Medical Training mit Pferden oder: So bereiten Sie Ihr Pferd auf den Tierarztbesuch vor

Haben Sie schon mal ein Pferd erlebt, dass sich nicht vom Tierarzt behandeln lassen mag? Ein Pferd, das eine panische Angst vor Spritzen hat? Oder ein Pferd, bei dem das einfache Fiebermessen lebensgefährlich für den Menschen wird?

Sie denken, ich übertreibe? Leider nein. Schon so mancher Tierarzt hat schon seine Gesundheit oder gar sein Leben im Dienste zum Wohle des Tieres gelassen.

Ich selber habe eine Weile bei einem Tierarzt mitgearbeitet und ein längeres Praktikum in einer Pferdeklinik gemacht. Dort habe ich reichlich gefährliche Situationen für Mensch und Tier erlebt. Ganz besonders schlimm fand ich den mit der Untersuchung und Behandlung einhergehenden Stress für die Tiere.

Ein trauriges Beispiel

Ich kann mich noch an eine wunderschöne, junge Stute erinnern, die eine schlimme Verletzung am Bein hatte. Sie musste zweimal täglich in den Zwangsstand, damit ihre Wunde dort behandelt werden konnte. Wir mussten ihr immer eine Nasenbremse anlegen, um überhaupt an die Wunde zu kommen. Trotzdem war es für uns jedes Mal sehr gefährlich, denn die Stute trat gezielt nach uns aus.

Die Stimmung bei der Versorgung war für alle Beteiligten Stress pur. Das Pferd wurde für jedes negative Verhalten gestraft. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich dachte: „Selbst wenn das Bein wieder wird, die Psyche des Pferdes ist hin. Wie soll dieses arme Wesen nur jemals wieder Vertrauen in den Menschen bekommen?“

Natürlich, die Wunde musste behandelt werden. Und natürlich stehen die Sicherheit von Mensch und Pferd an oberster Priorität! Und selbstverständlich hat das Klinikpersonal nicht die Aufgabe und nicht die Zeit, die Stute auf die Behandlung optimal vorzubereiten. Das ist die Verantwortung des Besitzers und zwar, bevor es notwendig wird. Deswegen heute hier meine Anregung für Sie, Ihr Pferd, so gut es nur irgendwie geht, auf den Tierarztbesuch und auf tierärztliche Behandlungen vorzubereiten.

Nutzen Sie das „Medical Training“!

Am besten eignet sich in meinen Augen dafür das so genannte „Medical Training“. Mit diesem Training arbeiten mittlerweile viele Zoos, Wildtiergehege und Delphinarien. Wenn Wildtiere nicht mit dem Medical Training auf den Tierarzt und auf Untersuchungen vorbereitet werden, müssen die Tiere oft für eine Untersuchung und Behandlung sediert (mit Medikamenten beruhigt) oder sogar in Narkose gelegt werden. Jegliche Untersuchung birgt ein großes Risiko für Mensch und Tier und der Mensch wird für das Tier mit immer negativeren Gefühlen belegt. Dank des Medical Trainings geht es auch anders.

Das Medical Training beruht auf das Prinzip des Clickertrainings. Wer dieses Ausbildungssystem noch immer als ein System, bei dem man „mit Leckerchen Pferde verzieht“ belächelt, sollte spätestens nach diesem Beitrag begreifen, wie viel mehr dahinter steckt.

Mittels Medical Training lernen z.B. Giraffen an einem Ultraschallgerät zu parken und die Untersuchung ohne Fixierung über sich ergehen zu lassen. Gorillas strecken ihre Arme durch das Käfiggitter und halten diese dem Arzt hin, ohne sie wegzuziehen, selbst wenn der Arzt ihnen Blut abnimmt. Tiger steigen freiwillig in die Transportbox und Killerwale halten ihre Flosse zur Blutentnahme hin. Und all das tun diese Tiere ohne Zwang, ohne Stress, freiwillig. Sie tun es, weil sie es gelernt haben und weil sie positiv verstärkt wurden. Ich finde das einfach nur genial und zutiefst beeindruckend!

Auch Sie können Ihr Pferd so trainieren, dass es den Besuch des Tierarztes vielleicht nicht liebt, aber zumindest annähernd stressfrei überstehen kann.

So bereiten Sie Ihr Pferd auf den Tierarztbesuch vor

1. Konditionierung auf den Clicker
2. Gewöhnung an die häufigsten Untersuchungsabläufe
3. Bekanntmachung mit dem Tierarzt

Ich habe hier bereits einen Beitrag zum Clickertraining geschrieben.

Ist Ihr Pferd auf den Clicker oder ein Lobwort konditioniert und hat Ihr Pferd verstanden, ein Target zu berühren, können Sie alle Untersuchungsgegenstände, die der Tierarzt häufig benutzt, vom Pferd berühren lassen und verschiedenste Behandlungen trainieren:

  • Lassen Sie Ihr Pferd eine Spritze berühren, das Stethoskop, das Fieberthermometer (aber nicht reinbeißen lassen!).

  • Berühren Sie Ihr Pferd mit den Gegenständen und clickern Sie jedes ruhige Stehen.
  • Nehmen Sie eine Hautfalte am Hals in die Hand und clickern Sie in dem Moment, in dem die Hautfalte herausgezogen ist und das Pferd sich dabei ruhig verhält.
  • Besorgen Sie sich Desinfektionsspray und reinigen Sie die Stellen, wo der Tierarzt am häufigsten seine Spritzen setzt (also entlang der Drosselrinne, am oberen Hals und am Brustmuskel).

  • Üben Sie das Fiebermessen (dabei das Fieberthermometer immer gut festhalten, damit es nicht im Pferd verschwindet).

  • Üben Sie das Anlegen von Verbänden an den Beinen.

  • Üben Sie das Abwaschen der Beine und das Abspritzen mit dem Schlauch.
  • Üben Sie das Anlegen des Stethoskops am Bauch Ihres Pferdes.

  • Üben Sie die Untersuchung des Mauls, der Ohren, der Nüstern.

Kurz und gut: Simulieren Sie einfach alles, was der Tierarzt machen könnte. Bauen Sie diese Übungen spielerisch in Ihren Alltag ein, so dass sie zur Normalität für Ihr Pferd werden.

Wenn Ihr Pferd alles gelassen über sich ergehen lässt, bitten Sie andere Personen, an Ihr Pferd zu gehen und auch eine Untersuchung zu simulieren. Verstärken Sie dabei weiter jedes positive Verhalten. Wann immer ein Tierarzt in Reichweite ist, bitten Sie ihn, kurz zu Ihrem Pferd zu gehen und ein positives Erlebnis zu schaffen (einen Leckerbissen zu geben, das Pferd sanft zu streicheln).

Ich bin mir sicher, beim nächsten Tierarztbesuch werden Ihr Pferd, Ihre Nerven, Ihr Tierarzt und die Praktikanten/innen des Tierarztes Ihnen sehr dankbar sein für Ihre investierte Zeit und Mühe 🙂 !

8. Juni 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 14 Kommentare »

 

14 Reaktionen zu “Medical Training mit Pferden oder: So bereiten Sie Ihr Pferd auf den Tierarztbesuch vor”

 

Von Angela • 8. Juni 2010

Hallo Babette,
wie immer ein sehr schönes Thema, schön geschrieben!
Absolut gute Idee. Ich werde es gleich heute abend, da haben wir einen Erste Hilfe Kurs für Pferde mit der Tierärztin unter den Teilnehmerinnen verbreiten!! Danke.

Nur ganz kurz: Mein 5 jähriger Wallach musste neulich tierärztlich behandelt werden (Fesselringbandsyndrom). Ohne zu überlegen legte der Tierarzt zur Setzung der Spritzen an die Fesselsehnen die Nasenbremse an. Mein Lucky hatte noch nie eine an und kämpfte dagegen wie ein wilder. Der Tierarzt sagte noch:“ Uiui, ganz schön schlimm der kleine, nicht?“ Ich selber war in leichtem Schockzustand vor Überraschung über meinen Kämpfer, der sich sonst klaglos auf der Koppel spritzen und entwurmen und sonstwas lässt. Dann nahmen wir die Nasenbremse ab und der Tierarzt erklärte mir den weiteren Verlauf. Plötzlich erinnerte er sich, dass er vergessen hatte einen Entzündungshemmer intravenös zu geben. Er vergass das mit der Nasenbremse, zückte die Nadel, setzte das Mittel und beim rausziehen sagte er erstaunt: Huch, der war ja jetzt ganz brav! Obwohl wir die Bremse gar nicht dran hatten!“

Ich habe mich so so so doll geärgert, dass ich nicht von Anfang an ohne Bremse versucht hatte, und einfach befolgt habe was der Tierarzt wollte, ohne auf mein eigenes Gefühl zu hören, das mir sagte:“ Nö, der Lucky ist auf Vertrauensbasis erzogen und hält für normales Gepiekse still!“ Aber jetzt weiss ichs sicher…..

Saludos, Angela
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Liebe Angela,
vielleicht versucht es Dein Tierarzt in Zukunft ja auch erst mal ohne Nasenbremse. Wäre doch prima 🙂 !
Liebe Grüße nach Spanien 🙂 ,
Babette

 

Von Almut • 8. Juni 2010

Schöner – und wichtiger Beitrag, Babette.
Ich war letztens bollestolz, als eine neue Tierärztin sich über unsere „tierarztfreundlichen“ Pferde wunderte. 🙂 Mein Kleiner hatte es sogar schon drauf, beim spritzen liegen zu bleiben (ganz ohne Medical Training). Aber wenn es richtig weh tut, ist das dann schon noch mal was anderes…
Eine kleine Anmerkung zum Fieberthermometer: Ich hab es so gelernt, dass da ein Strick drangehört und eine Schweifklammer (oder eben ein Gegenstand, der nicht so fix im Pferd verschwinden kann).
LG, Almut
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Liebe Almut,
ja, das kenne ich auch. Ich halte das Thermometer allerdings lieber fest.
Kompliment an Deinen Kleinen 🙂 ,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Lizzy • 10. Juni 2010

Hallo Babette,
ein in der Tat wichtiges Thema!
Wie wichtig das ist, hat mir mein VB beigebracht, als ich ihm kurz nachdem wir ihn zu uns geholt hatten, einen Verband am Bein anlegen musste…
Ja, seit dem erhält jedes unserer Pferde ein Verbandstraining. Und im normalen Umgang und in der Pflege machen wir auch genügend „komische“ Sachen, dass die Pferde so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen sind. AUch unser Tierarzt erwähnt oft, wie angenehm stressfrei es bei uns ist.
Und dass es so ist, dafür hat in der Tat zum Wohle aller der Besitzer zu sorgen!
Aber, das ist nicht nur Pflicht. Man muss ja auch mal erwähnen, dass je mehr man solche DInge trainiert, auch automatisch die Vertraubensbasis breiter wird und damit das Verhältnis auch immer enger. So profitiert der Pferdebesitzer also auch im täglichen Miteinander mit seinem Pferd, wenn er immer wieder solche Übungen einbringt. Denn im Grunde ist es egal, ob man übt, über eine Plane zu gehen, oder sein Pferd einsprühen zu können oder es „in (Verbands-)Watte zu packen“. Das übergeordnete Ergebnis ist das selbe: Vertrauen.
Viele Grüße, Lizzy.
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Liebe Lizzy,
danke für Deinen schönen und wahren Beitrag 🙂 ,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Mirja Kasper • 18. Juni 2010

seot neustem spinnt mein Pferd total beim spritzen oder auch nur untersuchen lassen vom Tierarzt, auf den reagiert er sehr panisch und läßt ihn kaum in seine nähe. Ich sollte das mit dem Klickertrainind mal probieren, aber wo bekomme ich ein Klicker? Im Pferdegeschäft? Habe ich nie gesehen. Leider ist der Tierarzt auch eher grob, also lieber wechseln? Wobei von der Tierärztin wollte er sich ja auch nicht spüritzen lassen, was mich schon wundert da er das früher ohne weitere Probleme mit sich hat machen lassen. LG, Mirja
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Liebe Mirja,
Du bekommst einen Clicker in Zoogeschäften, z.B. bei Fressnapf oder im Internet. Und wenn Du die Chance hast den Tierarzt zu wechseln, würde ich das tun. Einen groben Tierarzt würde ich an meinen Tieren nicht haben wollen…
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Christa • 5. Oktober 2010

Hi, wie ich feststellen musste hängt die Reaktion vom Pferd auch damit zusammen, welche Laune der Tierarzt hatte. Als mein Pferd einmal eine ganze Woche lang jeden Tag antibiotika i.v. bekommen musste, war am Anfang alles locker, doch als der Tierarzt dann abends zu uns kam und dannach Feierabend hatte, wollte er immer alles ganz schnell machen. Das Hat mein Pferd gemerkt und wurde auch ganz nervös. Am Wochenende war es ganz schlimm, da man dem Tierarzt angesehen hatte das er eigentlich keine Lust hate zu uns raus zufahren um zu spritzen. Dem entsprechend hatte sich mein Pferd auch benommen.
Jetzt haben wir einen anderen Tierarzt, auch unter anderem weil dieser nicht so weit weg ist und damit alle Pferde den selben haben. Der ist immer ganz ruhig und gelassen, begrüsst die Pferde und lässt sich zeit. Da ist mein Pferd ganz entspannt und geht hinterher auch immer wieder zum TA um zu kuscheln :-). Jetzt brauche ich keine Angst zu haben, das wenn ich mal beim Impfen nicht dabei sein kann, das etwas passiert.
Gruß Christa
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Prima 🙂
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Jamina • 20. November 2012

Huhu,
ein ganz toller Beitrag wie ich finde! Mein Lütter ist beim Tierarzt super lieb und artig aber leider haben wir beim Hufschmied so unsere Problemchen. Das normale Hufe machen ist kein Thema, er bekommt aber aus gesundheitlichen Gründen Klebeschuhe und das dauert leider immer ein wenig bis diese am Huf sitzen. Mittlerweile hat der kleine Mann schon eine leichte „Null-Bock“ Haltung, sobald die Hufbearbeiterin kommt und nun überlege ich, dieses Training einfach ein wenig abgewandt auf den Hufibesuch anzuwenden. Ich würde mich so freuen, wenn es funktioniert und der Kleine bald entspannter durch diese Termine kommt – das würde die Dauer ja auch wesentlich verkürzen 🙂 Danke für die klasse Anregung!
Lieben Gruß

 

Von Jessica • 20. Februar 2014

Hallo liebe Babette!

Mein (neues) Thema *seufz*
Unser Youngster ist erst seit August bei uns und ist vom Typ her eh der etwas nervösere. Denoch klappen Schmied und auch TA bisher super. Er wurde bei uns schon zweimal geimpft, Zähne kontrolliert, alles bestens. Letzten Monat hatte er dann eine Trittverletzung und eine Freundin musste leider diesen Termin beim TA mit ihm machen, aber auch das ging relativ gut.
Gestern dann großes Drama. Er hat eine üble Fleischwunde im Gesicht, wieder einmal konnte ich nicht da sein und wieder hat meine Freundin den TA-Besuch übernommen. Er hatte starke Schmerzen, man wollte dann zum reinigen schon die Nasenbremse nehmen, da seine lockere Vorhand schon flog. Es ging so nicht und die Wunde musste eh getackert werden, also sedieren. Mein Kleiner (1.70 groß) wurde panisch und biss und trat nur noch um sich, zerrte die Beiden über den Hof. Zu dritt haben sie ihn dann gehalten bekommen und ihn sediert. Wunderbar 🙁 In zehn Tagen kommt die TÄ zum Nadel ziehen, mir macht das jetzt schon Bauchweh. Eigentlich sollen in drei Wochen seine Zähne gemacht werden, das werde ich nun verschieben.
Meine TÄ ist auch noch eine recht zierliche aber sehr sanft zum Pferd, doch jetzt weiß ich schon, der nächste Besuch wird eine Katastrophe. Ich werde mir gleich nachher eine Spritze organisieren und anfangen zu üben! Gestern Abend war er allerdings noch so verspannt, das er auch uns kaum rangelassen hat, armes Baby!

Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! Er macht Mut, das ich nun nicht ewig ein „TA-Töter“ haben werde.

Ganz viele Grüße
Jessi & Baby

 

Von Andrea Knaup • 13. Januar 2015

Hallo, vielen Dank für den tollen Beitrag. Ich habe zwei Pferde. Einen Isländer-Haflingermix und eine Vollblut-Reitpferdstute. Ich habe beide als Fohlen bekommen und sie an Berührungen jeglicher Art gewöhnt. Jetzt hatte die inzwischen 15Jährige Stute vor vier Jahren einen Unfall, bei dem sie sich das rechte Vorderbeine zweifach brach. Auch diese Behandlung war kein Problem da wir auch einen wirklich Guten Tierarzt haben. Jetzt musste aber,da der Bruch auch nach einem halben Jahr noch nicht so war wie er sein sollte, eine Spritze direkt in dieses Gelenk gegeben werden und das tat wohl richtig weh. Aber auch das haben wir geschafft, nur kann sie den Tierarzt seitdem überhaupt nicht mehr leiden. Meine Pferde haben noch nie in Ihrem Leben getreten oder gebissen, wollen aber flüchten und es geht der Stute einfach nicht gut wenn der doc kommt. Behandlung lässt sie über sich ergehen solange ich dabei bin. Was kann ich gezielt machen, um sie da mutiger zu machen? Zweites Problem ist, dass sie es nicht mag, wenn der Tierarzt an ihr Maul geht um die Zähne zu kontrollieren. Wenn ich ihr den Mund selbst öffne ist alles gut. Der doc darf nicht dran. Bisher waren die Zähne super, daher musste nichts gemacht werden. Jetzt sollen die Zähne aber nächsten Monat gemacht werden. Was kann ich da üben?

 

Von Birgit • 31. Januar 2015

Der Beitrag ist gut und sehr sinnvoll. Habt ihr noch eine genauere Der Beitrag ist gut und sehr sinnvoll. Habt ihr noch eine genauere Idee,wie man das Fiebermessen üben kann ? Meiner hat wohl schlechte Erfahrungen beim Vorbesi gemacht.Ich bin mittlerweile soweit,dass ich seinen Schweif kurz heben darf und auch berührt habe ich ihn kurz mit dem Thermometer.Dann aber wird er etwas panisch.Ich traue mich an der Steĺle auch nicht weiter,da ich bei der AKU gesehen habe wie er ausschlagen kann beim Messen.Habt ihr eine Idee wie ich weiter vorgehen kann ?

 

Von Juli • 10. Februar 2016

Hallo Birgit,
ich lese gerade deinen Beitrag – und auch wenn man aus der Entfernung nie eine DIagnose geben kann, kommen mir ein paar Gedanken dazu. Guck einfach, ob du was mit anfangen kannst- aber: immer aufpassen, du kennst dein Pferd am besten!!!

mein Tipp ist: ganz genau so weiter machen und zwar in Mini-kleinen Schritten. IMMER Zeit lassen!! 🙂
Wenn du schon den Schweif heben darfst- super! Berühren geht auch schreibst du- aber dann wird er nervös. Ich würde so lange üben, bis er nicht mehr nervös wird, wenn du ihn berührst. Und wirklich keinen Schritt weitergehen, so lange er noch nervös wird.
Im Prinzip fragst du ihn immer Fragen: „Kannst du es aushalten, wenn ich deinen Schweif anfasse? Kannst du es aushalten, wenn ich den SChweif einen halben Zentimeter hochhebe? Kannst du es aushalten, wenn ich den Schweif einen Zentimeter hochhebe?“ -und immer wenn dein Pferd sagt „klar, kann ich“ -belohnst du das mit Click und Futter. Und wenn er sagt „nein, kann ich nicht“- dann gehst du nen Schritt zurück und übst solange bis er sagt „klar, kann ich“. Irgendwann kannst du dann fragen: „Kannst du es aushalten, wenn ich den Schweif 10 cm hochhebe und mit der anderen Hand in die Nähe komme?“ Ich persönlich würde das Thermometer erst dazunehmen, wenn du mit beiden Händen völlig gechillt am Hinterteil eines gechillten Pferdes hantieren kannst. Und dann geht die Fragerei mit dem Thermometer weiter… 😉
Das klingt jetzt superlangwierig. Kann sein, dass es langwierig ist. Je nachdem, was er schon erlebt hat. Kann auch sein, dass es schnell geht.
ABER meine Erfahrung ist: wenn du kleine Schritte machst, geht es auf jeden Fall schneller. Ich habe festgestellt, dass in jedem Fall was dran ist an der Aussage „wenns nicht weitergeht und du auf der Stelle trittst waren deine Schritte zu groß“. Wenn ich dann zu gefühlt Mini-mini-Schritte übergegangen bin, gings plötzlich nen Riesensatz vorwärts 🙂 🙂 Also: immer mit Geduld dranbleiben. Und: zwischendurch auch mal nen Tag frei machen mit Üben- hilft beiden 😉
Es dauert so lange wie es dauert….
Noch ein Tipp fällt mir ein: du kannst mit deinem Pferd auch vorher mit dem Clicker ein Entspannungssignal trainieren auf das hin es den Kopf tief nimmt. Das fährt die Fluchtreflexe runter. Wenn du ein Signal nimmst, dass du auch von hinten abfragen kannst, kannst du das ganze kombinieren. Mein Pferd z.B. senkt den Kopf wenn ich deutlich ausatme (und dabei auch meine Spannung ablasse). Außerdem haben wir ein Signal mit Hand am Wiederrist zum Kopf senken. Du kannst z.B. auch „Hand auf Kruppe legen“ nehmen. Du kannst auch „Apfelkuchen“ sagen- egal was, Hauptsache es kommt nur als SIgnal zum Entspannen vor 🙂

Dann kommt die Kombi: „Kannst du es aushalten, wenn ich denen Schweif 1 cm anhebe- und kannst du dann noch den Kopf runternehmen?“ -aber auch hier gilt: immer langsam mit der Kombi 🙂 Erst wenn er Teil 1 der Frage mit „Klaro, kann ich“ beantwortet kommt Teil 2 dazu.

Geh immer nur so weit, wie ihr euch beide!!! sicher fühlt. Wenns dir mulmig wird, war der Schritt auch zu groß!!! (Also du kannst dich selber auch fragen, Kannst du es aushalten ….. :-))

Viel Erfolg und auch viel Spaß beim Üben! 🙂
Juliane
P.S.: Ich hoffe, du hast grad kein fiebriges Pferd im Stall stehen und musst das Thermometer JETZT da reinkriegen 😉 Aber sobald das Pferd gesund ist: Üben, üben, üben 🙂

 

Von Anja • 24. Januar 2017

Hallo zusammen,

mein Pferd hatte bislang nie Angst vorm Tierarzt.
Leider mussten wir letztes Frühjahr eine sehr schmerzhafte Wunde versorgen. Dadurch hat sich jetzt eine allgemeine Angst vorm Tierarzt entwickelt.

Wenn ich die oben beschriebenen Dinge mit ihm übe, ist das alles kein Problem. Er ist dann total ruhig.
Aber wenn dann tatsächlich die Spritze kommt, gibt es Probleme.
Ich kann ihn ja schlecht zum Üben pieksen…

Hat jemand eine Idee 🙁 ?

Danke und viele Grüße
Anja

 

Von Carola Ostendorf • 13. April 2017

Hallo

mein 5 jähriger Wallach lässt mich erst gar nicht mehr an sich ran wenn der Tierarzt oder Hufschmied da ist.
generell reagiert er auf fremde aggressiv.
er schlägt mit seinen Vorderbeine nach einem so dass ohne der Nasenbremsen keine bahandlung möglich ist.

ein Tierarzt hat die Untersuchung schon einmal abgebrochen da er seine Gesundheit nicht riskieren wollte.

das clickertraining macht er begeistert für einige Minuten mit und lernt auch schnell.

ich selbst komm mit ihm klar.
und er folgt mir auf der weide überall hin.

ich bin über ein Ratschlag sehr dankbar wie ich eine stress freie Behandlung bekommen kann.

lg

 

Von Cosima • 16. Mai 2018

Hallo, danke für den Beitrag!
Ich habe eine 5 jährige Stute bei der heute der Osteopath war… Weit ist er nicht gekommen, da sobald er irgendwo gedrückt hat wo es unangenehm war, ist sie losgelaufen und hat dabei alles umgerannt. Dieses Spiel haben wir eine halbe Stunde gespielt bis wir aufgegeben haben.
Dann hat der Osteopath gesagt:“ In alle meinen 30 Jahren beruferfahrung ist deine Stute die 5te die ich nicht behandeln konnte“ Das hat mir ordentlich zum denken gegeben. Weil sie eigentlich so ein ungalublich entspanntes, liebes Pferd ist. Aber jetzt fang ich an mit Clickertraining und co , ich hoffe das klappt, dein Beitrag hat mir etwas Hoffnung gegeben.

 

Von Anke Henneberg • 3. Juni 2019

Hallo Ihr Lieben,
dieses Thema ist bei mir gerade brandaktuell. Ich habe eine alte Zuchtstute übernommen, der man keine Spritze geben kann.Totaler Ausraster!Da frage ich mich, wie kann ich ein Pferd in meine Obhut nehmen, wenn ich oder Andere im Notfall nicht helfen können? Bei meinen verstorbenen Pferden gab es nie Probleme und wenn, habe ich bei einem Röntgentermin vor Ort mein Pferd auf Räumlickeit und Standfestigkeit geklickert. Der Tierarzt musste keine Wiederholungsaufnahme machen.
Nun habt Ihr mich daran erinnert, das es ja das Clickern gibt und ich werde nun zu dem Eingewöhnungs- und Vertrauenstraining dieses auch einsetzen. Danke von Anke

 

 

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