Mit Christiane Slawik auf den Seychellen – ein ziemlich unglaublicher Fotokurs

11.9. – 19.9.09, Christiane Slawik auf Mahé

Von Tania Konnerth (Text und Fotos)

Manchmal im Leben muss man etwas Verrücktes tun – zum Beispiel eine recht spontane Entscheidung für eine Reise treffen.

Eine unglaubliche Reisebeschreibung

Stellen Sie sich vor, Sie steigen aus dem Flugzeug und betreten eine paradiesische Insel – subtropisches Klima, eine üppige Vegetation, Kolibrigezwitscher, türkisblaues Meer, dunkle Granitfelsen und menschenleere Strände aus feinstem Sand.

Nun stellen Sie sich an einem solchen Strand Pferde vor.

Und Sie dürfen diese Pferde vor dieser Kulisse fotografieren und das unter Anleitung einer der besten Pferdefotografinnen, die unser Land zu bieten hat.

Fantastisch?

Ein schöner Traum?

Unerreichbar?

Was hier wie eine schöne Phantasie klingt, ist die Zusammenfassung eines Fotokurses auf den Seychellen, zu dem Christiane Slawik und Thomas Fantl eingeladen haben.

Die Idee zu dieser Fotoreise entstand im letzten Jahr als die beiden eine Woche auf den Seychellen verbrachten. Über Christiane Slawiks Motive von den sich am Strand wälzenden Arabern dürften inzwischen viele Pferdefans gestaunt haben, denn sie gingen durch die Presse und schmücken Kalender. Es gefiel den beiden so gut auf Mahé, dass sie beschlossen, ihre Erlebnisse mit anderen zu teilen. Die Idee für einen Fotokurs war geboren, wie er wohl einzigartiger kaum geht.

Nicht nur die Kulisse, die wir geboten bekamen, war faszinierend – vor allem auch die Einblicke in die professionelle Arbeit einer weltweit bekannten Fotografin zu erhalten, war grandios. Schnell wurde klar, warum man selbst in Sachen Fotografie in der Hobbyliga spielt: Diese Frau ist einfach ein Phänomen.

Eine unglaubliche Frau

Nur ein kleiner Blick auf Christiane Slawiks Bilder und es entfaltete sich in ganzer Wucht der Zauber, der die Bilder diese Ausnahmefotografin ausmacht.

Wir fotografierten Hengste beim Imponiergehabe, spielende Fohlen am Strand, Pferde in der Meeresbrandung, galoppierende Vollblutaraber vor exotischen Palmen. Wir versuchten uns an spektakulären Aufnahmen, an Lichtspielen und außergewöhnlichen Einstellungen. Und wir alle haben reich ernten können. Aber keiner von uns hat in derselben Qualität einfangen können, was sich auf Christianes Bildern zeigt: Stimmungen, Gefühle, Energie in einer Intensität, die eine Gänsehaut auslöst. Bilder, die strahlen, Bilder, die berühren und Bilder, die bewegen.

Christiane Slawik sieht vier Elemente für gute Bilder:

  • ein Auge für Motive,
  • die Kamera zu kennen,
  • Bescheid wissen über das, was man fotografieren will
  • und ein Quentchen Glück.

Doch allein damit lässt sich die Wirkung ihrer Bilder noch nicht vollständig erklären. Da ist dieses gewisse Etwas, diese Portion Magie, die vielleicht weder vermittelbar noch erlernbar ist, sondern die man eben hat oder nicht. Es ist ein Geschenk, einer solchen Künstlerin über die Schulter schauen zu dürfen.

Ein Geschenk ist es auch, Christiane Slawik zuzuhören, denn neben ihrer Fotografierkunst ist sie eine exzellente Geschichtenerzählerin. Und was sie alles zu erzählen hat! Es gibt wohl kaum ein Thema, kaum ein Fleckchen Erde, zu dem sie nichts zu berichten weiß.

Eine der unglaublichsten Geschichten dürfte die der Pferde auf den Seychellen sein.

Eine unglaubliche Geschichte

Ein Künstler aus Österreich brachte 1991 zwei ägyptische Vollblutaraber mit auf die Insel, die Stute Waikidi und den Hengst Makram. Der Mann schlug sich mehr schlecht als recht durch und war seiner Verantwortung für die Pferde nicht gewachsen. Die Pferde vermehrten sich unkontrolliert und liefen mehr oder weniger frei herum. So kam es zu Schäden in Gärten und zu schlimmen Unfällen. Die Inselbewohner fingen an, die Pferde zu hassen. Der Künstler bekam immer mehr Probleme und wurde 2003 des Landes verwiesen.

Die Pferde blieben zurück.

Sie kamen auf ein eingezäuntes Stück Land mitten im Bambusdschungel und blieben dort sich selbst überlassen. Die Tiere wurden zu echten Überlebenskünstlern in ihrem Dschungelstück, fraßen aber natürlich alles Essbare innerhalb kurzer Zeit auf. Barbora Panovsky, Tochter des tschechischen Honorarkonsuls auf den Seychellen, hatte sich bereits als Teenager um die Pferde gekümmert und übernahm es nun, die fast verhungerten Pferde zu retten. Sie hatte knappe vier Monate Zeit, um für die Tiere eine neue Bleibe zu finden – ein Unternehmen, das aufgrund der mangelnden Sympathie für die Pferde und des geringen Platzes auf der bergigen Insel Mahé mehr als schwierig war.

Aber Barbora gelang das Unmögliche: Sie bekam die Chance auf eine Bleibe für die Pferde auf dem Gelände einer wohlhabenden Landbesitzerin. Dort war früher bereits ein Stall gewesen – nun allerdings war alles überwuchert und verwahrlost. Barbora bekam ganze drei Wochen Zeit, um ein Stück des Landes für die Pferde herzurichten – ein Gewaltakt für sie und ihre Helfer. Aber sie schaffte es und konnte sich dann zu Fuß mit den Pferden auf den 8km langen Weg an der Küste entlang machen. Zwei der Pferde waren traurigerweise nicht mehr zu retten, die anderen – die beiden Hengste Tyfoon und Monsoon sowie die Stuten Tahia und Shangrila – wurden nun mit viel Einsatz aufgepäppelt und verdanken Barbora ihr Leben. Barbora konnte auch der Eigentümerin des Grundstücks beweisen, dass sie die Pferde im Griff hatte und den Stall gut führen würde. So wurde aus der Probezeit eine Dauereinrichtung und Babora gelang es, einen erfolgreichen kleinen Reitbetrieb – das Utegangar Riding Center – aufzubauen. Inzwischen freut sie sich über gesunden Nachwuchs und einem wachsenden Interesse an den Tieren und ihrem Angebot an Ausritten durch den Dschungel und am Strand entlang.

Nicht, dass wir damit schon am Ende der Geschichten wären, denn im Herbst 2007 gab es ein Staatsgeschenk aus dem arabischen Emirat Quatar: den Vollblutaraberhengst Laith Al Shaqab, einem der teuersten Pferde der Welt, und die ebenfalls sehr wertvolle Vollblutaraberstute Yosra, die nun ebenfalls im Utegangar Riding Center leben.

Die Verpflegung der Tiere ist täglich eine Herausforderung, denn es gibt keine Wiesen und Heu herzustellen ist wegen der hohen Luftfeuchtigkeit nicht möglich. So müssen 150 kg Grünfutter kreuz und quer auf der Insel per Hand gepflückt und in Bigpacks zum Stall transportiert werden.

Die tierärztliche Versorgung ist ebenfalls schwierig, denn der einzige Tierarzt auf der Insel kennt sich mit Pferden nicht aus, sondern hat eher Angst vor ihnen… Das, das Klima und die sonstigen Bedingungen auf der Trauminsel erfordern in punkto Pferdehaltung also besondere Anstrengungen. Was dort geleistet wird, erkennt man erst, wenn man es selbst vor Ort gesehen hat.

Unglaublich viel geboten…

Wir Kursteilnehmer/innen durften nun Baboras Pferde fotografieren und sogar reiten.

Wir beobachteten die Pferde in den Paddocks und am Strand. Es wurde gewälzt, gestiegen und gespielt. Und wir waren bei all dem mit unseren Kameras dabei.

So entstanden Bilder zwischen Palmen, vor Felsen, am Strand und im Wasser.

Was für Motive!

Natürlich waren die Pferde der Anlass für den Fotokurs und standen im Mittelpunkt unserer Shootings. Aber tatsächlich stellten sie nur einen Teil der Motive dar, die sich uns boten. Allem voran wurden wir in der reichen Natur fündig: Blumen, Vögel, Spinnen, Krabben, Eidechsen und der Dschungel mit seinen Bewohnern.

Auch das Meer, das sich uns immer wieder anders präsentierte – mal sanft und schmeichelnd, mal wild und ungestüm – animierte zu unzähligen Kameraklicks.

Darüber hinaus lernten wir Künstler kennen und ihre Art zu leben und zu arbeiten. Hunde und Katzen boten uns spontane, wundervolle Fotomöglichkeiten, genauso wie Kinder, lachende Schönheiten, knackige Surfer am Strand und… und … und…

Es wäre höchst interessant zu wissen, wie viele Fotos von uns allen zusammen gemacht wurden – sie dürften etliche Festplatten sprengen. 🙂

Fazit

Diese Woche auf Mahé mit Christiane Slawik und Thomas Fantl war mehr als intensiv. Wir wurden von den beiden auf eine rührende Weise in allen Bereichen bestens umsorgt. Erklärtes Ziel war, dass es allen gut geht – und das tat es.

In dieser einen Woche haben wir mehr erlebt, als andere in einem Monat. Wir haben mehr und vor allem ungewöhnlichere Motive vor die Kamera bekommen, als wir uns je hätten erträumen lassen. Wir haben unendlich viel gesehen, viel gelernt und viel gelacht. Wir haben fantastisch gegessen und wir haben uns bestens verstanden. Wir hatten schlicht und einfach eine unglaublich gute Zeit.

Ja, manchmal muss man einfach etwas Verrücktes tun, im Leben.

 

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Dann schreiben Sie mir.

Infos zum Fotokurs

8-Tageskurs auf den Seychellen mit Christiane Slawik.

www.slawik.com

Reitstall auf den Seychellen:

Utegangar Riding Center

 

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