So geht das!

Wer mit Pferden zu tun hat, hat fast immer auch mit Menschen zu tun. Und meiner Erfahrung nach findet man in der Pferdewelt vor allem zwei Typen von Menschen: unsichere und solche, die vorgeben zu wissen, „wo es lang geht“. Die Menge der unsicheren Pferdemenschen scheint mir deutlich größer zu sein als die der „Wissenden“ und so kommen auf jeden, der weiß wie es geht, viele, die ihm hinterhereifern.

Von anderen Menschen zu lernen, ist etwas Tolles. Vorausgesetzt allerdings, dass das, was es zu lernen gibt, zu einem passt und einen wirklich weiterbringt. Und genau da steckt der Teufel im Detail: Menschen, die vorgeben zu wissen, wie etwas geht, zeichnen sich relativ selten durch eine Fähigkeit zum Differenzieren aus. Sie haben für sich eine Lösung gefunden und DIE ist dann richtig. Punkt.

Nun haben wir es aber in der Pferdewelt mit Persönlichkeiten zu tun – auf der Menschen- wie auch auf der Pferdeseite. Und jede Persönlichkeit ist anders. Jeder Mensch und jedes Pferd.

Ich habe für diese Erkenntnisse, die ich hier mal eben in einigen Sätzen niederschreiben kann, viele, viele Jahre gebraucht. Da, wo ich heute stehe, betrachte ich jeden, der vorgibt etwas „sicher“ zu wissen, skeptisch. Und ich betrachte Leute skeptisch, die von der „einzig richtigen“ Reitweise oder von „der ultimativen“ Methode reden. Und Leute, die zu mir sagen: „Du musst…“ genauso wie Leute, die weder mich noch mein Pferd kennen, aber die zu wissen vorgeben, was für uns gut und richtig ist.

Das Problem ist, dass man schon eine gewisse Stärke braucht, um sich gegen ein „So geht das!“ zu behaupten. Gerade wenn man unsicher ist, neigt man dazu, sich besonders kraftvoll vorgetragenen Überzeugungen anzuschließen. Aus meiner ganz persönlichen Erfahrung kann ich aber auch unsicheren Menschen nur dazu raten, sich nicht dem Erstbesten anzuschließen, der eine Richtung vorgibt. Es gilt, jeden Rat und jeden Vorschlag erst einmal in Ruhe zu überdenken und zu prüfen, ob sich das richtig und gut für einen selbst anfühlt.

Ich habe in der Vergangenheit leider die größten Fehler gemacht, weil ich zu bereitwillig das tat, was mir andere anwiesen. Am meisten habe ich hingegen von Menschen gelernt, die so etwas zu mir sagten: „Ich weiß es auch nicht sicher, aber vielleicht kannst Du es mal so probieren“- deren Tipps waren in der Regel immer die besseren!

1. April 2010 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 11 Kommentare »

 

11 Reaktionen zu “So geht das!”

 

Von Almut • 1. April 2010

*grins* Tania, ich bin trotzdem nach wie vor von dem Spruch überzeugt, dass es nur zwei Reitweisen gibt – eine gute und eine schlechte – auch im Sinne von „es kommt nicht darauf an, was man macht, sondern WIE man es macht“. Nur muss man auch da wieder differenzieren – was ist gut (oder schlecht) für das jeweilige Pferd/Reiter-Paar? Die besten Lehrer sind immer noch die Pferde – die einzigen, denen ich „so geht das!“ wirklich glaube.:-)

LG, Almut

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Jep, das geht mir auch so! 🙂
Tania

 

Von Lizzy • 1. April 2010

Liebe Tania,
das ist in der Tat ein wahres Wort, wobei ich immer den Eindruck habe, nur so von Experten umringt zu sein, sobald ich in einen Stall komme. Da hörst du 10x so viele gute Tipps, wie Leute da sind…
Und da ist es unheimlich schwer, seiner eigenen Linie treu zu bleiben, was in der regel heißt: Sich selbst treu bleiben.
Ich lasse mir duch so was auch gern die Laune verderben, zum Glück stehen wir ja für uns und haben keinen Publikumsverkehr, das war für mich ein enormer Fortschritt, eben weil diese bösen kleien Stimmen am Rande verschwinden 😉
Was oftmals hilft ist hartnäckiges gegen Fragen: „warum? Wozu? Zu welchem Zweck? Wie begründet?“ damit macht man sich zwar nciht viele Freunde, aber dann merkt man schon, bei wem fundiertes Wissen dahinter steckt und bei wem nicht.
Und dann muss man eben noch entscheiden, ob das selbst zu einem und dem Pferd passt.
Aber schwer ist das.
Viele Grüße, Lizzy.

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Ich denke, es wird leichter, je mehr „gute“ Entscheidungen aus sich selbst heraus getroffen hat bzw. je öfter man die Erfahrung machen konnte, einfach mal sich selbst und dem eigenen Gefühl zu vertrauen.

Und jep, kritisch nachzufragen ist auf jeden Fall ein Weg, um genauer herauszubekommen, wie fundiert die Ratschläge sind,
Tania

 

Von Tanja • 3. April 2010

Ein Text der mir aus der Seele spricht, deswegen reagiere ich ziemlich „allergisch“ auf „Du MUSST das so oder so machen“… denn was ist wenn es einfach nicht zu MIR passt. Ich mag lieber „Angebote“ die ich dann überdenken und selbst werten kann, dass ist mir viel sympathischer… und die Einsicht auch vom Lehrenden, dass es IMMER mehr als eine Lösung gibt.

Lg
Tanja

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Danke, Tanja!

Tania,
*winkundknuddel*

 

Von Dagi • 5. April 2010

Liebe Tanja

Wie wahr! Du redest mir aus der Seele. Ich habe so ziemlich die ähnlichen Erfahrungen gemacht und bin zum selben Schluss gekommen!

Liebe Grüsse
Dagi

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Danke, Dagi,
Tania

 

Von Rebekka • 5. April 2010

Hallo Tania,
beim Lesen Deines blogs kam mir in den Sinn, daß das für mich auch für den anderen Teil meines Lebens zutrifft – nämlich für den Teil ohne Pferde.
Auch dort lerne ich nicht von den „du musst“ sondern von den „wie wär’s mit“ …
Danke fürs bewusst-machen!
Liebe Grüße!
Rebekka

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Jau, das geht mir auch mit vielen Erkenntnissen und Sachen aus der Pferdewelt so, muss ich sagen.

Herzlich,
Tania

 

Von Claudia • 6. April 2010

Liebe Tania,

ich bin absolut Deiner Meinung…. und dann gibt es da noch das berühmte Bauchgefühl, dass einem weiterhelfen kann, wenn man sich eines Tipps nicht sicher ist. Auch wenn man das Gefühl, das man hat gerade nicht sachlich begründen kann, finde ich, dass man es nie ausser Acht lassen und das Ergebnis des jeweiligen „Muss Tipps“ genau beobachten solle, wenn man irgendein komisches Gefühl dabei haben sollte.

Hätte mich sicher früher auf einen anderen Weg gebracht, wenn ich mehr darauf geachtet hätte!!

Liebe Grüsse Claudia

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Oh ja, dieses Bauchgefühl ist inzwischen auch mir zu einem guten Berater geworden!
Tania

 

Von Ellen • 6. April 2010

Wie recht Du hast!
Seit nunmer fünf Monaten Pferdebesiterin war ich zwischenzeitlich schon am Rande der absoluten Konfusion. So viele Tipps und Meinungen – dazu noch alle unterschiedlich. Da ist es sehr schwer, überhaupt erst einmal den Weg zu finden, der für einen selbst und das Pferd der richtige ist. Auf jeden Fall bin ich mittendrin und habe die ersten „unspektakulären“ Entscheidungen getroffen. Das stößt nicht immer auf Gegenliebe aber macht stark!!

Liebe Grüße von Ellen

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Ich wünsch Dir weiterhin viel Kraft für eigene, gute Entscheidungen!
Tania

 

Von Astrid • 10. April 2010

Liebe Tania,
ich hab den Eindruck, das alle wirklichen Pferdemenschen, die es ehrlich mit Ihren tierischen Partnern meinen und auf Verständigung, deren Wohlbefinden und einen respektvollen Umgang achten, zu den gleichen Erkenntnissen kommen… ja, unendlich viel lesen, lernen, zuschauen, probieren aber letztendlich den Pferden zuzuhören! Sie äußern sich, wenn man sie nur lässt!

Die Reittechnik ist nur eine Seite, schwerer wiegt meiner Meinung nach, das Reitgefühl, die mentale Einwirkung. Das muss sich jeder selbst erarbeiten – ein ganzes Reiterleben lang! Oft liegen Tips leider nur auf mechanischer/technischer Ebene…

Und es stimmt, es ist oft schwer sich dem Gruppenzwang zu entziehen und nicht alles gut zu finden, was „alle“ für gut befinden.

Liebe Grüße
von Astrid

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Danke, Astrid, für Deine Gedanken!

Herzlich,
Tania

 

Von Christine /Nubidomi • 11. Juni 2010

Hallo Tanja

Dewegen sind wir doch hier, oder nich?

Hier sind die Menschen, welche sich nicht einer „Punkt“ genauen Ausbildung von „nur“ parelli, Monty Roberts, Schöneich usw. machen möchten, sondern das raussuchen, was sie für sich und ihr Pferd am besten finden.

Genau das war der Grund, warum ich von dieser Homepage und Euch so begeistert war und immernoch bin. Ich und meine Pferde bleiben hier wir selber und können unsere eigene „Methoden“ aus- und einbauen :-).

Grüessli Christine

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Dankeschön! 😀
Tania

 

Von Petra • 6. Februar 2011

Hallo Tania,

wieder einmal ein gelungener Beitrag! Meinen Glückwunsch.

Als ich vor 2 Jahre wieder angefangen habe zu reiten, habe ich mir gesagt – so, und nun aber richtig. Habe mir Reitstunden genommen, Berge von Büchern gekauft, stundenlang im Internet gelesen, Messen besucht – ich wollte mich ja über alles informieren. Mit Arbeitskollegen und Bekannten wurde diskutiert – mein Partner fing zu dem Zetpunkt an des öfteren mit dem Kopf zu schütteln und mich zu fragen ob das denn alles so richtig wäre war ich da mache.

Dann habe ich nach ca. 6 Monaten alle Bücher in die Ecke gelegt, bin auf die Weide gegangen und habe ca. 3 Stunden nur beobachtet. Da hatte ich wesentlich mehr davon. Das intensive Beobachten habe ich bis heute beibehalten und den Rest fein selektiert.

Man wird ja als „Neuling“ regelrecht zugeschüttet mit guten Tipps und Tricks. Das ist überwiegend auch gut gemeint – nur wirklich lernen kann man nur mit und bei den Pferden.

So piekse ich mir von allem das für mich und meine Hafi-Dame optimale heraus. Habe Spass und seit diesem Jahr den 3. Reitlehrer. Tja, alle guten Dinge sind 3 und dieses mal hab ich das Gefühl, dass es der richtge für mich ist.

Lieben Gruß
Petra

P.S. Habe ein paar Übungen aus Deiner Freidressur ausprobiert. War was neues und kam bei meiner pessimistischen Dame sehr gut an :-).

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Schön, das freut mich sehr! Ich wünsch Euch beiden weiterhin viel Spaß damit 😀
Tania

 

Von Beatrice • 17. Oktober 2016

Tja Tanja, ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man sich gegen dieses „so geht das „oder „so haben wir das immer gemacht“ stellt, verändert sich dein Leben massiv…..
Ich bin mit diesen Lehren, der harten Hand und das unbedingte Gehorsam groß geworden.
Bei mir sind langjährige Freundschaften zerbrochen. Ich habe viel über mich nachgedacht. Ich probiere viel aus und entscheide nun selbst, ob es für mein Pferdchen und mich gut ist oder nicht. Ich habe auch aus deinem Longenkurs nur einen Teil in die Ausbildung meines Sky übernommen. Da er sehr empfindlich am Kopf ist(aus mehreren Gründen). Ich arbeite mit Knotenhalfter statt mit Kappzaum – deshalb ist Vieles nur bedingt umsetzbar, aber für uns scheint es der richtige Weg zu sein…..
Und so mache ich es inzwischen mit allen „Tips“ die ich bekomme. Ich prüfe einfach was gut für uns ist und es wird nun, da sich der „Freundeskreis“ verändert hat, oft darüber gestaunt, wie wir harmonieren.
Also, mein Fazit..
Wer den Weg der eigenen Meinung geht und schaut was für die eigenen Bedürfnisse/ die Bedürfnisse des Pferdes gut ist, verändert sich und sein Leben. Auch wenn es im ersten Moment vielleicht sehr hart ist, öffnen sich viele neue Türen. Man muß sich nur trauen und dem eigenen Gefühl vertrauen….

 

 

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