Nur nicht den Humor verlieren

Im Umgang mit Pferden wollen die meisten von uns alles richtig machen. Das ist verständlich, aber oft hinderlich, denn wir wollen das oft so sehr, dass wir darüber sehr schnell ziemlich verbissen werden können. Und dann verlieren wir etwas ganz Wichtiges: unseren Humor. Das ist mir zumindest bei mir selbst aufgefallen.

Wenn ich so an die ersten zwei Jahre mit meinem Jungpferd Anthony denke, dann kann ich im Nachhinein erkennen, wie verbiestert ich leider oft war. Klappte was nicht, war ich frustriert, ging etwas schief, war das fast schon eine Katastrophe…

Inzwischen habe ich mir da eine ganz andere Lockerheit angeeignet. Wenn was nicht klappt, dann ist es halt so und bei den meisten Sachen, die schief gehen, kann ich herzlich lachen. Und so ist unser drittes gemeinsames Jahr durch viel mehr Spaß und freudigem Miteinander geprägt als durch meinen (Über)Anspruch auch ja alles richtig zu machen. Die Fortschritte, die wir – trotz aller Fehler! – gemacht haben, sind enorm: Ich habe inzwischen ein motiviertes, freundliches Pferdchen, das schon richtig viel kann. Das macht mich stolz, aber lässt so manchen meiner Ausraster in der Vergangenheit (ob emotional oder real) allerdings noch abstruser und vor allem unnötiger erscheinen.

Die Angst davor, etwas falsch zu machen, saß mir die erste Zeit regelrecht im Nacken – die Angst einen Fehler zu machen, der mir ein „Problempferd“ bescheren würde. Die Angst, etwas so falsch zu machen, dass es nicht mehr wieder gutzumachen wäre. In der Rückschau sind mir die größten Fehler aber genau aus dieser Angst heraus passiert!

All die vielen kleinen Fehler, die ich gemacht habe, waren nie wirklich schlimm gewesen. Schlimm war aber die Ungerechtigkeit, mit der ich immer wieder reagiert habe, wenn ich fürchtete, dass etwas schief ging.

Angst ist ein schlechter Ratgeber im Umgang mit Pferden – ob es nun die Angst vor dem Pferd ist oder eben auch die Angst davor Fehler zu machen. Humor hingegen ist mir zu einem exzellenten Co-Trainer geworden. Je schneller ich in einer blöden Situation oder bei einem Fehler lachen kann, desto schneller löst sich meistens alles in Wohlgefallen auf.

humor2.jpg

Und mal ganz ehrlich: Viele Pferde haben einen ganz fantastischen Humor! Wir müssen nur locker genug sein, ihn wahrzunehmen.

1. Oktober 2009 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang 9 Kommentare »

 

9 Reaktionen zu “Nur nicht den Humor verlieren”

 

Von no0815girl • 1. Oktober 2009

Das ist ein guter Tipp! Gerade gestern musste ich lachen: beim Reiten klappte gar nichts, ich konnte weder die Richtung bestimmen, noch antraben… Also runter vom Pferd und versucht, am Boden noch etwas hinzukriegen. Ich stehe daneben und will, dass er antritt, und was tut er: ganz stolz mit Brummeln zeigt er den spanischen Schritt! Anscheinend hat er den vor kurzem gelernt (ist „nur“ mein Reitschulpferd – ich war aber alleine). Dass ich danach beinahe verzweifelt bin, weil er nur noch spanischen Schritt gemacht hat, ist im Nachhinein halb so tragisch, in Erinnerung geblieben ist mir hauptsächlich sein stolzer Ausdruck 🙂

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Ach schön, wie Du reagiert hast! Es wäre zu traurig gewesen, wenn er für seinen Eifer bestraft worden wäre.

Tania

 

Von Silke • 1. Oktober 2009

Ich habe mich zu meinen Reitschulzeiten immer nach der Stunde bei meinem Schulpferd bedankt, das es sich so viel Mühe gegeben hat, mich zuverschaukeln.

Hab häufig unverständliche Blicke geerntet und Fragen: Wie kannst Du das so hinnehmen, wenn Dein Pferd Dich verschauckelt??

😉

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😉
Tania

 

Von Almut • 2. Oktober 2009

Ach Tania,
wieder so ein Artikel, den ich mir ausdrucken und hinter den Spiegel klemmen sollte. Bei unserem gestrigen „Foto-Shooting“ ist es richtig aufgefallen – beim spielen mit dem Kleinen und beim Kasperkram mit Pony habe ich oft ein Lachen im Gesicht, aber beim longieren gucke ich ganz ernst und konzentriert… 😉
LG, Almut

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Na, dann freu Dich schon mal drauf, wie viel mehr das Longieren Spaß machen wird, wenn Du dabei öfters lachst!

Knuddel Deine beiden,
Tania

 

Von Schnuppelchen • 5. Oktober 2009

Liebe Tania
Witzig, daß dein Bericht gerade jetzt erscheint, denn just in der letzten Woche habe ich zu meinem Mann gesagt, wie toll meine Stute es findet, wenn ich lache und fröhlich bin.
So hatten wir es z.B. auch geschafft wieder auszureiten. Jahrelang!! bin ich – aus Angst – mit ihr gar nicht ausgeritten oder habe den Ausritt abgebrochen – traurig und frustriert.
Doch dann kam die Wende: schönes Wetter,gute Laune und spontan mutig ausgeritten. Dabei viel mit meinem Mann gequatscht und da wir ein sehr lustiges Thema zu fassen hatten – auch viel gelacht. Und siehe da, aus meiner hibbeligen Stute wurde eine viel entspanntere Stute, die freudig ihren Weg lief. Seitdem wird so oft es geht ausgeritten und es macht uns einen heiden Spaß!!
Und auch bei allen anderen Sachen klappt es meistens:
mache ich etwas mit Humor und Lachen, habe ich ein entspanntes und zufriedenes Pferd.
Liebe Grüße
Kerstin (Schnuppelchen)

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Ach schöööön, ich freu mich sehr mit Dir / Euch!!!
Tania

 

Von Jenny • 6. Oktober 2009

Auch ich durfte über die Jahre lernen das es alles viel leichter geht,Pferd und Reiter viel mehr Spaß macht wenn man lockerer an die Sache ran geht.
Früher war ich immer so Streng zu meinen Pferden
manchmal bestimmt auch ungerecht.
Heute tut mir das leid und ich versuche vieles anders zu machen.
Und ich merke deutlich das ich so weniger „Probleme“ habe.

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Genau das kann ich 100%ig unterschreiben!
Tania

 

Von Lizzy • 7. Oktober 2009

Wieder Mal ein sehr ehrlicher Artikel 😉 Ich habe wirklich großén Respekt davor, dass du so offen auch mal Dinge ansprichst, die oft weggeschwiegen werden!
Ich denke, ein möglicher Punkt, der an dem entgegengesetzten Ende von Humor/Freude/Spaß steht ist der Frust. Ich habe es auch die Tage wieder bei mir erleben müssen: Es hat gar ncihts geklappt und am Tag vorher ging es doch am Boden alles so gut und das wollte ich nun beim reiten abfragen und gar nichts ging. Ja und ich war frustiert. Und dieser Frust ist schon genug Druck um meinen gefallen wollenden Rennhobel völlig aus der Bahn zu werfen und er fing an, mit den Zähnen zu knirschen. Und wie! Und im Endeffekt hat er da nur gezeigt, was das Frauchen da oben auch gemacht hat. Nur er hat lauter geknirscht… SO ist harmonisches Reiten nicht möglich. Es ist nicht leicht, den Ehrgeiz zu verbannen. Und ie Ziele mögen ja auch gute sein, aber ein lockeres Pferd bekommt man nicht durch Druck. Gestern habe ich mich über die Bewegungen meines Pferdes gefreut und beim Reiten die ganze Zeit gegrinst. Da musste keiner mit den Zähnen knirschen… Sich nicht vom sauren Ehrgeiz hinreißen zu lassen ist oft eine schwere Aufgabe, aber sicher eine fürs Leben 😉
Lizzy

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Mir scheint, wir wissen beide ziemlich genau, wovon wir da reden 🙂 Ist es nicht schön, dass unsere Pferde uns das so vermitteln konnten?

Herzlich,
Tania

 

Von Lizzy • 8. Oktober 2009

…“jeder bekommt das Pferd, das er braucht“ … hat mal jemand zu mir gesagt. Und oh je, ich habe zwei sehr strenge Pferdelehrer an die Seite gestellt bekommen 😉
Liebe Grüße, Lizzy.

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😉
Tania

 

Von Kelly • 16. Oktober 2009

Liebe Tania,

vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. In einigen Dingen, die Du so gefühlvoll beschreibst, habe ich mich selbst wieder erkannt.

Über sich selbst und/oder über die Situation lachen zu können, ist eine wichtige Sache, die einen wirklich weiter bringt, weil man wieder „runter“ kommt, locker ist und manchmal sogar schafft, sich selbst „von außen“ zu betrachen, was oft wichtige Erkenntnisse beschert.

Ich wünsche Dir und allen Wege-zum-Pferd-Besuchern weiterhin viel Erfolg und viel Humor.

Liebe Grüße. Kelly

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Jau, genau dieser Blick von außen ist es, der mich jetzt schon ganz oft vor Ungerechtigkeiten meinen Pferden gegenüber bewahrt hat. Freut mich sehr, dass Du Dich in meinem Text wiederfinden konnstest,
Tania

 

Von Ute • 30. Januar 2010

Das schwere daran ist sich die Fehler einzugestehen die man gemacht hat. Die meisten können das nicht und lernen somit auch nicht daraus. Schade für die Pferde die dann immer die Schuldigen sind. Mittlerweile habe ich glernt alles mit Humor zu sehen.

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Seh ich wie Du!

Danke für Deine Rückmeldung,
Tania

 

 

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