Sturer Bock?

Anthony war zu Beginn das, was die meisten wohl als einen „sturen Bock“ bezeichnen würden: Er reagierte auf Hilfen und Einwirkungen gar nicht bzw. sehr phlegmatisch und büffelte auch von sich aus. Er nahm es dabei nicht nur mit mir, sondern auch mit Hallenwänden und Boxentüren auf, weil er dachte, mit seinem kleinen Sturkopf überall durchzukommen. Auch von anderen höre ich immer wieder, dass sie mit solch eher stumpfen Tieren zu tun haben und leider passiert dann ganz oft Folgendes: Hilfen und Einwirkungen werden immer stärker. Nicht selten werden solche Pferde irgendwann übel mit Sporen und Gerte traktiert und man hört dann als Erklärung so etwas wie „Der merkt ja sonst nichts.“

Ich bin heute noch sehr dankbar, dass ich gleich zu Beginn von Anthony Ausbildung einen Blick in das (übrigens rundum zu empfehlende) Buch Tellington Training für Pferde von Linda Tellington-Jones geworfen habe und dort Folgendes lesen durfte:

„Die Arbeit mit einem störrischen Pferd konfrontiert uns oft mit unserer eigenen Unbeweglichkeit. Sind Sie willens, neue Lösungen auszuprobieren, einen Schritt zurückzugehen und nachzudenken? An dem Punkt angekommen, an dem das Pferd sich widersetzt – sind Sie willen, anstatt es unter Druck zu setzen, innezuhalten und sich zu fragen: „Wie kann ich das für das Pferd und für mich leichter machen?“

Diese Worte haben mich damals nachdenklich gemacht. Auch ich bin erst den Weg über eine stärkere Einwirkung gegangen, nach dem Motto: „Den muss ich erstmal zeigen, wer das Sagen hat.“ Glücklich war ich damit nicht, aber es erschien mir der richtige Weg. Bis ich den Text von Linda Tellington-Jones las und erkannte, dass tatsächlich ich mindestens genauso stur war, wie mein Pferd! Und dass der Ausweg nur darin bestehen konnte, dass ich umdachte.

Dazu musste ich erst einmal selbst entstumpfen. Ich hatte mich schon so an einen eher rüden Umgang mit Anthony gewohnt, dass zunächst eine Sensibilisierung bei mir nötig war. Ich zwang mich ganz bewusst dazu, ihn zunächst möglichst wenig zu berühren und wenn ich Hilfen geben wollte, dass ich diese extrem behutsam gab. Bei jeder kleinsten Reaktion lobte ich – aber nicht mit einer Berührung, sondern mit einem Keks. Und es dauerte gar nicht sehr lange, bis mein Kleiner sensibler wurde! Es gab natürlich auch immer mal wieder Rückfälle und ich musste mich selbst immer wieder erinnern, nicht wieder stärker in der Einwirkung zu werden, aber es ging stetig bergauf. Und heute ist Anthony feiner als manches so genannte „sensible“ Pferd, was mich davon überzeugt sein lässt, dass man Sturheit nicht mit Krafteinsatz beantworten darf.

Meinem Eindruck nach ist es ein großer Irrtum anzunehmen, dass manche Pferde dickfelliger als andere sind. Jedes Pferd – ob nun Vollblutaraber oder Norweger – spürt eine Fliege auf seinem Fell. Sie sind also alle in der Lage kleinste Berührungen wahrzunehmen! Der Unterschied besteht meiner Ansicht nach in der Persönlichkeit des Pferdes. Manche reagieren auf äußere Reize über – solche Pferde zucken schon bei der leisesten Einwirkung zusammen. Andere Pferde nehmen die Reize zwar wahr, aber sie entscheiden sich dazu, nicht zu reagieren (aus welchen Gründen auch immer, diese können vielfältig sein). Ein solches Pferd wird durch ein Mehr an Einwirkung nicht besser reagieren – ganz im Gegenteil: Es wird sich immer weiter in sich selbst zurückziehen und ggf. ganz dicht machen.

Scheinbar „dickfellige“ Pferde haben noch ein Problem: Jeder grabscht sie an. Achtet mal darauf: Solche Pferde werden viel häufiger angefasst als die sensiblen und oft werden sie auch viel grober „gestreichelt“ oder durch kräftiges Klopfen gelobt. Man langt bei solchen Pferden unbewusst und automatisch viel öfter und auch kräftiger hin, wohl in der Annahme, dass die das ja abkönnen oder sogar „brauchen“.

Ich denke, das exakte Gegenteil ist der Fall!

Gerade solche Pferde sollten zunächst sehr wenig, und wenn, dann sehr zart berührt werden. Viele der ach so dickfelligen Pferde mögen meiner Einschätzung nach all die alltäglichen Berührungen gar nicht besonders leiden und schalten schon da ab. Aber wie soll dann eine Hilfe durchkommen, wenn sich das Pferd praktisch schon angesichts der Überdosis an Berührung innerlich zurückgezogen hat?

Bei einem solchen Pferd steht es an, Berührungen zu etwas Besonderem zu machen, sie also ganz sparsam und bewusst einzusetzen. So kann ich erreichen, dass meine Hilfen überhaupt als solche wahrgenommen werden und nicht einfach unter den (dem Pferd übrigens oft unangenehmen) alltäglichen Berührungen untergehen. Sehr sensiblen Pferden kann es hingegen guttun, wenn Berührungen häufig und ganz selbstverständlich werden (aber natürlich auch in einem vernünftigen Maß und mit langsamer Gewöhnung).

Für mich hat sich jedenfalls diese vielleicht auf den ersten Blick paradoxe Strategie bestens bewährt. Anthony ist heute alles andere als ein „sturer Bock“. Er ist ein aufmerksames, eifriges und sensibles Pferdchen geworden – etwas, und da bin ich mir absolut sicher – das ich mit Härte und Gewalt nie erreicht hätte.

5. November 2009 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 16 Kommentare »

 

16 Reaktionen zu “Sturer Bock?”

 

Von Chris • 6. November 2009

Hallo Tania,
da sprichst du mir aus der Seele. Ich hatte auch mal so ein stures, „abgestumpftes“ Pferd, bei dem ich nach jeder Reitstunde mindestens ein Sauerstoffzelt brauchte.
Wir machten dann irgendwann mal Ferien an der Ostsee und haben dort gelernt, wie man ein Pferd ohne ständigen Druck sensibilisiert, genauer hinschaut und seine eigene Wahrnehmung überprüft.
Nach 2 Wochen musste ich die Gerte nur ganz leicht anlegen und schon reagierte er.
Heute habe ich ein waches, offenes und neugieriges Pferd. Es ist übrigens immer noch dasselbe!

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Super, freut mich riesig für Euch!!!

Tania

 

Von Milka • 6. November 2009

Hallo Tania,
genau so ein Pferd habe ich. Stumpf, „stur“, nicht arbeitswillig.
Milka wurde nie richtig, vernünftig und mit feinen Hilfen eingeritten und früher wurde mir immer gesagt, ich solle mit mehr Druck reiten. Der einzige Tipp meiner Reitlehrerin in jeder Stunde war: Treiben, treiben, treiben!!
Das hat mich immer gestört, aber selber kommt man schlecht aus seinen Verhaltensmustern raus.
Ich glaube, ich muss da noch mal ganz intensiv drüber nachdenken. Ich habe die letzten Wochen versucht, aus dem Trott rauszukommen, bei jedem Schritt zu treiben. es hat wirkung gezeigt, wenn auch nur ganz wenig.
Aber kann ich wochenlang reiten ohne Anzugalloppieren, weil das so viel Kraft erfordert?
Chris, was war das für ein Kurs, den du da gemacht hast?

Liebe und verzweifelte Grüße,
Meike

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Hi Meike,

schau mal in unserem Forum in diesen Thread – da gibt es, denke ich, schon mal viele Anregungen für Dich. Ein Mehr an Treiben wird das Problem aus meiner Sicht nie lösen und mehr Krafteinsatz auch nicht.

Tania

 

Von Susanne • 7. November 2009

Hi Tania,

mein Samiro hat mir auch beigebracht immer sensibel zu bleiben. Er war anfangs sooo ein Trampel und mitlerweile reagiert er allein auf Blicke!!! Gut manchmal, wenn mein Pferd mal wieder keine Lust hat, werde ich auch mal deutlicher, aber dann schaltet er sofort auf sturr und macht gar nichts mehr. Da hilft nur tief durchatmen bis 3 zählen und von vorn beginnen. Das hilft wahnsinnig. Danke für diesen einleuchtenden Beitrag 🙂

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Mehr als gern geschehen und schön, dass Du da bereits so viel von Samiro gelernt hast!
Tania

 

Von Jenni • 8. November 2009

Ich danke dir auch für diesen Beitrag, der mich sehr nachdenklich macht!

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Das freut mich sehr!
Tania

 

Von Beate • 9. November 2009

Hallo, Tania,
interessant, dass du gerade jetzt über dieses Thema schreibst.
Gerade in den letzten Tagen – seit ich mit Nico nicht mehr „arbeite“ – habe ich bei mir beobachtet, dass auch ich ihm gegenüber distanzlos geworden bin. Sozusagen als Antwort auf seine Rempelei und Beisserei habe ich mich dabei erwischt, dass ich ihn sehr oft anfasse und oft genau da, wo er es eigentlich nicht schätzt (es sei denn, ich rubble kräftig, das mag er schon).
Ich werde mich in Zukunft bewusst zurück nehmen.

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Freut mich sehr, dass Dir mein Text noch einen neuen Denkanstoß geben konnte.

Lieber Gruß,
Tania

 

Von Lizzy • 9. November 2009

Ach Tania, ich finde es immer wieder toll, wie ehrlich du so kritische Themen ansprichst! Super! So ein Umgang ist ein wichtiges Thema, das sich jeder immer mal wieder ins Gedächtnis rufen sollte. Wie schnell ist man genervt, von den „Kloben“ und versucht dann die in langen Jahren gelernte „zeigs-ihm-Methode“. Wobei es schon eine Sache der Physik ist, die uns erkennen lassen sollte, dass man mit +- 60 kg nicht 400-500 kg mit Kraft bewegen kann! Total verrückt, so etwas anzunehmen ;)! Dieser Versuch spielgelt ja nur die eigene Hilflosigkeit wieder, weil der Bock nciht funktioniert. Udn da kommt dann der Respekt ins Spiel, die Achtung dem Lebewesen gegenüber, das mich in jedem Augenblick umbringen könnte, wenn es wollte, es will das aber gar nicht! Und ich meine das gar cniht romantisch, aber sich diese Achtung immer mal wieder vor Augen zu führen, kann schon ein erster Schritt zu einer neuen Kommunikation sein.
Ich selbst habe ja auch meine „Patientengruppe“. Ein Stütchen hatte schlechte Erfahrungen gemacht und ihr war fast jeder KOntakt unangenehm. Ich musste auch lernen, dass Berührungen nicht selbstverständlich sind und jede mit ihr neu ausmachen. Auch nach 1 Jahr muss ich, wenn ich zB neue Handschuhe anhabe, ihr die erst zeigen, bevor ich sie damit anfassen darf. Umgekehrt ist es aber so (das Paradoxon der Sensibelchen), dass ich sie nach dem reiten so körperlich loben darf, dass ich shcon ermahnt werde (scherzhaft), sie nicht zu schlagen. Aber genau so genießt sie dieses Lob in vollen Zügen. Aber auch das haben wir miteinander ausgemacht und herausgefunden.

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Lieben Dank für Deine Rückmeldung, Lizzy!
Tania

 

Von Anja • 9. November 2009

Super toller Bericht von dir Tania. Der lädt wirklich zum Nach- und Überdenken ein.

Wie war das noch was man so gelernt hat, da bekommt man gesagt ,,mensch pass auf das dein Pferd auch das macht, was du sagst, sonst hast du verloren und es macht was es will,,. Diese ganzen Sprüche höre ich heute noch.

Ich denke, viele reagieren so, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen. Sie Strafen dann mit Schläge oder Geschrei, anstatt einfach mal einen Schritt zurück zu gehen oder die Übung einfacher zu machen.

Das Muster was du da beschreibst, das traff auch zum Teil auf mich zu oder trifft immer noch so manchesmal.
Immer stärker sein als das Pferd und durchsetzen was das Zeug hält. Bin auch dabei daran zu arbeiten und es abzustellen.

Wirklich toller Bericht, den ich mir bestimmt so das ein oder andere Mal vor Augen halten werden. Danke

Anja

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Danke, Anja – ich freu mich sehr!
Tania

 

Von • 10. November 2009

Liebe Tania,

ein toller Beitrag!

Ich reite seit 5 Jahren ein 24-jähriges (aber sehr fittes) Voltigierpferd, der über die Jahre quasi berufsmäßig gelernt hat, möglichst auf keinen Reiz (außer den Longenführer) zu reagieren. Das hat er sich auch in der Bahn bewahrt. Dein Artikel entspricht genau unserer „Laufbahn“…!!

Nachdem ich mich zunehmend mit Natural Horsemanship beschäftigt habe, hat es bei mir click gemacht und ich habe verstanden, dass er bestimmt nicht sensibler wird, wenn ich ihm so überdeutliche Hilfen gebe. Wieso denn auch? Dafür gäbe es ja keine Notwendigkeit, wenn ich es ihm eh immer so überdeutlich vermittle.

Also habe ich genau das Gegenteil gemacht. Geholfen hat mir dabei der Input, dass jede „Reizvermittlung“ über die Phasen Haar – Haut – Muskel – Knochen geht. Und so so es immer sein, zeigt ein Pferd eine Reaktion – sofort aufhören. Und siehe da! Wir haben uns langsam von Muskel-starker Druck zu Haar-leichter Druck gesteigert! Es ist unglaublich! Und was für eine Erleichterung – für uns beide schätzungsweise.

Leider wird er von 2 weiteren Reitern geritten und trotz guter Absprachen fange ich meistens jedes Mal wieder aufs Neue an. Aber wenigstens geht es immer schneller, dass er sich wieder erinnert! 🙂

Und mit noch einer Sache gebe ich Dir Recht: Auch er ist einer, um den jede Woche gut 20 Mädels rumhüpfen (er macht die Spielgruppen), bei dem viele in seine Box kommen, er immer von mehreren geputzt und sehr, sehr viel angefasst wird!

Also Danke für den schönen Erfolgsbericht! Das motiviert!

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Und ich sage dankeschön für Deinen Erfolgsbericht! Auch der wird anderen Mut machen,
Tania

 

Von Kelly • 11. November 2009

Liebe Tania,

das ist ein großartiger Beitrag, der mich sehr berührt hat. Vielen Dank dafür!!!

Herzliche Grüße. Kelly

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Danke, Kelly!
Tania

 

Von Claudia • 27. November 2009

Liebe Tania,

das ist ein ganz toller Artikel. Ich habe ein polnisches Warmblutpferd dass vom Vorbesitzer auch eher in die Kategorie „faul, phlegmatisch und stur und sowieso dominant“ geschoben wurde. Ich habe ihn vor 4 Jahren gekauft und konnte, glaube ich, ein ganz gutes Verhältnis aufbauen. Ich habe mit den „Berührungen“ etwas gespielt und herausgefunden, dass Pedro wenn man ihn z.B. ganz leicht an der Schulter streichelt ganz unsicher wird so als warte er „dass noch was kommt“. Anfangs hat er sogar versucht, sich zu entziehen in dem er den Kopf weggedreht hat. Verrückt! Nur merken das viele Leute nicht, weil die Kommunikation sehr fein ist. Viele realieren nur wenn das Tier schnappt oder schlägt. Beim Reiten sind wir auch so vorgegangen, dass wir z.B. sämtlich treibende Hilfen reduziert haben weil er nicht mehr gelaufen ist. Am Anfang waren wir damit zufrieden, wenn er sich ein bisschen bewegt hat. Jetzt kann man ihn schon mit ganz leichten Schenkel und Gertenhilfen motivieren. Ich habe das Glück eine Reitlehrerin mit sehr viel Pferdeverstand gefunden zu haben.

Liebe Grüsse Claudia

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Super, das ist ein sehr gutes Beispiel! Und ich freue mich über Deine Reitlehrerin – solche Leute braucht die Pferdewelt!
Tania

 

Von Lisa • 25. Dezember 2009

Hallo Tania,
auch ich habe so einen „sturen Bock“ im Stall stehen.
Ich habe dann oft darüber nachgedacht, dass er wohl eigentlich viel sensibler ist, als er sich anmerken lässt, obwohl das andere nicht so sahen/ sehen.
Genau wie du beschrieben hast,arbeite ich auch, was die treibenden Hilfen angeht. Ich hatte mir ein festes Schema gemacht, nach dem ich die Hilfen so lange gesteigert habe, bis mein Pony richtig reagiert hat. Aber irgendwie ist das Reiten nach einer kurzen Aufwärts-Phase wieder immer schlechter geworden und da ich auch keinen Reitlehrer finde, werde ich da immmer sehr schnell unsicher, ob ich nicht vielleicht alles falsch mache bzw wenn frustriert ist und beim Reiten emotional wird, hat das sowieso keinen Sinn mehr..
Aber dein Artikel hat mir gerade das mit den Berührungen erst mal richtig bewusst gemacht, darüber hatte ich vorher noch nie so nachgedacht. Und obwohl mir auch schon vorher immer klar war, dass ich nicht gegen mein Pony sondern mit ihm arbeiten will, aber erst gestern, als ich den Artikel gelesen habe, wurde mir 100%ig klar wie ich das angehen muss und mein Plan ließ dich heute gleich wunderbar in die Tat umsetzen =)
Danke für den tollen Denkanstoß
LG Lisa

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Ach schön, das freut mich riesig!
Tania

 

Von Anna-Lisa • 11. Januar 2010

Hallo Tania,

das ist wirklich ein toller Beitrag. Ich habe ihn gerade nochmal rausgesucht weil du einfach recht hast. Die Frage ob man bei einer ‚Nicht-Reaktion‘ zu schaerferen Hilfsmitteln greit wird leider oft bejaht was mir nie gefallen hat. Aber dein Ansatz sich der Beruehrungen bewusst zu werden ist super. Das werde ich ab sofort auch probieren um zu setzen, Ich stehe mit meiner Haflingerstute naemlich noch ganz am Anfang des Weges, obwohl wir schon viel geschafft haben und sie von einem ‚traumatisierten Angstbueffel‘ zu einer entspannten Stute geworden ist. Wir haben jetzt angefangen mit dem Clickertraining und wenn sie Spass am Lernen gefunden hat, werden wir auch den LK in Angriff nehmen.
Viele Gruesse und viel Spass mit deinen Haflingern,
Anna-Lisa

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Danke, Anna-Lisa, ich freu mich sehr!
Tania

 

Von Lisa • 19. Oktober 2011

Liebe Tania,
ich lese begeistert deine/eure Beiträge und fühle mich selber dabei immer schlechter:(
Ich reite erst seit ein paar Wochen auf den Schulpferden vom Stall.
Und da habe ich zwei die auch sehr „bockig“ sind.
Da höre ich dann von der Reitlehrerin auch immer nur „Benutz mal die Gerte“ oder „Treiben, trieben, treiben“ bis hin zu „Tritt die doch mal, werd mal sauer“.
Ich nehme an das diese Pferde durch den Jahrelangen Schulunterricht auch abgestumpft sind,oder?
Durch die ganzen Beiträge habe ich gelernt, das das feste Treiben,oder mit der Gerte zu fest hauen keine Lösung ist!
Aber wie kann ich ein Schulpferd was ich 1-2 mal die Woche reite denn sensibilisieren, wenn in der zwischenzeit andere Reitschüler wieder genau das gleiche machen und zu fest hauen oder Treiben?
Verzweifelte Grüße, Lisa

_______________________

Hallo Lisa,

ja, das ist ein leider weit verbreitetes Problem. Eine echte Lösung habe ich da leider nicht für Dich. Im Grunde müssten Reitschüler sich weigern, Pferde zu reiten, die nur mit Zwang zum Laufen zu bekommen sind. Denn das ist ein Zeichen dafür, dass das Pferd auf sein Schulpferddasein keinen Bock hat (und eben nicht grundlos bockig ist). Ändern kann man das nur durch den Umgang mit dem Pferd und wenn man dem Pferd sein Schulpferd-Dasein so angenehm wie möglich macht. Das ist aufwändig und sicher kann man das Pferd dann nicht so oft einsetzen, aber im Sinne eines pferdegerechten Umgangs ist das der zu fordernde Weg für mich.

Solange Reitschüler/innen mitmachen beim „Sauer werden“ oder „Sich durchsetzen“, wird sich nicht viel ändern. Fangen Reitschüler aber an, motivierte und fröhliche Pferde zu fordern, könnte ein Umdenken einsetzen.

Vielleicht kannst Du mal schauen, ob Du irgendwo Einzelunterricht finden kannst. Es gibt Reitlehrer/innen, die ihre eigenen Pferde für den Unterricht einsetzen und da kann man das Glück haben, wirklich gut ausgebildete und fein zu reitende Pferde zu finden.

Herzlich,
Tania

 

Von Susanne • 14. Juni 2012

Ich bin gerade auf diesen (schon etwas älteren) Artikel gestoßen.
Ich hatte bis vor Kurzem einen dicken Belgier. Am Anfang dachte ich, er wäre stur. Ich habe ihn beobachtet und festgestellt, dass das wohl seine Art ist, auf ungewohnte Anforderungen zu reagieren. Er läuft nicht weg oder leistet Wiederstand. Er bleibt stehen und „denkt nach“. Wenn man ihm diese Zeit lässt, macht er wirklich alles. Er ist auch sehr vorsichtig gegenüber Kindern, Hunden etc. Ich weis nicht, ob das bei allen Dicken so oder ähnlich ist, es wäre aber viel. mal ein Denkanstoß.
Die neue Besitzerin hat mir übrigens gesagt, dass er ein ganz sensibles, vorsichtiges und gut erzogenes Pferd ist. Das liegt wohl in seiner Natur.

_______________________

Ein ganz wichtiger und toller Kommentar, Susanne!

Danke dafür,
Tania

 

Von Julia • 21. Juni 2017

Hallo Tania,

ich habe eine Reitbeteilung mit all den beschrieben Problemen. Der bleibt im Schritt fast stehen, reagiert weder auf Gerte noch auf Sporen und ist fest ohne Ende. Ich selber habe leider auch nicht die reiterliche Erfahrung um ihn in Schwung zu bringen.
Gibt es denn irgendwas im Rahmen der Bodenarbeit, was ihn wieder sensibeler werden lassen könnte?
Ich habe auch gehört, dass er lange Zeit in Bulgarien war und dort arg geknechtet wurde…

Ich bin dankbar über jede Hilfe, denn er ist ein liebes Pferd!

___________________

Hallo Julia,

leider ist Deine Frage nicht so einfach zu beantworten. Pferde können sehr unterschiedliche Gründe dafür haben, nicht laufen zu wollen. Du hast ja schon von seiner Vorgeschichte geschrieben, die sicher eine Rolle spielt. Aber auch körperliche Probleme müssen berücksichtigt werden und wie z.B. sonst mit ihm umgegangen wird, wie er gehalten wird, was er zu fressen bekommt und vieles mehr. Als Reitbeteiligung bist Du ja nicht die einzige, die mit dem Pferd zu tun hat, insofern ist es oft nicht so einfach da wirklich an die Ursachen zu kommen. Sensibler zu werden birgt für ein Lebewesen immer auch die Gefahr von Verletzlichkeit und es braucht dafür viel Vertrauen und einen sicheren Rahmen.

Sprich doch vielleicht mal mit der/m Eigentümer/in und überlegt gemeinsam, wie er dem Pferd mehr Freude am Miteinander ermöglichen könnt – das geht ganz sicher nicht über Gerte und Sporen, die ihn nur in seiner Verweigerungshaltung bestätigen dürften…

Alles Gute,
Tania

 

Von Andrea • 9. Januar 2018

Ihr Lieben!

Für mich ist diese Seite so oder so schon zu meiner „Bibel“ geworden 🙂
Jetzt vermehrt suche ich Hilfe da ich auch so einen „sturen Bock“ im Stall stehen habe. Was bei uns leider noch dazu kommt ist das er in der Box fürchterlich die Ohren legt, raus schnappt (gestern hat er mich sogar erwischt 🙁 …) … die ganze Heimfahrt lang habe ich mich füchterlich gefühlt, die Tatsache das mein Pony nach mir schnappt war für mich zum heulen! Egal wer bei seiner Box vorbei geht wird „niedergegifftet“ das eine „freude“ ist…. er war nicht immer so 🙁 Sobald man ihm aus der Box raus nimmt und mit ihm in die Halle oder sonst wo hin geht, ist er zwar so eine Gattung „Dickfellig“ aber überhaupt nicht mehr aggresiv. Ich muss dazu sagen das er immer scho wenns ums Futter gegangen ist ein „Grantler“ war… es gab von Anfang an keinerlei Grund dazu, da unsere immer 24h Heu hatten. Leider hatten wir vor kurzem im Stall ein recht schlechtes Heu (kaufte mir ein gutes eigenes) aber seither ist er noch schlimmer in der Box 🙁 … er ist eben auch Dickfellig und somit wirkt er absolut unsensibel, er rempelt gerne, steht und bewegt sich nicht mehr, schnappt nach der Hand wenn er die Vermutung hat man hat ein Leckerchen in der Hand, usw. usw. diese ganzen Dinge die man eh kennt…. emotional muss ich sagen kommt man hier schnell an seine Grenzen und mir ist echt zum weinen weil ich für all meine Liebsten eigentlich nur das Beste möchte, mich aber absolut alleine und hilflos fühle mit diesem Thema. Ich stehe auch absolut dazu das ich damit echt schwer RICHTIG umgehen kann und wollte euch Fragen wie ihr euch da geholfen habt?! Gestern ist mir klar geworden wie schlimm es eigentlich schon ist wenn er in der Box steht und es bricht mir das Herz wenn ich das sehe, ich will nicht das er so genervt, verärgert oder sonst etwas ist 🙁 … ich weiß leider nicht an wen ich mich sonst wenden soll, vielleicht hat der eine oder andere ja ein paar Tipps für mich….
VIELE LIEBE GRÜßE
Andrea

__________________________

Hallo Andrea,

Ferndiagnosen sind immer schwierig, aber von dem, was ich lese, würde ich zustimmen, dass Dein Pferd nicht wirklich glücklich ist. Ich kann, ohne Euch zu kennen, Dir nun natürlich leider nicht sagen, was Dein Pferd braucht, um glücklicher zu sein, aber versetzt Dich mal in die Lage eines Tieres, das nicht sprechen kann: Wie soll es kundtun, dass es unzufrieden oder gar unglücklich ist? Wenn Pferde reden könnten, wäre vieles einfacher, so liegt es bei uns zu überlegen, welche Ursachen das Verhalten eines Pferdes hat und entsprechend zu handeln. Also: nicht persönlich verletzt sein, sondern praktisch überlegen, wie Du seine Lebenssituation verbessern kannst. Vielleicht mal über einen Wechsel in einen Offen- oder Laufstall nachdenken? Es gibt viele Pferde, die in Boxenhaltung verhaltensauffällig werden. Das wäre zumindest ein Ansatz…

Euch alles Gute,
Tania

 

 

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