Alles hinschmeißen und Rosen züchten!? Vom Umgang mit Unrecht

Es gibt Momente, in denen möchte ich manchmal meine ganze Arbeit mit Pferden hinschmeißen und lieber Rosen züchten – …nein, natürlich nicht die Arbeit mit den Pferden, aber manchmal möchte ich zu gerne uns Menschen ausblenden oder wenigstens das ganze Unrecht, das passiert. Es sind die Momente, in denen ich wieder einmal mitbekomme, wie viele leidvolle Fehlentwicklungen es in der Pferdewelt gibt und entsetzt und einfach nur schockiert oder wütend bin über das, was Menschen Pferden alles antun.

Das Schlimmste dabei ist, mit welcher Selbstherrlichkeit das alles oft geschieht, wie vehement Unrecht als „richtig“ vertreten wird und wie wenig Selbstkritik es doch leider gibt. Ich fühle mich dann so ohnmächtig, dass ich tatsächlich denke, eigentlich könnte ich auch alles hinschmeißen… 

Aber Verstummen ist natürlich keine Option, denn stumm sind schon unsere Pferde. Sie erdulden und ertragen all den Blödsinn und Unfug, den wir mit ihnen machen, all die Ungerechtigkeiten und Brutalitäten, die ihnen widerfahren und all unsere Fehlgriffe und Irrwege. 

Nur: Wie geht man am besten um mit dem Unrecht in der Pferdewelt? Bissige Bemerkungen sind genauso wenig hilfreich wie das Lästern an der Bande. Sich aufregen, auf die Leute schimpfen oder sarkastisch werden, bringt den Pferden auch nichts und sorgt nur für ein vergiftetes Miteinander. Freundlich ansprechen und konstruktiv bleiben (obwohl man am liebsten in den Tisch beißen möchte), ist nicht jedem gegeben, zumal die andere Seite in der Regel auch oft gar nichts hören möchte.

Mein persönlicher Weg ist das Schreiben. Bei „Wege zum Pferd“, in unseren Kursen, auf meiner Facebook-Seite. Dort kann ich mit dem nötigen Abstand das ausdrücken, was ich für wichtig halte und versuche, es möglichst vielen in der Pferdewelt verfügbar zu machen. Und, ja, ich erreiche damit viele Leute. Nicht immer die, die ich gerne auch erreichen würde, und ich habe nur selten die Möglichkeit herauszufinden, welche meiner Texte und Anregungen was bewirken, in der Summe aber denke ich schon, dass meine Arbeit Sinn macht.

Vor Ort, also in den konkreten Situationen selbst, hilft mir das alles aber immer noch wenig. Da gerate ich leider immer wieder in die Betroffenheitsfalle, werde zu emotional, bin wenig konstruktiv – und ziehe mich dann einfach zurück. Ich sage mir dann, dass ich gar kein Recht habe, was zu sagen, schließlich ist es nicht mein Pferd und jeder muss seinen eigenen Weg gehen und ich selbst habe ja auch schon genug Mist gemacht usw. Aber es tut mir dann immer endlos leid, dass ich dem betreffenden Pferd nicht helfe, sondern es seinem Schicksal überlasse, aus Angst vor Konflikten oder Angriffen oder noch mehr Leid ansehen zu müssen. Und in diesen Momenten kommen dann die Zweifel an meiner Arbeit und meinem Tun auf und die Fragen danach, wie glaubwürdig ich eigentlich bin. Ich verurteile mich dann für meine Schwäche und meinen fehlenden Mut und ich wünschte, ich könnte eine viel bessere Arbeit machen, am liebsten eine, die möglich macht, dass so etwas erst gar nicht passiert. Das wäre zu schön, ist aber wohl eher unrealistisch…

Ich hoffe sehr, dass ich noch lernen werde, in Situationen, in denen Pferden Unrecht getan wird, einen Weg zum Menschen zu finden, um wenigstens zum Innehalten anzuregen. Damit wäre schon sehr viel erreicht, meint Ihr nicht? 

unrecht

11. Oktober 2016 von Tania Konnerth • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Erkenntnisse, Umgang 26 Kommentare »

 

26 Reaktionen zu “Alles hinschmeißen und Rosen züchten!? Vom Umgang mit Unrecht”

 

Von Renate • 11. Oktober 2016

Den Artikel kann ich zu 100% unterschreiben.
Wie gut, wenn es jemand so klar zum Ausdruck bringt, welche Gewissenskonflikte dadurch ausgelöst werden.
Ich wünsche dir und mir und allen, die Ungerechtigkeiten gegenüber Lebewesen sehen, viel Mut und Geschicklichkeit, wenn sie es ansprechen!
Danke für die klaren Worte!

 

Von Annett Linz • 11. Oktober 2016

Ja, es ist manches an Grausamkeit kaum zu ertragen. Da wird plötzlich auf ein 25jähriges klapperdürres Pferd, das 4 Monate nur gestanden war, der Sattel aufgeschnallt, weil der übergewichtige Reiter mal wieder Bock auf ausreiten hat! Was soll man da noch sagen?? Und wenn man was sagt kommt: “ Ach, das schafft der schon. Ich reite doch nur Schritt“
Die Ursache allen Übels ist aber meiner Meinung nach reines Unwissen. Das ist wie bei der Oma, die ihren Dackel aus Liebe so viel füttert, dass der kaum noch schnaufen und gehen kann. Auch das ist Quälerei, wird aber immer auf taube Ohren stoßen, da man es ja aus Liebe tut.

 

Von Ann Hü • 11. Oktober 2016

Ein Artikel, den ich genauso gerne unterschreibe, wie ich ihn selbst geschrieben hätte. Leider glaube ich nicht, dass man immer der Unwissenheit begegnet. Externalisierung und Konfliktverschiebungen sind an der Tagesordnung. Den Sachverhalt interessenseigen auslegen, ist offenbar ein dem Menschen immanentes Vorgehen. Das Ego vor den anderen packen ist leider folgenlos und oft erfolgreich. Man kann nur seinen eigenen Weg mit viel Empathie gehen und es eben anders machen und zeige und das einfach so stehen lassen, sich nicht vergleichen nur aufzeigen und begründen, warum man was macht. An allem anderen holt man sich in dieser Gesellschaft blutige Nasen. Danke, dass Ihr da seid, so wissen die Verstreuten, dass sie nicht allein sind.

 

Von Veronika • 11. Oktober 2016

Du hast so recht. Ich arbeite ja ausschließlich mit meinen Pferden, komme also nicht so weit rum wie ihr. Sehe jedoch oft genug (vor allem bei Posts in FB) Situationen, Ausrüstungs-Wahnsinn etc. wo ich am liebsten die Leute wachschütteln möchte. Auch mir ist es nicht gegeben auf derlei diplomatisch, emotionslos etc. zu reagieren. Also lasse ich es sein :(. Völlig hilflos und mit teilweise schlechtem Gewissen dem Pferd ggü. Auch ich habe viele Fehler gemacht, mache auch nach wie vor welche wenn ich mit einem meiner Beiden „arbeite“. Ich wäre teilweise (so im nachhinein) froh gewesen hätte mir damals jemand gesagt „hier / damit tust Du Deinem Pferd gerade unrecht. Überleg mal was da gerade falsch gelaufen ist und was da geändert werden sollte.“ Glücklicherweise habe ich inzwischen eine tolle Trainerin die mir auch immer wieder Hinweise gibt wie Pferde lernen. Eigentlich gebe ich dieses Wissen, das mir so ernorm hilft (auch wenn ich dieses oft selber nicht gleich und sofort anzuwenden vermag) gerne an andere weiter damit sie nicht in die Fallen tappen in die ich früher immer getappt bin. Manch einer nimmt die Tipps gerne an, manch einer wehrt sich vehement dagegen. Mittlerweile kenne ich da so meine Pappenheimer.
Ja, es ist teilweise sehr schwer die „Füße stillzuhalten“. Das trifft bei Euch ja noch öfter zu als bei mir. Ihr seht ja so viele Pferdepaarungen mehr als ich.

Aber ich denke man sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Der Weg vieler Pferdeleute geht immer mehr zu „weniger ist mehr“, Horsemanship, u.ä.

Mach weiter so. Ich glaube daran das Du es schaffen wirst einen Weg zu den besagten Menschen zu finden. Auf das sie innehalten mögen und lernen sich selber und ihr handeln und tun im Sinne und zum Wohlergehen der Pferde zu reflektieren.

VLG
Veronika

 

Von Tess • 11. Oktober 2016

Vielen Dank, Tanja, das kam für mich gerade nicht nur mit den richtigen Worten, sondern auch genau zum richtigen Zeitpunkt…

 

Von Yaram • 11. Oktober 2016

Hm. Bis vor kurzem hab ich selbst noch zu denen gehört, die ihrem Pferd unabsichtlich Unrecht antun. Vielleicht gehöre ich an mancher Stelle auch immer noch dazu. Ich hab es schon länger geahnt, meinem Gefühl aber leider nicht vertrauen können. Dafür aber meiner (ehemaligen) Reitlehrerin. Sie konnte ich auch nicht erreichen, nachdem für mich klar war, daß dem Pferd Unrecht geschieht. Ganz im Gegenteil, ich sollte genau so weiter machen. Da war für mich Ende. Sie glaubt wirklich an das, was sie tut. Mehr noch muss sie das vehement verteidigen und um jeden Preis aufrecht erhalten. Sonst müsste sie erkennen, daß das, woran sie glaubt, in manchen Fällen einfach nicht haltbar ist. Ihre ganze Identität wäre dann wahrscheinlich gefährdet. Und mich zu bekehren, als ich ihr noch glaubte, wäre auch schwierig gewesen… Manche Sachen brauchen länger, und man kann erst die Veränderung zu lassen, wenn das Gefühl so weit ist. Das ist manchmal ein langer Prozess. So bleibt am Ende nur Nachsicht und Demut, man kann sich anbieten zu helfen, aber wachsen muss jeder selbst… Und jeder seine eigene Wahrheit finden… Und wo man nicht mit gehen kann, muss man sich trennen. Und dann darauf vertrauen, daß man im anderen auf jeden Fall Spuren hinterlassen hat…

 

Von Sarah • 11. Oktober 2016

Leider geht es mir im Moment so, dass ich am liebsten Rosen züchten würde. Und das nicht, weil ich mich ohnmächtig fühle aufgrund des Unrechts, was andere ihren Pferden antun (das ohnehin!), sondern auch, dass ich das Gefühl habe, es selbst nicht gut genug hinzubekommen. Je mehr Wissen ich aufsauge, hier auf der Seite und auf Seminaren, in Büchern usw., desto mehr habe ich das Gefühl, wie unzulänglich meine eigene Arbeit mit meinen Pferden ist. Ich sehe meine Fehler, die mir passieren, umso mehr und ich schäme mich für die emotionalen Ausbrüche, die auch mir passieren, wenn ich einen schlechten Tag habe. Ich merke, dass ich mich immer mehr von meinen Pferden distanziere und sie lieber einfach in Freiheit auf ihrem Paddock lasse, damit ich ihnen kein Unrecht tun kann. Und das, obwohl ich sicherlich besser (im Sinne von: ethischer, gerechter) mit ihnen interagiere als ein Großteil der Pferdeleute. Bin ich allein mit diesem Gefühl? Was kann ich dagegen tun? Irgendwie verliere ich mein liebstes Hobby, weil ich vielleicht übertreibe mit seiner Rechtfertigung.

 

Von Andreas Weingarten • 11. Oktober 2016

Vielen Dank für den Beitrag. Ich kann mich nur anschliesen und hoffe dass eben Menschen, welche so denken und agieren, nicht hinschmeissen. Rosen gibt es ja auch schon genug und auch da kann man sich streiten. Positiv vorangehen, gutes Beispiel geben, unsere glücklichen Pferde gut ausbilden und auch herzeigen. Kurz: weiter so :0)

 

Von Hannes Fischer • 12. Oktober 2016

Ich habe es aufgegeben etwas zu sagen und gehe meinen eigenen Weg mit meinem eigenen Tier. Das Tier ist mein Freund und mein Begleiter. Wenn das Vertrauen zwischen dem Tier und seinem Menschen da ist, wird der Mensch führen dürfen wo er es besser kann und dem Tier die Führung in seiner Domäne überlassen. Und dieses Ziel erreicht man nur über kooperative Ausbildung mit viel Geduld über eine lange Zeit!

Wobei bei uns den eigenen Weg zu gehen wörtlich zu nehmen ist, denn meine große Mauleselin geht als Packtier mit mir fast täglich wandern 🙂

Die meisten Equidenbesitzer die ich kenne, sind dermaßen von ihrem Wissen und Können überzeugt, dass jeder Versuch auf ihr Handeln Einfluss zu nehmen als direkter persönlicher Angriff empfunden und mit größter Brutalität abgewehrt wird! Und die gleiche Brutalität wird dann auch im Umgang mit dem Tier angewandt.

Diesen Menschen werden sowieso erst dann die Augen geöffnet, wenn sie einmal mit einem wirklich wehrhaften Tier umgehen und arbeiten müssen. Ich gehe mal davon aus, das 75% aller Pferdebesitzer in Deutschland von einem Maultier einfach erschlagen oder zumindest herzhaft gebissen werden, wenn sie mit dem Tier so umgehen wie mit ihrem eigenen Pferd.

 

Von Nicole • 13. Oktober 2016

Hallo,
ich glaube ebenfalls nicht, dass Du alles hinschmeissen solltest, um „Rosen zu züchten“. Seit diese Internetseite existiert, hast Du mit Deinen geschriebenen Gedanken täglich mehr Menschen erreicht. Und es werden auch in Zukunft täglich immer mehr werden, die aufwachen aus ihrem alten Trott und sich ein Beispiel an Dir nehmen, mit ihren Pferden besser umzugehen und endlich auch mal über einen Blick über den eigenen Horizont hinauswagen (mich eingeschlossen). Also, Deine Arbeit hier ist keinesfalls umsonst! Die Art und Weise, einfach mit gutem Beispiel voranzugehen, seine Gedanken offen zu teilen und zu zeigen, dass man auch auf schönere Art sogar besser zum Ziel kommt, ist schon der beste Weg, den Du eingeschlagen hast. Ich wünsche Dir einfach weiterhin viel Kraft, Mut und Geduld diesen Weg weiter zu verfolgen und damit weiterhin immer mehr Menschen dadurch zu erreichen.

 

Von Tania Konnerth • 14. Oktober 2016

Herzlichen Dank an Euch alle für Eure vielen, tollen Kommentare. Ich hatte mich hier bewusst zurückgehalten, weil ich es toll finde, wenn es zu einem Austausch zu diesem Thema kommt.

Mich bewegt das weiter und ich arbeite an neuen Artikeln rund um das Thema.

Alles Gute für Euch,
Tania

 

Von Susi • 17. Oktober 2016

Liebe Tanja,

Ist das nicht das generelle Dilemma in unserer Welt?
Ich verstehe dich sehr gut, da es mir immer wieder genauso geht.
Dabei sind mir aber gleich die Zeilen eines Liedes eingefallen,das der kleine Michael Jackson einst gesungen hat: “ … we can’t change the world in one day, but we still can change some things today in our small way.“ Also bitte macht weiter und züchtet keine Rosen!

Ganz viel Kraft zum Weitermachen wünscht dir
Susi

 

Von Constanze • 17. Oktober 2016

mir fällt in diesem Falle spontan Charles Bukowski ein und seine Aussage:
the problem with the world is that the intelligent people are full of doubt, while the stupid people are full of confidence
du gehörst zu denen, die alles hinterfragen, und genau diese Menschen brauchen wir, auch wenn es dir nicht gelingen kann, alles und jeden zu „retten“
alles Gute weiterhin
Constanze

 

Von tara • 17. Oktober 2016

Wieder mal ein schöner Artikel, aus dem Leben gegriffen und auch mir aus der Seele gesprochen.
Ich habe mir schon lange abgewöhnt, aktiv einzugreifen. Denn das was ich sage, wird nicht gehört. Nein, ich sage nichts mehr ungefragt. Meine Strategie ist: Beispiel geben.
Ich longiere am Kappzaum, ohne Hilfszügel, mein Pferd reagiert auf feine Körpersignale, stellt sich, biegt sich, wechselt die Gangarten. Ich kann mein Pferd auch nach verletzungsbedingtem Boxenknast problemlos am Halsriemen über den Hof führen, mein Nasenriemen ist so locker geschnallt, ich könnte ihn auch weglassen. Sollte jemand fragen, wie man dies erreichen kann, gebe ich gerne Auskunft, und verweise ebenso gerne auf die „Wege zum Pferd“.

 

Von Carmen • 17. Oktober 2016

Liebe Tanja, treffender hätte man es nicht sagen können, Du sprichst mir aus dem Herzen. Auch ich habe viele Fehler gemacht und danke meinen beiden Arabern für Ihre Geduld und dass sie mir den Weg oder die Richtung zeigten und zeigen. Neulich war ich auch in einer Situation, da sah ich eine Stute, die überhaupt keine Rückenmuskeln mehr hatte, die Besitzerin, sass ihr praktisch auf der Wirbelsäule! Die Stute schaute auch so betroffen, mir tat das echt leid, aber ich habe nichts gesagt in diesem Moment … und hätte es aber tun sollen, vielleicht nur mal darauf aufmerksam machen, viele sehen es nicht einmal … die vermeintlichen Freizeitreiter. Das nächste Mal bestimmt. Liebe Grüsse, Carmen

 

Von Susanne • 17. Oktober 2016

Liebe Tanja,

mir ergeht es auch oft so wie dir. Ich sehe Dinge, wie z. B. ein viel zu eng ausgebundenes Pferd, das auch noch am Zügel festgehalten wird, dabei das Maul ständig aufreißt um dem Schmerz irgendwie zu entgehen. Und das in einer Reitstunde, wo der Reitlehrer das nicht erkennt.
Ein Mal habe ich diese „Reitlehrin“ angesprochen, da ging es um ein anderes Pferd, sie hat die Kritik dankend angenommen und den Hilfszügel korrigiert. Das Pferd machte gleich einen zufriedeneren Ausdruck und ging besser vorwärts. Ohne Hilfzügel wäre natürlich das Non plus ultra gewesen, aber das wäre in der Situation sicher zu viel verlangt. Somit habe ich mich mit der kleinen Verbesserung zufrieden gegeben.
Ich sehe solche Situationen oft dort, daher überlege ich schon, ob ich im Winter dort zum Arbeiten mit meinen Ponies überhaupt hingehe. Ich kann mich dann nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren, schaue nur auf die anderen, bekomme fast Bauchschmerzen und muss den „Ort des Grauens“ verlassen, da ich es nicht mehr aushalte.
Dort werden dann Dreieckszügel eingeschnallt und zu dem Pferd gesagt: „Du willtst es ja nicht anders“ und ohne Aufwärmphase gleich eng eingestellt losgetrabt. Das Pferd bekommt überhaupt gar keine Chance, gut mitzuarbeiten. Das traurigste daran ist, dass die Pferde das alles irgendwie ertragen, sich nicht wehren und tun, was der Reiter verlangt. Daran sieht man auch, welch gute Lebewesen Pferde doch sind.
Und das macht mich sehr traurig.

 

Von Henrikje Lemme • 17. Oktober 2016

Ich habe zu diesem Thema das innere Mantra :ich kann nicht alle retten, ich kann nicht alle retten, ich kann nicht alle retten.
Zusätzlich versuche ich mit viel öffentlicher Zuschaustellung andere Menschen zum Nachdenken zu bewegen.
Denn ich bin weder eine tolle Reiterin noch ein Pferdeflüsterer. Ich bin eine kleine normale Freizeitreiterin und ich habe ein tolles, gelassenes Pferd, welches sich mit anderen gleichaltrigen Pferden durchaus messen könnte. Das macht mich stolz genug und gibt genügend Kraft um vielleicht andere Menschen mit in den Bann der gewaltfreien Erziehung zu ziehen.

 

Von Donna Bremer • 17. Oktober 2016

Hallo,
leider weiß ich schon seit langem nicht mehr, welches Verhalten für Pferde / Tiere und für mich das richtige ist. Auf der einen Seite bin ich mir sehr bewusst, dass die Überzeugung, Tiere seien „Dinge“ durchaus sehr weit verbreitet ist – gerade hier „auf dem Land“. Ich weiß auch, dass ich nicht alle Tiere werde retten können. Aber: auch ich muss meine Meinung sagen dürfen, muss zeigen dürfen, dass die Pferdehaltung, die Aufzucht, das Reiten, die Longierarbeit auch anders erfolgreich sein kann. Schweigen = Zustimmung – und dem Ganzen stimme ich durchaus nicht zu!

 

Von Carina • 17. Oktober 2016

Liebe Tanja,

Auch mir geht es sehr oft so wie von Dir beschrieben. Es tut gut zu wissen, dass es doch noch andere Menschen gibt, die so fühlen.
Ich könnte nun ewig lang schreiben…

Alles Gute weiterhin !

 

Von Nina • 17. Oktober 2016

Hallo Tania,
diese Stimmung kann ich nur zu gut verstehen. Vor ein paar Wochen wollte ich auch noch mit jemandem mein Wissen teilen, weil ich davon überzeugt war dem Pferd damit zu helfen. Dann aber habe ich mich umgedreht und selbst due Initiative ergriffen. Ich bin nun da angekommen, dass ich eine sehr sehr gute Lehrerin habe, einen tollen „Reitverein“ -wenn auch sehr weit weg, eine tolle Gemeinschaft von Gleichgesinnten.. und ich habe beschlossen mich als Trainerin zu betätigen. ich startete eine kleine Präsentation bei mir zu Hause, was ich so trainiere mit meinen Pferden – und dabei ist es mir wichtig auch zu zeigen, dass man sich auch mit älteren Pferden (24 und 32) noch schön beschäftigen (Zirkuslektionen, usw..)dass man nervöse unkonzentrierte Pferde durch die Arbeit auch ruhig und ausgelichen machen kann.. usw.
Ehrlich gesagt, habe ich die Gabe in mir drin sehr ruhig und optimistisch zu sein. Am schönsten ist es doch wenn man wirklich Freude hat mit dem Pferd und auch mal über etwas lachen kann..
Ich habe positives Feedback erhalten bisher und hoffe nun mit meiner Trainertätigkeit andere vom Markt zu verdrängen, die Pferde nicht gut behandeln. Allerdings konnte ich das auch erst beschließen, als ich viele meiner Fragen zur Pferdeausbildung geklärt hatte und daher empfehle ich allen Lesern dieser Seite hier: macht weiter! Ihr seid auf dem richtigen Weg! Ihr könnt mehr, als ihr denkt.. Denn ihr könnt wahrnehmen, wenn etwas nicht stimmt!
Gestern war ein sehr schöner Tag für mich:
es kam Besuch und ich sollte mit meinen 3 Pferdchen zeigen, was wir so machen.. Bodenarbeit und Reiten..
Es gab anerkennende Worte von einem Mann, der früher mal S-Dressur geritten ist und er war offensichtlich überrascht von der Leichtigkeit und Freude mit der meine Pferde mitmachen.. es war einfach herrlich..
Wohl ein Moment, auf den ich jahrelang hingearbeitet habe.. aber genauso schön finde ich es auch, wenn es keine Zuschauer gibt.. Als mein jüngerer Araber mit mir durch den Bach gelaufen ist, war es wie Weihnachten und Ostern zusammen.. Und geht vor allem an die Kinder heran und gebt ihnen Chancen was Positives zu sehen und zu spüren! Ich habe zwei junge Mädels in letzter Zeit getroffen, die sich aus einem Reitunterricht verabschiedet haben, weil er zu „tierunfreundlich“ war.
Ich habe ihnen dazu gratuliert und werde in der Zukunft mein Bestes versuchen auch für diese Jugendlichen etwas anzubieten..

 

Von Beate • 17. Oktober 2016

Danke für diese Worte direkt und wahrhaftig mitten aus dem Herzen
ja so geht es mir auch
mir hift es dann, wenn ich mich zurückbesinne was ich in grauer lange entfernter Vergangenheit meinem Seelenpferd schon alles angetan habe und damals hätte ich solche Worte von Dir auch nicht hören wollen – ich dachte ja damals alles für „mein“ Pferd richtig zu machen
ja mein Seelenpferd hat mir geduldig Schmerz ertragend den Weg zu meinem Gefühl und zu mir selbst gezeigt
ich glaube und habe es selbst auch so erlebt, dass wenn wir uns fühlen und lieben, dann hört es auf, dass wir anderen Wesen weh tun…
wir können nur achtsam mit anderen umgehen, wenn wir achtsam mit uns umgehen
ich glaube, die Pferde wissen das und sie sind geduldig – für sie gibt es keine Schuld – sie wissen, dass wir alles was wir ihnen antun in Wahrheit auch uns selbst antun
wenn wir Pferde schlagen, schlagen wir uns selbst
je mehr Menschen wir zeigen, wie toll sie sind und wo ihre Stärken liegen, umso mehr echte Zufriedenheit gibt es und Zufriedenheit führt zu Bewußtheit und Achtsamkeit und liebevollem Umgang
da Zeit und Raum unbedeutend sind, ist es meiner Meinung nach egal, dass wir jetzt schon Pferde achten und andere schlagen sie noch – ich habe es auch schon getan und habe daher nicht das Recht die anderen, die sich noch in Ihrer Abgetrenntheit von sich selbst, in ihrer Unzufiedenheit, in ihrem Hamsterrad festhängen zu verurteilen – die meisten haben einfach keine Idee wie sie da raus kommen
auch wenn ich auch gern alles hin schmeißen möchte – oh ja – gerade heute war ich auch wieder so weit – so viel Ignoranz von einem Jäger wegen 2 freilaufenden lebenslustigen Welpen… – oh ja einfach abhaun – das wollte ich vorhin noch
vielen Dank für Deine Worte
wir machen weiter in Liebe und Dankbarkeit für den Jäger – er zeigt mir meine wunden Punkte und vor allem meine Ängste

alles Liebe Beate

 

Von Susie Last • 18. Oktober 2016

Liebe Beate, was Du schreibst, geht mir auch oft durch den Kopf, nur nicht mit Rosen, sondern mit Weidenbäumen. Allerdings beschäftige ich mich nicht hauptsächlich mit Pferden, sondern auch mit Hunden (und Katzen). Meine Patienten sind überwiegend Tiere mit multiplen Stress- und Verhaltensproblemen. Auch ich suche meinen Frieden im Schreiben und möchte Dich ermutigen, weiterzumachen:
– man kann nicht alle retten, aber ein einzelner alleine ist die Mühe wert. Zieh Deine Kraft aus denen, die Dich hören wollen und denke daran: Jede große Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Alles Liebe für Dich Susie Last

 

Von Easy • 18. Oktober 2016

Kann den Beitrag einfach nur voll und ganz unterschreiben.

Je mehr sich die Leute aufregen wenn man sie auf ihre Fehler hinweist, umso sicherer kann man sich sein, dass man einen wunden Punkt getroffen hat…
Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich rede hier nicht davon, dass man zu den Reitern und Pferdebesitzern geht und ihnen klar sagt „Du machst dieses und jenes falsch/Mach doch mal so und so“. Viele Besitzer gehen schon an die Decke wenn man nur andeutet, dass das Pferd vielleicht körperliche Probleme haben könnte oder vielleicht gar nicht verstehen kann was von ihm verlangt ist.
Ich für meinen Teil habe es aufgegeben weder auf direktem noch auf indirektem Weg versuchen zu wollen es „besser“ für das Pferd zu machen. Die Besitzer fühlen sich in jedem Fall angesprochen und auch oft persönlich angegriffen und lassen dies dann am Pferd aus. Damit ist dann leider genau das Gegenteil erreicht und für das Pferd wird es noch schlimmer wie vorher…
Hab es selbst in einem Stall erlebt: Junge Frau mit jungem Pferd. Keine 5 Jahre alt und frisch angeritten.
Hab den beiden mal beim Reiten zugesehen und mir hat es alles hochgestellt: Wild rudernde Beine weil das Pferd das Gleichgewicht nicht richtig halten konnte, aber immer schön fleißig auf kleinen Zirkeln und in engen Ecken galoppiert…
Hatte nur mal eine Andeutung fallen lassen, dass das Pferd doch noch gar nicht richtig laufen kann.
Wurde direkt angekeift ich soll mir doch bitte selber ein Pferd kaufen wenn ich so neidisch bin und ihr ihr Pferd madig machen möchte.
Über Umwege habe ich dann erfahren, dass sie bereits von 2 Reitlehrerinnen darauf hingewiesen wurde, dass es noch viel zu früh für dieses Pferd ist so lange (jeden Tag 2 Stunden „Arbeit“. Meist noch 1 Stunde auf zu kleinem Zirkel extra kurz ausgebunden longieren damit sich der Teufel „ausbocken“ kann, weil anders könnte man ihn gar nicht reiten. Das Pferd kam dann nach dem Reiten – überwiegend Galopp – zitternd und triefnass mit ner Decke drüber in die Box)auf diese Art und Weise geritten zu werden. Der Kommentar der Besitzerin hierzu „Die haben doch alle keine Ahnung. Wenn die nix anderes zu reden haben geh ich zum Unterricht zu nem anderen Lehrer“.
Dass das Pferd zusätzlich noch eine Fehlstellung der Hinterhand hat ist der guten Frau leider noch nicht aufgefallen.
Schaute man zu lange in die Box von ihrem Pferd, dann wurde man dort vertrieben mit den Worten, dass man da nix zu suchen hätte….
Sie reitet ihr Pferd jetzt noch verbissener in den Kurven weil sie der Meinung ist, dass der blöde Gaul nur richtig getrieben werden muss bis er´s endlich kapiert hat, was er machen soll. Und wenn nicht, dann holt sie sich ein anderes Pferd…

Ich bin jedenfalls immer wieder erschüttert darüber, wie wenig die Menschen von ihren eigenen Tieren wissen. Selbst jahrzehntelange Beziehungen sind manchmal wirklich zum gruseln…

Und ja, manchmal fühlt man sich schuldig weil man nix gesagt hat. Aber lieber fühle ich mich schuldig weil ich geschwiegen hab als mich noch schuldiger zu fühlen weil ich verantwortlich dafür bin, dass es dem Pferd (oder auch anderen Tieren) jetzt noch schlechter geht nur weil ich etwas angedeutet habe.

 

Von Mirjam Dill und Helmut Piller • 18. Oktober 2016

ja, wir sind auch manchmal sprachlos über die Bilder aus der Pferdeszene und dem
Pferdesport, die zu uns dringen oder über die traurigen Geschichten, die uns Kinder von ihrem Reithof, wo sie reiten lernen, erzählen, wenn sie bei uns ihre Reitferien verbringen.
"L' ignorance conduit à la brutalité" sagte bereits Francois Baucher, der französische Reitmeister (1796-1876).
Aber all dem zum Trotz gibt es immer wieder Menschen, die es anders sehen und anders machen. Danke an dieser Stelle euch beiden, Tanja und Babette, dass ihr eure Arbeit öffentlich macht, und viele daran teilhaben können. Das macht Mut.
Zusammen kann man viel mehr erreichen, als alleine.

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Herzlichen Dank für den Kommentar, aber bitte keine Werbung in den Kommentaren. Da bitten wir herzlich um Verständnis, aber wenn wir das drinne lassen, dann wird das von allen gemacht. Die URL kann oben eingegeben werden und ist dann anklickbar.

Viele Grüße von Tania und Babette

 

Von Anna • 18. Oktober 2016

Liebe Tanja,
ich möchte dir, und Babette, an dieser Stelle unbekannterweise „Danke“ sagen für euer Engagement für die Pferde und ihre Pferdemenschen…Unrecht an Tieren mitanschauen zu müssen und in dem Moment nichts ändern zu können, ist ein schreckliches Gefühl, aber eure Arbeit macht so unglaublich viele Menschen zu Multiplikatoren des liebevollen und fairen Umgangs mit Lebewesen. Dadurch werden die mit mehr Herz, mit mehr Wissen immer mehr!!

Seit ich hier mitlese, nach dem Longenkurs übe und das Glück habe, durch Pferde und Menschen, die mit euch arbeiten durften, ganz viel zu lernen, bin ich so glücklich. Mein Gefühl war immer, das muss auch anders gehen, freundlicher, leichter…
Eure Bücher, Kurse, diese Seite, bringen die bitter nötigen Veränderungen voran, die für die vielen still leidenden Pferde so wichtig sind. Bei den meisten Menschen dauert es leider, bis sie ihre Denkweisen und ihr Handeln verändern, aber gute Beispiele sind viel bessere „Augenöffner“ als direkte Kritik, und sei sie noch so freundlich verpackt.
Macht bitte weiter so und lasst euch nicht entmutigen!
Liebe Grüße
Anna

 

Von Tania Konnerth • 18. Oktober 2016

Noch ein ganz herzliches Dankeschön für all Eure Kommentare!!! So vieles, was Ihr schreibt tut einfach nur gut.

Und keine Sorge: Wir bleiben dran, Rosen können andere eh besser züchten als wir 😉

Herzlich,
Tania

 

 

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