Stichwort Qualitätszeit

Ich gehöre zu den Menschen, deren Tage eher zu voll als zu leer sind. Und um das alles gut organisiert zu bekommen, plane ich meine Zeit möglichst effektiv. Der Vorteil ist, dass ich auf diese Weise viel schaffe und erreiche, der Nachteil ist, dass so etwas wie Muße und Entspannung oft zu kurz kommt.

Nun stammt aus dem Zeitmanagement folgende Idee: Wenn man dabei ist, seine Zeit zu planen, soll man auch ganz gezielt so genannte „Qualitätszeit“ einplanen. Gemeint ist damit zweckfreie Zeit. Also Zeit ohne Vorhaben, ohne Absichten, ohne Aufgaben. Zeit, in der man einfach nur sein kann, ohne etwas tun zu müssen.

Und genau damit experimentiere ich im Moment auch im Stall ein bisschen herum. Ich schaffe mir immer wieder Zeitinseln, in denen ich mir für die Jungs nichts vornehme, also keine Lektionen im Kopf habe, nicht erziehen will und kein Ziel im Kopf habe, sondern einfach nur mit meinem Pferd zusammen sein will.

Konkret sieht das z.B. so aus: Neulich setzte ich mich nach dem Longieren vor Anthony auf den Boden und warte einfach ab. Ich tat nichts, wollte nichts, sondern versuchte, mich darauf einzulassen, einfach nur mit meinem Kleinen in diesem Moment an der Stelle zu sein. Es war sehr rührend, wie er dann ganz behutsam zu mir kam und mich sanft anschnoberte. Er büffelte und hapste nicht, sondern war ganz sanft und lieb. Und tatsächlich verbrachten wir dann einige Minuten einfach nur so miteinander.

Ich kann für mich sagen, dass es nicht so einfach ist, wirklich mal „Nichts“ zuzulassen, dass das aber wirklich kostbar ist. Es sind ganz besondere Momente in unserer so durchgeplanten und oft stressigen Welt. Es sind Momente, die dem Zeitempfinden unserer Pferde sehr nahekommen dürften. Denn die Pläne haben ja wir für sie im Kopf, nicht sie.

21. Januar 2009 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 4 Kommentare »

 

4 Reaktionen zu “Stichwort Qualitätszeit”

 

Von Stefanie • 21. Januar 2009

Ich hoffe, dass „neulich“ war nicht bei -18°C… 😉 Ansonsten gebe ich dir völlig recht! Dieses Nichtstun / Nichtsvornehmen kommt bei mir auch sehr selten vor aber die Momente, die sich daraus entwickeln, lassen einen sehr lang noch „Nachschweben“. Da Klasse Beitrag mit viel Wahrheit!!

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Hi,hi – neeee, bei -18°C heißt es: Immer in Bewegung bleiben 🙂

Danke für Dein Feedback,
Tania

 

Von Almut • 21. Januar 2009

Hallo Tania,
ja, das kenn ich. Nichtsvornehmen und Nichtstun ist so schwer und wird so oft toll von den Pferden belohnt. Und dann will man es wiederholen und schwups – hat man sich schon wieder „was“ vorgenommen und es klappt nicht…
LG, Almut

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Soooo wahr!
Tania

 

Von Almut (die mit den Tinkern) • 22. Januar 2009

Hallo Tania,

oh ja! Solche Momente tun so gut! Meine Mädels fordern mich inzwischen regelrecht dazu auf: Wenn ich abäpple, dann tappern sie meist mit. Und wenn ich stehenbleibe, senken sie oft die Köpfe, begeben sich in Dösstellung. So als wollten sie mich damit anstecken! Wenn ich mich dann darauf einlasse und mich mit dazusetze, dann bekomme ich einen ganzen Schwung innerer Ruhe ab! Schön!

LG
Almut

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Ohhh, das klingt ja zauberhaft!

Tania

 

Von Ulli • 26. Januar 2009

Ich habe uns auch „ungeplante“ Auszeiten geschenkt:
Wenn das geplante Programm aus irgendeinem Grund nicht durchführbar ist (Aktivitäten anderer Reiter, Reparaturarbeiten, Bodenverhältnisse etc.), dann ärgere ich mich nicht mehr ,sondern habe beschlossen das als Himmelsgeschenk anzusehen.
Dann bummeln wir, stehen in der Gegend rum, Pferdis Schnüffelnase bestimmt den Weg, und ab und zu wird daraus plötzlich eine neue Aufgabe: wenn sich das Pferdl eben so intensiv für das Podest interessiert !!
Entspannte Grüsse, Ulli

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Klingt richtig schön – da kann ich auch noch was von lernen! Mir fehlt leider hin und wieder dieses Quentchen Gelassenheit…

Herzlich,
Tania

 

 

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