Zwei Arten, spazieren zu gehen

Da unser Gelände leider immer noch vereist und hartgefroren ist, kann ich zur Zeit nicht ausreiten. Aber wenigstens war ich mit den beiden mal wieder spazieren. Und dabei ist mir mal wieder etwas bewusst geworden: und zwar, dass die beiden doch ziemlich verschieden sind.

Wenn Aramis ins Gelände geht, hat er meist alles im Blick. Er sieht auch den noch so weit entfernten Traktor am Horizont. Das hier ist eine typische Haltung von ihm im Gelände:

ar_spaziergang.jpg

Und so:

ar_spaziergang2.jpg

Dazu schreitet er flott voran und scheint das Laufen selbst zu genießen. Ich habe den Eindruck, dass für ihn Spaziergänge ähnlich wie für mich sind: Wir laufen des Laufens wegen, starten also an einem Punkt, um uns dann mehr oder weniger zielgerichtet, zu einer bestimmte Runde aufzumachen oder zu einem bestimmten Ort zu gehen.

Anthony ist da ganz anders. Er wirkt besonders auf Spaziergängen wie eines der Kinder, die, selbst wenn man sie pünktlich losschickt, immer zu spät zur Schule kommen. Sie trödeln vor sich hin, finden hier was Spannendes oder da was Interessantes. Anthonys Blick geht selten in die Ferne, sondern er schaut meist direkt vor seine Füße und sucht nach Sachen, die er näher untersuchen kann, wie z.B. so etwas hier:

an_spaziergang.jpg

Das fesselt seine Aufmerksamkeit. Oder er steht da und nuckelt auf seinem Führstrick herum:

an_spaziergang21.jpg

Im Gegensatz zu Aramis muss ich Anthony auch immer wieder dazu ermahnen, ein einigermaßen ordentliches Tempo zu halten, während mein Großer, wenn er erstmal am Laufen ist, immer zügig weitergeht.

Nun bin ich selbst ja auch eher ein zweckgerichteter Mensch, so dass ich mich manchmal schwertue mit Anthony Trödelei. Während Aramis und ich einfach nebeneinander unsere Runde machen, muss ich den Kleinen immer etwas triezen, also treiben oder davon abhalten, die Umgebung anzunabbeln. Manchmal zerrt das ganz schön an meinen Nerven. Gleichzeitig steckt darin für mich eine Chance: hin und wieder auch einfach mal ein bisschen lockerer zu sein und nicht immer nur ein Ziel vor Augen zu haben, sondern aufmerksamer für die spannenden Dinge direkt vor meiner Nase zu werden.

Und so ist es doch richtig schön, dass beide so unterschiedlich sind.

4. Februar 2009 von Tania Konnerth • Kategorie: Verhalten 9 Kommentare »

 

9 Reaktionen zu “Zwei Arten, spazieren zu gehen”

 

Von Ramona • 4. Februar 2009

Hallo Tania,

ich gehe auch sehr gerne mit meiner Stute spazieren. Vom Typ her ist sie eher wie Aramis und auch mir geht es eher ums Laufen.

Dass dich Anthonys Trödelei da manchmal nervt, kann ich gut verstehen. Andererseits hast du ja selbst schon erkannt, dass dies auch positiv sein kann. Sich über die (Um-)Welt zu wundern wie ein Kind (und gewissermaßen ist Anthony das ja), kann auch eine tolle Erfahrung sein, weil man plötzlich wieder Dinge wahrnimmt, an die man sich als Erwachsener schon viel zu sehr gewöhnt hat, um ihnen noch Beachtung zu schenken. Dadurch entgeht einem mitunter aber auch einiges.

Vielleicht versuchst du beim nächsten Spaziergang, mal nicht MIT Anthony spazieren zu gehen, sondern DICH von IHM auf Entdeckungstour mitnehmen zu lassen. 😉

Gruß
Ramona

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Hihi, das könnte was werden 😉 Aber ich nehme die Idee auf jeden Fall mal mit – mal schauen, wo und vor allem wann wir irgendwo ankommen…

Herzlich,
Tania

 

Von christina • 4. Februar 2009

hallo tania,

spazierengehen mal anders 😉

bei mir sah mein letzter spaziergang mit Sando vor einer woche nämlich so aus:
Es hat alles ganz harmlos angefangen, wir sind völlig relaxt vom stall weg, Sando ist mir hinten nachgeschlendert und bei der ersten weggabelung, an der ich rechts abgebogen bin, schreckt er sich ganz plötzlich und ich denke mir ok, ist ja gut, aber jetzt wieder beruhigen und weiter.

denkste!
aus und vorbei wars mit ihm, er steigerte sich in eine ziemliche panik hinein und als er merkte, dass ich ihn nicht nach hause laufen ließ, war ich sein feind nr. 1 und er stieg in meine richtung und schleuderte mir seine hufe entgegen. ok, dann wars soweit, dass auch ich in panik ausbrach. Blöderweise war ich mit ihm an den geteilten westernzügeln unterwegs und nicht mit einem langen strick, mit dem ich mich den abstand zwischen uns besser halten hätte können.

So wurde aus diesem netten spaziergang ein ziemlicher höllentrip, denn er schien absolut nicht daran interessiert zu sein sich zu beruhigen und ich hatte alle mühe, mich vor seinen attacken zu retten.
Zu allem überfluß kam uns dann noch die letzten 200 meter vorm stall ein auto mit pferdeanhänger entgegen, wo wir dannu unsere letzten nerven wegschmissen und vor den großen augen der autoinsassen ein ziemliches theater auf der straße aufführten.
Ich glaube es war ziemlich spannend uns zu beobachten, wie wir uns beide auf hochtouren im kreis drehten und dabei ziemlich entsetzte grimassen schnitten 😉
Kurz vorm Stall beruhigte er sich wieder.
So was ist mir schon sehr lange nicht mit ihm passiert und hat mich ziemlich nachdenklich gemacht.

Meine Schlüsse:
Solange die Umgebung sicher und vertraut ist und Pferde in der Nähe sind, ist es für Sando ok mir zu folgen, wenns aber drauf ankommt, bin ich nicht mehr vertrauenswürdig und auch nicht mehr nötig für ihn. Das heißt ich arbeit jetzt mal fleißig an meinen Qualitäten, um ihm in Situationen, die ihm Angst machen, Sicherheit und Führung geben zu können.
Das ist mein großer Wunsch für die zukunft!

Liebe Grüße
christina

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Puhhh, das ist ja eine Geschichte – schön, dass alles gut gegangen ist! Zu Beginn waren meine Spaziergänge mit Anthony auch nicht wirklich entspannt, das habe ich mir erst Stück für Stück erarbeitet. Es ist es auf jeden Fall wert, das gemeinsam zu erarbeiten.

Herzlich,
Tania

 

Von Gabriela • 9. Februar 2009

Hallo Tania,

dazu kommt natürlich noch, daß es in letzter Zeit nicht wirklich „Tobewetter“ war und die Pferde meist – selbst WENN sie draussen sein konnten – mehr herum gestanden haben als sich zu bewegen. Da man wenn man auf dem Stallgelände herumdöst natürlich auch seine Umwelt mehr oder weniger ignoriert, ist es eigentlich logisch daß manche Pferde erst dann wach werden wenn man mit ihnen spazieren geht. Jede Abwechslung ist zwar willkommen, puscht einige aber auch ganz schön auf.
Wenn ich mit meinem Jungspund lange nicht draussen gewesen bin – wobei „lange“ ein relativer Begriff ist. Das kann ein paar Tage oder zwei Wochen sein – dann muss ich mir jede Strecke quasi neu erarbeiten denn die Jahreszeit verändert das Gelände stetig. Immer wieder gibt es neue Dinge die man isn Auge fassen muss, die manchmal gruselig sind oder sogar furchterregend. Auch wenn man in der Halle oder auf dem Platz NOCH so oft mit Schirmen, Tüten, Planen oder sonstwas arbeitet so bereitet das das Pferd trotzdem nicht darauf vor, daß einem im Gelände vielleicht der Wind ein leere ALDI-Tüte vor die Nase weht und vor der man sich erstmal ordentlich erschrecken muss denn eine Tüte ohne Mensch dran die sich ALLEINE fortbewegt, das ist schon einen Schock wert.
Übrigens: Meiner gnabbelt auch ständig an allem herum wenn er Langeweile hat. Die Zügel, den Führstrick, das Halfter oder die Decke vom Kumpel, den Anbinder, die kleine Harke mit der ich das Paddock abäppel – damit haut er regelmäßig ab – und ich finde das zu Zeit nicht so wirklich witzig. Was tust du dagegen?…

LG, Gabriela

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Hallo Gabriela,

ach ja, das leidige Thema „Hapsen“… Zur Zeit fahre ich eine harte Linie. Da alles Ignorieren, Ablenken & Co nichts geholfen hat, gibt es jetzt einmal eine Verwarnung und dann einen Klaps auf die Nase und das konsequent. Das ziehe ich gerade den dritten Tag durch und, was soll ich sagen, heute waren die Jungs fast hapsfrei.

Ich habe mir allerdings vorher überlegt, was ich abstrafe und was nicht. Wenn mir der Kleine etwas klaut, also z.B. den Mistboy oder so, strafe ich das nicht, weil ich daraus ja einen Trick gemacht habe – sprich: das soll er ja sogar machen, wie z.B. meine Handschuhe aufheben u.ä. Aber das Hapsen nach mir (meine Hand, meine Jacke etc.) und das Hapsen nach dem Zügel und Strick wird jetzt mit strenger Konsequenz beantwortet.

Herzlich,
Tania

 

Von Christiane Mohr • 9. Februar 2009

Hallo, Tania, dieser leidige Winter zieht sich dieses Jahr aber auch endlos hin! Wir haben gleich zu Anfang der Schlechtwetterperiode Verletzungen davon getragen, die noch immer nicht wirklich ausgeheilt sind, so dass ich mich auch nicht traue, in unserem hügeligen glatten und rutschigen Gelände auszureiten. Mit meinem Ross spazierenzugehen, ist jedoch hochgradig nervig. Sie sieht jeglichen Aufenthalt ohne Sattel als Futtersuche an und bleibt buchstäblich an jedem Grashalm stehen. Dabei habe ich sonst (unterm Sattel oder bei Bodenarbeit)keine Hirarchie-Diskussion mit ihr. Beim Spazierengehen könnte ich sie jedoch pausenlos mit Gertennachdruck treiben, muss dann auch wirklich massiv werden.

Da für mich der Aufenthalt bei Tiffanie vorrangig der Entspannung dient, habe ich jetzt kapituliert. D.h. wir arbeiten erst in der Halle und trödeln dann, sozusagen zur Belohnung, je nach zur Verfügung stehender Zeit und Erträglichkeit des Wetters noch ein wenig im „Grünen“ herum. (Bestärkt sie womöglich noch in ihrer Unart…)
Was mich dabei wundert, ist ihr unersättlicher Appetit. So aufreizend ist das überständige Gras jetzt nun nicht, da finde ich die Grassilage und das Heu, dass ihr ad lib zur Verfügung steht, appetitlicher…
Jedenfalls müßte ich wohl wirklich konsequenter sein, um das Spazierengehen als Arbeitseinheit durchzusetzen.
Viele Grüße

Christiane

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Hallo Christiane,

ich denke, das Führen / Spazierengehen wird tatsächlich oft unterschätzt. Ich habe es als echten Lernpunkt mit Anthony gesehen, weil für mich immer feststand, dass ich nicht mit einem Pferd ins Gelände gehe, das ich dort nicht sicher führen kann.

Vielleicht kannst Du mal mit einer anderen Person und einem ruhigen Begleitpferd spazieren gehen? Einfach damit sie die Erfahrunge macht, dass es nett sein kann, so locker durch die Gegend zu gehen? Oder vielleicht kann einfach nur mal eine dritte Person mitkommen, mit der Du locker reden kannst – die eigene Ausstrahlung ist ja ganz entscheidend.

Und noch ein Gedanke: Ich persönlich würde das Fressenlassen an der Hand streichen, damit habt Ihr schon mal eine Quelle von Dauerstreits beseitigt.

Herzlich,
Tania

 

Von Lilli • 14. August 2010

Hallo,
Das leidige thema bei uns ist auch das spazieren gehen.Ich habe jetzt seit 7 wochen einen 12 Jahre jungen Haffi sehr charackter stark meine meinung, kann aber auch sehr lieb :-)sein, ja er wiehert denn anderen nach wenn wir ein stück gegangen sind und die anderen nicht mehr sieht ,wird irgentwie Nervös und sehr hibbelig liegt es auch eventuell an mir das ich Nervös bin ohne es zu merken ? ich bemühe mich sehr ihn zu beruhigen aber es gelingt leider nicht immer. Ich würde mich sehr über eure meinung freuen . Bin heute durch eine Bekannte auf die seite gestoßen muss sagen das es vielseitig und interessant ist 🙂 Liebe Grüsse Lilli

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Hallo Lilli,

Du schreibst, Du hast das Pferd seit 7 Wochen. Das ist für ein Pferd eine sehr kurze Zeit, um sich neu einzugewöhnen (an die Umgebung, aber eben auch an einen neuen Menschen). Mit dem Wiehern drückt er sein Bedürfnis aus, Kontakt mit den anderen Pferden zu halten. Das dürfte ein Zeichen dafür sein, dass er Dir noch nicht genug vertraut, um sich sicher bei Dir zu fühlen. Gelegentlich Wiehern tun aber viele Pferde mal.

Ich würde hier ganz viel Geduld haben und das Spazieren in minikleinen Schritten erarbeiten. Geh doch einfach erst nur mal einige Schritte los – 50 Meter, loben und wieder zurück. Wenn das entspannt geht, gehst Du 500m und wieder zurück.

Wir machen oft den Fehler, ein Pferd gleich zu überfordern („So ein kleiner Spaziergang ist doch nicht viel.“), indem wir verkennen, wie groß die Aufgabe ist, die wir unseren Pferd da stellen.

Mit Geduld bekommst Du das ganz sicher hin,
Tania

 

Von Bettina • 24. September 2012

Hallo Tania,

das erinnert mich daran, dass ich heute auch mal wieder spazieren gehen wollte 🙂

Ich hatte ein ähnliches Problem wie Christiane, mein Pferd ist so sagenhaft verfressen. Echt jetzt. Er hat dann auch immer wieder die Beine in den Boden gerammt (wenn ich nicht fressen darf, komme ich auch nicht mit…). Er schlurfte immer so lustlos neben mir her, Ohren nach hinten, das Maul zusammengekniffen. Wie ein bockiger Teenager 🙂
Nun gehe ich aber echt gern spazieren, und da ich in der Stadt lebe (Warschau), ist der Pferdestall für mich auch eine Gelegenheit, raus in die Natur zu kommen. Und da mein Pferd sehr brav ist, und es sehr schön ist, mit ihm Dinge zu unternehmen, habe ich echt überlegt, wie ich ihm das Spazieren gehen schmackhaft machen kann.
Der Zufall half mir dabei: Einmal entdeckte ich, als Nasir an einer Lichtung graste, so ca. 20 min. vom Stall, eine alte Kiefer, deren Äste so weit herunter hingen, dass Nasir sie erreichen konnte. Ich habe ihm den Baum gezeigt, und dass er, wenn er die Nase hochnimmt, die Äste abknabbern kann. Nasir war sofort begeistert, und es stellte sich heraus, dass Kiefernzweige essen sein neues Lieblingshobby ist. 🙂 Seitdem kommt er gern mit mir mit, der Deal ist, dass wir zum Kiefernbaum laufen (am alten Stall), oder zur verlassenen Apfelplantage und zur großen Wiese (neuer Stall). Er freut sich dann richtig, wenn wir losgehen: Ohren nach vorne, er leckt sich das Maul…so haben wir beide was davon. Und der Nebeneffekt ist auch, dass er mittlerweile weiß, dass ich immer coole Sachen zum Futtern finde, und er gern bei mir ist. Bei ihm geht Liebe halt durch den Magen, und mittlerweise nervt mich das nicht mehr, sondern ich schätze es sehr, denn ein Pferd, dass sooo gern frisst, ist sehr leicht mit Futter zu allem Möglichen zu motivieren. Selbst zu ordentlichen Futtermanieren…

Montagmorgige Grüße aus Warschau,

Bettina

 

Von Bettina • 24. September 2012

Mir fällt noch eine Geschichte ein:

Bei uns am Stall gibt es ein Paar, das zwei Pferde hat, mit denen sie fast jeden Tag lange Spaziergänge machen. Dabei laufen die Pferde einfach so mit, ohne Stricke, fressen, laufen, fressen…(ein bisschen wie Hunde…)
Vor ein paar Wochen haben sie mich gefragt, ob ich nicht mitkommen will. Ok dachte ich, wird bestimmt nett. Ich solle Nasir doch einfach frei mitlaufen lassen, meinten sie. Da es weit und breit keine Straßen gibt, dachte ich wieder, ok, mal schauen, ob er mitkommt. Ich dachte eher, dass er einfach an einer Stelle bleibt und frisst, und dass ich ihn ständig holen muss. So war es am Anfang auch, dann hatte er begriffen worum es geht, und trottete den anderen Pferden hinterher (er steht mit diesen auch auf der Koppel, ist quasi seine „Herde“). Dann hat ihn die Freude gepackt, und er rannte an allen vorbei, im gestreckten Galopp, buckelnd…ich hatt schon einen Anflug von Angst, weil ich dachte, dass er abhaut, aber die meinten, das bräuchte ich nicht, denn solange ihre Pferde da blieben, würde er nicht weit rennen. Und so haben wir dann einen tollen Nachmittag verbracht: Nazir hat die anderen zwei angesteckt, und sie sind alle drei auf dem Feld rumgetobt, haben hier und da gegrast, haben zu uns aufgeschlossen, sind vorausgepest, haben fangen gespielt…es war wunderbar mit anzusehen, welchen Spaß die Pferde hatten! Wir Menschen sind einfach den Weg entlangspaziert, haben geplaudert, und haben uns an unseren Pferden gefreut 🙂 Ein tolles Erlebnis 🙂

Bettina

 

Von Olivia • 21. September 2015

Hallo,

vor einem 3/4 Jahr habe ich einen ängstlichen, panisch reagierenden Wallach erstanden, mit dem ich zunächst nur spazieren ging.

Sein Spazierverhalten hat er in dieser Zeit grundlegend verändert. Es begann mit der Flucht vor jeder Kleinigkeit. Ein hochalarmiertes Pferd, das vor jeder Kleinigkeit die Flucht ergriff, wobei er sich regelmäßig losriss. Gleichzeitig war er aber auch ungeheuer interessiert an all den neuen Gerüchen, die es außerhalb des Stalls und besonders im Wald zu entdecken gab. Es gab also zwei vorherrschende Körperhaltungen: giraffenartig hochgerissener Kopf mit fluchtbereitem Körper oder die Nase fest auf den Boden geheftet, um die Welt in flottem Schritt wie ein Trüffelschwein zu erschnüffeln. Letzters ließ sich sehr gut nutzen: durch das Clickertraining konnte er Dinge auf Kommando mit der Nase berühren, was mit der Zeit auch bei Sachen klappte, vor denen er Angst hatte. Die wurden intensiv beschnüffelt und verloren so ihren Schrecken. Dank konsequenter Übung und nicht zuletzt dem tollen Tipp von Babette während eines Kurses, immer zwischen dem Pferd und dem Objekt der Angst zu gehen, trauen wir uns mittlerweile auch in den Straßenverkehr. Immer noch hat er alles im Blick, achtet aber auch auf meine Reaktion und ist zutiefst dankbar, wenn ich ihm signalisiere, dass er sich abregen kann. Ein Ausatmen von mir, ein entschlossenes Vorwärtsschreiten oder eine Berührung mit der Hand an Maul oder Nase beruhigen ihn meist.
Je nach Tagesform schlendern oder schreiten wir frisch voran, er erschnüffelt im Zickzackgang seine Umwelt oder widmet sich mit Hingabe jedem Grashalm.
Sein Tempo passt er auf eine Berührung der Brust an meines an, was er während einer Beinverletzung, mit der ich nur humpeln konnte, von ganz allein perfektionierte.

Letzte Woche dann DER Test: ein orangefarbener Regenschirm „verfolgte“ uns auf einer engen Straße. Ablenken half nicht, aber nachdem ich ihn frontal zum Schirm gedreht hatte, ließ er den Fußgänger überholen. Nun wich die Angst immer mehr seiner Neugierde und plötzlich war es der Fußgänger, der sich ziemlich verfolgt fühlte 🙂

Waren Spaziergänge früher harte Arbeit, nutze ich sie heute zur Entspannung.
Ich bin ziemlich begeistert darüber, was wir beide dabei voneinander gelernt haben und und sehr dankbar für das Vertrauen, das mir dieses Pferd schenkt.

Was ich von ihm gelernt habe: es gibt ein paar Voraussetzungen für einen entspannten Spaziergang. Er sollte satt sein und ausgeglichen durch regelmäßige Bewegung sowie dem Energiebedarf angepasste Fütterung. Ihm darf nichts wehtun (passende Ausrüstung!) und ich als Mensch muss Vertrauen in ihn und mich selbst haben.

 

Von Rebecca • 26. September 2015

Mal eine Frage off-Topic:
woher hast du diesen Leder-Kappzaum? 😉

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Hallo Rebecca,

das ist dieses Modell hier: http://www.elcaballo.de/viena

Herzlich,
Tania

 

 

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