Grundwissen über Anatomie und Biomechanik – Teil 3: Die Hankenbeugung

Als Hankenbeugung bezeichnet man die Beugung der großen Gelenke der Hinterhand, also:

  • Hüftgelenk,
  • Kniegelenk
  • und Sprunggelenk.

Je mehr das Pferd die Hanken beugt, desto mehr versammelt sich das Pferd.

Was in der Versammlung passiert

In der Versammlung wird der Schwerpunkt des Pferdes nach hinten verlagert, wodurch es zur Entlastung der Vorhand und zur Aufwölbung des Rückens kommt. Das Pferd wirkt „kürzer“ und richtet sich mehr auf. Nur wenn das der Fall ist, kann man von einer echten Hankenbeugung sprechen. Lassen Sie sich hier nicht täuschen, es gibt nämlich auch Pferde, die zwar weit untertreten können, dabei aber dennoch den Rücken nach unten wegdrücken. Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie sehen, dass hier die Hanken nicht gebeugt sind.

Hankenbeugung heißt, dass sich die Hinterhand setzt

Auf diesem Bild sieht man schön, wie Aramis hier im Galopp die Hanken beugt – er setzt sich mit der Hinterhand, die Vorhand wird frei, das Genick bleibt der höchste Punkt:

galopp_versammelt2.jpg

Und diese beiden Fotos zeigen deutlich den Unterschied zwischen einem noch untrainierten Jungpferd und einem bereits trainierten Pferd:

galopp_vergleich.jpg

Auf dem ersten Bild fällt Anthony regelrecht „auseinander“ und er galoppiert gleichsam „in den Boden“, die Hanken sind nicht gebeugt, der Rücken ist nach unten durchgedrückt. Auf dem zweiten Foto ist Aramis‘ Galopp viel aufgerichteter. Deutlich ist die Hankenbeugung der Hinterhand zu sehen, die für ein tiefes Untertreten sorgt. Der Rücken ist aufgewölbt und der Galopp wirkt „bergauf“.

Versammlung ist anstrengend

Die Hinterhandmuskulatur des Pferdes besteht hauptsächlich aus fleischiger Muskulatur mit wenig sehniger Durchsetzung. Dadurch ist die Versammlung für das Pferd sehr anstrengend und muss langsam trainiert werden. Stellen Sie sich dazu vor, Sie müssten im Kniebeugegang 20 Minuten lang einen schweren Rucksack tragen – das schaffen Sie auch nicht einfach so!

Neben einer aktiven Hinterhand spielt auch die Vorhand eine Rolle bei der Beurteilung, ob ein Pferd gut oder nicht gut läuft. Hier sind die Bewegungsfreiheit der Schulter und die Kopf- und Halshaltung, insbesondere das Loslassen der Kopf-Armmuskulatur entscheidend. Das schauen wir uns im nächsten Blogbeitrag genauer an.

9. Oktober 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Anatomie und Körper, Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten 4 Kommentare »

 

4 Reaktionen zu “Grundwissen über Anatomie und Biomechanik – Teil 3: Die Hankenbeugung”

 

Von Almut • 9. Oktober 2008

Hallo Babette,
ich habe diesmal ein kleines Verständnisproblem. Du willst wahrscheinlich nicht sagen, dass nur ein Pferd, das versammelt läuft (also mit gesetzter Hinterhand und Hankenbeugung) auch gut läuft? Denn da muss man ja schließlich erst mal hinkommen. Und ein noch wenig ausgebildetes Pferd kann ja durchaus mit aktiver Hinterhand und aufgewölbtem Rücken, aber noch wenig Hankenbeugung ordentlich vorwärts-abwärts laufen, oder?
Danke und liebe Grüsse, Almut
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Hallo Almut,
Die Versammlung und die Hankenbeugung sind das Ziel der dressurmäßigen Ausbildung und natürlich soll das Pferd auf dem Weg zu diesem Ziel hin, auch gut laufen. Das Thema „Dehnungshaltung“ wird ein Extrablogbeitrag in dieser Serie werden. In diesem Blog ging es mir „nur“ um die Erläuterung des Begriffes Hankenbeugung.
Also noch mal auf Deine Verständnisfrage: Vielleicht hilft es Dir wenn ich die Aussage mache, „Eine Pferd läuft nur in der Versammlung gut, wenn es die Hanken beugt“. So klarer???
liebe Grüße,
Babette

 

Von Jenni • 9. Oktober 2008

Ich habe Babette so verstanden, dass ein gewisses Maß der Versammlung (d.h. Beugung der Hinterhandsgelenke) zu einem „gut laufenden Pferd“ dazu gehört. Aramis befindet sich ja auf den Bildern nicht in Phasen höchster Versammlung (z.B. eine fertige Piaffe oder Levade), sondern hat „nur“ (und das ist SEHR viel) gelernt seine Hinterhand korrekt einzusetzen.
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Danke Jenny 🙂
Vielleicht hilft es noch mal das Bild von Anthony unter Tania im ersten Teil dieser Serie zum Thema „Rücken“ anzugucken. Auf dem letzten Bild läuft Anthony meines Erachtens schon sehr gut mit aktiver Hinterhand, allerdings würde ich hier noch nicht von Hankenbeugung, ganz zu schweigen von Versammlung, sprechen.
liebe Grüße, Babe
tte

 

Von Almut • 9. Oktober 2008

Babette, danke – auch für den Kommentar zu Jenni – das war genau mein Punkt: dass ein noch nicht versammeltes Pferd trotzdem „gut“ laufen kann.
Gruss, Almut
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Aber klaro!!!!!
🙂
liebe Grüße, Babette

 

Von Brügelmann • 20. Juli 2018

Sehr geehrte Damen und Herrn,
beim Studium Ihrer Web-Seite fällt mir auf, dass Sie das Sprunggelenk mit zu den Hankengelenken zählen. Das ist jedoch falsch. Wenn Sie möchten kann ich Ihnen hierzu diverse Quellen alter Meister senden. Dass ist ein wichtiger Punkt, weil man bei der Ausbildung darauf achten muss, dass das Sprunggelenk nicht überlastet wird und keinen Schaden nimmt.

M.f.G. W. Brügelmann

 

 

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