Brauchen Geländepferde Dressurarbeit?

Viele Freizeitreiter/innen sind der Überzeugung, ihre Pferde bräuchten keinerlei dressurmässige Arbeit, da sie ihre Pferde rein im Gelände und zu ihrem Vergnügen reiten. Oft lehnen sie die Arbeit in der Bahn sogar regelrecht ab. Wenn man aber mal genauer hinschaut, findet man unter diesen Pferden etliche, die massive gesundheitliche Probleme haben, die manchmal bis zur Unreitbarkeit oder sogar zum frühzeitigen Tod führen.

Woran liegt das?

Jedes Pferd ist von Natur mehr oder weniger stark ausgeprägt schief und läuft mehr oder weniger stark auf der Vorhand. Wenn wir dem Pferd nicht helfen sich gerade zu richten und es uns nicht gelingt die Hinterhand des Pferdes spurig unter den Körper zu bekommen, wird das Pferd den Rücken unter uns nicht aufwölben. Und wenn ein Pferd dauerhaft ein Reitergewicht trägt, ohne über den Rücken zu gehen, sind Rückschmerzen oder sogar -schädigungen vorprogrammiert.

Ein Pferd das nicht biegend, gymnastizierend gearbeitet wird, ist außerdem mehr oder weniger steif und unbeweglich in seinem Körper. Biegsamkeit ist jedoch eine wesentliche Vorraussetzung um Losgelassenheit zu erreichen.

Die Dressurarbeit führt bei guter Durchführung zur Verfeinerung der Kommunikation und Hilfengebung. Auch ein Geländepferd sollte jederzeit sicher an den Hilfen stehen. Hiervon kann ganz entscheidend Ihre Sicherheit abhängen. Jeder, der im Gelände schon mal auf einem durchgehenden Pferd saß, wird mir hier sicherlich zustimmen.

Und dies sind nur drei gute Gründe für die gymnastizierende Dressurarbeit!

Vergessen Sie bitte nicht: Wenn Sie ein Pferd als Reittier gebrauchen, machen Sie aus ihm ein Sportler. Jeder Sportler braucht Training und fachkundige Anleitung seine Bewegungen richtig auszuführen um sich nicht zu schaden. Deswegen vertrete ich die Meinung, dass jedes Pferd, egal ob es sich um ein Gangpferd, ein Springpferd oder ein reines „Buschpferd“ handelt, regelmäßig gymnastizierend gearbeitet werden sollte.

Wenn für diese Arbeit kein Reitplatz zur Verfügung steht, bauen Sie auf Ihren Ausritten Dressurlektionen ein, z.B.:

  • Nutzen Sie eine Wiese zum Reiten von Bahnfiguren.
  • Spielen Sie auch im Gelände mit Übergängen und Tempoverschiebungen innerhalb einer Gangart.
  • Stehen Rundballen auf einem Stoppelfeld? Sehr schön, sie laden zu Volten und Slalom ein (natürlich nur, wenn Sie das Stoppelfeld bereiten dürfen).
  • Nutzen Sie die Wegkante als Hufschlag um Schulterherein zu reiten.
  • Reiten Sie Traversalen von einer Wegkante zur anderen.
  • Auch für einen kleinen Travers bzw. Renvers ist eine gerade Wegkante gut geeignet.

gym_gelaende.jpg

Mit etwas Phantasie gibt es viele Möglichkeiten. Genießen Sie die Ausritte mit Ihrem Pferd, um Ihre Seele baumeln zu lassen, doch vergessen Sie dabei nicht, dass Ihr Pferd Sie dazu tragen können muss und dass es dafür möglichst optimal vorbereitet und gefördert werden sollte.

Haben Sie noch Ideen wie Sie Ihr Pferd im Gelände dressurmässig trainieren? Dann verraten Sie sie uns doch bitte 🙂

12. August 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching 8 Kommentare »

 

8 Reaktionen zu “Brauchen Geländepferde Dressurarbeit?”

 

Von Sonja • 13. August 2008

Naja, ehrlich gesagt gehör ich auch zu der Fraktion Reiter, die dachte, mit der Beendigung des Reitunterrichts mit meinem Dickerchen (Hafi-Mix) dem Reitstundenelend ein für alle Mal entkommen zu sein, aber das war wohl zu kurz gedacht.

Ich habe im September des letzten Jahres einen Hafi Mix gekauft, der in einer Reitschule mit O-Stallhaltung untergebracht war.

Schon kurz nachdem er dort eingezogen war, zeigte sich, dass unser Neuer irgendwelche Probleme zu haben schien. Ausserdem wurde mir von der Reitlehrerin vermittelt, dass ich zu gross und zu schwer für unser Pferdchen sei. Sonderbarerweise trug er mich ansonsten mit Freude im Gelände. Nur in der Bahn hat es nie so recht funktioniert.

Grund waren gesundheitliche Probleme, die er mitgebracht hatte und die ein Ostheopat inzwischen zu einem großen Teil erträglicher für ihn gemacht hat.

Aber das wusste ich damals nicht und so wurde der Reitunterricht zu einer sehr frustrierenden und traurigen Angelegenheit, bis ich mich entschlossen habe, mein eigenes Pferd im Reitunterricht nicht mehr zu reiten, weil es für beide Parteien sehr unbefriedigend war.

Wir haben dann diesen Stall im Februar verlassen, seitdem haben wir auch eine sehr liebe Reitbeteiligung, die unser Pferd genauso liebt, wie es nunmal ist.

Und ich dachte so still und heimlich, der Pein der Reitstunde nun glücklich entronnen und zum Feld-, Wald und Wiesenreiter mutiert zu sein, aber dann haben wir vor einigen Wochen festgestellt, dass unser Kleiner links recht steif ist.

Und so darf er jetzt während der Ausritte in Ermangelung eines Platzes 8en gehen, Volten und Zirkel, Richtungswechsel auf Wiesen und Stoppelfeldern, Halten und Wiederantreten, Schlangenlinien und ganz viel Gymnastik machen, damit er links etwas biegsamer wird.

Und nachdem ich diese Seite gelesen habe hab ich auch wieder Hoffnung, dass es auch für uns eine Reitstunde gibt, in der wir beide gemeinsam lernen können, anstatt gefrustet und geplagt alle Freude an der Arbeit zu verlieren.

Dafür danke ich sehr.
_____________________________________
Liebe Sonja,
ich drücke Dir und Deinem Pferd ganz doll die Daumen das Ihr die Erfahrung machen könnt, dass Reitunterricht sehr viel Spaß und Freude machen kann,
alles Liebe, Babette

 

Von Jenni • 14. August 2008

Hm, ein schwieriges Thema! Je mehr ich mich mit den anatomischen Zusammenhänen beim Pferd beschäftige, desto unmöglicher finde ich es, wenn Menschen sich „einfach“ auf ein Pferd setzen, ohne es muskulär aufs Tragen vorzubereiten. Andererseits weiß ich, wie schwierig diese Arbeit ist! Wenn man ein Pferd so gymnastizieren will, dass es wirklich über den Rücken läuft, muss man schon ordentlich an sich und dem Pferd arbeiten. Schon ein kleines Dilemma, jeder soll’s machen, doch kann es jeder? Ich denke man ist es dem Pferd schuldig.
_________________________________________
Liebe Jenni,
ja, das denke ich auch!
Liebe Grüße, Babette

 

Von Almut • 18. August 2008

Hallo Babette,
noch eine Sache, auf die ich gerade im Gelände achte, ist das ordentliche stellen und biegen, wenn es in eine Kurve oder um die Ecke geht. Oft wird das vergessen, vor allem, wenn man nur eine gemütliche Schrittrunde machen will.
Liebe Grüsse, Almut
____________________________________________
Liebe Almut,
super Tipp! Vielen Dank!
Liebe Grüße, Babette

 

Von Verena • 26. April 2009

Leider denken ja viele Freizeitreiter „diesen Dressurquatsch brauch ich nicht“ und latschen munter durch die Gegend.
Die Unwissenheit vieler Reiter kann ich ehrlich gesagt nicht verstehen, bei dem heutigen Angebot : Internet,Zeitschriften, Massen von Büchern…

Vielleicht liegt es auch an den Bildern , die angeblich zeigen , was Dressur ist , Bilder von Pferden die sich in die Brust beißen, verpsannt laufen und und und ….
Als Laie kriegt man da wohl zurecht den Eindruck, dass Dressur = Tierquälerei (sein kann ) .

Allerdings DARF man als Pferdehalter kein Laie sein ! man sollte wissen, dass Dressur nicht bedeutet, „komisch rummzuhampeln“ oder „Langweillige Bahnfiguren zu reiten“ , sondern dass Dressur notwendig ist , um pferdegerecht zu reiten.

ALLERDINGs ist das Dressur-reiten im Gelände nur bedingt jedem möglich.
Ich reite sehr gerne Dressur, „Nur“ im Gelände rumdackeln ist mir zu langweillig 😉
allerdings gibt es bei uns keien Wiesen wo man so einfach drauf reiten könnte (Bahnfiguren entfallen also) , und Meine RB ist im Gelände sehr guckig und unkonzentriert , Seitengänge versuche ich ab und an zu üben , fällt mir ohne Reitlehrer aber schwer (weil die RB es auch nicht kann).
Daher sind die Möglichkeiten im Gelände doch relativ gering, aber ich versuche so viel wie möglich zu nutzen (korrektes Biegen bei Wendungen z.B).

Danke für deinen tollen Bericht.

Liebe Grüße
Verena
___________________________________________________
Liebe Verena,
Es gibt ein ganz gutes Buch über Dressurarbeit im Gelände, leider weiß´ ich gerade weder Autor noch Titel… Sorry!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Nicole • 26. Oktober 2009

Ich kenne auch viele Freizeitreiter die ihre Pferde im Gelände kaputt reiten. Am schlimmsten sind die Wochenendreiter! Die ganze Woche stehen und dann 3 Stunden raus ins Gelände.

Werde mit meiner RB, die länger nicht richtig geritten wurde nun auch im Gelände an der Hand üben, und hoffe ich mache alles richtig weil man sich sowas ja quasi doch selber beibringen muss in manchen Gegenden.
Vielleicht kommen hier ja noch ein paar Tipps 🙂
Früher mit meinem Pflegepferd bin ich Klettern gegangen, hat ihm viel Spass gemacht und mir auch 🙂
Im Sommer wollen wir den Longenkurs dann auch probieren, leider haben wir um diese Jahreszeit keinen passenden Boden zum Longieren.
______________________________________________________________
Ich wünsche Dir viel Spaß dabei!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Jill • 13. Mai 2010

Ich finde es toll, dass ihr so viel über Dressur im Gelände schreibt! Leider habe ich kein eigenes Pferd aber ich helfe echt gerne bei einem benachbartem Hof und nehme Reitstunden.Zu den Stunden kann ich nur sagen, dass es fantastisch ist, zu spüren, wie das Pferd einem gehorcht! Ich freue mich jedes mal auf die Stunden (ebenso wie auf einen Ausritt :))
Nur noch eins: wie bringe ich einem Pferd bei sich richtig zu halten? Es geht immer schräg und eingeknickt.

Liebe Grüsse
Jill
_________________________________________
Liebe Jill,
kennst Du unseren Longenkurs? Damit zum Beispiel 🙂
Liebe Grüße,
Babette

 

Von goldfasan • 5. Februar 2011

Hallo. Den Tipp im Gelände Dressurübungen einzubauen hatte mir zu Glück schon Jemand verraten. Da sich mein Angel gerne wirlich freiwillig einrollt, ich das aber nicht möchte und im Buch von Philippe Karl gelesen habe wie es geht in aus dieser Haltung herauszubekommen, finde ich es gerade klasse auf langen Trabstrecken Angel zu erklären wie er den Kopf halten soll. Im Viereck sind die langen Seiten zu kurz für uns, damit ich im klar machen kann was ich von ihm möchte. Toll ist auch, wenn ich Dressurmäßig etwas im Gelände von Ihm verlangt habe, dass wir danach ohne komische Blicke vom Rand eines Dressurviereckes, ruhigen und entspannten Schritt am langen Zügel gehen können um uns dann auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren. Dies ist für mich immer eine tolle Möglichkeit mein Pferd Dressurmäßig zu reiten, auch wenn der Dressurplatz besetzt ist, oder es die Bodenvehälnisse nicht zulassen.
Gruß Karin

 

Von Mona • 23. März 2018

Liebe Babette,

ich bin definitiv deiner Meinung, dass die Rückenmuskulatur bei Pferden, sei es durch Dressur oder Bodenarbeit unbedingt gestärkt werden sollte.
Allerdings stellt sich das ohne Reitplatz tatsächlich als sehr schwierig dar.

Auf Wiesen reiten kann man bei uns vergessen, da die Bauern dir den Kopf herunter reißen würden, das gleiche gilt für die Felder. Ohne zu Fragen sollte man das auf keinen Fall machen.
Es gibt ja sogar Jäger, die sich darüber aufregen, wenn man durch den Wald reitet. (Glaub mir da gibt es wirklich fiese Leute)

Es ist leider so, dass ich nie wirklich in solchen Sachen ausgebildet wurde und Saphira (mein noch Pflegepferd) auch nicht. Wir können allerdings auch nicht gemeinsam Reitstunden nehmen, da wir wie gesagt keinen Platz haben und so kann auch kein Reitlehrer zu uns kommen. Wiederum habe ich keinen Hängerführerschein und könnte es mir auch nicht leisten das Pferd zu einem Stall zu fahren, bzw. für eine Weile zu stellen.
Ich habe überlegt einfach alleine irgendwo Reitstunden zu nehmen und das gelernte auf Saphira anzuwenden. Denkst du das könnte Funktionieren?

Ich möchte so gerne ihren Rücken stärken und sie allgemein einfach „richtig“ reiten aber ohne Reitplatz ist das tatsächlich sehr schwierig. Leider ist die Weide auch zu steil um darauf zu arbeiten.
Aber ich hoffe, dass ich irgendwann einen Weg finden werde.

Liebe Grüße
Mona

 

 

Einen Kommentar schreiben

 

Die folgenden Tags sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

  • Reitkurs

  • Herzlich Willkommen im Archiv-Blog von „Wege zum Pferd“

    "Wege zum Pferd" wurde 2008 von Tania Konnerth und Babette Teschen gegründet und wird seit 2021 von Tania allein auf der neuen Seite weitergeführt.

    Dies hier ist das Archiv, in dem sich die vielen, vielen Blogbeiträge, die über die Jahre entstanden sind, finden. Neue Artikel gibt es im neuen Blog von "Wege zum Pferd".

    "Wege zum Pferd" findet Ihr auch bei FacebookFacebook und Instagram.

    Abonniert am besten gleich den kostenlosen Newsletter damit Euch nichts entgeht

    Lesetipp: "Best of Wege zum Pferd" – das E-Book zur Webseite:

    Schon gesehen? Unsere Selbstlernkurse – alles für mehr Pferdefreundlichkeit – gibt es hier:

    Und hier geht es zu unserem gemeinsamen Buch bei Kosmos:

  • Kategorien

  • Archive