Ein Tierarztbesuch

„Dass ein Pferd so toll mitmacht und so gelassen bleibt, erlebt man auch nicht alle Tage.“ Das ist die Aussage einer Tierärztin gewesen, die wegen eines Hufgeschwürs bei uns war. Und dieses Lob galt nicht meinem Streber-Pferd Aramis, sondern es galt Anthony. Dem „neuen“ Anthony, der mehr und mehr alle um ihn herum verzaubert.

Ich schrieb hier bereits über die positiven Veränderungen, die ich bei Anthony erleben darf, seitdem ich mich entschieden habe, ihn konsequent zu clickern. Vor einigen Tagen berichtete mir auch Babette davon, dass sie ihn in diesen Tagen ganz anders und neu kennen lernt: Er wirkt offen und interessiert, ist gut gelaunt und flirtet auf unwiderstehliche Weise. Ich erlebe ihn genauso und besagter Tierarztbesuch reiht sich nun ein in eine Reihe von Erfolgserlebnissen, die kein Zufall mehr sein können.

Gute Laune als neue Basis

Anthony ist kein Held, was Schmerzen angeht, und so war er in der Vergangenheit bei Behandlungen nicht wirklich kooperativ. Immer habe ich das mit gutem Zureden, aber auch manchmal mit Strenge beantwortet – ohne großen Erfolg. Als er nun ein Hufgeschwür hatte und sich die Tierärztin mit dem Hufmesser an die Arbeit machte, clickerte ich sein ruhiges, braves Stehen genauso, als gälte es, eine neue Lektion zu lernen. Und es gab so viel zu clickern, denn er machte seine Sache so fein!

Das Tollste aber war seine Ausstrahlung: Er hatte kullerrunde Augen und empfand die ganze Behandlung offenbar fast wie eine normale Clicker-Lektion. Die Schmerzen, das Herumschneiden, das Hufverband-Anlegen – all das geriet in den Hintergrund, während er hoch motiviert dabei war, zu zeigen, dass er das bravste Clickerpony der Welt ist.

Ich war so glücklich wie gerührt.

Was ist aus meinem grummeligen Nein-Sager geworden, der oft selbst dann schlechte Laune hatte, wenn eigentlich alles perfekt zu sein schien. Nun zeigte er sich mehr als gut gelaunt, obwohl er allen Grund zu einer Missstimmung gehabt hätte.

Immer habe ich mir für Anthony vor allem eines gewünscht: dass er ein bisschen zufriedener sein würde mit sich und der Welt. Es tat mir so leid, ihn so schlecht gelaunt, so genervt und so unzufrieden zu erleben. Tja, und jetzt haben wir offenbar genau das erreicht: So zufrieden, wie der Kleine im Moment wirkt, habe ich ihn noch nie erlebt. Und das sogar mit einem Hufgeschwür. Wäre ich nicht schon vom Clicker-Weg überzeugt, allerspätestens jetzt würde ich es sein!

hufgeschwuer

22. Mai 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining 10 Kommentare »

 

10 Reaktionen zu “Ein Tierarztbesuch”

 

Von Pfridolin Pferd • 22. Mai 2014

Toll, dass das so gut geklappt hat! Ich bin beeindruckt. Hoffentlich kommt ihr (und ich) ohne weitere Hufgeschwüre aus.

Gute Besserung an den tapferen und tollen Anthony!

Liebe Grüße
Pfridolin Pferd

 

Von Jimmy • 22. Mai 2014

Hallo ihr beiden,
seit dem Wochenende bin ich auf eure Seite gestoßen und stöbere fasziniert durch eure vielen Artikel und Erfahrungen. Absolut spannend und sehr motivierend! Auch wenn ich noch kein Pferd habe, möchte ich mich informieren, welches der richtige Weg ist … und mit euren Methoden kann ich mich sehr anfreunden. Ach was ich bin begeistert von der Energie die ihr und auch eure Vierbeiner allesamt ausstrahlen!
Nun würde mich doch interessieren, wie so ein Hufgeschwür überhaupt entstehen kann? Habt ihr schon Beiträge zu Pferdekrankheiten verfasst, die euch leider untergekommen sind?
lg Jimmy

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Hallo Jimmy,

die Ursachen können vielfältig sein (falsche Hufbearbeitung, eingetretene Steinchen, Stoffwechselprobleme u.a.).

Viele Artikel zum Thema Gesundheit haben wir nicht, es ist ja doch immer recht heikel mit einem Laien-Halbwissen da etwas zu verfassen.

Herzlich,
Tania

 

Von Jimmy • 22. Mai 2014

Hi Tania,

eine pauschale Antwort gibt es also wohl nicht. Sind eure Pferde eigentlich beschlagen? Und wenn ja, wie wirkt sich das auf solche Krankheiten aus? Oder macht das keinen Unterschied?
Ich habe schon befürchtet, dass sich das nicht so einfach gestalten lässt. Schließlich will man ja nicht aus Versehen etwas Falsches oder Lückenhaftes veröffentlichen; aber dann hoffe ich einfach auf andere Themen, die indirekt auf eine gesunde Pferdehaltung eingehen.
Liebe Grüße
Jimmy

 

Von Chevalie • 28. Mai 2014

Liebe Tania,

ich weiß noch was für ein Theater die Behandlung eines Hufgeschwürs sein kann. Dass Anthony das jetzt sogar so „freudig“ über sich ergehen lässt ist wirklich beeindruckend. Ich kann mir lebhaft vorstellen wie gerührt Du warst!
Mein Jungspund, Massoud, ist vom Typ her ein bisschen ähnlich. Ich glaube er ist sehr klug, hinterfragt aber deshalb auch viel. Wenn ihn etwas nervt, dann zeigt er es auch. Seine Grundeinstellung ist aber eigentlich positiv. Inspiriert durch euren Blog habe ich bei unserem großen Problemthema „Hufe-geben“ (das findet er echt doof) angefangen ihn mit Stimme und Leckerli zu „clickern“. Der Erfolg war grandios, er hat die Hufe gegeben wie ein Großer. 🙂 Jetzt habe ich das in letzter Zeit nicht gemacht und es wird wieder schlechter. Für mich ein klares Zeichen, dass ich mit ihm auf dem richtigen Weg war. Ich bin mir nur unsicher, ob ich mit Stimme weitermache, oder einen richtigen Klicker nehme (den ich dann ja vielleicht nicht immer parat habe). Was meinst Du?
Liebe Grüße,
Sophie

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Hallo Sophie,

ich nutze den Zungenclick. Für mich ist das eine ideale Alternative.

Herzlich,
Tania

 

Von Ines • 28. Mai 2014

Oh das hört sich echt toll an! Mein Pony ist gehört leider immer noch eher zu der unzufriedenen Fraktion, obwohl wir clickern. Ich mach wohl noch was falsch. Was nutzt du denn als Clicker-Leckerlie? Die Mineralbricks, die ich zuletzt hatte, wurden am Ende verschmäht, das ist natürlich dann auch blöd. Ich bin also wieder auf die klassischen Leckerlies umgestiegen. Aber bei so einer Clicker-Session geht ja doch recht viel „durch“, da find ich den Verbrauch dann doch echt hoch. Ob das so gesund ist? Möhren oder Äpfel werden aber leider auch nur mäßig begeistert aufgenommen, im Gegensatz zu den aktuellen Himbeerleckerlies…

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Hallo Ines,

Anthony ist nicht gerade schlank, da bin ich auch immer immer am zweifeln gewesen, ob das Clickern eine so gute Idee ist. Aber ich nutze jetzt Hafer und gebe bei jedem Click nur ganz wenige Körner. So komme ich in einer Clickereinheit mit max. einer Handvoll Hafer aus, das finde ich überschaubar. Und für ganz besonders tolle Sachen gibt es mal ein Extra-Leckerli, damit sich der Geschmack abhebt.

Herzlich,
Tania

 

Von Jutta Strack • 2. Juni 2014

Hallo Ihr Beiden,
ich finde Eure Seite ganz toll und finde viele Anregungen. Habe eine Isi- Stute, die sehr, sehr lieb ist und jetzt 19 Jahre.Geclickert hat die Vorbesitzerin sie nicht, aber im Offenstall mit Sohn und Vater gehalten. Sie steht jetzt nach Stallwechsel in einem 4 Frauen 5 Pferde Trakt, wo sie sich bei viel Auslauf ihres Lebens erfreut. Sie wird jetzt nach einem Sehnenschaden wieder antrainiert und verliert dann hoffentlich wieder einige Kilos.
Wärt Ihr nicht so weit weg von Krefeld, wäre ich schon längst bei Euch gewesen.

Liebe Grüße Jutta

 

Von Birgit • 2. Juni 2014

Hallo Tania,
vor allem finde ich erstaunlich, dass dein Pferd trotz sonst doch durchweg positiver und belohnender Ausbildung jetzt nochmal so anders positiv reagiert.

Das Pferde mit negativer Verstärkung oder erlernter Hilflosigkeit, wie meine Islandstute Sokka, positiv auf´s Clickern reagieren, habe ich ja selbst erlebt, aber bei Anthony erstaunt mich die Veränderung jetzt doch.

Ich persönlich habe mich jetzt mit Sokka auch ein wenig aus der Zirkusecke hinausgewagt und clicke kurzzügelarbeit, Longieren. Bin dabei aber sehr unsicher – leider. Bei anderen Gelegenheiten, wie Hufschmied, habe ich mich noch nicht getraut…

 

Von Susanne • 2. Juni 2014

@Jimmy
mein Pony,“seeehr alt“ 🙂 neigt zu Hufgeschwüren, der Tierarzt meint, das könne auch vom Cushing (Stoffwechselstörung) kommen.
Sie hat jetzt auf der Weide immer Hufschuhe mit einer dicken Sohle an. Die Sohle ist komplett geschlossen. Ich hab noch ein paar Löcher reingebohrt, damit das Wasser nicht drin stehen bleibt. Wir haben jetzt seit längerer Zeit Ruhe mit den Hufgeschwüren.
Sie wird nat. auch gegen Cushing behandelt.
Woher die Besserung jetzt kommt, kann man nicht genau sagen, aber egal, im „Gesamtpaket“ haben wir das Problem Hufgeschwüre im Griff.
Ist jetzt nicht ganz beim Thema, ist mir aber grad so eingefallen. Eine schöne Woche noch!!

 

Von Ksenja • 9. Juni 2014

Das klingt so toll! Oft erkenne ich mein Pferd wieder, vor allem was den allgemeinen Umgang betrifft. Zu Reiten ist er schön und macht super mit und auch bei den Hufabszessbehandlungen steht er still, da er spürt dass sie ihm helfen (hatte leider auch schon 4 Abzsesse seit wir auf barhuf umgestellt haben). Ich kann es kaum erwarten bis euer Selbstlernkurs fertig ist, denn alleine trau ich mich ans Clickern noch nicht ran!Danke, dass ihr eure Erfahrungen und euer Wissen mit uns teilt!

 

Von Gustav Sucher • 27. September 2018

Wegen eines Hufgeschwürs würde ich auch sofort den Arzt rufen. Schon toll, dass es überhaupt diese ganzen Ärzte gibt. Das finde ich genial. Danke für den tollen Blog!

 

 

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