Hufbearbeitung bei Hufrehe

Ich liebe den Frühling und freue mich jedes Jahr, wenn die Pferde endlich wieder auf die Weide dürfen. Doch leider hat diese schöne Zeit für viele Pferde eine schlimme Schattenseite und so werden wohl auch dieses Frühjahr viele Pferde unter Hufrehe leiden.

Wir haben hier schon einige Beiträge über Hufrehe geschrieben. Besonders gefährdet sind übergewichtige Pferde und Pferde, die z.B. an einer Stoffwechselerkrankung wie EMS leiden.

Was Sie über Fruktan im Gras im Zusammenhang mit Hufrehe wissen sollten, habe ich hier beschrieben.

Heute möchte ich das Thema Hufrehe unter dem Gesichtspunkt der Hufbearbeitung beleuchten. Dass die Hufe sofort beim Auftreten der Erkrankung richtig bearbeitet werden, ist nämlich ein sehr wichtiger Punkt, der wesentlich darüber entscheidet, ob das Pferd wieder gesund und einsetzbar wird oder ob im schlimmsten Fall die Erkrankung tödlich für das Pferd ausgeht. Deswegen habe ich zwei Hufbearbeiter gebeten, mir einige Fragen zu beantworten. Meine zwei Experten, die mir so nett waren, meine Fragen zu beantworten, sind Rainer May, Hufpfleger mit der Spezialisierung auf Natural Hoofcare und Alex Marbach, Huftechniker mit Spezialisierung auf Barhufbearbeitung, Hufschuhe und orthopädische Beschläge.

Wenn ein Pferdebesitzer den Verdacht auf Hufrehe hat, was sollte Deiner Meinung nach sofort unternommen werden (sowohl allgemein als auch speziell für die Hufe)?

Rainer:

  • Der Besitzer kann zunächst überprüfen, ob ein pochender Puls am Fuß fühlbar ist (Arterien Fesselbeuge), ob ein Wendeschmerz beim Führen sichtbar ist, wie das Pferd steht, ob es die Hufe gibt…
  • Bei Verdacht Tierheilpraktiker (Akupunktur, Homöopathie) und Tierarzt (evtl. Aderlass) rufen.
  • Hufpfleger/Hufschmied konsultieren, damit der Sofortmaßnahmen ergreift. Bis dahin kann der Besitzer auch z. B. selbst mit Babywindeln und Panzertapeband den gesamten Huf verpacken. Dabei unter die Sohle einfach z. B. Schaumstoff unterlegen, damit das Pferd weich steht. Oben kann man dann auch kaltes Wasser eingießen.
  • Das Pferd sollte möglichst weich gestellt werden. Es bietet sich an, eine Box mit Torf einzustreuen (kühlt ein bisschen) oder mit runden Kieselsteine (auch leicht kühlend). Evtl. Hufe mit Wasser kühlen.
  • Wasser und Heu anbieten. Wenn absehbar ist, dass es aufgrund der Fütterung zum Schub kam, würde ich zunächst das Gras weglassen und Heu nur in Absprache mit dem Tierarzt füttern.

Alex:

  • Pferd ruhig stellen und auf keinen Fall vortraben lassen. Zu viel Bewegung kann eine weitere Schädigung der Lamellenschicht hervorrufen.
  • Hufe kühlen: Wasserschlauch, Bach, Eimer, Tüten
  • Wenn möglich, Pferd zum Trinken animieren
  • Druckverband hinter der Strahlspitze anlegen.
  • Bei einer leichten Rehe keine Schmerzmittel geben, bevor der Huf nicht abgepolstert ist, so kann man besser beurteilen ob der Beschlag oder das Polster richtig sitzt, die Maßnahmen sollten dem Pferd gleich Linderung verschaffen.
  • Pferd kein Saft- und Kraftfutter mehr geben.
  • Box dick und weich einstreuen am besten mit Spänen (sind weich und werden nicht gefressen)

Druckverband bei akuter Hufrehe (Foto von Wolfgang Busch):

Woran erkennst Du, dass ein Pferd eine akute Hufrehe hat?

Rainer:

  • Der Kronrand ist relativ weich und spürbar wärmer.
  • An den Arterien in der Fesselbeuge kann man einen deutlichen Puls tasten.
  • Das Pferd zeigt meist deutliche Schwierigkeiten beim Wenden.
  • Das Pferd versucht durch eine Haltungsveränderung (meistens mehr Gewicht auf die Ballen und damit Vorhand nach vorne ausgestellt) die Zehe zu entlasten.
  • Es gibt die Hufe ungern auf.
  • Oft verlagert es immer wieder das Gewicht von einem Bein auf das andere.
  • In schweren Fällen liegt das Pferd und stöhnt.

Alex:

  • Der Huf ist wärmer oder heiß und hat erhöhten Puls am Fesselgelenk.
  • Am Kronrand hat sich eine Delle gebildet – Tipp: Am besten den Kronrand bei jedem Hufauskratzen kontrollieren, damit man ein Gefühl dafür bekommt was normal ist.
  • Das Pferd hat eine Trachtenfußung und versucht, das Gewicht auf die Hinterbeine zu verlagern.
  • Hinzu kommt der typische Wendeschmerz.

Woran erkennst Du an den Hufen, dass ein Pferd eine Hufrehe hatte?

Rainer:

  • An der Sohle wird mit der Zeit eine verbreiterte weiße Linie sichtbar. Das zeigt, dass die Lamellen der Huf- und Wandlederhaut nicht mehr in einander greifen, sondern durch die Entzündung verklebt sind. Dadurch verlieren sie die Haftung aneinander, die weiße Linie verbreitert sich.
  • Die Zehe schnabelt nach vorne weg.
  • Außerdem zeigt sich häufig zunächst ein Wulst am Kronrand, welcher nach unten mitwächst und als deutlich sichtbarer Knick, Welle, Winkelveränderung oder Rille so lange sichtbar bleibt, bis das Horn unten angekommen ist. (Querrillen am Huf sind häufig Anzeichen für durchgemachte Entzündungsprozesse im Huf.)
  • Außerdem nimmt die Geschwindigkeit des Hufwachstums zu, wenn ein entzündlicher Prozess im Huf stattfindet.
  • Parallel dazu wachsen dann auch die Kastanien und evtl. Fesselsporne schneller mit und das fällt eigentlich den Besitzern sogar häufiger selbst auf, auch wenn ihnen vielleicht entgeht, dass der Huf als Ganzes begonnen hat, sich in der Balance bzw. der Länge oder „Höhe“ zu verändern.

Alex:

  • Die Rille die man bei einer akuten Rehe spürt wächst mit 1-2 cm im Monat raus. Das Wachstum hat sich wegen der Entzündung beschleunigt.
  • Die Reherille sieht aus wie die Rillen einer Futterumstellung, sie wird aber im Trachtenbereich breiter.
  • Verbreiterung der weißen Linie.

Rehehuf (Foto von Wolfgang Busch):

Früher wurden bei akuter Rehe die Pferde hinten hochgestellt. Was hältst Du davon?

Rainer:

Das wird heutzutage (v. a. von Tierärzten und Schmieden) immer noch häufig so gemacht. Die Idee hinter dem Hinten-hoch-stellen ist, den Zug der tiefen Beugesehne auf das Hufbein zu verringern und damit dem Ablösen der Lamellenschicht entgegenzuwirken. Das Problem dabei ist meiner Meinung nach: Man bringt dadurch noch mehr Gewicht auf die Hufbeinspitze und auf die Zehenwand. Das übt wiederum mehr Zugkräfte auf die Lamellenwand aus, die ja ohnehin geschädigt ist und die Haftung aufgrund der Entzündung ja schon schlechter ist. Hinzu kommt, dass sich die tiefe Beugesehne mit der Zeit verkürzt. Ebenso hat das auch Auswirkungen auf die Strecksehnen. Ich denke, dass die Gefahr des Hufbeindurchbruchs größer ist, wenn man die Pferde hinten hochstellt.

Generell bin ich kein Freund vom Eingipsen der Hufe weil auch da – wie beim Rehebeschlag – die Durchblutung minimiert wird und man u. U. über Wochen gar nicht mehr an den Huf herankommt, um Maßnahmen zu ergreifen.

Alex:

Das Hochstellen der Trachten macht aus meiner Sicht keinen Sinn, da das Hufbein sich von der Wand gelöst hat und sowieso schon einen steileren Winkel zum Boden hat. Früher wurde versucht, die Trachten hochzustellen, damit der Zug auf das Hufbein durch die Tiefe Beugesehne entlastet wird. Durch den falschen Fesselstand läuft das Pferd unnatürlich und die Sehne verkürzt sich. Trachtenhochstellen im Akutbereich der Hufrehe macht dann Sinn, wenn gleichzeitig abgepolstert wird, da sich hierdurch der Druck auf die Hufzehe und den vorderen Hufbeinrand verringert und eine Rotation oder Senkung des Hufbeins verhindert oder zumindest verringert werden kann. Diese Maßnahme sollte jedoch sofort nach Abklingen der akuten Entzündung wieder zurückgefahren werden, da sie im Bereich chronischer Rehehufe eher kontraproduktiv wirkt.

Eine neuere Vorgehensweise ist, die Trachten bei einer Hufbeinrotation runterzunehmen. Was hältst Du davon?

Rainer:

Also, ich selbst mache das auch so. Die Idee dahinter ist es, das Hufbein in eine bodenparallele Position zu bringen und dadurch den Druck des Gewichts mehr auf die Ballen/Eckstreben/Trachten-Region zu verteilen. Das Hufbein drängt weniger im spitzen Winkel Richtung Sohle. Die Gefahr des Hufbeindurchbruchs wird minimiert. Oft entsteht daraufhin eine „Zehenschwiele“, welche das Hufbein vor dem Durchbruch schützt und nicht entfernt werden darf. Außerdem kann man dadurch mehr an der Zehe bearbeiten und dem Wegschnabeln der Hufwand entgegenwirken. Denn je länger die Zehe, desto ungünstiger auch der Abrollpunkt und bei jedem Schritt wirken dann Zugkräfte auf die geschwächten Lamellen und das tut natürlich weh.

Alex:

Ein Runternehmen der Trachten ist auch nicht immer geeignet. Im Idealfall stelle ich den natürlichen Winkel des Hufbeins wieder her, mit gleichmäßigem Zug auf die tief Beugesehne und den gemeinsamen Zehenstrecker. Was leider nur optimal mit Röntgenbild geht, ansonsten ist es nur ein Annähern an die Idealposition. Die Zehenwand muss komplett aus der Last genommen werden. Der gemeinsame Zehenstrecker hat hierbei nicht die Aufgabe des Hauptantagonisten zur tiefen Beugesehne, vielmehr ist es die Aufhängung der Zehenwand, die als Hauptantagonist wirkt. Als Ersatzantagonist kommt hier wieder die Unterpolsterung des Hufes ins Spiel. Wird mit solchen Polstern gearbeitet, kann man den Huf so korrigieren, dass das Hufbein wieder im richtigen, gestreckten Winkel zur Zehenknochenachse hängt. Dies aber nur in dem Umfang, wie es die Vorspannung der tiefen Beugesehne zulässt.

Welche Hufbearbeitung empfiehlst Du?

Rainer:

Kurz gesagt: das, was funktioniert. 😉 Man kann nicht pauschal sagen, dass es nur so oder so richtig ist. Es kommt, denke ich, immer auf den Hufbearbeiter an. Stur an einer erlernten Bearbeitungsrichtung festhalten, finde ich generell nicht zielführend. Im akuten Schub muss man dem Pferd natürlich schnellstmöglich eine Entlastung bringen. Ich erreiche das meist durch Krankenhufschuhe mit weichen Einlagen. Das ist eine für jeden durchführbare Methode. Der Besitzer kann dabei nämlich trotzdem den Huf täglich reinigen, Luft dran lassen, evtl. Kühlen und sobald als möglich das Pferd wieder in Bewegung bringen, damit die Durchblutung und damit der Stoffwechsel im Huf bzw. im ganzen Pferd in Gang kommt! Und eben die Sache mit dem Stoffwechsel halte ich für das A und O für die Heilung.

Alex:

Zur Behandlung würde ich ein Reheduplo (speziell entwickelter Kunststoffbeschlag mit Eisenkern, kann auch geklebt werden) und einem festen Polster mit Vorspannung empfehlen. Bei schwereren Fällen evtl. auch eine zeitliche Abfolge, also im Akutbereich ein keilförmiges Polster anfertigen und mit Verband oder Cast fixieren, danach Beschlag mit Reheduplo oder, falls die Umstände es zulassen, auch bspw. mit Schuhen und Polster. Die effektivste Möglichkeit Rehehufe wieder „auf die Beine zu bringen“ ist allerdings ein effektiver Rehebeschlag.

Rehebeschlag mit Duplo (Foto von Wolfgang Busch):


Rehebeschlag mit Duplo (Foto von Wolfgang Busch):


Was empfiehlst Du? Eisen? Hufschuhe? Barhuf?

Rainer:

Also, wie gesagt, ich bin für Hufschuhe im akuten Fall Krankenhufschuhe (24 Stunden täglich), danach gerne auch weiter mit normalen Hufschuhen zum Reiten oder Longieren oder Spazierengehen, wenn das Pferd fühlig sein sollte.

Ansonsten für mich ein klares „Ja“ zum Barhuf, denn meine Erfahrung zeigt immer wieder, dass gerade in den ersten Wochen nach einem Hufreheschub der Organismus probiert, so schnell wie möglich die Erkrankung durch vermehrtes Hufwachstum „loszuwerden“. Deshalb hat es sich meiner Erfahrung nach einfach super bewährt, einmal die Woche die Hufe nachzubearbeiten. So kann man sicherstellen, dass die Hufwand nicht wegschnabelt und die Hufbalance erhalten bleibt. Beim Rehebeschlag minimiert sich die Durchblutung des Hufes (weil die Hufpumpe fehlt). Dadurch ist das Laufverhalten zwar möglicherweise (nicht immer) zunächst besser, aber der Körper braucht natürlich viel länger, um die Erkrankung mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu überwinden. Heilung findet nämlich da statt, wo Durchblutung stattfindet. Reparaturvorgänge und Abtransport von Stoffwechselendprodukten sind einfach darauf angewiesen.

Alex:

Egal ob Barhuf, Hufschuhe oder Beschlag ein Polster ist wichtig. Das Pferd sollte möglichst schmerzfrei laufen können.

Bei Eseln kann man gute Erfolge mit Barhuf erzielen, da man sie, besser wie Pferde auf der Sohle laufen lassen kann. Mein Standpunkt ist, mit einem Beschlag kann ich dem Pferd schneller und schmerzfreier helfen. Die weiße Linie regeneriert sich auch oft besser.

Welche Tipps hast Du noch für Pferdebesitzer, die ein Hufrehepferd haben?

Rainer:

Generell werden ja die Blutegelbehandlung und der Aderlass empfohlen. Ich selbst habe die besten Erfahrungen mit Akupunktur gemacht, sie ist in Sachen Schmerzlinderung und Entzündungshemmung meiner Meinung nach den chemischen Schmerzmitteln, Durchblutungsförderungen etc. überlegen.

Sobald als möglich ist das Pferd wieder angemessen zu bewegen, evtl. Osteopath/Physiotherapeut hinzuziehen, weil die Pferde sich natürlich innerhalb kürzester Zeit völlig verspannen. Oftmals könnten sie vom Hufzustand her bereits wieder laufen, aber der Zustand der Muskulatur macht dies dann erst mal schwierig. Wir selber haben in der Beziehung durch das Longieren wahre Wunder erlebt.

Parallel dazu natürlich Homöopathie.

Alex:

  • Eine regelmäßige Hufbearbeitung ist Pflicht. Sobald die Zehe zu lang wird, erhöht sich der Zug auf die Lamellenschicht und könnte einen weiteren Schub auslösen.
  • Darauf achten das die Pferde genug trinken.
  • Natürlich ist eine angepasste und angemessene Ernährung wichtig.
  • Medikamente sparsam einsetzen.
  • Darauf achten dass sie mit aktiver Hinterhand laufen um einer Belastungsrehe vorzubeugen.

Gibt es noch etwas zu ergänzen?

Rainer:

Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass es heute immer seltener den ganz typischen Reheschub gibt (also frisches Gras und zack Hufrehe), sondern dass das immer komplexere Geschehen sind, die da wirken. Das kann zu viel, falsche, aber genauso auch zu wenig Bewegung sein (häufiger zu wenig). Man kann noch so gutes Futter zur Verfügung stellen, wenn aufgrund fehlender Bewegung die Nährstoffe nicht ankommen, weil Stoffwechsel und Hormonsystem entgleisen. Pferde sind halt einfach Lauftiere …

Ganz herzlichen Dank an Rainer und Alex für ihre Antworten! Ihnen und Ihren Pferden wünsche ich eine unbeschwerte, gesunde Weidezeit.

21. Mai 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Gesundheit 5 Kommentare »

 

5 Reaktionen zu “Hufbearbeitung bei Hufrehe”

 

Von Beate • 18. April 2014

Hallo liebes Pferde-Team,

ich bearbeite die Barhufe unserer Pferde nach autoddidaktischem Lernen und habe damit wirklich gute Erfolge erzielt, sowohl bei total „ausgefranselten“ Hufen (Hornspalten) aufgrund fehlender Pflege als auch das Wegarbeiten von Belastungsrehen, weil diese Barhufpferde immer nur von einem Schmied für Beschlag vorbereitet wurden. Jetzt laufen sie alle wieder gern.
Und weil ich diese Erfolge habe, bekam ich ein Rehepony zur Bearbeitung von einer Bekannten. Hufbeinrotation wurde schon früher geröntgt, ist chronisch, was auch der Stoffwechsel bestätigt.
Gerade hat der Kleine wieder einen Schub, obwohl die Besitzerin sehr vorsichtig war mit dem frischen Gras. Ich behandel ihn nun mit diversen Kräutern und sonstigen alternativen Mitteln (MMS und EM, abwechselnd), die Hufe kontrolliere ich einmal pro Woche.
Allerdings möchte er sich so gar nicht bewegen und ich halte Bewegung für essentiell. Diese Bewegungsstarre würde ich schon einem mittleren Reheschub zuordnen. Aber – die weiße Linie scheint geradeim Zehenbereich noch intakt zu sein, in der seitlichen Hufwand ist sie schwarz. Die Hufwände, auch die Trachten halte ich komplett runter bis auf Sohlenniveau, diese wachsen in einer Woche ca. 1 knappen Millimeter nach (Shetlandpony). Das Zehenwandhorn hat null Wachstum. Die Zehe ist gekürzt bis in die weiße Linie rein und die Zehenrichtung ist rundgefeilt zum besseren Abfussen.
Bei allem ist keine deutliche Erwärmung im Huf fühlbar, auch kein erhöhter Puls.
Meine Frage ist – Wie kann ich denn ein Hufpolster anbringen, ohne dass es wie hohe Trachten wirkt? Oder würden Hufschuhe helfen, die auf der gesamten Lauffläche gepolstert werden?

Vielen Dank für eine Antwort von den Fachleuten…

Beate

 

Von Claudia Kammerer • 8. Januar 2016

hallo, mein dt. Reitpony hatte Ende Nov einen leichten Reheschub, am 21.12. wurden die Hufe bearbeitet, die Hufpflegerin kommt nicht mehr. Noch habe ich keine Neue.
Die Hufe sind enorm gewaachsen, die Seitenwände und Trachtenbereich besonders, bin kurz davor etwas zu kürzen, bis jemand kommt. Habe 25 Jahre Hufe selbst bearbeitet, aber traue mich nach dem Schub nicht, gibt so viele widersprüchliche Meinungen.
WEas würdet ihr raten, alles etwas kürzen??? Wieviel im trachten und Seitenbereich stehen lassen?????

 

Von B. Götz • 22. August 2016

Eines sollte hier mal ganz klar gesagt werden: Ein akuter Reheschub ist ein tierärztlicher! Notfall (TA sollte schnellstmöglich geholt werden) und nichts, wo irgendjemand ohne tierärztliche Abstimmung irgendwelche Medikamente oder Mittelchen geben sollte oder am Huf etwas herumschneiden. Nur der TA kann das Ausmaß der Erkrankung einschätzen. Auch die Fütterungsanweisungen sind zu beachten, besonders ein Koppelverbot. Wenn der TA Schmerzmittel verordnet, sind diese zwingend erforderlich, einem Rehepferd Schmerzmittel zu verweigern, kann ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz sein! Pferde haben keinen Schmerzlaut… Auch meine Pferde bekommen Homöopathie, aber bei so einer schweren Erkrankung nach der Behandlung durch die Pferdeklinik und in Abstimmung damit. Wenn akut z. B. die Zehe gekürzt werden muss, bestimmt der TA wann, damit dem Pferd dabei nicht noch mehr Schmerzen zugefügt werden (ein Pferdetierarzt kann das in der Regel selbst vornehmen). Nach vollkommener Ausheilung bekam unser Pony einen Rehebeschlag (vorher Polster- und Stützverbände, z. T. mit Anguß). Der Rehebeschlag erfolgte nach Röntgenbild, die TA war beim Hufschmiedtermin dabei. Wichtig ist auch, dass nur der TA Stoffwechselerkrankungen wie ECS oder EMS im Blutbild feststellen kann, damit entsprechende Therapien und eine passende Fütterung eingeleitet werden können. Wir sind hier bei einer großen Pferdeklinik gut aufgehoben. Auch die Homöopathie übernimmt bei uns eine hierin ausgebildete Pferdetierärztin. Sie hat uns bei unserem ECS-Pony sogar davon abgeraten, während des akuten Schubs zusätzlich zur Schulmedizin homöopath. oder pflanzl. Mittel zu geben, da auch diese verstoffwechselt werden müssen. Wahrscheinlich kann man das nicht verallgemeinern, aber es zeigt doch, dass man hier bis ins Detail vorsichtig sein sollte. Beim Verdacht auf Rehe also sofort den TA holen, das kann schlimme Schäden am Huf verhindern und sogar lebensrettend sein, und alles Weitere mit ihm absprechen.

 

Von Tanja • 29. Januar 2018

Hallo,

zu dem Reheshetty, wenn die Lamellschicht schwarz ist, hast du Abszesse im Huf, die zerstörtes Gewebe rausbefördern. Kommt bei jeder Rehereposition, wenn es heilt immer mal wieder und sie sind klamm als hätten sie einen Schub. Solang die Lamellschichten offen sind, finden die Abszesse relativ leicht Wege nach außen und es ist nicht nötig da rumzuschnippeln und zu suchen und dabei noch mehr Hornkapsel kaputt zu machen. Hufe sauber halten, ab und zu desinfizieren z.B. mit Wasserstoffperoxid 3% und Hufschuhe anziehen, damit nicht noch zusätzlich evtl. die geschwächten Strukturen durch Verletzungen belastet werden. z.B. Steine die sich tief in die offenen weissen Linien drücken, auf Kanten tretten und sich ganze Stücke der losen Wände abreissen usw.
Bewegung immer nur das, was das Pferd selbst anbietet, wenn es sich nicht bewegen mag, dann lass es in Ruhe.

Letzter Beitrag:
Zum Thema nur der TA und der Schmied sind die Besten….
Also ich glaub, ich hab jede Menge Pferde als Gegenbeispiele in meinem Kundenstamm, wo immer gesagt wurde, die sind nicht mehr zu Repositionieren und da muss Rehebeschlag drauf und immer drauf bleiben. Einen aktuellen hab ich grad, der konnte die letzten vier Jahre nicht laufen, obwohl die Tierärztin bei den Beschlägen dabei war und die Besitzerin einen Ordner voll Röntgenbilder hat.
Eine Rehe nach der anderen über vier Jahre. Vor 12 Wochen haben wir die Eisen runter, da die Besitzerin am Ende war mit den Nerven und ihr auf vier Beinen lahmes Pferd nicht mehr so sehen konnte. Seit vier Wochen ist er lahmfrei im Schritt. Die besseren drei sind bereits einmal durchgewachsen (ja, das geht auf drei Monate einen Huf einmal runter zu schieben, wenn man alle unphysiologische Last wegnimmt fällt das kaputte Horn quasi im freien Fall runter) und das Bein, dass einen Hufbeindurchbruch hatte bei Eisenabnahme, fängt gerade an, das auch die Zehenwand wieder wächst.

Also bei vielen, wo noch keine Hutkrempen sich gebildet hatten oder Hufbeinspitzen abgebaut sind durch das ewige Trachtenzüchten sind die Erfolgschancen fast bei 100%, das sie wieder ganz gesunde Hufe bekommen.
Ich kenne übrigens nur ganz wenige Pferde, egal ob dick ob dünn, die je bei guter Hufsituation und richtiger Fütterung einen Reheschub hatten. Das sind ganz seltene Fälle von Vergiftngsrehen (meist Medikamente wie Cortison und starke Schmerzmittel über lange Zeit) oder Belastungsrehen nach schweren Verletzungen anderer Beine wo sie Monatelang ein Bein extrem überbelasten.

Somit, nein, für mich gibt es da nichts mehr zu deuteln seit vielen Jahren. Die meisten Pferde haben sowieso schlimme Hufe, bevor sie überhaupt eine Rehe bekommen durch misserable Hufbearbeitung und Haltungsbedingungen. Hufbearbeitung einfach an ein normales Maß anpassen, dann Haltung anpassen und eine gesunde Belastungssituation herstellen. Dem Huf zuhören, was gerade nötig ist und was noch bleiben muss und die Rehe heilt spurlos aus und wenn man gleich drauf geachtet hätte, dann hätte man sie gar nicht erst bekommen.

Kauft kein Futter von konventionellen Landwirten, den Pferde vertragen die Düngemittel und Gülle Ausbringung auf Wiesen nicht und vorallem vertragen sie die Gräser nicht, die damit gefördert werden. Dies gilt für Koppeln wie auch fürs Heu. Lasst sie viel raus auf ungedüngte natürliche Wiesen (nicht ungepflegte Sauerampferäcker wie leider so viele überbeweidetet Koppeln aussehen, denn auch dort produzieren die Pflanzen Gifte um sich zu schützen).
Lasst allen Mist weg an Kraftfutter, denn ein Pferd das jederzeit an genügend Heu kommt braucht im Freizeitbereich keins und wenn doch dann nur Hafer ebenfalls aus Bioanbau, denn auch die Spritzmittel sind nicht gerade der Hit für ein so Stoffwechselempfindliches Tier wie das Pferd.
Stellt eine große Auswahl an natürlichen Mineralien zur Verfügung. Lasst sie an Wegrändern grassen, von Bäumen fressen und zwar nicht unter Hektik, sondern langsam suchend, dann fressen sie auch keine Giftpflanzen.
Füttert Heu unbegrenzt, aber eben mageres von ungedüngten vielfältigen Wiesen, damit der Darm immer in Bewegung ist und so keine Stoffwechselerkrankungen gefördert werden. Da braucht es dann auch keine Netze oder sowas. Bei mir leben vom Shetty bis zu zwei ehemaligen Rennpferden und Kaltblüttern alle in einer Herde und alle mit dem gleichen unbegrenzten Heuzugang und ich hatte noch nie eine Rehe seit ich das so mache und auch keine Koliken mehr. Sie fressen nicht mehr als sie brachen, wenn genügend geboten ist in den Ausläufen. Bei mir gibt es Wald, Wiese, Obstgarten (wohl gemerkt auch mit freiem Zugang und ohne Begrenzung), Weiher, Nachbars Kuhherde wo man schauen muss und noch so einiges andere. Es steht keiner dauernd am Heu, nur am Anfang wenn sie aus Ställen kommen wo rationiert wurde fressen sie ein paar Wochen, als ob sie angst hätten es könnte ausgehen, wenn sie aber merken es ist nicht so, wird es normal.

Vieles daran ist hausgemacht, aber nicht mit Absicht, sondern aus Unwissenheit. Auch ich musste sowas leider früher manchmal bitter bezahlen, aber seit ich meinen eigenen Stall habe, gehört dies der Geschichte an.
10 Heuballen, die sie vielleicht in den Dreck tretten sind billiger als einmal Tierarzt und für den Hufschmied, kann jeder nochmal zwei Ballen Heu in den Dreck schmeissen pro Monat, wenn ich keine Beschläge mehr brauche. Ich brauch keinen Tierarzt mehr ausser zum Nähen oder wenn sich einer vertretten oder verrenckt hat, die letzten 10 Jahre und ich brauch keinen Hufschmied mehr, nichtmal für die Pferde die ich fahre und die Kunden, die sich wirklich an meine Empfehlungen halten auch nicht mehr. Sind meist Leute die ihre Pferde privat haben und das auch wirklich umsetzen können, denn in Einstellerbetrieben ist sowas leider immer noch nicht angekommen, obwohl sich dort die Leute als Profis bezeichnen.

Viele Grüße,
von einer die aus vielen Jahrzehnten Erfahrung spricht und Gott sei Dank noch was von Ihrem Grossvater gelernt hat über Pferde.

 

Von Alexandra Fleck • 24. Februar 2018

Hallo Tanja, danke für deine direkten und ehrlichen Worte. Auch ich habe meinen 16 Jährigen letztes Jahr umgestellt und bin nur froh darüber. Natürlich gibt es imner wieder „Rückschläge“ und die werden natürlich auch immer von den Besserwissern kommentiert, und da braucht an schon sehr viel Selbstvertrauen, um sich nicht alles einreden zu lassen. Aber man sollte seiner Intuition vertrauen und den natürlichen Weg weitergehen. Freu mich, dass es doch noch so Menschen wie dich gibt. Alexandra

 

 

Einen Kommentar schreiben

 

Die folgenden Tags sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

  • Reitkurs

  • Herzlich Willkommen im Archiv-Blog von „Wege zum Pferd“

    "Wege zum Pferd" wurde 2008 von Tania Konnerth und Babette Teschen gegründet und wird seit 2021 von Tania allein auf der neuen Seite weitergeführt.

    Dies hier ist das Archiv, in dem sich die vielen, vielen Blogbeiträge, die über die Jahre entstanden sind, finden. Neue Artikel gibt es im neuen Blog von "Wege zum Pferd".

    "Wege zum Pferd" findet Ihr auch bei FacebookFacebook und Instagram.

    Abonniert am besten gleich den kostenlosen Newsletter damit Euch nichts entgeht

    Lesetipp: "Best of Wege zum Pferd" – das E-Book zur Webseite:

    Schon gesehen? Unsere Selbstlernkurse – alles für mehr Pferdefreundlichkeit – gibt es hier:

    Und hier geht es zu unserem gemeinsamen Buch bei Kosmos:

  • Kategorien

  • Archive