Ein Mutmacher

Heute ein Mutmacher für alle, die glauben, mit ihrem Pferd in eine Sackgasse geraten zu sein: Es gibt auch dort Wege hinaus!

Mein Großer, Aramis, entschied im Herbst 2005, dass er keine Lust mehr auf Bahnarbeit hatte. Er verweigerte schlicht und einfach den Dienst, blieb stehen und ging rückwärts. Sein Verhalten hatte keine gesundheitlichen Gründe, denn draußen lief er nach wie vor hoch motiviert – einzig die Bahnarbeit verweigerte er. Ich akzeptierte sein „Nein“, weil ich wusste, dass ich es mit meinen Ansprüchen übertrieben hatte und ging mit ihm dann nur noch ins Gelände. In der Bahn machte ich Handarbeit und ich longierte ihn. Wann immer ich es mal wieder probierte, ihn in der Bahn zu arbeiten, kam sein „Nein“.

Im September 2007 kam Babette das erste Mal zu uns und ermutigte mich, Aramis‘ „Nein“ aufzulösen.

Alleine hätte ich mich da wahrscheinlich nicht mehr rangetraut, einfach aus Angst, noch mehr falsch zu machen, aber gemeinsam mit ihr und ihren vielen Ideen und Anregungen erarbeiteten wir es uns, dass Arbeit in der Bahn wieder möglich wurde. Und mehr noch: heute, sieben Monaten später, gibt es Bilder von uns, die ich selbst nicht mehr für vorstellbar gehalten hätte – von einem zufriedenen und wundervoll laufenden Pferd, das wieder Spaß und Vertrauen gefunden hat:

ar_ger6.jpg

ar_ger5.jpg

Ich kann also nur aus meiner Erfahrung sagen: Auch aus scheinbar aussichtslosen Situationen kann es Wege geben, die hinausführen. Wenn man die Probleme als Ausgangspunkt nimmt, sein eigenes Verhalten zu reflektieren und an sich selbst zu arbeiten, kann man unendlich viel bewegen. Nicht immer schafft man das allein und es lohnt sich, jemanden zu suchen, der sich wirklich einstellt auf einen selbst und vor allem auf das Pferd.

Hat jemand von Euch vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht? Die würden mich brennend interessieren!

23. Mai 2008 von Tania Konnerth • Kategorie: Reiten 4 Kommentare »

 

4 Reaktionen zu “Ein Mutmacher”

 

Von Marie Theres • 21. Juni 2010

Hallo Tania
Ja das kenne ich nur zu gut, wie oft kann man sich selbst dabei ertappen daß man immer das gleiche Programm abspult.
10 Minuten Schritt zum Lösen,.. dann mit Schlangenlinien und Volten lockern .. wie öde! Mein Erbai machte auch irgendwann dicht und wurde zwar nicht bockig aber zeigte einfach daß er keine Lust mehr hatte. Also packte ich mich selbst an der Nase und fing an ihn zur Abwechslung zu longieren, Bodenarbeit zu machen, die Bodenarbeitsübungen an der Hand aber auch zu Pferd zu machen. Ausritte und reine Gaudi-Ritte auf dem Platz, einfach mal etwas wenig Arbeit auf dem Platz (die dafür konzentriert) und dafür einfach mal früher Feierabend machen oder noch eine Runde im Gelände zu drehen.
Das brachte Abwechslung und viel „blödes“ Gerede der Mitreiter am Stall aber was solls .. („Was? bist Du schon fertig?“)
Der Kopf muß arbeiten dürfen und wenn das Pferd schon gespannt ist was sich das Frauli wieder für einen Unsinn ausgedacht hat .. dann hat man auch dessen Konzentration auf sich gerichtet 🙂

liebe Grüße

Marie Theres & Erbai

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Sehr gut gelöst!!!
Tania

 

Von Nina Witwar • 13. November 2012

Hallo Tania,
ich stecke grad traurigerweise noch mitten drin…trotz langjähriger Erfahrung macht mir, oder eher meinem Reitmädel, mein Pony Schwierigkeiten auf dem Platz.Ich kaufte meine Dame vor gut 6 Monaten aus einem Reitschulbetrieb, mit 4-jährig noch jung und frech. Sie hat für ein Pony mit kräftiger Statur und nur 1,30m-Größe schöne Gänge, trägt sich für ihr Alter schon recht gut und ist fein in Biegung und Stellung. Aber die Platzarbeit verweigerte sie von Anfang an. Teufel und Genie sind hier wahnsinnig nah aneinander. Sämtliche Versuche mit meinem Reitmädel sind gescheitert…meine „heilige Kuh“ kooperiert nur mit mir.Magst du deine Ideen und Anregungen zur Motivation vom Sattel aus mit uns teilen? Wir möchten so gern raus aus dieser Sackgasse.
Beste Grüße
Nina

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Hallo Nina,

jedes Pferd ist anders und aus der Distanz lassen sich da nur schwer konkrete Tipps geben. Aber bei einem 4jährigen Pferd, das bereits in seinem so kurzen Leben Schulpferd war, würde ich sagen: Schenkt dem Tier eine Pause. Lasst es noch mal richtig Pferd sein, denn es ist noch ein Kind. Tüddelt ein bisschen und lasst es mit anderen Pferden spielen. Und dann würde ich nach einer guten, langen Zeit noch mal neu aufbauen mit dem Gerittenwerden und das mit viel Lob und Spaß und Lust.

Herzlich,
Tania

 

Von Nina • 1. Dezember 2014

Liebe Tania,
Mein Eylimi und ich haben das umgekehrte Problem: wir sind (zwar nach langer Arbeit) auf dem Platz zu einem Dreamteam geworden, aber schaffen es nicht ins Gelände. Früher oder später dreht er um und rennt im gestreckten Galopp nach Hause, egal, ob andere Pferde dabei sind oder nicht.
Wir arbeiten seit über einem Jahr daran und es geht nur in winzigen Schritten vorwärts; ich kann ihn mittlerweile beispielsweise verladen und anderswo ausreiten gehen oder (mit viel Stehenbleiben) zu Hause spazieren gehen…
Der Grund ist vielleicht ähnlich wie bei deinem Aramis und seiner Platzunlust, wobei ich sonst eigentlich Eylimi immer in deinem Anthony wieder erkenne. Ein hochsensibles Pferd mit viel Temperament und Charakter, dass dann irgendwann mit nichts mehr klar kommt, wenn’s zu viel wird. Als er vor knapp zwei Jahren zu mir kam, ging die ersten drei Monate alles wunderbar und auf einmal kam der Ausritt, wo Eylimi absolut nicht von zu Hause wegwollte. Also hab ich eine Viertelstunde geführt und bin dann aufgestiegen, kaum sass ich oben, hatte er abgewandet und war Sekunden später daheim…. und seitdem ist das Ausreiten nur sehr bedingt möglich. Das war im April 2013, ich bin ihn dann monatelang gar nicht geritten und eine Zeitlang war der Tölt weg. Mittlerweile sind wir auf dem Platz wieder entspannt und viergängig unterwegs, aber unsere Sackgasse ist das Gelände….
Zwar anders als deine, aber falls du doch ein paar Anregungen hättest, würden wir uns sehr freuen (bevor wir beide auch noch platzsauer werden 😉 ).
Herzlich, Nina & Eylimi

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Hm, da ist guter Rat nicht so einfach, fürchte ich. Wichtig wäre ja erstmal zu verstehen, was da in dem Pferd vorgeht. Bei Anthony verstehe ich immer besser, dass ihn ganz viel ganz schnell überfordert. Das Gelände bedeutet offenbar ganz oft eine echte Reizüberflutung für ihn und ich sehe heute ein, dass wenn ich mich da noch drauf gesetzt habe, alles wirklich zu viel wurde. Mit ihm gehe ich nicht mehr wirklich spazieren, sondern wir gehen los und eben soweit, wie wir an dem Tag kommen. Manchmal sind es einige Meter, manchmal auch ein Stück mehr.

Mein Rat wäre, zu versuchen, das Pferd zu verstehen – leicht gesagt und oft schwer getan, und, ich weiß und auch nicht wirklich konkret als Rat, deshalb wohl mehr ein Denkanstoß 😉

Alles Gute,
Tania

 

Von Nina • 2. Dezember 2014

Danke Tania. Wenn auch keine konkrete Hilfe, immerhin insofern beruhigend, dass es Euch ähnlich geht…
Tja, das mit dem Verstehen ist so eine Sache: es ist ja nicht so, dass er noch nie Ausreiten war, im Gegenteil, ich hab ihn 6-jährig gekauft und war damals noch mit ihm im Gelände probereiten. Kein Problem und auch die ersten Monate bei mir ging es gut und dann irgendwann nicht mehr – und es gab nie irgendeinen besonderen Zwischenfall, der das erklären würde.
Ich hab’s mit Tierkommunikation versucht – Aussage „das Pferd sucht den Sinn des Lebens und möchte Therapiepferd werden“. dieses hochsensible Pferd in der Therapie…. nein.
Bachblüten haben keine wirkliche Änderung gezeigt.
Und vorwärts gehen zu clickern endete mit dem Erfolg, dass der junge Mann erst recht häufig stehen blieb, weil für das Antreten ja ein Clicker kommt…
Naja, mal sehen – vielleicht schaffen wir’s ja doch irgendwann noch.
Und falls du je einen Geistesblitz für einen solchen „Fall“ haben solltest, denk an uns 😉

 

 

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