Longentraining mit Country Boy: eine Vier-Wochen-Doku – 1. Teil

Im Rahmen meines Longenkurs beschreibe ich, was mit einem Pferd, welches keine gravierenden gesundheitlichen oder psychischen Probleme hat, in vier Wochen Training nach dem Longenkurs zu erreichen ist:

  • Das Pferd sollte taktklar mit weichen, fließenden Bewegungen laufen.
  • Es sollte konstant den Hals und Rücken locker lassen.
  • Es sollte relativ spurig laufen.
  • Es sollte konstant die innere Schulter angehoben halten.
  • Es sollte einen zufriedenen, ausgeglichenen Eindruck bei der Arbeit vermitteln.
  • Es sollte sichtbar beginnen, „gute“ Muskulatur zu entwickeln.
  • Es sollte willig und prompt auf Ihre Hilfen reagieren.

Um Ihnen zu zeigen, dass diese Ziele sehr realistisch sind, habe ich den Tinkerwallach „Country Boy“, der vier Wochen zum Longentraining bei mir war, einmal die Woche für Sie per Filmaufnahmen festgehalten und werde Ihnen diese Aufnahmen nun in diesem und dem folgenden Blogeintrag zeigen. Country Boys Entwicklung kann man so sehr gut erkennen.

countryboy.jpg

Über Country Boy

Country Boy ist ein 5-jähriger Tinkerwallach. Er wurde aus Irland importiert. Seine Besitzer kauften ihn eingeritten für ihre 13-jährige Tochter. Country Boy zeigte sich immer sehr brav. Nur wenn er etwas nicht verstand, blieb er stehen und bewegte sich keinen Zentimeter mehr.

Die Probleme, weswegen seine Besitzer ihn auf die weite Reise zu mir schickten, zeigten sich unter dem Reiter und auch an der Longe durch sein Mangel an Balance, Takt und Losgelassenheit. Außerdem schnickte er häufig mit seinem Kopf. Auf den Rat von Trainern vor Ort wurde versucht, Country Boy mit Ausbindern zu longieren. Aber diese Versuche besserten das Verhalten nicht, eher im Gegenteil. So entschieden sich die Besitzer von Country Boy, ihn zu mir zu bringen.

Vor der ersten Trainingseinheit nehme ich Country Boy genau in Augenschein. Ich gucke, ob das Genick und die Halswirbelsäule beweglich sind, betrachte das Gebäude des Pferdes, die vorhandene Muskulatur und taste ihn nach Stresspunkten ab. Bei Country Boy fand ich keine Auffälligkeiten, allerdings war er von der Muskulatur viel zu schwach entwickelt.

Und nun lade ich Sie ein, mir bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.

Erstes Video – Die Anfänge

  • Ich beginne mit der Übung „Führen in Stellung“. Linke Hand machte Country Boy die Übung von Anfang an problemlos mit. Auf der rechten Hand wollte er sich gar nicht führen, geschweige denn „in Stellung“ führen lassen. Er drückte massiv gegen mich und blieb immer wieder stehen. Ich habe ihm eine innere Bande gebaut und ihm immer wieder geduldig erklärt, was ich von ihm möchte. Jeden kleinen Ansatz in die richtige Richtung habe ich positiv verstärkt.
  • Das langsame Antraben klappte auf beiden Händen von Anfang an erstaunlich gut.
  • Am Ende der Einheit lasse ich Country Boy noch etwas ohne Einwirkung meinerseits an der Longe traben, um sein Bewegungsmuster beobachten zu können. Dabei können Sie gut sehen, wie das normale Laufverhalten eines Pferdes auf einem Kreis aussieht, wenn es sich nicht auf die Kreislinie biegt.
  • Country Boy fällt in den Kreis. Er stellt sich nach außen und drückt den Rücken weg. Er lässt sich nicht los und läuft stark auf der Vorhand.

Zweites Video – Erste Fortschritte

  • Eine Woche ist nun vergangen. Wir haben täglich geübt.
  • Das Führen in Stellung klappt nun sehr gut.
  • Wir haben mit dem Übertreten begonnen, was noch deutlich zu schnell und unkoordiniert ausgeführt wird.
  • Aus dem langsamen Antraben heraus lasse ich die Longe länger werden, wobei ich darauf achte, dass Country Boy die Stellung und Biegung beibehält.
  • Man kann gut erkennen, dass Country Boy anfängt, den Weg in die Tiefe „zu suchen“.

Die weitere Entwicklung von Country Boy zeige ich Ihnen im nächsten Blog 🙂

26. Mai 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Longieren 8 Kommentare »

 

8 Reaktionen zu “Longentraining mit Country Boy: eine Vier-Wochen-Doku – 1. Teil”

 

Von Nadine Schikora • 29. Mai 2009

Hallo Babette,

nun endlich schreibe auch ich Dir einmal.
Ich habe Deinen Longenkurs bereits im Winter des letzten Jahres gekauft, durchforstet und vieles auch schon umsetzen können.
Ganz toll. Ganz toll, was Du wie erkennst und daraus Schlüsse für Deine Vorgehensweise ziehen kannst.
Warum ich gerade zu diesem Artikel schreibe, hat folgenden Hintergrund:
Gerade hier, sieht man sehr schön die Stellung, die Du mit dem Tinker erarbeitest. Genau das ist es, was ich nur schwer bei meinem Pferd erreichen kann. (Beim Longieren)
Er hat allgemein ein leichtes ‚Loslassen-Problem‘. Die Dehnngshaltung ist noch immer nicht konstant, wird aber immer besser. Nur wenn er sich dehnt, dann gerade in die Tiefe.
Im 2. Video sieht man sehr schön, wie Du von der Stellung an der Hand langsam übergehst zum Longieren. Vielleicht kannst Du mir dazu noch einen Tipp geben, denn gleich wie oft ich auch dieses Video ansehe, es gelingt mir nicht zu sehen, ob und wenn ja, welche Hilfe ihm Du da noch gibst.

Also: ich bin gespannt und hoffe weiterhin auf soviel tolle Impressionen aus Deiner/Eurer Arbeit.

Liebe Grüße aus Oldenburg
Nadine
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Hallo Nadine,
am Anfang baue ich mir bei allen Pferden in dieser Lernphase eine innere Bande auf. Das hilft mir und dem Pferd sehr.
Wenn Du Dich mal bei der Arbeit filmen lassen kannst, kannst Du mir das gerne schicken. Vielleicht sehe ich dann, wo es bei Euch „hängt“.
Und bist Du bei uns im Forum?
Dort gibt es schon vieles zu Lesen zu diesem Thema,
liebe Grüße und viel Erfolg bei der weiteren Arbeit nach dem LK,
Babette

 

Von Verena • 31. Mai 2009

Hallo Babette,

Vielen Dank für deinen Bericht und die Videos .
Ich finde sie sehr hilf- und lehrreich und sie machen Hoffnung 🙂 ich fange gerade erst an mit meiner RB FiS zu üben , linke Hand klappt gut aber die rechte , wie bei „deinem“ Tinker am Anfang, gar nicht.

liebe Grüße
Verena
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Hallo Verena,
das freut mich 🙂 !
Viel Erfolg und wenn was nicht klappen sollte, komm´ einfach in unser Forum (oder bist Du schon drin??? 😉 )
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Elke Bärthel • 1. Juni 2009

Hallo Babette,

es ist toll, Dir bei „der Arbeit“ mit dem Tinker zuzuschauen!

Ich arbeite seit einiger Zeit mit, wie ich finde, gutem Erfolg nach Deinem Longekurs, und Dein Video hat mir gezeigt, dass ich wirklich auf dem richtigen Weg bin.
Im Moment ist es noch ein kleines Problem, meinen Berber-Wallach mit langer Longe gut gebogen zu bekommen, er schaut immer noch „neugierig“ nach außen, und wenn ich ihn dann durch „Zupfen“ an der Longe nach Innen locke, geht das auch, aber er kommt dann auch nach innen, will sagen, der Zirkel wird immer kleiner. Hast Du da einen Tip?

Ganz liebe Grüße
Elke
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Hallo Elke,
am Besten klappt die Korrektur durch das Bauen einer inneren Bande aus Gassen, Stangen (Achtung: etwas gefährlich wenn die Pferde drauf treten), Pylonen oder ähnliches.
Viel Erfolg und liebe Grüße,
Babette

 

Von Susanne Traub • 1. Juni 2009

Hallo Babette,

seit ca. 6 Wochen arbeite ich mit meiner Stute ein Warm-Kaltblut-mischling ca 3-4 mal pro Woche nach dem Longenkurs. Es war wunderbar zu erleben wie sie nach und nach immer mehr den Hals fallen ließ. Zwischenzeitlich mußte ich sie schonen, da sie im Trab humpelte. Am rechten Sprunggelenk war eine blasenartige Schwellung und eine kleine Schramme ebenso am Darmbeinkamm. Vielleicht hat sie auf der Koppel einen Schlag von einem anderen Pferd abbekommen. Nun arbeite ich mit ihr weiter nach dem Longenkurs.
Sie gibt nach wie vor gut im Hals bzw. Widerrist nach, dennoch ist sie im Hals völlig verworfen. Auf der linken Hand schielt sie permanent nach außen. Ich versuche schon durch Massagen den Knoten an der linken Halsseite zu lösen. Sie kommt dabei mit dem Hals immer weiter nach unten und bringt das Gewicht auf die Vorhand und hängt mir in der Leine. Das Muster sitzt so fest, sie fährt kurz danach immer wieder in diese Stellung ein. Auch am Anbindeplatz und beim Reiten hält sie an diesem Muster fest. Vielleicht ist mir das jetzt erst aufgefallen und es war schon immer so. Jedenfalls ist der Hals völlig verworfen und sieht aus wie ein S, trotz geduldig aufgebauter Longenarbeit.
Sie stark „guckig“, sie findet immer etwas, was sie ablenkt und fährt sofort gern wieder in das Muster ein. Das entspannte Reiten ist oft kaum möglich, besonders dann nicht, wenn andere Pferde in der Halle sind. Seit über drei Jahren arbeiten wir schon nach der klassischen Reitweise in Anlehnung an Philipe Karl, auch ohne Hilfszügel. Mit viel Biegeübungen und das Gewicht auf die Hinterhand bringen und vorne nachgeben, welches in deinen Longenübung auch ganz hervorragend zu üben möglich ist.
Nur was mache ich wenn mein Pferd so leicht ablenkbar ist, den Kopf hochreißt, den Rücken verspannt, den Unterhals vordrückt, den Hals verwirft und bei jeder Gelegenheit wieder in das alte Muster einfährt.
Vielleicht hast Du eine Idee, ich bin im Moment ganz ratlos.

Liebe Grüße, Susanne
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Liebe Susanne,
aus der Ferne zu so einer Problematik zu raten, ist nur sehr bedingt möglich.
So wie Du es beschreibst bin ich mir aber sehr sicher, dass es auch eine körperliche Ursache geben muss. Du solltest auf jeden Fall einen guten Diagnostiker zu Rate ziehen. Das Verwringen im Hals muss eine Ursache haben. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Dein Pferd Schmerzen hat. Solange sie Schmerzen hat, wird sie auch psychisch angespannt sein.
Ich würde Dir raten einen guten Physiotherapeuten aufzusuchen, den Sattel und die Zähne kontrollieren zu lassen und mit einem Tierarzt und Trainer das Problem zu besprechen.
Alles Gute und ich hoffe, Du findest die Ursache des Problems Deines Pferdes und kannst ihr helfen,
Babette

 

Von Kerstin Schneider • 2. Juni 2009

Hallo Babette,

ach mein Herzchen blüht auf- ein Tinker mit Longen- bzw. Balanceproblemen ;-). Aber wie ich in dem Video erkenne- wird es nach 4 Wochen ein ganz anderes Pferd sein- die Fortschritte sind ja nach 7 Einheiten schon mehr als deutlich zu erkennen!. Ausserdem lernen Tinker ja auch so wahnsinnig schnell bzw. sind sehr gelehrig und wollen ja eigentlich dem Menschen auch gefallen und alles richtig machen. Ihr zwei seid definitiv mit dieser Art zu arbeiten (mal wieder) auf dem richtigen Weg.
Viele Grüße
Kerstin mit Tinker Guinness
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😀 😀 😀
Babette

 

Von Janet Blümli • 4. Juni 2009

Ich habe alle 4 Videos über Country Boy angeschaut und sehr hilfreich gefunden. Habe nun eine Frage: Ich habe einen 6jährigen Haflingerwallach, der rechts und links vom Widerrist ziemliche Kuhlen hat und bei dem man am Rücken entlang sehr gut jeden einzelnen Wirbel spüren kann. Ich möchte ihn gerne hier mehr bemuskeln und trainiere z.Z. 2 Mal pro Woche mit Dualgassen. Es klappt nicht schlecht, aber ab und zu kommt er mir etwas unmotiviert vor. Ich möchte ungern mit Leckerli anfangen, da er mir sonst dauernd in der Tasche kramt. Euren Longenkurs habe ich gekauft und z.T. schon durchgelesen, aber erst das Führen in Stellung probiert…klappt so la la… . Kann ich ihn jeden Tag longieren/duallieren ohne dass er sauer wird? Wir gehen ansonsten fast täglich ins Gelände und gelegentlich auch mal in eine Gruppenreitstunde. Ich wäre froh um ein paar Tipps! Danke
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Hallo Janet,
schön, dass Du die Videos hilfreich findest 😀 !
Bist Du in unserem Forum?
Dort findest Du viele Tipps.
Prinzipell kannst Du schon jeden Tag longieren, aber wie Du selber sagst, Du solltest trotzdem sensibel auf die Gemütslage gucken und auch für genug Abwechslung sorgen.
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Karin • 8. Juni 2009

Hallo Babette
Ich habe gerade den ersten Versuch mit dem Longenkurs hinter mir und mein Pony ist glaube ich noch steifer, als der Tinker im Video. Jetzt ein paaar Fragen zum Beginn: Wie lange arbeitest du je Einheit mit dem Pferd?
Ich hatte nämlich den Eindruck, dass es für mein Pony so anstrengend ist, dass ich sie am Ende auch einfach ein paar Runden laufen ließ.
Mit der Fahrpeitsche hatte ich auch meine liebe Not. Du arbeitest ja ohne oder mit einer kurzen Gerte??
Berührst du mit der Hand die Schulter oder sieht es im Video nur so aus?
Wie groß ist deine kleine Halle?
Ich hatte noch ein großes Problem. Sie ging nämlich immer im Kreis und nicht die Bande entlang.

Herzlichen Dank für deine Bemühungen
Karin
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Liebe Karin,
bist Du bei uns im Forum?
Da werden diese Anfangsschwierigkeiten vielseitig besprochen und es wimmelt dort vor Tipps 😉 .
Mein Longierzirkel in der Halle ist 10 x 10 Meter. Für die Anfänge ist das Maß ganz ok, später sollte der Zirkel aber größer sein.
Ja, mit der Handd gebe ich oftmals gezielt Impulse an die Schulter, wenn das Pferd mit dieser „drängelt“.
Wenn Dein Pferd nicht an der Bande geht, hilft eine innere Bande sehr gut, wie Du es auch auf dem Video sehen kannst,
liebe Grüße und viel Erfolg beim Üben 🙂 ,
Babette

 

Von Yvi • 16. Juni 2011

Hallo Babette,

erst auch von mir ein großes Lob für die Arbeit und das Video, was manch einem zeigt, dass es tatsächlich funktionieren kann, wenn man in erster Linie an sich selbst arbeitet.

Rechte Hand geht sie wie ein Traum in Stellung. Linke leider nicht, stattdessen leiden meine Füße, weil sie drauftritt. 😀
Innere Bande schon probiert, hält sie aber nicht davon ab, die auch mit sie zu reissen. Ob da was liegt, interessiert sie halt nicht.
Sie drängelt sehr rein (war auch die „Problemhand“ beim konventionellen Longieren inkl. Angriff). Dann halte ich an, trete neu an und bringe sie dann in Stellung – 2 Schritte hat es nun schon geklappt. 😀
Mein Hauptproblem is jedoch, dass sie (wenn) nen paar Schritte in Stellung läuft und dann stumpf stehen bleibt. Antreiben? Wenn ich sie locke, hilft das nur bis zum Keks. 😀 Die is ja net blöde. 😀
Hatte mich auch im Forum schon durchgewuselt. Aber es hilft alles nix, zumal wir keinen Platz haben, ich mache alles auf ihrer Wiese im abgesperrten Roundpen oder baue ne Volte beim Spazierengehen ein, die in Stellung ausgeführt wird. Aber im Gelände mit Kappzaum finde ich persönlich etwas fies. 😉

Vielleicht hast du ja spontan doch ne Idee. 😉
Viele Liebe Grüße
Yvi

 

 

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