Auf Knopfdruck
Pferde haben es mit uns Menschen wirklich nicht leicht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich von meinen Pferden schon oft Unmögliches verlangt:
- Sie sollen temperamentvoll sein, aber bitte nicht zu sehr und immer schön kontrollierbar.
- Sie sollen motiviert mitarbeiten, aber bitte keine Lektionen vorwegnehmen.
- Sie sollen schnell reagieren, aber nicht hektisch sein.
- Sie sollen genau wissen, was ich mit welcher Hilfe fordere, und das am besten auch dann, wenn meine Hilfen nicht sauber sind.
- Sie sollen berechenbar sein, aber nicht „tot“.
- Sie sollen das machen, was ich will, auch wenn sie was ganz anderes im Kopf haben.
- Sie sollen möglichst immer perfekt laufen.
- Und so weiter und so fort.
In der Summe glaube ich, dass wir manchmal bei all unseren Anforderungen an unsere Pferde oft vergessen, dass es sich um Tiere handelt, also um lebendige Wesen mit eigenständigen Persönlichkeiten.
Ich habe vor allem in den letzten Jahren damit begonnen, meine Erwartungen an meine Pferde immer wieder zu überdenken und zu hinterfragen. Auch heute passiert es mir noch, dass ich zu viel will, aber es ist deutlich weniger geworden. Ich kann heute meine Pferde mit ihren Persönlichkeiten besser annehmen, kann ihnen mehr Pferdsein zu gestehen, mehr eigene Persönlichkeit und Schwankungen in der Befindlichkeit. Und – und das ist das Tolle – ich bekomme dadurch heute viel mehr von meinen Pferden als je zuvor!
Auch wenn wir natürlich alle wissen, dass Pferde keine Maschinen sind, so hilft es mir im Alltag sehr, mir wirklich immer wieder bewusst zu machen, dass ich da keine Tennisschläger habe, die ich benutzen darf und kann, wie es mir gerade gefällt, sondern dass da zwei sehr eigenständige Persönlichkeiten vor mir stehen, die das Recht haben, nicht auf Knopfdruck zu funktionieren, nur weil ich das gerade möchte.
3. Juni 2010 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang • 1 Kommentar »