Nico, das erste Jahr ist um – ein Rückblick

Nico ist nun ein Jahr bei uns. Es war ein tolles Jahr, mit einigen Höhen und Tiefen, in dem wir alle viel von Nico lernen durften. Für mich ist es eine riesige Freude Petra, Alex und Nico so eng auf ihrem Weg begleiten zu dürfen. Wenn ich früher Pferde zur Ausbildung hatte, war ich froh, wenn die Besitzer mir drei Monate Zeit gegeben haben, bis sie ihr Pferd eingeritten wieder abholen wollten. Auch damals habe ich versucht, den Pferden die Zeit zu geben, die sie brauchen und keinen „Hau-Ruck-Beritt“ zu machen. Aber so wie Nico ausgebildet wird, empfinde ich es als absolut ideal. Zunächst ging es nur darum, eine Beziehung zu Nico aufzubauen, sein „Ja“ zu uns und zur Arbeit mit uns zu bekommen. Und nun, mit seinem Ja, geht es, ohne Zeitdruck, ganz kleinschrittig, weiter in der Ausbildung. So, wie Nico jetzt die Dinge mit uns macht, z.B. beim ersten Mal Satteln kein Buckeln zu zeigen, einen Reiter ohne Stress zu tragen, so würde ich mir wünschen, sollten alle Pferde ausgebildet werden.

Hier lassen Petra und Alex das letzte Jahr Revue passieren.

rueckblick

Petra

Vor einem Jahr kam Nico zu uns.

An manchen Tagen kommt es mir vor, als wäre er schon ewig da und manchmal denke ich, für so kurze Zeit ist es ein Wahnsinn, was er schon alles kann und leistet. Wir haben ihn doch grade erst zu uns geholt!

Wir wollten darüber berichten, ein Jungpferd auszubilden. Dass ich selbst aber dermaßen durch dieses sehr spezielle Jungpferd ausgebildet werde, hätte ich vorher nie vermutet.

Nico hat einen sehr starken Charakter. Das bringt Vor-, aber auch Nachteile mit sich.

Nico war von Anfang an durch so gut wie gar nichts zu erschrecken. Selbstbewusst schaute er sich alles an und viel mehr als mal einen Sprung zur Seite machte er nie. Er legte allerdings immer sehr viel Wert darauf, seine Entscheidungen selbst zu treffen. War er von einer Sache nicht überzeugt, zeigte er es uns mehr als deutlich. Er biss, stieg und drohte uns auf beeindruckende Weise mit seinem Hinterteil. War er einverstanden, machte er allerdings mit einer riesigen Begeisterung mit.

Alles, was einmal verstanden und akzeptiert wurde, war hinterher mit totaler Leichtigkeit sofort abrufbar. Nico lernt unglaublich schnell und präsentiert die erlernten Übungen mit einem unwahrscheinlichen Stolz und mit viel Freude.

Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem Nico es meist  😉 uns überlässt, die Entscheidungen zu treffen. Fast immer schließt er sich bereitwillig an. Falls es mal nicht so sein sollte, haben wir aber auch eine wahre Schatzkiste mit Lieblingsübungen, um die Wogen zu glätten, die Stimmung wieder aufzulockern und ihn dann doch zu überzeugen.

Durch sein Verhalten uns gegenüber bin ich oft an meine Grenzen gestoßen. Mehr als einmal habe ich unser Training unterbrochen, um mir einige Minuten Zeit zu nehmen darüber nachzudenken, wie ich gleich mit ihm weiterarbeiten werde. Den Reflex von der Gerte Gebrauch zu machen, konnte ich fast immer unterdrücken.

Dabei ist die Ausbildung über das Clickertraining und Konsequenz ohne Härte der Schlüssel für uns gewesen. Sehr oft ist mir die Erkenntnis gekommen, dass jede (für uns Menschen) noch so kleine Übung sich in weitere Unterschritte unterteilen lässt.

Was er außerdem immer braucht: Man muss gedanklich ganz bei ihm sein. Sich nebenbei zu unterhalten oder gedankliche Einkaufszettel zu schreiben, funktioniert bei Nico wirklich nie. Es ist mir durch ihn erst bewusst geworden, wie oft wir im Beisein unserer Pferde doch noch etwas nebenbei machen – und wenn es nur ein kleines Schwätzchen über die Hallenbande ist.

Rückblickend möchte ich sagen, dass Nico mein absolutes Traumpferd ist. Gerade sein spezieller Charakter macht ihn für mich so wertvoll. Nico ist kein Ja-Sager, sondern er möchte kleinschrittig, auf eine positive Art ausgebildet werden. Dieses Recht gestehen wir ihm zu und obwohl es manches Mal nicht leicht war, sind wir zu einem tollen Team zusammengewachsen.

Ich möchte sein wunderbares Wesen nicht verändern, sondern seine positiven Wesenszüge fördern, damit seine Einzigartigkeit erhalten bleibt.

Er ist unerschrocken, selbstsicher und sehr intelligent und, man mag es nicht glauben, er ist ein unerhört witziges Pferd.

Alex

Puh, wie schnell ein Jahr vorbei sein kann. Mittlerweile ist man sich so vertraut, dass man das Gefühl hat, man kennt sich schon viel länger.

Unter der Ausbildung eines Jungpferdes habe ich mir anfänglich vorgestellt, die Grundlektionen wie das Führen, das Putzen etc. zu festigen, durch das Longentraining die richtige Muskulatur aufzubauen und dann schnellstmöglich aufs Pferd zu kommen. Nun ist ein Jahr rum und wir haben so viele tolle Sachen gemacht, dass mir das eigentliche Reiten auf einmal gar nicht mehr so wichtig ist.

Nico erlaubt uns einen Weg zu gehen, der absolut fantastisch ist. Diese Schritte sind nicht planbar. Nico bringt sich mit vielen Ideen in den Alltag ein und man nimmt sie dankend an. So kommt er, wenn man ihn ruft, über die riesige Wiese galoppiert und begrüßt mich wiehernd. In solchen Momenten bin ich einfach nur glücklich. 🙂

Ich kann jetzt sagen, dass wir zu einem wirklichen Team zusammengewachsen sind. Ich vertraue Nico und er vertraut mir. Wenn wir neue Dinge in Angriff nehmen, denke ich nur: „Nico macht das schon.“ Und tatsächlich: Nico hat bisher jede für ihn unbekannte Situation so gut gemeistert, dass man häufig überrascht war.

Das Jahr war nicht immer leicht, aber ich kann nun mit Bestimmtheit sagen: Nico ist zu meinem absoluten Traumpferd geworden und ich würde ihn für kein Geld der Welt wieder hergeben. 🙂

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18. Juni 2013 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung 3 Kommentare »

 

3 Reaktionen zu “Nico, das erste Jahr ist um – ein Rückblick”

 

Von heide zwirner • 18. Juni 2013

oh wie wunder-wunderschön !
Ihr macht das alle zusammen als Team(inkl.Mutter-Tochter!schön!) so klasse,es kommen einem die Tränen.
DANKE ,auch daür ,dass Ihr so offen und ehrlich teilt,was Ihr erlebt !

Zum Beispiel,dass ein Jungpferd mit starkem (Eigenwillen !)Charakter eben auch genau das zeigt…
-aber Ihr heute angstfrei sagen könnt „wir vertrauen einander!,er ist das Traumpferd“ etc –toll!

Weiter so,ich bleibe gespannt.Sehr gut beschrieben udn erklärt,sowie herrliche Fotos.Freude!
und Ermutigung.
Bitte nicht aufhören , zu berichten …ich freue mich auf weitere Lern-Schritte,Erfolge !
Herzlich,
Heide

 

Von Luise • 19. Juni 2013

Stimme meiner Vorrednerin in allen Punkten zu! Ihr seid toll, macht wieter so! 🙂

 

Von Birgit • 24. Juni 2013

Ja, auch ich habe inzwischen gelernt:

In der Ruhe liegt die Kraft.

Wenn ich ruhig und ausgeglichen bin klappt es auch mit dem Pferd. Dann arbeiten wir harmonisch miteinander.

Das hat mir mein Pflegepferd beigebracht.

Mal eben schnell geht NIE !!!

 

 

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