Eine spannende Übung zur Zügelführung
In diesem Blogbeitrag habe ich Ihnen schon eine Übung vorgestellt, mit deren Hilfe Sie eine weiche Anlehnung zum Maul Ihres Pferdes herstellen können. Heute möchte ich Ihnen eine weiter Übung vorstellen, die sowohl mir als auch etlichen meiner Schüler sehr beeindruckende AHA-Erlebnisse bescherte, und die das Verständnis für das Pferd am anderen Ende des Zügels sehr erhöht hat.
Mit dieser Übung haben Sie die Möglichkeit ein ehrliches Feedback zur Qualität Ihrer Zügelführung zu erhalten, denn Ihr Pferd hat heute nur zwei Beine und es spricht eine Sprache, die Sie mit Sicherheit verstehen 😉
Und so geht es
Stellen Sie sich mit einem menschlichen Partner gegenüber auf. Sprechen Sie ab, wer von Ihnen zuerst das Pferd mimt. Achten Sie auf eine entspannte Körperhaltung. Stehen Sie mit leicht gebeugten Knien, lassen Sie die Schultern los und atmen Sie bewusst ruhig ein und aus.
Hier ist Edda, links im Bild, die „Reiterin“ und Imke, rechts im Bild, das „Pferd“:
Nun beginnt Imke, also unser „Pferd“, ihre Schultern ruhig vor- und zurückzuschwingen und imitiert dadurch die Nickbewegung, die der Kopf eines Pferdes im Schritt macht.
Versuchen Sie als Reiter, diese Bewegung zuzulassen, ohne sie aktiv selbst auszuführen. Lassen Sie sich Zeit, dieses passive Zulassen der Pferdebewegung zu spüren. (Das „Pferd“ kann seinen „Reiter“ testen, indem es immer mal wieder anhält. Wenn der „Reiter“ noch weiterschwingt, war er aktiv dabei.)
Fragen Sie als „Reiter“ Ihr „Pferd“, ob es sich angenehm anfühlt und es ohne Taktverlust, Irritationen, Störungen oder Behinderungen durch Ihr Mitgehen in der Bewegung weitergehen kann. Erst wenn Ihr „Pferd“ Ihnen das Feedback gibt, dass die Anlehnung weich und angenehm ist, fangen Sie an mit Veränderungen zu spielen:
Gehen Sie nun einmal aktiv aus der Schulter heraus mit der Bewegung mit. Wie fühlt es sich jetzt an? Haben Sie noch Kontakt zueinander?
Nach dieser Veränderung versuchen Sie erst wieder die passive Anlehnung herzustellen.
Dann imitieren Sie einen Reiter, der versucht die Hände ganz ruhig zu halten, also die Nickbewegung nicht mehr zuzulassen. Fragen Sie Ihr „Pferd“, ob es sich dadurch in der Bewegung gehindert fühlt oder ob es frei gehen kann. Ist es angenehm?
Lassen Sie Ihre Arme dann wieder von den Bewegungen mitnehmen.
Und wie fühlt es sich für Ihr „Pferd“ an wenn Sie Rückwärtswirken, sprich, am Zügel ziehen? Was möchte Ihr „Pferd“ dann tun? Möchte es nachgeben? Oder vielleicht dagegenziehen? Sprechen Sie mit Ihrem „Pferd“ über die Gefühle und Wahrnehmungen, denn genau das ist der Clou an dieser Übung!
Lassen Sie nun wieder los und gehen Sie passiv mit der Bewegung mit.
Spielen Sie jetzt einmal mit verschiedenen Zügellängen:
- Ab welcher Zügellänge verlieren Sie den Kontakt zueinander?
- Und ab welcher Zügelkürze wird es Ihrem „Pferd“ zu eng?
- Wie fühlt es sich für Ihr „Pferd“ an, wenn Sie die Zügel verkürzend aufnehmen?
- Wird es dadurch gestört oder vielleicht aus dem Takt gebracht?
- Wie fühlt sich ein „Zügel aus der Hand kauen lassen“ an?
- Und wie fühlt sich das „Riegeln“ an, also ein abwechselnd links-rechts annehmender Zügel?
Probieren Sie jede Zügelhilfe aus, die Sie kennen, und lauschen Sie dem Feedback Ihres „Pferdes“.
Tauschen Sie dann bitte die Rollen und probieren Sie die Übung ruhig auch mit verschiedenen Menschen aus. Sie werden sich wundern welche Erfahrungen Sie dabei machen werden!
Hier sehen Sie noch einen Film zu dieser tollen Übung, die wie ich finde, jeder Reiter gemacht haben sollte.
Ich hoffe, Sie werden mir fleißig dazu schreiben! 🙂
27. Oktober 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Übungen • 7 Kommentare »