Dran bleiben ist die Devise – ein Erfahrungsbericht zum Longenkurs
Von Heike Kocherscheidt-Riemann
zum 10jährigen Jubiläum des Longenkurses
Longieren ist für Pferde gesund, das war mir schon lange klar, aber wer erklärt es mir richtig, zeigt mir Tricks und unterstützt mich sinnvoll und zwar so, dass es kein reines Zentrifugieren um mich herum wird?
Irgendwann schenkte mir eine liebe Freundin den Longenkurs von Babette Teschen und Tania Konnerth zum Geburtstag und dadurch bekam ich langsam einen Plan vom Longieren, zumindest theoretisch. Bald darauf zog ich mit meinem steifen, dickköpfigen, viel zu dicken, mitunter buckelnden Haflinger Flensburger los, um das Longieren in der Praxis bei Babette zu vertiefen.
Anstrengend war es nicht nur für Flensburger, auch ich kam total ins Schwitzen und wir sind erschöpft, aber zufrieden nach Hause gefahren. Wir hatten viel über das Longieren und uns gelernt und Flensburger, der Streber, lief nach 2 Tagen Kurs viel lockerer, schien Gefallen an der Arbeit zu finden und zeigte sich kooperativ.
Aber wie so oft im Leben ist man zunächst hoch motiviert, weiß, dass die Arbeit funktionieren könnte, aber findet keine Zeit zur Fortführung. Auch ich hatte andere Dinge im Kopf und verschob das Longieren von einen Tag auf den nächsten.
Dann suchte Babette Teilnehmerpaare für ihr Projekt Sehen lernen. Ich hab mich mit Flensburger beworben, es schien mir genau das Richtige für uns zu sein. Dadurch hätte ich die Möglichkeit, endlich den Longenkurs dauerhaft in die Praxis umzusetzen und das unter kompetenter Anleitung.
Groß war die Freude, als wir tatsächlich ausgewählt wurden, um an diesem tollen Projekt teilnehmen zu können. Die Paare trafen sich etwa alle sechs Wochen mit Babette. Wir bekamen Unterricht, Anleitungen und Tipps und fuhren mit neuen Anregungen und Hausaufgaben nach Hause.
Bis zu jedem nächsten Treffen habe ich konsequent mit dem Haflinger gearbeitet. Er wurde dreimal wöchentlich longiert, dreimal wöchentlich leicht geritten und an einem Tag hatte er Pause. Ich weiß immer noch nicht, wie ich das so konsequent durchhalten konnte, schließlich haben wir noch einige andere Ponys hier, die auch bewegt werden mussten. Aber wir haben es geschafft!
Bei allen Treffen wurden Videoaufnamen gemacht, um die Entwicklung der Pferde im Lauf der Zeit zu dokumentieren. Die Aufnahmen dienten auch zur Verwirklichung des Selbstlernprogrammes Sehen lernen. Ich war sehr stolz, an dem Projekt teilhaben zu können, aber noch viel glücklicher, dass ich den faulen, steifen Haflinger und mich in Bewegung gebracht habe. Es hat unendlich viel Spaß gemacht, vor allem, wenn man den Erfolg auch per Videoaufnahmen nachvollziehen kann. Flensburger hat seine Hinterhand aktiviert, tritt unter, hebt die Schultern und sein Rücken schwingt wunderbar mit.
Nach 3 Monaten konnte jeder die Veränderung sehen und auch beim Reiten spüren. Seine zwischenzeitliche Buckelei verschwand und aus dem dicken, trägen Haflinger wurde eine kleine Sportskanone. Seit dieser Erfahrung arbeite ich mit allen unseren Pferden nach dem Longenkurs!
Ich kann ihn wärmstens weiter empfehlen. Gebt aber bitte nicht so schnell auf, wie ich bei den ersten Anläufen! Dran bleiben ist die Devise! Von nix kommt nix und von jedem Tag ein bisschen kommt ganz viel!
19. Mai 2020 von Gastautor • Kategorie: Erfahrungsberichte, Longieren • 2 Kommentare »