Der Umgang mit dem Tod

Tania hat letzte Woche über das für viele von uns schmerzliche Thema „Wenn unsere Pferde sterben“ geschrieben. Auch mich haben ihre Zeilen sehr berührt und nachdenklich gemacht.

Meine Tochter und ich leben mit vielen Tieren zusammen. Das Sterben gehört für uns zum Leben dazu, was den Umgang damit nicht einfacher macht. Jedes Tier, das bei uns stirbt, löst große Trauer in uns aus.

Wie kann man lernen, mit diesem Thema umzugehen? Wie begleiten wir unsere Kinder bei dem Thema Tod?

Wenn wir uns anschauen, wie unsere Gesellschaft mit den Themen „Alter, Krankheit und Tod“ umgeht, bekommen wir leider keine hilfreichen Antworten: Alte Menschen leben im Altersheim. Von ihrem Sterben bekommen wir im Alltag so gut wie nichts mit. Und über das Thema Tod wird nicht gesprochen. Zu groß ist die Angst davor.

Doch sich mit dem Thema nicht zu befassen, verringert weder unsere eigene Angst noch die Angst unserer Kinder. Jedes Kind kommt irgendwann in ein Alter, in der es die Realität des Todes begreift und Ängste entwickelt. Oft ist der Auslöser der Verlust eines eigenen Tieres, ob es nun der Hamster, der Hund oder ein Pferd ist. Und dann ist es ganz entscheidend von uns Eltern abhängig, wie unsere Kinder lernen, mit dem Tod umzugehen und wie sie den Verlust ihres Lieblings verkraften.

Als meine Tochter Lena den Tod mit seiner Endgültigkeit erstmals wirklich begriff und Angst entwickelte, habe ich mich gemeinsam mit ihr viel mit dem Thema Tod befasst. Ich habe das Thema nicht verdrängt oder totgeschwiegen, sondern im Gegenteil, ich habe mit ihr eine Ausstellung besucht, die zu dieser Zeit in Hamburg lief, und die speziell für Kinder zum Thema Tod war. Das war auch für mich nicht leicht. Dort stand z.B. ein Sarg, in den die Kinder aufgefordert wurden, sich hineinzulegen – was für ein Anblick für eine Mutter!

In der Ausstellung gab es auch Bilder von toten Menschen. Es wurde gezeigt wie andere Kulturen mit dem Tod umgehen. Der Tod wurde aus verschiedenen Religionsrichtungen betrachtet. Und es wurden Bücher vorgestellt und über Trauerarbeit gesprochen.

Lena und ich haben noch oft und viel über die Ausstellung und den Tod gesprochen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ihr das sehr gutgetan und geholfen hat, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen.

Wenn eines unserer Tiere stirbt, sei es, dass wir ein Pferd einschläfern müssen oder dass die Straße uns wieder eine Katze genommen hat, nehmen wir gemeinsam Abschied. Wir stellen eine Kerze auf und weinen zusammen. Wir reden viel von unserem gegangenen Liebling. Wir lassen weder das Tier noch uns in dieser schwierigen Zeit allein. Wir versuchen nicht, das Tier zu ersetzen oder seinen Tod zu bagatellisieren. Es ist das, was es ist: ein großer Schmerz, ein unersetzlicher Verlust.

Mich würde interessieren: Wie gehen Sie mit den Themen Sterben und Tod um? Wie fangen Sie Ihr/e Kind/er auf? Vielleicht können wir an dieser Stelle viel voneinander lernen.

9. September 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Erkenntnisse, Gesundheit, Sonstiges 7 Kommentare »

 

7 Reaktionen zu “Der Umgang mit dem Tod”

 

Von Almut • 9. September 2008

Liebe Babette,
ach, immer diese schweren Themen… Aber offenbar habe ich da noch Verarbeitungsbedarf, auch wenn ich mir schon langsam penetrant vorkomme mit meinen ständigen Erstkommentaren 😉
Bei Deinen Zeilen stand mir sofort wieder der Abend letzten Sommer vor Augen, als mein alter Fritz gegangen war. Ich hatte noch eine ganze Weile bei ihm auf der Koppel gesessen, um allein Abschied zu nehmen, es wurde schon dunkel und gewitterte. Und dann saßen wir beisammen, mit einer Kerze und einem Glas Wein und stellten uns vor, dass er jetzt in den ewigen Weidegründen munter galoppiert wie als junges Pferd… Und wir haben den ganzen Abend über ihn gesprochen und geweint und ja, auch unter Tränen gelacht über so manche Erinnerung.
Meine Kinder hatte ich damals bewusst herausgehalten und die Einschläferung so geplant, dass sie abends schon im Bett waren, sie waren einfach noch zu klein. Mit meinem „Großen“, damals reichlich 2, hatte ich aber schon vorher darüber gesprochen, dass Fritz schon sehr alt und krank ist und dass er auch irgendwann stirbt. Und auch nachher haben wir darüber gesprochen – er war ja „weg“. Aber für meinen Sohn war er das gar nicht so sehr wie für uns – wir haben ja noch über ihn gesprochen, er war ja noch auf den Bildern „da“. Da habe ich manchmal gedacht, vielleicht kann man von so einem Kind, für das der Tod in seiner Endgültigkeit noch nicht so schrecklich real ist, noch eine Menge lernen…
Aber es ist ein hartes Thema – und ich fürchte mich auch ein bisschen vor dem Tag, an dem der Tod für meine Kinder begreifbar wird. Ich bewundere ehrlich, wie Du damit umgegangen bist, es macht mir Mut.
Ein nachdenklicher Gruß von Almut
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Liebe Almut,
glaub´ mir, wir freuen uns riesig über jeden Deiner „Erstkommentare“ 🙂
Ja, das Thema ist schwer. Aber ich finde es sehr tröstend mich mit Menschen auszutauschen und gemeinsam an die Lieben zu denken die schon gegangen sind. Auch wenn Tränen fliessen, so ist es doch besser als sich dem Thema gegenüber zu verschliessen. Ich habe mich schon sehr früh mit dem Thema Tod auseinandergesetzt. Ich war 9 Jahre als mein Vater starb. Und auch wenn ich traurig bin beim Schreiben dieser Texte (es kommt noch einer davon…), so ist die Trauer doch ein gesundes Gefühl,
alles Liebe, Babette

 

Von Sarah • 10. September 2008

Hallo Babette,

das Thema Tod und Sterben ist nach wie vor etwas, was mich oft ratlos und holflos dastehen läßt. Obwohl ich beruflich viel mit schwerstkranken und sterbenden Menschen zu tun habe, konnte ich für mich noch keinen Weg erarbeiten, im privaten Umfeld gut damit umzugehen. Wenn ich wieder einmal mitkriege, dass im Umfeld ein Pferd wegen Rehe o.ä. frühzeitig eingeschläfert wurde, erfasst mich nahezu panische Angst vor dem Tag, an dem ich Nandi gehen lassen muss. Als mein Freund nach seinem Motorradunfall monatelang im Koma lag konnte ich keine Minute schlafen, aus Angst vor dem Tod. Und wenn wir gemeinsam an unseren alten Kater denken, purzeln noch heute die Tränen.
Und trotzdem ist auch mir bewußt: das Sterben gehört zum Leben und als zurückbleibende können wir versuchen, es so würdevoll wie möglich zu gestalten.

Alles Liebe,
Sarah
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Liebe Sarah,
so sehr wir es auch versuchen, wir können uns emotional nicht auf diese Situationen vorbereiten. Wie gut wenn es Menschen gibt, die in diesen Momenten für einen da sind,
ich wünsche Dir, dass Nandi steinalt wird!!!
Alles Liebe, Babette

 

Von Silke • 20. September 2009

Hallo @ all:
Wie recht Ihr alle habt. Es ist wirklich kein schönes Thema, aber es gehört nunmal leider zum Leben dazu.
Aus Berufsgründen komme ich immer mal wieder zu gerade verstorbenen Menschen und deren Angehörigen. Und ich muß sagen, mich beeindrucken immer die alten Menschen, die mit dem Tod offenbar ganz normal umgehen. Da sitzt die Frau am Bett ihres gerade verstorbenen Mannes und streichelt seine Hand. Oder sie zupft seine Kleidung zurecht o.ä. Dabei ist sie relativ ruhig und gefaßt. Die jüngeren Menschen (so auch ich) haben da eher eine heilige Scheu vor. Die ersten Berufsjahre war ich nicht in der Lage tote Menschen anzufassen. Das mußte immer ein Kollege machen. Heute ist das zum Glück anders.
Ich glaube Kinder und Tiere gehen da ganz anders mit um. Einfacher, bewußter,…. Mein kleiner Kater Ronnie hat am Morgen nach Felix‘ Tod seinen alten Kumpel noch einmal genau inspiziert und ist dann ganz ruhig gegangen. Für ihn war das offenbar damit nahezu erledigt. Gesucht hat er nur noch ganz leicht und auch nur wenige Tage. Wir Kopfmenschen scheinen zuviel nachzudenken. Wir wissen, daß vor uns nur noch die Hülle liegt, aber die Seele und der Geist damit rein gar nichts mehr zu tun haben. Und trotzdem tun wir uns so verdammt schwer damit, dies zu akzeptieren. Warum bloß?
Die Menschen, die den Krieg erlebt haben, gehen mit dem Tod irgendwie ganz anders um. Vielleicht sollte man mal erfragen, wie sie das sehen? Vieleicht könnte uns, die wir so Angst vor dem Tod haben, das helfen? Ich weiß es nicht….

Aber ich denke auch, man sollte Kinder nicht vom Tod fernhalten. Sie können ganz sicher mehr verstehen und verabeiten – wenn wir sie nur lassen – als wir glauben. Wir dürfen sie nur hinterher nicht allein lassen mit der Erfahrung, sondern ihnen bei ihrer Verarbeitung helfen. Das wiederum wird auch uns bei unserer eigenen Trauer helfen. Da bin ich ganz sicher.

Mit ganz lieben Grüßen
Silke
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Danke für Deinen Beitrag!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Charlotte • 1. Mai 2010

Liebe Babette,
das Thema Tod ist für mich ein sehr, sehr schwieriges Thema. Es gibt Leute, die mit ihrer Trauer nicht allein sein wollen und reden, bei anderen Menschen sein wollen, die ihnen Trost geben. Ich bin nicht so ein Mensch. Ich rede nicht über meinen Kater, der nur 7 Jahre alt geworden ist,und vor einem halben Jahr nach einem Unfall starb. Ichwerde aggressiv, wenn mich meine Mutter trösten will, ich weiß nicht warum, ich bin sonst ein sehr anhänglicher Mensch. Ich finde es bewundernswert, wie du mit dem Tod umgehst, trotzdem nicht aufhörst, mit so vielen Tieren zusammenzuleben. Ich könnte das nicht. Man muss lernen damit umzugehen und den Tod zu akzeptiern, weil jedes Tier stirbt. Meine Mutter sagt, das die schöne Zeit die Trauer aufwiegt. Stimmt das? Mein Kater begleitete mich 7 Jahre, meine Trauer wird es mein ganzes Leben tun.
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Wenn Du es nicht lernst mit Tod und Trauer umzugehen bedeutet das, dass Du nie aus tiefsten Herzen einen Menschen oder ein Tier lieben darfst. Was wäre das für ein Leben?
Mein Vater starb als ich neun war. Und ich habe mir damals geschworen, nie wieder so sehr zu lieben, dass es so weh tun wird diesen Menschen zu verlieren. Aber zum Glück habe ich diesen Schwur gebrochen. Heute bin ich dankbar für jeden Tag den mein Vater bei mir war, dankbar, dass es ihn gab. Ein Leben ohne Liebe zu Menschen und ohne die Liebe zu Tiere wäre das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann. Deswegen sage ich ja zum Schmerz, ja zum Leben und ja zum Tod.
Alles Liebe und viel Kraft für die Zeiten der Trauer,
Babette

 

Von Eileen • 8. Juli 2011

Also ich habe selber zwar keine Kinder, aber leider wurde ich selber schon oft mit diesem Thema konfrontiert.
Ich selber bin mit Katzen groß geworden und meine Mutter hat immermal eine verletzte oder heimatlose Katze mitgebracht zu uns. Leider sind viele an ihrem alter oder an ihrer Schwäche gestorben. Meine Mutter hat mir dann immer erzählt das sie jetzt im Katzenhimmel sind, wo jede Katze ihr ganz eigenes Paradies hat.
Und als vor 3 Monate eine Stute bei uns eingeschläfert werden musste hat mir dieser Gedanke sehr geholfen. Ich hab mir immer gesagt das sie jetzt auf einer großen weiten Koppel lebt und soviel rennen kann wie sie will.

 

Von Deike • 14. Januar 2012

Hallo, mich beschäftigt dieses Thema sehr, im Dezember ist meine Reitbeteiligung gestorben, er musste wegen einer schweren kolik und herzinsuffizienz eingeschläfert werden. Ich kann es immer noch nicht glauben das er nicht wieder kommen wird und versuche es irgendwie klarer in meinen kopf rein zu bekommen. Ich verstehe zwar das es sinnvoll war doch verabschieden konnte ich mich halt nicht und daher sagt mein kopf er ist noch irgendwo und kommt bald wieder, doch ich weiß ja das es nicht so ist! Es ist sehr schwer da die klarheit in den kopf reinzukriegen verstand und herz kämpfen gegen ein ander an!

 

Von Daniela • 8. April 2015

Schon beim Lesen der Zeilen, die von Euch anderen geschrieben wurden, steigen mir die Tränen in die Augen. Der Gedanke, dass mein Hund, der seit zehn Jahren jeden Tag an meiner Seite ist, und mein Leben einfach nur durch seine schlichte Existenz schöner macht, irgendwann gehen wird, ist für mich unerträglich. Auch wenn viele Leute das nicht verstehen können, ist allein die Vorstellung für mich so, als würde mir jemand das Herz rausreissen. Vom Verstand her weiß ich natürlich, dass das der Lauf der Dinge ist, und dass es überhaupt nichts bringt, sich damit jetzt schon verrückt zu machen – er ist noch sehr fit und wird hoffentlich noch viele weitere Jahre leben. Dennoch ist da die Gewißheit, dass es irgendwann so kommen wird. Ich habe Angst vor dem Tag und versuche mich innerlich jetzt schon darauf vorzubereiten. Bewusst stelle ich mir die Situation vor, dass er nicht mehr da ist, um mich irgendwie abzuhärten, aber ich bezweifle manchmal, dass das sinnvoll ist. Vielleicht mache ich mir so nur die Zeit traurig, die ich noch mit ihm habe? Ich wünsche mir oft, dass es DIE Strategie gibt, um besser damit fertig zu werden. Ich empfinde es besonders hart bei einem Hund, weil der eben mit im Haushalt ist und sich quasi in jeder Ecke meines Alltags ein Plätzchen erkämpft hat. Überall wo ich hingucke, sehe ich ihn. Sogar im Auto ist es für mich sehr seltsam, wenn er mal nicht mit dabei ist. Bei meinem Pferd, das mich zwar in Gedanken auch begleitet, aber eben doch nicht immer bei mir sein kann, hoffe ich, dass ich leichter Abschied nehmen kann.

 

 

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