Alles zu seiner Zeit…
In diesen Tagen habe ich mal wieder eine Erkenntnis für mich formulieren können. Die Ausbildung meines Kleinen hat mich gelehrt, was es mit dem Spruch „Alles zu seiner Zeit“ auf sich hat.
Ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten Herbst (vor zwei Jahren). Da wollte ich mit meinem frisch erworbenen Youngster spazieren gehen. Ich hatte mir das so richtig nett ausgemalt, wie wir gemeinsam durch die Wälder streifen und zusammen alles kennenlernen würden, was so ein junges Pferd kennenlernen muss.
Tja,… da machte mir Anthony allerdings einen ziemlichen Strich durch die Rechnung, denn er sah überhaupt nicht ein, friedlich neben mir zu laufen, sondern hatte seine ganz eigenen Vorstellungen vom Spazierengehen. Ich brach das dann ab, um erst einmal in der Sicherheit der Halle und eines eingezäunten Platzes das kleine 1×1 des Führens zu erlernen.
Im Herbst darauf (also vor einem Jahr) hatte ich dann angedacht, mit meinem Kleinen die ersten Ausritte zu machen. Ich hatte vorgehabt, die Grundlagen des Reitens vor allem im Gelände zu erarbeiten, das erschien mir netter und schöner, als in der Bahn.
Tja,… auch das klappte nicht, wie geplant, denn Anthony erwies sich als nicht wirklich kontrollierbar. So brach ich auch das ab und… – ging ganz viel mit ihm spazieren 🙂 Ich setzte also in dem Herbst um, was ich mir im ersten vorgenommen hatte. Als mir klar wurde, dass jetzt möglich war, was vorher nicht ging, war ich auch nicht mehr traurig, dass es mit dem Reiten noch nicht ging, sondern ich genoss das Spazierengehen.
In diesem Herbst nun gehe ich das Ausreiten an. Ich habe inzwischen das kleine 1×1 des Reitens in der Halle erarbeitet und nun ist er bereit, mir auch draußen zuzuhören. Und so seufze ich glücklich darüber, dass ich jetzt das umsetzen kann, was wiederum im letzten Jahr noch nicht ging.
Und das Fazit aus all dem ist für mich: Alles zu seiner Zeit 🙂 Es nützt wenig, an dem festzuhalten, was man sich gedacht hat, wenn unser Gegenüber – in diesem Fall unser Pferd – vollkommen andere Vorstellungen hat. Sicher wird nun so manch einer sagen, dass man sich in einem solchen Fall eben durchsetzen muss. Ich glaube aber, dass man sich und seinem Pferd einen viel größeren Gefallen tut, wenn man manchmal einfach ein bisschen Geduld hat. Oft fehlen einfach noch einige Schritte, um etwas Bestimmtes tun zu können, und es ist sinnvoller, erst diese gründlich zu erarbeiten, als etwas mit Zwang zu erreichen.
Oder was meint Ihr?
10. September 2008 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse • 5 Kommentare »
Von Sarah
• 10. September 2008
Hallo Tanja,
das kann ich nur bestätigen. Ob es nun das Pferd braucht, die Zeit zum Lernen und zum reifen, oder manchmal vielleicht auch der Mensch, oder vielleicht eher die Beziehung an sich: es lohnt sich, geduldig abzuwarten. Nandi ist jetzt 14 und noch immer schaffen wir Dinge, die wir früher nie für möglich gehalten haben. Gerade wird Nandi eingefahren und stellt sich dar als das Traumfahrpony schlechthin. Vor zwei Jahren hätte ich Albträume gehabt, beim bloßen Gedanken daran, ihn einmal einzuspannen. Aber eben mit viel Ruhe, Geduld und viel Arbeit an meiner passive leadership ist das Ziel auf einmal ganz greifbar geworden.
Spannend, einen solche entwicklung mitzuerleben.
LG,
Sarah
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Hallo Sarah,
jep, find ich auch spannend! Zumal ich von meiner Natur her eher ungeduldig bin. Da hat mir mein Kleiner schon ziemlich viel beigebracht 🙂
Herzlich,
Tania von „Wege zum Pferd“
Von Almut
• 10. September 2008
Hallo Tania,
ich finde es wichtig, einen Plan, eine Art „roten Faden“ zu haben, wenn man ein Pferd ausbildet, auf lange Sicht ebenso wie an jedem einzelnen Tag. Ich finde es aber genauso wichtig, dabei flexibel zu bleiben, sich Zeit nehmen und auch mal einen „Plan B“ zulassen zu können, wenn es das Pferd oder die Situation erfordern. Dabei ist es natürlich auf jeden Fall besser, etwas solide zu machen statt schnell – die Basis muss schon stimmen. Und Geduld und Zeit sind zwei enorm wichtige Dinge im Umgang mit Pferden. Aber das Motto „wir haben alle Zeit der Welt“ hat eben auch seine Kehrseite – und auch alle Zeit der Welt ist nun mal leider begrenzt (siehe Dein voriger Beitrag).
Ich hatte ursprünglich den Plan, mein Pony zu fahren. Trotz ordentlicher Vorbereitung ging das dann aber gründlich schief – sie hatte einfach Panik. Wir haben es eine ganze Weile versucht, sie lief sogar schon einspännig, aber weder war das eine sichere Basis, noch war mein Pony glücklich damit. Also habe ich das Projekt Fahren schließlich ganz aufgegeben. Ich bin fast sicher, irgendwann hätte es mit sehr viel Zeit und Geduld und Arbeit bestimmt funktioniert. Aber Plan B – reiten – machte und macht uns entschieden mehr Spass 🙂
Liebe Grüsse, Almut
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Stimmt natürlich, ein grundsätzlicher Plan ist wichtig. Wahrscheinlich ist das Thema auch typenabhängig: manche Leute halten sich zu sehr an einen Plan, andere haben gar keinen. Ich finde es jedenfalls sehr spannend, wie vieles, was ich von Anthony zu einem bestimmten Zeitpunkt wollte, da gar nicht klappte, dann aber später irgendwann einfach möglich war. Entscheidend ist sicher, die Zwischenzeit sinnvoll zu nutzen, also weiterzuarbeiten – nur eben nicht verbissen an dem, was gerade nicht geht.
Herzlich,
Tania
Von Almut
• 10. September 2008
Tania, wenn es Dich beruhigt – ich wollte mit meinem Kleinen auch schon dieses Frühjahr „draußen“ spazieren gehen. Hab ich weggelassen, weil ich mich noch nicht sicher genug fühlte. (Am Ende war das sogar eher mein Problem, nicht seins.) Na und – wird es eben diesen Winter oder nächstes Frühjahr. Jetzt hat er erst mal Pause auf der Hengstkoppel 🙂
Mach weiter so mit Deinem Youngster,
Almut
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Jep, siehst Du – das meine ich mit „Alles zu seiner Zeit“ 🙂
Du mach auch weiter so mit Deinen,
Tania
Von Nina
• 4. August 2009
Bin grad am stöbern auf Eurer Seite, eine wahre Fundgrube!
Dieser Beitrag gefällt mir sehr gut – ich ertappe mich nämlich immer wieder dabei, wie ich die Zeit für die Ausbildung meines Jungpferdes verplanen möchte. Planen und vorausdenken ist ja schön und gut, aber letzlich entscheidet das Pferd, was wann möglich ist, und das ist auch gut so. In dem Sinn ist dieser Eintrag eine gute Erinnerung daran, das Pferd so zu nehmen, wie es ist, und nicht zu weit in die Ferne zu schauen 🙂
Grüsse, Nina (Firli)
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Danke, Nina, für Deine liebe Rückmeldung – und jep, das hier kann ich dicke unterstreichen: letzlich entscheidet das Pferd, was wann möglich ist!
Grüßle von
Tania
Von Mirja Kasper
• 12. März 2012
ich habe einen 6j.Araber-/Apalossamischling.Seit 3 Jahren arbeiten wir nun zusammen, und ich habe in der Zeit gelernt was es heißt das Pferd da abzuholen wo es ist. Er ist schreckhaft und oft einfach nur verunsichert, also waren enspannte Ausritte im Gelände noch nicht möglich. Doch durch viele erstmal kleine Sparziergänge und Übung, Übung, Übung wars dann möglich das ich mit meinem noch nichtmal 4j. Pferdchen kleinere Ausritte im Schritt, Trab und Galopp machen konnte, aber eben nur die Strecken wo er sich sicher fühlte. Dann lernte ich jmd kennen die ein geländesicheres Pferd hatte und an sie hängten wir uns einmal die Woche dran. Meiner mußte nur hinterherlaufen und fühlte sich dadurch sicher, ich konnte das Gelände richtig genießen. Doch auch da lernten wir neben her und vorne zu gehen. Heute ist es so das er zunehmend sicherer und gelassener wird im Gelände, mir immer mehr vertraut, und auch auf meinen kleinen Ausritten mit ihm alleine is schon lange nix mehr passiert. Ich habe gelernt enspannt auf ihm zu sitzen, die Gesäßmuskeln bewußt zu entspannen, und mag auch noch so eine mögliche Gefahr im Gelände auf uns zu kommen, bzw. wenn ich merke das meiner sich verspannt. Am Hals kraulen und beruhigend auf ihn eingehen, selbst das Selbstbewußtsein erarbeiten das alles ok ist und nichts passiert. Seitdem macht er enorme Fortschritte. Ich gehe immer noch nicht weit in den Wald mit ihm alleine,genieße aber schon die kleinen Ausritte, und ich bekam sogar das Kompliment wie arg mein Pferd mir doch vertrauen würde und wie cool er auf versch. Situationen reagieren würde.
Ich finde diesen Newsletter ganz großartig weil es mich auch schon immer gestört hat das man sich mit Gewalt beim Pferd durchsetzen muß. Verständnis, Geduld, Einfühlungsvermögen, das Pferd in seiner Sprache verstehen lernen ist der Weg wie man ein miteinander erreicht.Und zu artgerechter Haltung möchte ich noch sagen: meinen stelle ich lieber in einen Offenstall wo ich keine Halle dabei habe und eben nur nen kleinen Reitplatz als in einen großen Reitstall wo ich das alles habe, mein Pferd aber Boxhaft hat! Immer wieder erkenne und sehe ich wie ausgeglichen er ist, und auch wenn ich liebend gerne ne Halle hätte, mir ist es wichtiger das mein Pferd ständigen Kontakt zu Artgenossen und Auslauf hat ( wenn im Winter auch etwas weniger).Im Winter machten wir dann eben nur gemütliche Schrittausritte, die wir beide auch sehr genossen haben, man muß nich immer schaffen wei die blöden, so ne kleine Winterpause tut sicher jedem mal gut :-).
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