. 🙂

Liebe Grüße,
Sophie

 

Von Margot • 5. Oktober 2014

Liebe Tania,
danke für den schönen Artikel. Ich vermute, ich bin gerade an einem ähnlichen Punkt. Der Reitplatz, den ich in dem Stall habe, in dem ich seit einem Jahr bin, ist ein bisschen bucklig, so dass Dressurreiten nur schwer möglich ist. Zumindest tat mein Pferd sich immer schwer. Irgendwann war es nur noch frustrierend. Da der Sattel auch neu gemacht werden muss, reite ich gerade im Westernsattel, den ich noch übrig habe und der sehr gut passt durch die Gegend. Und endlich lerne ich wieder loszulassen, nicht zu müssen, einen Ausritt zu genießen. Die kleinen Erfolge auf dem Reitplatz machen mich total glücklich und ich achte vermehrt darauf, dass meine Anforderungen auf dem Boden durchführbar sind. Nachdem der Sattler gerade sehr ausgebucht ist, beobachte ich, was passiert. Mit mir und dem Pferd.
Das mit dem Nichtstun muss ich aber noch üben… .
Alles Liebe,
M

 

Von Gabriele • 6. Oktober 2014

Danke Tania, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst.
Dein Artikel berührt mein Herz!

 

Von Dörte • 6. Oktober 2014

Hallo Tanja,

welche Freude, am Morgen diesen Artikel zu lesen.

Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, mit Kühen, ihren Kälbern, Schweinen, Hühnern, Gänsen, Katzen und Hunden…. das war sehr gut für mich, weil ich das, was Du aus Deiner Kindheit beschreibst, jeden Tag hatte.

Ja, es gab auch sehr schwere Tage, wenn meine Lieblingsschweine, die ich mit der Flasche aufgezogen hatte, erwachsen waren und getötet wurden… oder meine Lieblingskuh, auf der ich in Ermangelung eines Pferdes geritten bin, zu alt und nicht mehr tragend wurde…
Ein Bauernhof ist kein „Ponyhof“.

Aber genau wie Du habe ich beim Erwachsenwerden diesen Zustand, des im Hier und Jetzt und ohne Erwartungen zu sein nicht mehr so leicht herstellen können.

Anfangs war meine rohe dreijährige Haflingerstute bei mir Zuhause und ich hatte an mich keine Erwartungen, außer sie kennenzulernen und ihr zu zeigen, das sie nicht nach Menschen schlagen muß, wenn diese ihre Hinterhand berühren. Das ist mir auch ganz gut gelungen.

Leider mußte ich sie später in einen Pensionsstall stellen und dann haben die anderen natürlich angefangen zu reden…die muß aber mal langsam geritten werden…naja, das kennt ihr ja alle.

Ich habe das zum Glück nicht gemacht und auch gut gemeinte Hilfeangebote abgelehnt, bis sie 5 oder 6 war und sie dann langsam daran gewöhnt, mich zu tragen.
Vorher Bodenarbeit, natürlich.

Dann habe ich sie einer Profireiterin meines Vertrauens zur Ausbildung überlassen und bin auch dort hingefahren, wenn meine Zeit es zuließ.
Die Trainerin hat mir gleichzeitig Unterricht auf ihren Pferden gegeben und als mein Pony nach etwa 4 Monaten die Basics des Reitens verstanden hatte, durfte ich einmal kurz auf ihr reiten, um zu sehen, ob ich schon so weit bin und wie wir beide miteinander zurecht kommen.

Das war sooo aufregend und schön, mein Pony hat mich getragen und ganz aufmerksam und fein auf mich reagiert.
Wir hatten jetzt eine neue gemeinsame Sprache entdeckt.

Mein Ehrgeiz hält sich in Grenzen, aber ich habe Angst etwas falsch zu machen und bin deshalb oft nicht so entspannt im Hier und Jetzt.
Außerdem habe ich natürlich, wie viele Menschen in meinem Alter (Ü 50) sehr viele schlechte Reitlehrer gehabt…
Auch ich denke oft, ich müßte dieses oder jenes machen um mein Pferd gesund zu trainieren…

Seit einigen Jahren habe ich mein Pferd wieder Zuhause, anderes Zuhause und reite so gut wie gar nicht mehr auf ihr… doch, ich reite andere Pferde…ich habe keine Angst, mich auf mein Pferd zu setzen, sie ist ganz lieb und auch wenn sie wochenlang im Offenstall nur gechillt hat, macht sie keinen Blödsinn.

Aber: Mir fällt es schwer, keine Erwartungen an mich zu haben und Anja ist sehr feinfühlig, sie ersetzt mehrere Psychotherapeuten 🙂
Wenn ich nämlich nicht in diesem GUTEN psychischen Zustand bin schaut sie mich zwar ganz aufmerksam an, kommt aber nicht, wenn sie doch gekommen ist und ich komisch drauf bin, geht sie wieder…
Das ist natürlich sehr frustrierend, wenn sich jemand einfach umdreht und weg geht… aber, selber schuld.

Ich arbeite an mir. Das Pony ist perfekt.

Gestern Abend z.B. war ich noch einmal bei ihr, nur um sie und ihren Freund anzuschauen.
Sie wollte gerne gebürstet werden und dann auch auf den Platz, auf dem wir versuchen, den LK umzusetzen.
Leider war es schon dunkel und der Platz ist ein wenig holperig, so das ich sicher gestolpert wäre…

Ich habe das auf morgen, also heute vertagt und mich gestern Abend ganz doll über ihre Motivation und über das Zusammensein mit ihr gefreut.

LG von Dörte
und vielen Dank für Eure homepage und den newsletter

 

Von Antje • 6. Oktober 2014

Absichtslosigkeit – magisch im Umgang mit den Pferden, mit anderen Menschen und, nicht zuletzt, mit sich selbst. Luxus in einer Welt der Zielerreichung, schneller, höher, schöner, teurer, besser. Absichtslos – mein Pferd macht es mir vor. Ich versuche ein guter Schüler zu sein. Ach nein, Mist, schon wieder eines Absicht, ein Ziel. Weg damit!
Ich wünsche euch ein schönes Leben.

 

Von Monika • 6. Oktober 2014

Liebe Tania!
Dein schöner Artikel geht wieder mal mitten ins Herz. Kurzgeschichte: Erst bin ich heftig beim Reiten gestürzt, was mich sehr ängstlich gemacht hat. Dann ist mein Hafi beim Toben gestürzt und hatte seitdem Rückenprobleme. Die „netten“ Mitmenschen drängten natürlich trotzdem darauf, ihn einzureiten und der Druck wuchs und wuchs. Also Bereiterin kommen lassen und ich könnte sie heute noch für ihren prägenden Satz umarmen: „Kein Pferd will wirklich geritten werden.“ Mit diesem Satz war jeglicher Druck weg und seitdem habe ich alles umgestellt. Ich habe das große Glück, dass mein Kleiner vor der Haustür steht und was gibt es Schöneres, als mal eine kleine Auszeit zu nehmen und einfach nur bei ihm zu sein. Wir lieben Bodenarbeit und er zeigt mir sehr eindeutig, ob er Lust hat und wie ich drauf bin. Ich habe so viel von ihm gelernt und bin dankbar, dass mir der Druck schon vor mehreren Jahren genommen wurde. Klar denke ich manchmal wehmütig daran: mit über 40 endlich ein eigenes Pferd und ich werde niemals auf ihm reiten können. Aber dann gehe ich zu ihm, er berührt mich mit seinem warmen Mäulchen und sagt mir: „Wir sind doch zusammen, was will man mehr.“ Und er hat Recht. Ohne Druck und Anspruch ist man viel freier und entspannter, ähnlich wie ein Kind, das noch keinen Streß in dieser schnelllebigen Welt kennt. Und auch mein Hafi ist glücklich und unbedarft, tobt über die Koppel und hat jede Menge Spaß, auch ohne geritten zu werden. Ich genieße jeden Tag mit ihm und mit Euren Denkanstößen kann ich das auch immer bewußter. Vielen Dank für Eure schönen Texte.

Liebe Grüße
Monika

 

Von Eveline Wildhaber • 6. Oktober 2014

Hallo Tanja
Herzlichen Dank für deine Offenheit. Du hast mir mit diesem Artikel Mut gemacht, dass es nicht nur am Erwachsensein liegt, sondern, dass es eine Möglichkeit gibt, diesen Zugang zu den Tieren, den ich als Kind uneingeschränkt hatte, wieder zurück zu gewinnen

 

Von Eva • 6. Oktober 2014

Hallo Tanja,

mit meinem ersten eigenen Pferd gerate ich offenbar gerade in eine ähnliche Haltung wie du damals mit Aramis: Ich möchte nichts falsch machen und mein Pferd möglichst gut trainieren. Für gute Rahmenbedingungen (Offenstallhaltung, eine nette kleine Herde etc.) habe ich gesorgt, aber nun mache ich mir – trotz wöchentlicher Unterstützung durch eine Trainerin – ständig Gedanken: habe ich den richtigen Hufschmied,ist mein Pferd zu dick, muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich es nicht jeden Tag zum Pferd schaffe, ist es ok, dass ich sie wenig traben lasse bei der Bodenarbeit (weil sie da noch so schief und ungesund läuft) und den Fokus auf Stellen, Biegen, Führen, Stangenarbeit im Schritt lege usw. usw. Noch schlimmer wird mein innerer Dialog, wenn andere zugucken und ich das Gefühl habe, ich mache viel zu wenig mit meinem Pferd, nur so Detailarbeit im Schritt und dann noch ständig Pause und Loben… Einfach nur hinfahren und nichts machen? Derzeit undenkbar – Da bekomme ich gleich ein schlechtes Gewissen, dass ich mein Pferd nicht ausreichend bewege…

Wäre es wirklich ok, einfach nur bei ihr zu sein, obwohl sie neu bei mir ist und wir doch noch sooooo viel zusammen lernen und machen müssen??? Ich bin erwachsen, ich kann und sollte mir diese Erlaubnis selbst geben – derzeit gelingt es mir leider (noch?) nicht.

Ich würde mich über ein kurzes Feedback von dir freuen… Danke und lieben Gruß! Eva

 

Von Tania Konnerth • 6. Oktober 2014

Ein herzliches Dankeschön für all Eure tollen Kommentare – ich freue mich sehr!

@Eva: Auch ich kann Dir keine Erlaubnis geben. Aber einen Gedanken: Wer sagt denn eigentlich, was wir müssen?

Warum fragen wir nicht viel öfter unsere Pferde und hören auf sie und auf unseren Bauch, der oft auch ganz viel weiß. Ich wünschte, ich hätte schon früher meiner Intuition vertraut und nicht nur meinem Kopf.

Herzliche Grüße an alle,
Tania

 

Von Elenora • 6. Oktober 2014

Hallo,

bis her habe ich nur mitgelesen und mir Anregungen geholt, doch jetzt möchte ich mich auch mal zu Wort melden:

Ich habe seit knapp zwei Jahren mit meiner Schwester ein Kleinpferd. Damals waren wir 17 und 14 und unsere Eltern haben so gut wie keine Ahnung von Pferden. Es lag also viel Verantwortung auf meinen Schultern. Die Pferde haben mir oft gesagt/gezeigt, dass ich intuitiv richtig gehandelt habe.

Aber mit dem eigenen Pferd ging es nicht immer so gut, wobei da noch dazu kam, dass z. B. meine Reitlehrerinnen (vorherige Pferdebesitzer) mir schnell die Tierquälerei unterstellten. Da war ich tief getroffen und es viel mir schwer, objektiv mit diesem Vorwürfen umzugehen, zumal ich das Gfühl hatte, mich vor ihnen beweisen zu müssen.

Über einen langen und sehr steinigen Weg ging es dann doch besser und sie wurde der beste Lehrmeister für mich. Sie hat bringt mir einen höflichen und respektvollen Umgang mit Pferden bei und ich glaube ich bin eine sehr schlechte Schülerin… Aber ich gebe mir Mühe!

Nun zum Kind sein:
Ich habe schon sehr früh versucht, das Kind in mir zu erhalten, aus Angst davor, erwachsen zu werden. Und ich habe es geschafft, die Eigenschaft zu erhalten zu staunen und zu hinterfragen, auch wenn ich es physikalisch oder chemisch mittlerweile erklären kann.
Es ist sehr schön, immer wieder zu versuchen, kindlich zu sein. Das tut gut und ist jedem zu empfehlen!

Auch eine ähnliche Geschichte, kann ich den Glück suchenden mit auf den Weg geben:

Versuchen, die Umgebung mit fremden Augen zu sehen.

Beispiel beim Ausritt. Da gibt es unweigerlich Wege die man oft reitet. Da versuche ich, mir vorzustellen, dass ich das erste Mal da lang reite und wie ich gespannt sein würde, was hinter der nächsten Kurve kommt.

Anfangs sehr schwierig, mit der Zeit aber sehr schön, da man das Gelände zumindest kurze Strecken, jedesmal neu entdeckt. – da wird es nicht langweilig!

Versucht es mal!

Einen schönen Abend und viele harmonische Momente mit dem Pferd,
wünscht Eleonora

 

Von Elenora • 6. Oktober 2014

Nachtrag:

Das „Zum Ersten Mal Sehen“ geht nicht nur bei Wegen, auch bei allen anderen Sachen, wie dem eigenen Pferd. Da wird dann einem bewusst, wie hübsch es doch ist, wie liebe Augen es hat,… Da verliebt man sich direkt wieder!

 

Von Verena • 7. Oktober 2014

Liebe Tanja,
wunderschön. Und es deckt sich so sehr mit meinen eigenen Erfahrungen, die ich mit meiner Stute gerade mache.
Danke, dass du so passende Worte dafür findest:)

Alles Liebe
Verena

 

Von Eva • 7. Oktober 2014

Liebe Tanja,

vielen Dank für dein Feedback. Du hast natürlich recht, auch wenn ich gern eine Erlaubnis von anderen haben würde, um es mir einfacher zu machen… Aber richtig wäre das natürlich nicht. Ich versuche also weiter, an mir zu arbeiten und immerhin bin ich mir ja schon bewusst, wo ich mir selbst im Weg stehe;-).
Ich habe gestern versucht, mich in meine Stute einzufühlen und festgestellt, dass sie sich wohl fühlt auf der Weide und in der Herde. Sie hat mir nicht das Gefühl vermittelt zu wenig Bewegung zu haben… Und bei unserer Detailarbeit auf dem Platz hat sie noch ganz viel Sorge wegen ungewohnter Geräusche und Bewegungen drumherum und gruseliger Ecken. Kein Wunder also, dass sie sich im Trab nicht konzentrieren kann und schief läuft… Wenn ich dagegen so kleine Lernschritte mit ihr mache, dass ich sie ganz viel loben kann, entspannt sie sich, seufzt tief auf und guckt nicht mehr so besorgt. Außerdem fühle ich mich auch viel wohler, wenn ich viel loben kann!

Ich werde versuchen, mehr auf meine Intuition zu achten und mich von den äußeren „Man-Muss-Regeln“ zu lösen.

Vielen Dank für deine vielen Anregungen und tollen Texte, die mich immer wieder berühren und zum Nachdenken anregen. Eva

 

Von Eva • 8. Oktober 2014

Nachtrag: Und wenn ich mich mehr auf meine guten Vorsätze eingelassen hätte und wirklich auf mein Pferd und meinen Bauch gehört hätte, wäre ich gestern nicht auf dem Reitplatz in ein Gewitter geraten!! Denn meine Süße hatte das natürlich schon längst gemerkt und auch versucht mir zu zeigen! Und mein Kopf dachte, oje die spinnt, du musst dich wohl mal wieder durchsetzen… Sorry, Süße! Es gibt noch so viel zu lernen für mich! Ich gebe mein Bestes:-)

 

Von Constanze • 8. Oktober 2014

Liebe Tanja,
vielen Dank für diesen Artikel und für deine Fähigkeit, dich so zu reflektieren, dass du dein Gefühle so wunderbar in Worte fassen kannst. Du sprichst mir aus der Seele, auch ich kenne so genau dieses Gefühl etwas aufzugeben, wenn man mal nicht reitet etc. ich habe an den Bodenarbeitstagen auch bemerkt, dass ich denn unterbewusst auch mindestens wollte, dass alles „klappt“. Durch deinen Artikel „Nichtstun“ wurde ich bestärkt eben einfach das Zusammensein zu genießen und keine Ziele zu haben, so ging ich mit meiner Stute einfach in die leere Halle und habe geguckt was passiert, ich glaube sie war auch etwas überrascht. Nicht dass ich sonst viel verlangt habe, aber ich wollte zumindest, dass sie über eine Stange geht, wenn ich das möchte z.B. Jetzt gehe ich einfach in der Halle spazieren und meistens trottet sie neben mir her, wenn sie etwas anderes gucken will, dann gehe ich weiter und lasse sie, nach einer Weile folgt sie mir wieder. Und wenn es sich ergibt, bleibe ich stehen oder gehe einen Kreis oder rückwärts und sie macht es mit mir, aber nicht mit Aufforderung sondern einfach so. Ich fühle dann so eine Nähe aber mit der Freiheit und dem gegenseitigen Vertrauen. Seit ich es so mache, habe ich das Gefühl, dass wir uns gegenseitig auch beim Reiten, viel besser zuhören können.
Danke für diese Seite
Constanze

 

Von Beatrice • 8. Oktober 2014

Ein wunderschöner Beitrag.
Vielen Dank!
Liebe Grüsse,
Beatrice

 

Von Chrissie • 22. Oktober 2014

Du sprichst mir aus der Seele……!
Du hast das in Worte gefasst was ich nicht erklären konnte.
Lieben Dank und viele Grüße,
Christiane

 

 

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