Tierarztbesuch, die zweite

Ich hoffe, Ihr mögt sie noch lesen, meine momentanen Geschichten von Anthony? Ich muss das einfach teilen, weil ich sonst vor Freude platze! So lange habe ich versucht, dieses Pferd zu knacken, damit er ein bisschen fröhlicher und positiver durchs Leben gehen kann, und nun erlebe ich einen Wandel, den ich nicht mehr für möglich gehalten habe. Und das soll in die Welt! 😀

Wie die Überschrift schon sagt, kam es zu einem zweiten Tierarztbesuch, da das Hufgeschwür leider noch mal wiederkam. Und diese Behandlung fand nun wirklich unter erschwerten Bedingungen statt:

  1. war am Vormittag ein neues Pferd in die Herde gekommen (da fiel die erneute Lahmheit überhaupt erst auf, sonst hätten wir mit der Eingliederung natürlich noch gewartet).
  2. waren die Pferde, kurz bevor der Tierarzt kam, auf die Weide gelassen worden (sie kommen nur stundenweise auf die Wiese, so dass ihnen diese Zeit natürlich besonders kostbar ist).

Ich holte also Anthony aus der Herde raus, damit der Tierarzt seinen Huf untersuchen konnte. Ich erwartete keine Begeisterung, sondern eher schlechte Laune. Aber weit gefehlt! Mein Kleiner trabte (trotz Hufgeschwür) fröhlich neben mir her mit einem Gesichtsausdruck à la „Oh, was machen wir Schönes?“ (…und ja, es geht um Anthony 😉 )

Behandelt haben wir ihn durch einen E-Zaun getrennt von den anderen. Gerade als der Hufverband angelegt wurde, begann die Herde das Toben, der Neue wurde gejagt. Anthony sah das, vor allem auch, dass Aramis beteiligt war und wurde natürlich unruhig. Früher hätte mir sein Blick gesagt, dass wir das Ganze gleich vergessen können, weil er sich losreißen würde. Wenn Anthony etwas nicht wollte, konnte man nicht viel ausrichten, diese Erfahrung hatte ich oft genug gemacht…

Ich clickerte also den nächstbesten ruhigen Moment und hatte wirklich schlagartig ein aufmerksames Pferd. Obwohl alle Pferde zu uns gerannt kamen, quietschten und tobten, konnte der Hufverband angelegt werden. Ich musste weder am Strick reißen, noch schimpfen. Nur weiter clickern, wenn er bei mir war – und das war er auf eine ganz rührende Weise, denn natürlich wollte er eigentlich zu den anderen – wer hätte ihm das auch verübeln können – aber immer wieder richtete er sich auf mich aus. Ich hätte ihn knutschen können. 

Tja, und sei das noch nicht genug gewesen, saß übrigens auch noch eine fette Rinderbremse auf seinem Schlauch, die er wirklich gerne weggehabt hätte… Er hielt trotzdem den Huf hoch und ließ den Tierarzt weiterarbeiten. 

Vielleicht mögen diese Geschichten auf manch einen von Euch übertrieben wirken, aber ich berichte von ihnen, weil es wirklich genauso war. Und weil ich so lange so skeptisch war, was das Clickern angeht. Weil ich diese Veränderungen, die ich da erleben darf, noch immer nicht ganz fassen kann. Und weil ich mich so sehr darüber freue und unglaublich dankbar bin.

Mein Kleiner, Dein Ja öffnet mein Herz!

Anthony

10. Juni 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Umgang 12 Kommentare »

 

12 Reaktionen zu “Tierarztbesuch, die zweite”

 

Von Chevalie • 11. Juni 2014

Jaaa! Unbedingt mehr von Anthony. Ich kann Deine Gefühle so gut nachvollziehen. Meine ehemalige Reitbeteiligung war genauso. Ein umwerfendes tolles Pferd, aber ich habe ihn so selten wirklich leuchten sehen… Mit meinem kleinen Soudi ist das ganz anders geworden. Ich gestalte unser Training von Anfang an positiv und er strahlt. Und ich strahle mindestens genauso, wenn ich in diese fröhlichen Pferdeaugen gucke… 🙂 Gern mehr Anthony-Geschichten!

 

Von Tine • 14. Juni 2014

Ich kann das so gut nachvollziehen, man kann es gar nicht oft genug betonen, clickern macht Mensch und Pferd glücklich, ich spreche da aus Erfahrung, ich habe mich lange damit rumgeplagt, ob das Clickertraining der richtige Weg ist, hatte viele unschöne Erfahrungen machen müssen, mit Trainern, die davon nichts halten, heute bin ich der Überzeugung, nie mehr Training ohne clickern!!! Auch wenn man ein Exot ist, die meisten einen für bekloppt halten, es ist ein wunderbarer Weg, mit dem Pferd zu kommunizieren, und es lohnt sich immer!
Danke, das du deine Erfahrung mit uns teilst!

 

Von Dagi Zenger • 16. Juni 2014

Wenn es auch übertrieben klingt, es ist nicht übertrieben!
Ich mache immer wieder solche Erfahrungen. Ich bin sowieso auf dem Tripp, wieviel reiten tut dem Pferd gut, und: will mich mein Pferd jeden Tag rumtragen und wielange….

Es ist unglaublich was sich einem da so offenbart. Es macht alles nicht einfacher, aber interessanter und schöner.

Liebe Grüsse
Dagi

 

Von Birgit • 16. Juni 2014

Unbedingt mehr! Das ermutigt. Ich she die veränderung täglich im Blick meiner alten hilflosigkeits-Stute. Und im Moment überlege ich ganz intensiv, ob ich mit unserm Jungpferd nicht auch clickern soll. Der Kerl muss schon sehr früh krankheitsbedingt den Ernst des Trainingslebens kennenlernen und fand das nicht immer lustig, sondern oft sehr anstrengend. Vergleichbar mit einem Kind, dass schon in frühester Jugend anstrengende und schmerzhafte Krankengymnastig machen muss. Oft hat er keine Lust an Anstrengung und ich habe schon manches mal darüber nachgedacht, ob ihn clickern mehr motovieren würde und ihm mehr Spaß an der Bewegung geben würde.

 

Von Nina • 16. Juni 2014

Jaa, wenn das so positiv klingt, dann muss ich das auch probieren. Aber wie mache ich denn das, wenn ich die Longe in der Hand habe, die Gerte und den Klicker?
Wahrscheinlich habt ihr das schon irgendwo beschrieben, muss noch mal nachlesen. Oder soll ich erst mit Freiarbeit anfangen? Vom Prinzip her vorstellen kann ich es mir ja schon. Aber bisher hab ich doch gedacht, ich hab dann die Hände zu voll..und es müsste doch auch reichen, wenn ich JA! oder GUT! sage..
Was denkt ihr, warum ist das so ein Unterschied in der Motivation? Und nach jedem Klick gibt es ein Leckerli?
So viele Fragen..
Liebe Grüße, Nina

 

Von Monika • 16. Juni 2014

Liebe Tania! Schön, dass Du Deine Freude immer mit uns teilst. Das ermutigt und bestätigt.
Ich klickere seit etwas über einem Jahr und es ist einfach toll, wie leicht jetzt so viele Sachen geworden sind. Entspannung bei Pferd und Mensch.

An Nina: Ich habe einen tollen Clicker am Handgelenk baumeln. Wenn es also zu viel wird mit Longe, Clicker und Gerte, kann man ihn einfach kurz loslassen, er fällt nicht runter und man kann ihn schnell wieder einbeziehen. Am Anfang gab es für jeden Click ein Leckerli, aber jetzt findet meiner schon ein Streicheln oder liebes Wort nach dem Click toll. Leckerlis gibt es natürlich weiterhin, aber nicht mehr in der Fülle wie am Anfang. Ich kann nur sagen, meiner möchte gefallen und durch die vermehrte Aufmerksamkeit, die er durch das Clickern ja bekommt, da man viel genauer beobachtet, schneller reagiert und lobt, ist er bei der Arbeit sehr motiviert. Das ist wirklich eine tolle Sache.
Liebe Grüße
Monika

 

Von Andy • 17. Juni 2014

Große Freude bereitet sich in meinem Herzen aus. :-))
Mein liebes Pferd will mich verstehen; es bietet sich immer wieder an.
Gestern Freiarbeit im Roundpen. Gelobt wurde das Kopf-Runter im Trab. Nur der Moment; für 1 bis 2 Tritte. Heute schenkte er mir eine ganze Runde im Vorwärts-Abwärts.
Wir werden durch das Clickern beide sensibler, die Wünsche des Anderen zu erraten und nach Möglichkeit zu erfüllen.
Danke liebe Tania für diesen Austausch!

 

Von Chris • 17. Juni 2014

Hallo Tania,

ich bitte Dich, schreibe weiter über Anthony und Dich, es ist einfach wunderbar, diese Entwicklung (und sei es nur durch Lesen) teilen zu dürfen.

 

Von Stephanie • 17. Juni 2014

Das ist so schön, so viel Positives von Anthony zu lesen! Mein Pferd ist nicht unähnlich deinem veranlagt. Wir hatten gerade ein ähnliches Erlebnis beim Warten auf den TA. Dann herrscht ja doch meist etwas Langeweile und Frust, weil die anderen draußen toben und mein armer Kerl nicht. Also haben wir erst Füße heben gespielt (findet er lustig, aber es könnte mal was Neues kommen), dann Spanischen Schritt und irgendwann stand ich mit der Gerte quer überm Arm vor ihm – er schnappte sich die Gerte und hielt sie im Maul fest. Geistesgegenwärtig habe ich ihn überschwänglich gelobt und das gleich nochmal probiert. Gerte „Apport!“ – „Aus!“ – Keks. Das sitzt jetzt und er fand dieses Neue richtig interessant. 🙂
Danke für deinen vielen Anregungen, von denen wir schon so viele aufgegriffen haben!

 

Von Tania Konnerth • 17. Juni 2014

Hi Ihr Lieben,

und ein herzliches Dankeschön für all die Rückmeldungen. Das freut mich sehr, dass meine kleinen Anthony-Berichte so gut ankommen und vor allem auch Mut machen, es selbst mit dem Clickern anzugehen.

@Nina: Mir war das mit einem echten Clicker auch zu viel Getüddel, deshalb nutze ich einen Zungenclick. Funktioniert bestens 😀

Herzlich,
Tania

 

Von Sindy Rieger • 11. Juli 2014

„Mein Kleiner, Dein Ja öffnet mein Herz!“

Das ist der schönste Satz den ich seit langem gelesen habe… Danke dafür!

 

Von Regina Wirth • 7. November 2014

Hallo, ich habe auch mit dem Clickern begonnen nachdem mein Andalusier viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat . Nun begann ich auch mit meiner neuen jungen Stute mit dem Clickern um Positives zu motivieren aber sie ist eher noch unruhiger, weil sie sehr auf die Hände „geht“. Wie kann ich diese Situation besser lösen? Vielleicht habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht und könnt mir einen guten Tipp geben.
Viele Grüße
Regina

___________________

Hallo Regina,

ich weiß nicht, ob Du unseren Clickerkurs hast? Da beschreiben wir ziemlich ausführlich, wie wichtig es gerade bei unruhigen Pferden die so genannete Null-Position zu clickern, um Ruhe in die Arbeit zu bringen. Ich denke, das könnte Euch gut helfen.

Herzlich,
Tania

 

 

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