Ist doch selbstverständlich, oder?

Vor kurzem schrieb ich über das Thema „Fokus“ und darüber, dass wir oft nur die Sachen sehen, die nicht gut laufen, anstatt uns über das zu freuen, was toll ist mit unseren Pferden. Mich hat das Schreiben dieses Artikels selbst auch noch nachhaltig nachdenklich gemacht …

Als ich mich nun vor einigen Tagen von Aramis durch den Wald tragen ließ, dachte ich wieder an den Text und konzentrierte mich ganz gezielt auf all das Schöne, das ich gerade erlebte. Ich nahm wahr, wie herrlich das Wetter war, wie locker und entspannt wir beide waren und wie harmonisch und wunderschön dieser gemeinsame Ausritt war. Und in diesem Moment wurde mir ganz tief bewusst, wie kostbar das ist, was ich da gerade mit meinem Pferd erleben durfte.

Auf den ersten Blick war es nichts Besonderes: Mein Pferd trug mich im Schritt durch den Wald. Es vollführte keine Lektionen, wir hatten keine Herausforderungen zu meistern, nicht einmal einen Trab forderte ich von ihm. Nein, ich ließ mich nur im Schritt tragen. Wir bewegten uns zusammen, wir atmeten die Herbstluft ein und wir sahen das bunte Laub. Wir verbrachten nichts weiter als eine knappe Stunde im Wald – und doch war es in diesem Moment alles.

In diesem Moment war nichts selbstverständlich. Nicht, dass mich mein Pferd trug, nicht, dass er auf meine leisen Hilfen reagierte, nicht, dass uns ein tiefes Vertrauen verband. Ich konnte all das intensiv spüren und war mir der Magie bewusst, die in all dem steckte.

Wie oft habe ich alles Mögliche als selbstverständlich bei meinen Pferden vorausgesetzt! Selbstverständlich sollen sie mir folgen, selbstverständlich sollen sie tun, was ich will, selbstverständlich sollen sie mir vertrauen. Auf diesem Ausritt wurde mir klar, dass nichts selbstverständlich ist, sondern dass alles ein Geschenk ist. Und ich war meinem Pferd so dankbar wie nie zuvor.

6. November 2012 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse 12 Kommentare »

 

12 Reaktionen zu “Ist doch selbstverständlich, oder?”

 

Von Birgit • 8. November 2012

Liebe Tanja,

Deine Blogs sprechen mir immer aus der tiefsten Seele.

In unserer hektischen Zeit in der man eigentlich immer mit dem Blick auf die Uhr lebt,
bringen uns die Pferde bei, den Augenblick zu genießen und zu erkennen, wie gut es uns geht und den Blick für unser Umfeld zu schärfen, die Stimmungen im Umfeld zu erfassen.

Auch ich schreibe in einem Pferdeforum meine Erlebnisse mit meinem Pflegepferd auf. Durch das Schreiben wird mir sehr viel bewusst was ich wie und warum mit ihm mache, wie ich aus einem (aus meiner früheren Sicht) störrischen Pferd ein kooperatives, ausgeglichenes Pferd gemacht habe –
weil ICH ruhiger und gelassener geworden bin. Ich MUSS nichts erreichen und beweisen. „Mein“ Pferd muss nicht so sein wie es sein sollte. Es ist wie es ist und ich muss erkennen und es dort abholen, wo es steht.
Ich habe gelernt, mich selbst zurück zu nehmen und in Ruhe DAS anzunehmen was geht.

Und ich muss sagen, es ist einfach schön, so bewusst zu leben.
Danke Lugano !

 

Von Nicole • 12. November 2012

Liebe Tania,

Deine Blocks sind immer ergreifend schön zu lesen. Und sie machen mir vieles bewußt.
Dein aktuelles Erlebsnis kann ich sowas von nachempfinden. Mein Haflinger-Rentnerpony (wegen einer Verletzung) war früher ein sehr schwieriges Pony. Viele wollten mit ihm nichts mehr zu tun haben, die Geschichten erschraken mich, schreckten mich aber nicht ab. Erst als Reitbeteiligung, dann als eigenes Pony freundeten wir uns stark an. Und heute, nach fünf Jahren Besitz bin ich immer wieder erstaunt, wie lieb und gelassen er geworden ist.
Seit einem halben Jahr geht meine Hündin mit auf den kurzen Ausritten. Sie ist noch sehr unsicher, aufgeregt und hektisch. Aber mein Dicker ist sooooo gelassen….das hätte ich nie gedacht. Umso erfreuter bin ich dieses genießen zu dürfen.

Liebe Grüße
Nicole

 

Von Susanne • 12. November 2012

Ein sehr schöner Gedanke!!!!
Wenn ich auf meinem alten Pony durch die Gegend schaukele denke ich mir auch manchmal – Mensch, hast Du es gut!!
Aber viel zu oft denkt man gar nicht darüber nach, wie toll das alles ist, was man gerade mit seinem Pferdchen erleben darf!

 

Von Britta • 12. November 2012

Leibe Tanja,
sooooo jetzt hast du es geschafft und mich am frühen Montag Morgen zum heulen gebracht! – DANKE –

ich habe mir dann meinen „Regen-Ausritt“ gestern in Erinnerung gebracht – der heute betrachtet eine ganz andere Magie hatte!!

LG
Britta

 

Von Anja Werner • 12. November 2012

Liebe Tanja, an dieser Stelle möchte auch ich mich mal für Deine immer so treffenden Worte bedanken, die mich oft zutiefst bewegen. Auch diesmal wieder, und es gibt mir oft die Kraft zum weitermachen und bestätigen mich in meinem Tun. Ich habe zwei ältere teilweise kranke Pferde, die viel Zeit und Geld beanspruchen und oft werde ich nur müde belächelt. Bin mit meiner Haflingerseniorin sehr oft im Wald spazieren oder reite nur im Schritt und Deine Worte drücken genau das aus, was ich empfinde und bestärken mich mal wieder….Herzlichen Dank

 

Von Tania • 12. November 2012

Ein herzliches Dankeschön an Euch alle. Es sind natürlich auch genau diese sehr persönlichen Texte, die mich beim Schreiben am meisten bewegen. Und so freut es mich sehr wenn diese Texte dann wiederum Euch berühren!

Alles Gute für Euch und Eure Pferde,
Tania

 

Von Gabriele Jensen • 12. November 2012

Genau so geht es mir auch manchmal! Oft sind es sogar die stressigen Tage, an denen kaum die Zeit bleibt eine schöne Tour durch den Wald zu machen. Eine kleine Runde nur so zum entspannen, nichts besonderes eben – oder doch? Ja – eben ganz etwas besonderes, Entspannung und Vertrauen pur, das Gefuehl zu leben und zu spueren, zu sehen und zu geniessen und sich bewusst werden, was fuer ein Glueck man hat und welch´ein wunderbares Pferd man zum Partner hat!
Liebe Gruesse Gabriele & Enjoy

 

Von Hildegard Hombach-Müller • 12. November 2012

Genauso ist es mir heute gegangen. Mit einer Freundin quer durch den in der Sonne fast golden leuchtenden Wald geritten und einfach im Schritt tragen lassen, über Stock und Stein klettern…und die herrliche Herbstsonne genießen mit unseren lieben Pferden. Mein Stütchen hat wohlig geseufzt. Nachher waren wir alle total entspannt und locker. Das sind die Momente, die ich nicht missen möchte.
Liebe Grüße Hildegard und Sambucca

 

Von Meike • 13. November 2012

Liebe Tania,

du hast so wunderbar den Nagel auf den Kopf getroffen, dass mir gerade fast die Tränen kamen. Ich danke Dir und Babette für Eure unbeschreiblich geniale Fähigkeit Gefühle in Worte zu fassen!!

Allerliebste Grüße

Meike

 

Von Gaby • 13. November 2012

So etwas wunderbares zu empfinden und dann noch verbal auszudrücken, ist ebenso ein Geschenk wie dein Inhalt und das Erlebte. Ich bin total glücklich, euch übers Internet, Video, lernkurse kennengelernt zu haben. Ich habe mein Pferd vor 10 Jahren gekauft, aber als Freund und Partner erst seit einem Jahr gewonnen. Ein unbeschreibliches Geschenk, dank euch in jeder Hinsicht unterstrichen und jedes Mal wieder neue Erfahrungen, die noch mehr zusammenschweissen. Vielen herzlichen dank dass Ihr so seid, wie Ihr seid.

 

Von thekla • 13. November 2012

Na Tanja, wenn DAS keine Liebeserklärung ist, dann freß‘ ich den berühmten Besen !!!
DANKE, Du drückst nicht nur aus, was uns oft im Bezug auf unsre Beziehung zu Pferden fehlt:
Es ist DEMUT, mit der wir ALLES im Leben angehen sollten, absolut NICHTS ist selbstverständlich. Dann kann man auch trotz großer Einschränkungen und / oder Schicksalsschlägen, das Schöne erkennen und damit die Seele laben!
Als Kind hab ich mich immer gewundert, warum die Erwachsenen einem Glück und GESUNDHEIT wünschten. Heute weiß ich es. Bin dankbar für jeden schmerzfreien Tag mit und ohne Pferd. Keine Frage -so einen traumhaft schönen Herbstausritt wie ich gestern erleben durfte, ist dann die creme de la creme, der Jackpot für die Seele!

 

Von Ursula DT • 23. September 2013

Habe diesen älteren Beitrag aufgestöbert. Er spricht mir aus der Seele. Die letzte Woche mussten wir die Matschkoppel zumachen, weil es dauernd geregnet hat und die Pferde waren nur im Paddock. Da werden sie leicht unwirsch. Ich war einmal in der Halle mit der Stute und zweimal spazieren im Gelände an der Hand und da war sie jedesmal ungewöhnlich „schnell“ und guckig. Man merkt immer, wenn sie lange nicht auf die Koppel dürfen. Gestern der erste Sonnentag und ich dachte – trau dich, reit! Und was soll ich sagen, die Stute war wunderbar. Kein Spinnen, keine Diskussionen. Viel Schritt, bissle Trab, zweimal Galopp und entspannt nach Hause. Es war die normale Runde, aber ein Geschenk von meinem wunderbaren Pferd, die mir zeigte, dass ich ihr zu recht vertraut habe. Es war kein „großer“ Ritt, kein großes Ereignis, aber ist es nicht herrlich, am langen Zügel, laut singend 🙂 durch die Sonne zu schlendern?
Viele Grüße
Ursula
+ Schwarzwälder Stute Dora

 

 

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