Sei flexibel – Inspiration des Monats
Mit unserer Rubrik Inspiration des Monats nehmen wir uns jeweils ein Schwerpunktthema vor, für das wir Euch kurz und knapp Denkanstöße und Anregungen geben möchten. Lange Texte gibt es bei uns genug, aber gerade bei Basis-Themen denken wir, ist es wichtig, sie immer wieder mit in den praktischen Pferde-Alltag zu nehmen, um für eine längere Zeit im Herzen bewegt zu werden. Und meist sind es Schlüsselsätze oder -erkenntnisse, die man wirklich bei sich behält.
Unser Tipp: Zieht Euch jeweils unsere Inspiration des Monats auf Euer Handy, damit Ihr die Fragen und Denkanstöße für eine Weile immer dabei habt – Ihr werdet vielleicht überrascht sein, wie unterschiedlich Eure Antworten und Gedanken dazu in verschiedenen Situationen ausfallen können.
Thema des Monats:
Sei flexibel!
Klare Ausbildungssysteme und konkrete Übungsvorgaben sind bei vielen von uns beliebt, weil sie uns Orientierung und damit ein Gefühl von Sicherheit geben. Das Problem dabei ist nur, dass sie uns leider selten dazu anregen, flexibel oder sogar kreativ mit unserem Pferd zu arbeiten – aber genau das ist in den meisten Fällen nicht nur sinnvoll, sondern sogar nötig!
Nehmen wir unseren Longenkurs als Beispiel: Da sind die einzelnen Übungen hintereinander aufgeführt, aber es ist ein Denkfehler, dass sie deshalb auch NUR in genau dieser Reihenfolge, also aufeinander aufbauend auszuführen sind. Natürlich beschreiben die Übungen in groben Zügen die Ausbildung von „kann noch nicht viel“ bis hin zu „läuft super“, ABER es ist keinesfalls so gedacht, dass erst eine Übung sitzen muss, bevor man zur anderen übergehen kann. In so einem Kurs muss man das Ganze ja in eine Reihenfolge bringen, um einen Text schreiben zu können, aber die Übungen des Longenkurses sind viel mehr wie die Farben in einem Malkasten zu sehen. Sie stehen Euch jederzeit alle zur Verfügung, um ein für den jeweiligen Tag passendes Longierbild zu malen. So kann es durchaus sinnvoll sein, auch mal ein Pferd im Galopp anspringen zu lassen, dass sich noch nicht gut stellt und biegt, um es zum Beispiel aufzuwecken oder es in Schwung zu bringen. Genauso kann es Sinn machen, mit einem Pferd, das eigentlich schon in einer guten Manier läuft, mal wieder ein bisschen die Übung „Anschraten“ zu machen, weil es sich gerade beim Antraben immer kurz verwirft.
Und das gilt aus unserer Sicht für fast alles, was wir mit Pferden tun. Beim Reiten gelten Seitengänge zum Beispiel als fortgeschrittene Lektionen. Wir setzen sie allerdings gerne – in angepasster Form – auch schon bei Pferden ein, die wir gerade erst ausbilden, wenn wir ihnen zum Beispiel eine erste Vorstellung von Biegung und Balanceverschiebung vermitteln möchten.
Wir sind fest davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, in der Ausbildung und in der Arbeit mit Pferden flexibel und kreativ zu sein, da uns das ermöglicht, auf die Bedürfnisse des Pferdes einzugehen und situationsbezogen Lösungen zu entwickeln, um die jeweiligen Bausteine zu vermitteln, die wir brauchen. Das menschliche Bedürfnis, das erst einmal eine Sache sitzen muss, bevor man etwas anderes machen kann, ist oft genau das, was es vielen Pferden schwer macht und manchen von ihnen die Freude an der Sache nimmt.
Nehmt aus dieser Inspiration doch einmal diesen Grundgedanken mit: Wenn etwas zäh wird und sich doof anfühlt, macht es fast immer Sinn, sich einen anderen Zugang zu überlegen. Oder, um in dem Symbol mit der Palette zu bleiben: Seid mutig und malt bunte Bilder mit Euren Pferden! 🙂
4. Februar 2020 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Inspiration des Monats, Longieren, Reiten, Umgang • 1 Kommentar »