Stichwort Qualitätszeit
Ich gehöre zu den Menschen, deren Tage eher zu voll als zu leer sind. Und um das alles gut organisiert zu bekommen, plane ich meine Zeit möglichst effektiv. Der Vorteil ist, dass ich auf diese Weise viel schaffe und erreiche, der Nachteil ist, dass so etwas wie Muße und Entspannung oft zu kurz kommt.
Nun stammt aus dem Zeitmanagement folgende Idee: Wenn man dabei ist, seine Zeit zu planen, soll man auch ganz gezielt so genannte „Qualitätszeit“ einplanen. Gemeint ist damit zweckfreie Zeit. Also Zeit ohne Vorhaben, ohne Absichten, ohne Aufgaben. Zeit, in der man einfach nur sein kann, ohne etwas tun zu müssen.
Und genau damit experimentiere ich im Moment auch im Stall ein bisschen herum. Ich schaffe mir immer wieder Zeitinseln, in denen ich mir für die Jungs nichts vornehme, also keine Lektionen im Kopf habe, nicht erziehen will und kein Ziel im Kopf habe, sondern einfach nur mit meinem Pferd zusammen sein will.
Konkret sieht das z.B. so aus: Neulich setzte ich mich nach dem Longieren vor Anthony auf den Boden und warte einfach ab. Ich tat nichts, wollte nichts, sondern versuchte, mich darauf einzulassen, einfach nur mit meinem Kleinen in diesem Moment an der Stelle zu sein. Es war sehr rührend, wie er dann ganz behutsam zu mir kam und mich sanft anschnoberte. Er büffelte und hapste nicht, sondern war ganz sanft und lieb. Und tatsächlich verbrachten wir dann einige Minuten einfach nur so miteinander.
Ich kann für mich sagen, dass es nicht so einfach ist, wirklich mal „Nichts“ zuzulassen, dass das aber wirklich kostbar ist. Es sind ganz besondere Momente in unserer so durchgeplanten und oft stressigen Welt. Es sind Momente, die dem Zeitempfinden unserer Pferde sehr nahekommen dürften. Denn die Pläne haben ja wir für sie im Kopf, nicht sie.
21. Januar 2009 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang • 4 Kommentare »