Visualisieren Sie die Verbesserung einer Übung

Auf einem meiner letzten Kurse habe ich mit einer Teilnehmerin und ihrer Stute die Übung „Übertretenlassen“, also ein Schulterherein auf einer Volte, geübt. Bei dieser Übung soll das innere Hinterbein mit einer möglichst weiten Bewegung nach vorne unter den Schwerpunkt des Körpers treten. Tritt das Hinterbein in dieser Übung kurz, tritt es an der Lastaufnahme vorbei und hat somit keinerlei gymnastizierend wertvollen Effekt.

Die Stute der Teilnehmerin zeigte auch am zweiten Tag des Kurses auf der rechten Hand ein sehr kurztretendes Hinterbein und alle Tipps, die ich gab, um die Aktivität des Hinterbeines zu verbessern, waren wenig erfolgreich.

Aus einem Impuls heraus sagte ich der Besitzerin, sie solle gedanklich ein Seil an die Hufspitze ihres Pferdes anknüpfen und sich vorstellen, mit diesem Seil das Bein weit nach vorne unter das Pferd zu ziehen. Prompt kamen die nächsten Schritte mit einer unglaublichen Verbesserung zum Schwerpunkt des Pferdes. Das war absolut verblüffend!

Dies ist nicht die erste Erfahrung dieser Art, die ich gemacht habe. Bei der Arbeit mit meinen Pferden durfte ich schon häufig ähnliches erleben. Aber ich gebe auch zu: Oft kann ich mir etwas vorstellen bis ich schwarz werde, und es passiert nichts 😉  Wenn es aber funktioniert, ist es mit das Tollste, was ich mit Pferden erlebe. Und so übe und übe ich in der Hoffnung, diese feine Kommunikation, diesen Zauber, sowohl selbst als auch im Unterricht immer öfter zu erleben. Es ist ein Gefühl, nach dem man sehr leicht süchtig werden kann.

Probieren Sie das doch auch mal aus!

Deswegen ist heute meine Anregung für Sie, selbst mit der Visualisierung einer Verbesserung einer Übung zu spielen und eigene Erfahrungen zu sammeln.

  • Wenn Sie ein fleißigeres Pferd wollen, dann spüren Sie die Energie, die Sie sich von Ihrem Pferd wünschen. Seien Sie selbst die Energie. Sehen Sie Ihr Pferd vor sich, wie es diese Energie ausstrahlt.
  • Wenn Sie ein gesetzteres Schulterherein haben möchten, dann sehen Sie Ihr stolzes, aufgerichtetes Pferd welches sich in den Hanken beugt. Greifen Sie gedanklich unter die Brust Ihres Pferdes und heben Sie diese an, so dass es Ihrem Pferd leicht fällt, die Vorhand aufzurichten.
  • Wenn Sie ein ruhiges, gelassenes Pferd an Ihrer Seite haben möchten, dann strahlen Sie die Ruhe aus, die Sie sich von Ihrem Pferd wünschen.
  • Wenn Ihnen Ihr Pferd zu sehr auf die Pelle rückt, stellen Sie sich vor wie Sie Ihre eigene Aura, Ihren persönlichen Grenzbereich in den es kein Eindringen gibt, immer größer machen und damit Ihr Pferd auf Abstand bringen.

Haben Sie schon Erfahrungen mit Visualisierung gemacht? Haben Sie innere Bilder, die bei Ihnen funktionieren? Wenn ja, würde ich mich über Ihre Erfahrungen und Anregungen sehr freuen!

19. Oktober 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Sonstiges 11 Kommentare »

 

11 Reaktionen zu “Visualisieren Sie die Verbesserung einer Übung”

 

Von no0815girl • 19. Oktober 2010

Oh ja, ich liebe innere Bilder! Ich hatte das Glück, bereits bei der Sitzlonge am Anfang meiner Reiterei mit inneren Bildern konfrontiert zu werden und habe mittlerweile eine ganze Sammlung in meinem Kopf.
Gewisse Dinge kann ich mir irgendwie einfach nicht vorstellen und dementsprechend klappen sie auch nicht. Aber je besser ich mir etwas vorstellen kann, desto besser und schöner funktioniert es auch.
Hier nur ein paar Beispiele von inneren Bildern für einen besseren Sitz:
– mit den Füssen auf zwei Gymnastikbällen stehen, die neben dem Pferd mitrollen (hilft die Beine fallen zu lassen)
– Kopf wird oben mit einer Schnur hochgezogen (hilft, sich aufzurichten)
– auf dem Boden mitlaufen (hilft, tief in den Sattel zu sitzen)
– die Vögel in der Hand 🙂
– eine Boje sein, die unten mitschwingt, aber oben ruhig bleibt (hilft Ruhe in den Oberkörper zu bekommen, ohne steif zu werden)
– Füsse im Boden verwurzelt und Kopf in den Wolken
– Pferd mit den Beinen umfliessen wie Wasser

Gewisse Bilder helfen dabei mehr und andere weniger. Für mich persönlich hilft es im Trab, mich selbst und mein Pferd als Dressurpaar zu sehen, das durch die Halle schwebt und im Galopp als Cowboy, der durch die Prärie reitet. Warum weiss ich auch nicht 😀
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🙂
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Manuela • 19. Oktober 2010

Servus Babette,

ich arbeite seit Jahren bei mir und meinen Trainingsleuten mit Bilder und je nach Situation (Thema Angst)auch mit Leitsätzen und Bildern in Kombination.

Es hat sich im Leistungssport bewährt – Beispiel: Skifahrer kur zvor der Abfahrt; man sieht die Sportler, wie sei im Geiste die Abfahrt machen – und im täglichen Training.

Es ist ein spannendes Thema ohne Grenzen – man kann alles erreichen, wenn man es sich nur vorstellen kann. Und es erleichtert das Erlernen von Bewegungsabläufen ungemein! Erst mit dem Kopf, dann mit dem Körper. Mann kann gefahrlos Situationen durchspielen und sie immer gut ausgehen und erfolgreich lassen.

Das mit dem „Vorstellen, aber es passiert nix“ kann mit Ansprüchen und Wahrheit zu tun haben. Ein Pferd, dass mangels Körpersprache des Menschen oder körperlichem Handycap wie Blockaden nicht verstehen kann, kann es auch nicht umsetzen – da kann man sich das bildlich vorstellen, sooft man will. Oder an der Tatsache, dass man doch keine so genaues Bild von dem hat, was man erreichen will, z.B. Schulterherein reiten. Wenn man da nur ein unscharfes Bild hat…

Fakt ist: Visualisieren hilft nur bei entsprechenden, für den Menschen passenden Bildern, nicht bei Wünschen *lächel*

Ich finde das Visualisieren im Training optimal!

Liebe Grüsse
Manuela
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Danke Manuela 🙂

 

Von Manuela • 19. Oktober 2010

Nachtrag: Ganz wichtiger Punkt bei der Visualisierung ist die eigene Konzentration!
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Jep 🙂
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Steve • 20. Oktober 2010

Ein Nachtrag zu den „Vögeln in den Händen“: Weder dürfen die Augen der Vögel hervorquellen (durch Zudrücken der Hände), noch die Köpfe zusammenstoßen …
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Richtig!!!
🙂
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Beate • 22. Oktober 2010

Noch vor etwas mehr als zwei jahren , bevor ich euch kannte, hätte ich das mit mioldtätig lächeldem Gesicht kopfschüttelnd gelesen.
Heute weiß ich , das es absolut funktioniert. Erst am letzten WE hatte ich wieder dieses Erlebnis.

Mein Pferd steht, etwas desinteressiert an meinen „Röschen hiiiiieeeer“-Rufen , die Umgebung beobachtend bei LisaK in der Halle.

Ich hocke mich hin und stelle mir vor, sie senkt den Kopf und kommt zu mir.
Dreimal darfst du raten, wa passierte… 😉

LisaK und ich waren mal wieder völlig platt, wie das so geht.
Allerdings gehts wirklich nur mit absolut losgelassenem dran denken.
Nur wenn alles andere im Kopf in dem Moment wegfällt, klappt es auch.

Diese §“nebengedanken“ sind dann vermutlich auch häufig die Ursache, wenn es nicht funktioniert. 😉 Zumindest hab ich das an mir selbst so beobachtet.
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🙂
Supi!!!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Lucia Brack • 25. Oktober 2010

Hallo Babette auch ich durfte sowas schon öfter erleben. Ein Beispiel ist besonders verblüffend. Meine Maus ist ja als Fohlen oft über die Weide „geflogen“. Sie liebte es, eine richtige Show abzuziehen. Ein paar Jahre später war ich grade mal wieder auf der Weide am Mist einsammeln, da dachte ich an diese Zeit. Ich guck die Kleine an und sag so zu ihr: Weisst du noch früher, da hast du oft sooo eine Show abgezogen! Im Kopf sah ich diese Bilder ganz deutlich vor mir… und was tut sie die Maus… guckt mich an, quickt und legt los wie früher. Ein Nachbar wurde offenbar Zeuge der Aktion und fragt mich, wie haben sie das gemacht? Da musste ich einen Moment nachdenken und hab schliesslich gesagt: Ich hab’s mir einfach wieder in Erinnerung gerufen, sah die Bilder genau vor mir. Noch während ich spreche sehe ich es wieder und… sie legt wieder los. Das sah so übermütig-lustig aus. Wir mussten einfach lachen und haben applaudiert.
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Was für eine wunderschöne Gänsehautgeschichte!!!
Vielen Dank, dass Du sie mit uns teilst 🙂
Babette

 

Von Jenny • 28. Oktober 2010

Das letzte ganz intensieve Erlebnis mit Visualisierung war bei einem Training.
Ich sollte einen Zirkel um die gestellten Pylonen reiten.
Es gab immer wieder eine Stell wo wir abtrifteten.
Alles Reiten und Tips halfen nicht.
Bis ich „aufgehört habe intensieve Hilfen zu geben“ und einfach gedacht und mit bildlich vorgestellt habe, wie wir um diese Kurve reiten.
Und es ging.
Ich finde bei der konzentriereten Visualisierung ganz wichtig das man das richtige Atmen nicht vergisst.
Das geht manchmal etwas unter bei der ganzen Konzentration.
_______________________
Wohl wahr 🙂
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Julia • 1. November 2010

Hallo Babette,
diese inneren Bilder sind für mich die größte Hilfe beim Umgang mit meinem Pferd!
Momentan ist mein „Lieblingsbild“, dass man beim Reiten im Schritt die Hüfte wie eine liegende Acht bewegt – dadurch kann ich viel besser und lockerer die Bewegungen meines Pferdes mitgehen.
Wenn jemand ähnliche Bilder für Trab und Galopp hat, würde ich mich sehr freuen, wenn er/ sie diese mit uns teilt! 🙂
Ein weiteres Bild, welches mir oft hilft, ist, dass beim Einatmen ein Ball an der Wirbelsäule entlang nach oben rollt und beim Ausatmen wieder nach unten – das hilft beim tief atmen, aufrichten und ruhiger werden.
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🙂

 

Von Julia • 20. Dezember 2010

Wenn meine Isistute im Tölt nicht taktklar läuft (sie hat da keine ernsthaften Probleme, aber rennt manchmal etwas aus dem taktklarem Bereich raus oder bekommt in den Kurven eine Galopprolle) hilft es ganz oft, wenn ich mir einfach den richtigen Takt vorstelle und lächle 🙂
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Super!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von mirjam • 20. Mai 2013

Wir haben bei uns einen 3-Jährigen zur Ausbildung. Er hat die vergangen Wochen viel dazu gelernt und entwickelt sich (trotz gewisser Tendenz zu „ich kann auch stur sein“) zu einem äusserst interessierten und kooperativen Pferd.
Beim Hufe geben lernen ganz am Anfang der Ausbildung nun mein Erlebnis:
Ich strich dem Bein entlang nach unten, wie ich es bei allen Pferden mache bis zum Huf und drückte mit meinem Körper zuerst sanft und dann stärker gegen seine Schulter um ihm zu zeigen, dass er das Gewicht verlagern könnte. – Null Reaktion auch auf erhöhten Druck. Hm- was nun? dachte ich. Da kam mir die Idee, mich in ihn hinein zu versetzen und mir vorzustellen, wie ich da auf vier Beinen stehe und was zu tun sei: Nämlich das linke Vorderbein anheben! – Ich FÜHLTE, was er tun sollte. Und dann… fuhr ich mit meiner Hand wieder wie zuvor dem Bein entlang nach unten zum Huf… und als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, gab er den Huf in die Hand. Wow, dachte ich – das war vielleicht Zufall!? Ich machte das gleiche bei allen 3 andern Hufen und es klappte!!! Nicht nur an jenem Tag, sondern seither jedes mal.
Ein P.S. sei angefügt: Als eine Reitschülerin ihm vor einpaar Tagen die Hufe auskratzen wollte, blieb er ganz „stur“ stehen, kein Druck an die Schulter konnte ihn bewegen, sein Gewicht vom Bein zu nehmen! So blieb mir nichts anderes übrig, als ihr die Kraft der innern Bilder beizubringen ( was ihr aber nicht so recht gelingen wollte …“ ich kann mir das nicht wirklich vorstellen …“ und damit blieben die Hufe am Boden wie angewurzelt. Mir war seine Botschaft klar: Kommunikation mit dem Pferd fängt ganz in der Fähigkeit der Empfindung und Vorstellung an und kann jederman/frau bereits beim Putzen üben:-)

 

Von Susanne • 15. Mai 2017

Innere Bilder – DAS zentrale Thema bei CENTERED RIDING!
Ich durfte in den letzten 4 Jahren an einigen Kursen zu CR teilnehmen.
Nichts hat mir bisher in meinem Reiterleben mehr geholfen und mich weiter gebracht.
Ich kann nur jedem empfehlen: Versucht es.
Unglaublich, was teilweise dabei passiert.

Liebe Grüße – Susanne

 

 

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