Das böse Wesen Pferd!?

Eines stimmt mich im Austausch mit anderen Pferdeleuten immer sehr traurig: Und zwar die Tatsache, dass die meisten offenbar davon ausgehen, dass Pferde „böse“ sind.

Immer wieder heißt es:

  • „Wenn ich ihm das durchgehen lasse, dann nutzt er das aus.“
  • „Wenn ich nicht höllisch aufpasse, dann macht er sein eigenes Ding.“
  • „Wenn ich nachgebe, dann habe ich schon verloren.“
  • „Ich muss mich bei diesem Pferd immer durchsetzen, damit sie nicht die Oberhand gewinnt.“

Genau solche Sätze habe ich auch selbst in der Vergangenheit gedacht. Und ich habe genau nach solchen Befürchtungen gehandelt. Die Überzeugung, dass Pferde nur auf ihre Chance warten, unsere Schwächen ausnutzen zu können, um dann unkontrolliert ihr Ding zu machen, wurde mir von Beginn an tief eingebläut.

Heute denke ich, dass es zu schade ist, dass ich einen solchen Start in die Pferdewelt hatte und noch trauriger bin ich darüber, dass das leider offenbar ganz vielen auch so geht. Denn heute weiß ich, dass Pferde überhaupt nicht so sind, wie sie mir beschrieben wurden!

  • Pferde sind nicht hinterlistig.
  • Sie sind nicht berechnend.
  • Pferde sind nicht fies.

Ganz im Gegenteil.

Pferde sind meiner Erfahrung nach von Natur aus Tiere, die auf Kooperation ausgerichtet sind. Sie wollen gut mit uns auskommen und wollen uns gefallen. Sie sind immer wieder zu neuen Versuchen bereit, uns zu verstehen, egal wie undeutlich und verwirrend wir kommunizieren. Sie verzeihen uns Fehler und Unachtsamkeiten genauso wie Ungerechtigkeiten und ja, auch Brutalität.

Nein, ich verkläre Pferde nicht. Auch ich habe schon mit Pferden zusammengearbeitet, mit denen es gefährlich wurde und die mich verletzt haben. Ich bin so oft von Pferden gefallen, dass ich aufgehört habe zu zählen. Und ich habe auch schon den einen oder anderen Krankenhausbesuch aufgrund eines Pferdeunfalls hinter mit. Aber all diese Pferde taten das nicht aus ihrer Natur heraus, sondern weil der Mensch sie dazu gemacht hat. Weil wir sie falsch behandelt haben. Weil wir nicht pferdegerecht mit ihnen umgegangen sind. Und all die Unfälle geschahen immer, als ich mich mit Pferden angelegt habe, statt bessere Wege zu suchen.

Und ja, es gibt auch Pferde, die Fehler oder Unachtsamkeiten ihrer Menschen dazu nutzen, eigene Ideen zu verfolgen. Pferde, die lieber Gras fressen, als sich führen zu lassen, Pferde, die in der Reitstunde nicht mehr tun als unbedingt nötig, oder Pferde, die gerne mal Blödsinn machen, wenn man nicht aufpasst.

Aber meiner Erfahrung nach tun Pferde all das nicht, weil sie „böse“ sind oder uns eins auswischen wollen. Wie jedes Lebewesen verfolgen auch Pferde ihre eigenen Interessen, wenn es möglich ist. Aber ganz im Gegensatz zu uns Menschen, denken sie dabei nicht strategisch oder um die Ecke. Sie schmieden keine Pläne, um uns blöd dastehen zu lassen, und die allerwenigsten von ihnen wollen uns je vorsätzlich schaden.

Die Annahme, dass Pferde gefährlich sind, wenn man sie nicht beherrscht und unterwirft, wird meiner Ansicht nach geboren aus einer tiefliegenden (und oft nicht zugegebenen) Angst vor Pferden. Angst vor ihrer Größe, Kraft, Stärke und ihrem Tiersein. Diese Angst lässt uns streng werden, denn nur durch Strenge glauben wir sie kontrollieren zu können. Und Kontrolle ist es, was die meisten anstreben. Denn das wird den allermeisten Reitanfängern eingeschärft: niemals die Kontrolle zu verlieren.

Aber schon allein die Vorstellung, je wirklich Kontrolle ausüben zu können, führt oft zu Irrwegen. Kein Mensch kann ein Pferd wirklich kontrollieren, wenn es das nicht will. Jedes Pferd kann sich auch mit noch so scharfen Zäumen oder stechenden Sporen oder schlagenden Gerten losreißen, seines Reiters entledigen und durchgehen. Jedes Pferd könnte uns, wenn es das wollte, schwer verletzen – und ja, auch töten. Aber – und das ist für mich der entscheidende Punkt: Kein normales Pferd will das! Wenn es sich nicht gerade um ein wirklich schwer traumatisiertes Pferd handelt (und selbst unter denen gehen wenige wirklich zum Angriff über), will uns kein Pferd verletzten.

Pferde sind groß und stark, aber Pferde suchen vor allem eines: Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Nur deshalb können wir im Vergleich zum Pferd eher schwächliche Menschen meiner Ansicht nach überhaupt mit Pferden all das tun, was wir tun. Würden sie nicht immer wieder bereit sein, auf uns zu achten, uns zu verzeihen und zu versuchen uns zu verstehen, sähen wir auch mit all unseren Hilfsmitteln blass aus. Wenn ich überlege, was wir Pferden alles antun an Zwangsmaßnahmen, Ungerechtigkeiten und Gewalt, und was sie alles zum Großteil auch über Jahre klaglos über sich ergehen lassen, dann ist es mehr als verwunderlich, dass sie immer wieder bereit sind, sich auf uns einzulassen. Sich aber wirklich einmal klarzumachen, dass das tatsächlich so ist, zeigt uns, dass Pferde nicht böse sind, sondern ganz im Gegenteil: dass sie unendlich große Seelen haben. Und dass das größte Unrecht, das wir ihnen immer wieder antun, darin besteht, ihnen Böses zu unterstellen.

3. März 2011 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 24 Kommentare »

 

24 Reaktionen zu “Das böse Wesen Pferd!?”

 

Von Ramona • 3. März 2011

Vielen Dank für diesen wundervollen Beitrag, Tania. Er spricht mir aus ganzem Herzen!

Der Umgang mit dem Pferd ist ja so herrlich entspannt und unkompliziert, wenn man sich erst mal von dem dummen Gedanken frei gemacht hat, dass Pferde böse, hinterlistig oder berechnend sind. Dann muss man nicht mehr sofort (und i. d. R. leider unüberlegt) reagieren. Sondern man hat Zeit hat zum Hinschauen, Nachdenken, WARUM-Fragen und ertappt sich dann viel seltener bei Ungerechtigkeiten gegenüber dem Pferd. Und das tut der Pferd-Mensch-Beziehung ja sooo unheimlich gut!

________________________

Das unterschreibe ich meinerseits voll und ganz!
Tania

 

Von Manuela • 3. März 2011

Hallo Tania!
Ein Plädoyer für Selbstreflektion und gegen Gewalt. Ich unterstreiche jeden einzelnen Satz von Dir!
Ich habe vor 30 Jahren mit dem Reiten angefangen – da wurden die Pferde noch routinemäßig beinahe täglich durch die Bahn geprügelt, um ihnen „Respekt“ beizubringen. Für mich als Kind ein schrecklicher Anblick, aber irgendwie damals auch „normal“…
Lange war ich danach unsicher im Umgang mit den Pferden. Mal war ich zu hart, dann wieder zu weich – letztendlich fehlte mir schlicht die Konstanz und die Bereitschaft an MIR und nicht am PFERD zu arbeiten.
Mit meinem ersten eigenen Pferd, einem sehr dominanten Hafi, habe ich endlich gelernt auf mich und mein Innerstes zu hören, denn mit Gewalt und „Dominanz“ kam ich bei diesem Pferd einfach nicht weiter. Ich leiste ihm heute noch täglich Abbitte für das, was er mit mir erdulden musste. Und immer hieß es: „Setz Dich durch!“ „Der verarscht Dich!“ „Das darfst Du ihm nicht durchgehen lassen!“ Wir sind einen langen Weg gegangen, in dem ich oft gezweifelt habe, ob ich der richtige Mensch für ihn bin…
Heute habe ich die ganzen „Gurus“ und ihre „Tipps und Tricks“ hinter mir gelassen und gehe mit meinem Dicken, der mir immer wieder alle Fehler verziehen hat (und immer noch verzeiht) meinen / unseren eigenen Weg. Dieser ist fair, harmonisch und respektvoll auf beiden Seiten, wir haben magische Momente miteinander. Und doch muss ich immer wieder aufs Neue erkennen, dass er einfach die größere Persönlichkeit von uns beiden ist. Er ist mein Lehrer…
Einen nachdenklichen Gruß von
Manuela

____________________

Ein ebenso nachdenkliches, dickes Dankeschön für Deine Zeilen, Manuela!
Tania

 

Von Iris • 3. März 2011

Liebe Tania,

dieses tief verwurzelte Misstrauen der Menschen gegenüber den Pferden ist meines Erachtens eins der höchst menschlichen Probleme. Aufgrund unserer eigenen Sozialisierung und Erziehung (und bestimmt auch unserer Genetik) haben wir verinnerlicht, misstrauisch zu sein, weil unsere menschlichen Gegenüber halt nun mal die Möglichkeit haben, sich zu verstellen, unehrlich zu sein, uns zu täuschen. So fällt es dann manchem schwer zu akzeptieren, dass Pferden (oder Tieren im allgemeinen) dieser Wesenszug völlig abgeht. Pferde sind immer und zu hundert Prozent ehrlich, aber das muss man als Mensch erst einmal annehmen können. Natürlich ist es da bequemer, sich Ausreden zurechtzulegen, mit denen man ihnen den Schwarzen Peter zuschieben kann, statt bei sich selbst anzusetzen, um Probleme zu lösen.

Ich hoffe, dass viele, viele Pferdeleute Deinen tollen Blogbeitrag lesen und so die Chance bekommen, ohne Misstrauen auf ihre Pferde zuzugehen und zu lernen, deren Ehrlichkeit zu schätzen.

Liebe Grüße,

Iris

______________________

Dankeschön, Iris!
Tania

 

Von Nicole • 3. März 2011

Liebe Tania,

wie so oft finde ich mich in deinen Zeilen wieder.

Du kennst meinen Werdegang mit meinem Pferd und hast mir schon so oft geholfen, nachzudenken, es anders zu sehen, nein, mich anders zu sehen und dann anders zu agieren. Ohne Deine/ Eure Hilfe wäre ich jetzt noch nicht da, wo ich mittlerweile mit meinem Pferd sein darf.

Diese Selbstreflektion ist schmerzhaft für den Menschen. Es dauert, sich seine Fehler einzugestehen. 20 oder gar 30 Jahre eingeimpftes „Dominanzdenken“ über Bord zu schmeißen. Reitlehrern, die oft schon zu Freunden geworden sind, vor den Kopf zu stoßen und zu sagen: Nö, so nicht mehr…

Viele müssen wieder lernen, ihrem Pferd zu vertrauen. Ist man doch runter gefallen, weil es „böse“ war.

Danke für diesen Blog. Ich werde ihn mir ausdrucken und allen zu lesen geben, die meinen jetzigen Weg (noch?)nicht verstehen. Zuzüglich der Kommentare, denn ich bin wie Manuela der Meinung, die Pferde sind die größeren Persönlichkeiten und die besten Lehrmeister überhaupt.

Ganz liebe Grüße

Nicole

_____________________

Ich drück Dich mal ganz feste, Nicole.
Tania

 

Von Claudia • 3. März 2011

Danke für den tollen Beitrag!

Dass Pferde eigentlich wirklich sanfte Tiere sind, ist mir erst wirklich bewusst geworden, seit wir Katzen im Stall haben.

Die drei Kater sind extrem überanhänglich, haben vor fast nichts Angst und wuseln entsprechend überall rum – da verliert man leicht den Überblick.
Einmal, als ich mein Pflegi aus der Box zum Putzplatz gelassen hab (machen wir immer ohne dass ich sie führe – also ich mach einfach die Tür auf und sie läuft zum Putzplatz), saß ein Kätzlein vor der Boxentür. Mein Pflegi ist schön außenrum gegangen und war ganz vorsichtig, um ja nicht draufzutreten – dabei macht Pflegi sonst jede Pylone einfach platt.

Auch ansonsten ist sie total geduldig mit den Kätzchen, obwohl das nicht immer so angenehm für sie ist (die versuchen zum Beispiel, an ihren Beinen hochzuklettern; springen ihr auf den Rücken, rollen sich da und fallen fast runter… *autsch*)
Ok, manchmal ist sie genervt von den Katzen (würde ich auch sein)… aber sie bleibt trotzdem lieb.

lg, claudia

___________________

Sehr schönes Beispiel, Claudia! Danke dafür.
Tania

 

Von Schnurzel • 4. März 2011

Hallo Tania,

toller Beitrag, der hat mir fast die Tränen in die Augen getrieben…
Mir erging es ähnlich wie Manuela, mein Wallach hat mir den Weg aufgezeigt und tut es heute noch.
Auch ich ging erstmal mit ihm um, wie ich es gelernt hatte: Ich habe versucht, mich durchzusetzen, auch mit Gewalt und ich weiß noch, wie verzweifelt ich einmal war, weil er an der Longe einfach nicht galoppieren wollte. Was habe ich ihn angebrüllt und auch die Peitsche eingesetzt…..schlimm….Und er ist trotzdem nicht galoppiert, dabei durfte ich ihn doch eigentlich nicht „gewinnen“ lassen, der würde niemals galoppieren, wenn er die Erfahrung macht, dass er damit „durchkommt“.
Er war damals 3 und natürlich entwickelte er mit der Zeit noch ein paar „Unartigkeiten“. Meine Umwelt riet mir zu mehr Gewalt, ich wollte das immer weniger und wurde mehr und mehr belächelt….
Naja, nachdem ich die Haltungsform verbessert hatte und gleichzeitig einen Schwung Leute kennenlernte, die gewaltlos mit ihren Pferden arbeitete und mir zeigten, wie man anders mit Pferden kommunizieren kann, wurde alles ganz schnell viel besser und ich bin froh, nicht auf die Gewaltratschläge gehört zu haben.
Mein Wallach, anfangs ja wirklich noch ein Pferdekind, mußte mir erfahrener Pferdefrau erstmal zeigen, wie blöd ich mich Pferden gegenüber verhielt und ist trotzdem heute bereit, sich von mir Übungen beibringen zu lassen.
Was bin ich froh, dass er so selbstbewußt und gutgelaunt ist, eine so gefestigte Persönlichkeit hat.

Was ich aber erschreckend finde, ist, dass ich eigentlich Gewalt verabscheue, Pferde wirklich liebe, nicht ganz dumm bin und trotzdem früher ohne mit der Wimper zu zucken Pferde geschlagen habe. Ich bin nicht prügelnd durch die Pferdewelt gegangen und ich war immer eine von den zu „weichen“, aber wenn sein „musste“, habe ich zugeschlagen.
Erst bei meinem Wallach, meinem ersten eigenen Pferd, hat das alles nicht geklappt und ich MUSSTE umdenken. Warum nur bin ich nicht viel früher mal auf die Idee gekommen, einen anderen Weg der Kommunikation zu suchen?
Warum habe ich jahrelang angenommen, dass jedes Pferd funtkioniert wie eine Maschine und es für alle Pferde nur diesen einen Weg gibt, ohne auf die facettenreichen Persönlichkeiten der verschiedenen Pferde zu achten?
Das kann ich heute überhaupt nicht mehr nachvollziehen….

Nachdenkliche Grüße
Anja

___________________

Mach‘ Dich nicht fertig – so wie Dir ging es sehr vielen von uns. Auch ich habe in der Vergangenheit sehr viel Mist mit Pferden gemacht. Leider ist Gewalt gegen Pferde noch immer so „normal“, dass viele damit aufwachsen und es erst viel später hinterfragen, wenn überhaupt. Du bist heute an einem anderen Punkt und schlägst andere Wege ein. DAS zählt.

Herzlich,
Tania

 

Von Carola Schlanhof • 6. März 2011

Hi Tania,

ganz glücklich macht mich dein Beitrag nicht.

Ein Zitat aus einem meiner Lieblingsbücher (M. Schäfer, Handbuch Pferd, S 86. ich hoffe, es ist OK, mit Quellenangabe zu zitieren).:
„Von meist nur theoretisch gebildeten Verfassern liest man zwar häufig, alle Pferde seien von Natur aus gut und würden erst durch falsche Behandlung unleidlich gemacht. Alte Pferdeleute glauben jedoch oft ganz fest daran, daß es >geborene Verbrecher< gibt. Beide Auffassungen sind gleichzeitig richtig und falsch. Böse im menschlichen Sinne ist natürlich kein Pferd von Natur aus, wohl aber kommen leicht reizbare, häufig im Grunde genommen lediglich stark auf Verteidigung eingestellte Exemplare vor.
Das südliche Steppenpferd besaß eine ausgesprochen große Individualdistanz und lebte im Vergleich zu den Urponys in wesentlich loserem Sozialgefüge, zum Teil fast einzelgängerisch."

Ich denke, der Absatz sagt viel über die Unterschiede zwischen Pferden aus, die häufig durch die Anpassung an den ursprünglichen Lebensraum entstanden sind bzw. jetzt aus einer Mischung dieser Typen entstehen.

Ich denke, dieser Unterschiede zwischen einzelnen Pferderassen (bzw. besser -typen aufgrund der verschiedenen Mischungen auch innerhalb einer Rasse) sollten viel stärkere Beachtung finden, so wie es ja bei (Gebrauchs)Hunderassen ja auch der Fall ist.

Ich hatte früher ein ausgesprochen aggressives, aber durchaus leistungsbereites und sehr neugieriges Pferd (liebte z. B. neue Wege), das allerdings in der Gruppenhaltung stets schwierig war und oft genug Verletzungen davontrug. Ihre zweite Lebenshälfte verbrachte sie dann nur mehr mit einer Koppelgenossin bzw. mit ihr und meinem jetziges Reitpferd (deutlich friedlicher, aber noch sensibler und reaktiver), das sie sofort adoptiert und heiß geliebt hat.
Mein Lieblingssatz früher zu meiner alten Stute und ihrem Verhalten: "Sie kann leider nicht lesen und weiß daher nicht, wie sich Pferde normalerweise verhalten". Nachdem ich o. a. Buch gelesen hatte, wurde mir erstmals bewußt, daß ihr Verhalten für einen bestimmten, in hiesig normalen Reiterkreisen üblichen Typ zwar außergewöhnlich war, aber nicht wirklich für ihren Typ pferdeuntypisch.

Seit einiger Zeit bin ich erstmals mit einem Pferd mit eindeutig kaltblütigem Einschlag konfrontiert (mein Nachwuchsfahrpony), das sich im Verhalten massiv von meiner Pasostute unterscheidet. Viel weniger reaktiv, viel cooler (Flucht in Sumpfgebieten unpraktisch…), aber auch weniger beweglich in sich (obwohl sie durchaus geschickt ist).
Und ich weiß mittlerweile, daß es Pferde gibt, die Kälte NICHT gut aushalten (eben meine Paso-Dame, Papa kommt aus den Tropen, Winterfell beschränkt sich auf etwas längere Haare ohne Unterwolle. Sie liebt ihre warme Decke, hat im Gegensatz zum vorigen Winter nicht gehustet und der Rücken ist auch lockerer.

Ich finde es wichtig, sich dieser Unterschiede bewußt zu sein, denn Pferde SIND aufgrund ihrer Größe, ihres Gewichts, ihrer Kraft, ihrer Reaktionen gefährlich. Je besser man sie einschätzen kann, umso besser und sicherer (und auch netter) kann Mensch mit ihnen umgehen. Und es muß m. E auch nicht JEDER Mensch mit JEDEM Pferdetyp können.

Ich hoffe, ich konnte in etwa rüberbringen, was in mir vorgeht, ohne daß es als Angriff wirkt, denn auch ich bin der Überzeugung, daß die Dominanzschiene und das sicherheitshalber-von-vorne-herein-klarstellen,-wer hier-die-Macht-hat, der falsche Weg ist.

Viele Grüße

Carola

_________________________

Hallo Carola,

herzlichen Dank für Deine Zeilen und Gedanken.

Zu dem Zitat: Schon der Begriff „Verbrecher“ ist ein so deutliches Zeichen von Vermenschlichung für mich, dass ich große Probleme mit der Aussage habe. Ich glaube tatsächlich nicht an „Verbrecher“ und wir durften schon oft genug erleben, wie solche so genannten „Verbrecher“ zu tollen Kameraden geworden sind, als man aufhörte, mit ihnen zu kämpfen und sie für sich gewann.

Desweiteren reiten wir ja keine Steppenponys und Urpferde, sondern über viele, viele Generationen durch menschliche Hand gesteuerte Zuchtformen – ein undifferenzierter Vergleich zu Wildpferden muss also aus meiner Sicht zu kurz greifen, um das Wesen Pferd verstehen zu können. Aber ich stelle die Theorie auf, dass auch Wildpferde erst dann „böse“ werden, wenn man sie bedrängt und bedroht und nicht, weil es ihnen im Blut liegt (wie z.B. die Lust am Töten bei manchen Tierarten ja offenbar durchaus eingebaut ist).

Mein Eindruck ist aber der, dass wir beide gar nicht so weit auseinanderliegen. Ich stimme Dir voll und ganz zu, dass es unterschiedliche Pferdetypen und -persönlichkeiten (rassebedingt, aufzuchtsbedingt, genetisch geerbt usw.) und auch, dass es darum geht, das zu erkennen und entsprechend angepasst mit den Tieren umzugehen. Was mich traurig macht, ist wenn vom Individuum auf die ganze Art geschlossen wird, denn das ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz und führt zu vielen Problemen im Umgang mit Pferden. Wer grundsätzlich von einem Kern Böses ausgeht, neigt meiner Erfahrung nach dazu, bestimmte Erziehungsmethoden und Wege des Umgangs gar nicht erst in Erwägung zu ziehen, sondern darauf zu setzen, Pferde mehr oder weniger zu unterwerfen, damit man eine (vermeintliche) Kontrolle haben kann. Und wozu das führt, kann man landauf, landab sehen.

Herzlich,
Tania

 

Von Carola Schlanhof • 6. März 2011

Hi Tanja,

ich denke, es ist leider oft so, daß wehrhafte Pferde eben leicht als böse angesehen werden (daß sie oft gefährlich sind, speziell wenn man ihnen falsch kommt, ist leider so) und Pferde, die eher erstarren bzw. fast gar nicht oder immer langsamer reagieren, als dumm oder faul. Leider werden beide Verhaltensstrategien unserer Vierbeiner häufig als Grund angesehen, >energischer<, häufig im Sinne von grob bis brutal, mit ihnen umzugehen.

Das war ja früher auch im Umgang mit Menschenkindern häufig so.

Insgesamt ist es natürlich einfacher, wenn man ein Kochrezept hat, das für alle Pferde funktioniert. Ich denke, daß deshalb bestimmte Lehren besonders Anklang finden, eben weil sie dieses Rezept versprechen.
(Clickertraining, wenn man es nicht in total rudimentärer Form betreibt, gehört definitiv nicht dazu und fordert neben dem Pferd noch mehr den Trainer. Jede andere Form von gutem Training auch nicht.)

Es soll übrigens durchaus Pferde mit Tötungsinstinkt, speziell gegenüber Kleintieren, geben, die z. B. Hühner und Hasen umbringen, wenn diese ihnen zu nahe kommen. Ich denke allerdings, daß dieses zu-nahe-kommen in freier Natur kaum bzw. nur extrem selten vorkommt.

Ich denke auch, daß wir in unseren Meinungen nicht so weit auseinander liegen, auch wenn wir uns aus anderen Richtungen annähern.

Viele Grüße

Carola

 

Von Sigrun • 7. März 2011

Hallo Tanja,

mal wieder ein richtig guter Denkanstoß von Dir! Ein Aspekt, wie man aus der Falle der Dominanz herauskommen kann, ist gutes Reiten, bei dem das Pferd sich wohlfühlt und die Erfahrung macht, dass es schön ist, sich gemeinsam mit dem Reiter zu bewegen.

Pferde, die sich unter dem Reiter wohlfühlen und die Freude an der gemeinsamen Bewegung erfahren, die merken, dass der Reiter ihnen zeigen kann, wie sie sich harmonischer und leichter bewegen können, kommen auch seelisch in ein besseres Gleichgewicht; warum sollten sie da versuchen, abzulenken oder sich zu wehren?

Wenn das Gerittenwerden und der Umgang mit dem Reiter als angenehm empfunden wird, dann stellt sich die Frage nach dem Gehorsam oder der Dominanz überhaupt nicht mehr, weil die gemeinsame Bewegung von Reiter und Pferd positiv, angenehm und leicht erlebt wird. Die Lektionen, die man dann erarbeiten kann, sind der Bonus, den der Reiter dann von seinem Pferd geschenkt bekommt (dem Pferd sind sie ja meist nicht soo wichtig ;-)), wenn es sich gern unter ihm bewegt.

Liebe Grüße
Sigrun

______________________________

Was für eine starke Aussage: „Wenn das Gerittenwerden und der Umgang mit dem Reiter als angenehm empfunden wird, dann stellt sich die Frage nach dem Gehorsam oder der Dominanz überhaupt nicht mehr“ – super!
Tania

 

Von Ellen Schulz • 7. März 2011

Hallo Tanja,

ich habe auch so ein „böses“ Pferd, eine Vollblutstute.
Als ich sie vor sehr langer Zeit von der Rennbahn kaufte konnte sie nichts. Reiter tragen und rennen.
Aber sie bedrohte mich nach 2 Wochen im Stall, versuchte, mich mit angelegten Ohren und aufgerissenem Maul aus dem Stall zu jagen. Ich habe sie aus der Ecke heraus abdrücken und auf mich zuspringen gesehen, aber sie biß mich nicht. Es wäre leicht für sie gewesen. Vor lauter Schreck habe ich sie mit dem Stiel der Mistgabel verhauen. 2 Wochen später hat sie mich dann wirklich gebissen und ich hatte wieder eine Mistgabel in der Hand. Da gab es die 2. Abreibung.
Sie stieg an der Longe und rannte los, bis ich die Longe loslassen musste.
So waren die ersten Wochen unseres Kennenlernens und sie testete mich, wie weit sie gehen kann. Anders kann ich es nicht beschreiben. Damals überlegte ich, ob ich sie behalten soll oder nicht. Sie hat das danach nie wieder gemacht und ist jetzt seit mehr als 12 Jahren bei mir.
Sie hat mir aber auch beigebracht, daß ich sie nicht ungerechtfertigt strafen darf, bei der Arbeit voll konzentriert und vor allem konsequent mit ihr sein muß, aber ohne Druck. Sie will geführt sein, sonst führt sie. Dann wird es unangenehm, weil ca. 500 kg Pferd immer stärker sind als ein Mensch. Klare Ansagen bieten Sicherheit.
Aber ein böses oder gar berechnendes Pferd ist sie nicht und war es nie. Im Gegenteil, sie ist ein ganz feines Pferd mit einem feinen Charakter. Sie lässt sich zur Arbeit einladen, aber nicht zwingen.
Ich versuche, gefährliche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen, sie erkennt z. B. meine Unsicherheit an bestimmten Stellen im Gelände und möchte dann selbst entscheiden, wie es weitergeht. Dann steige ich auch mal ab, bis sich die Lage entspannt hat.
Einen Kampf würde sie gewinnen und gegen mich arbeiten. Also richte ich es so diplomatisch ein, daß die Gelegenheit zum Loben da ist und nicht zum kämpfen.
In meinem Reiterleben habe ich aus Unwissenheit so viel falsch gemacht, aber die Pferde, die ich ritt, waren nie „böse“ zu mir. Nie!
Dafür danke ich ihnen heute noch.
Meine Stute ist mittlerweile 20 Jahre alt und wir lernen immer noch voneinander, ohne Kampf oder Gewalt. Also muß sie sich auch nicht wehren und die Arbeit ist harmonisch und macht Spaß.
Eure Beiträge bestätigen mir oft, dass ich auf einem guten Weg bin, aber sie öffnen mir auch oft die Augen im Umgang mit den Pferden, dass man noch vieles besser machen kann.

Liebe Grüße
Ellen

____________________

Danke, Ellen, für Deine Zeilen und schön, dass Ihr Euch so gut zusammengerauft habe. Du hast etwas für mich ganz Entscheidendes geschrieben: „Ich versuche, gefährliche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen.“ – das ist auch mein Ansatz, mit dem ich inzwischen sehr gut fahre.

Euch alles Gute,
Tania

 

Von Conny • 7. März 2011

Hallo Tanja,

das hast du sehr schön geschrieben!!! Ich finde es toll, dass langsam ein Umdenken unter Reitern stattfindet. Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass wir mit einem Tier umgehen, das so schwer wie ein AUTO ist! Welcher normale Mensch würde sich kräftemässig mit einem Auto messen wollen, es gar am Führstick bergabrollend festhalten wollen?

Und das Pferd hat so ein wahnsinniges Feingefühl, um genau zu spüren, auf welchem Fleckchen seines Körpers eine vielleicht 2 Gramm leichte Fliege auf dem Fell landet. Wie müssen sich dann erst der massive Einsatz von Gerte oder Sporen für das Pferd anfühlen?

Klar, auch ich war früher auch oft ungerecht zum Pferd, oft auch wegen dem Gruppenzwang unter Reitern („Der verarscht dich“) Als vor Jahren die Welle des NHT anschwappte, wurden Pferdebesitzer, die nen anderen Weg einschlagen, noch als Tüddeltanten und Pferdeverhätschler verspottet.

Jetzt, da man sieht, WAS durch dieses Umgang mit dem Pferd ohne Gewalt machbar ist, verstummen die Spötter langsam. Nur schade, dass dieses Umdenken bei den Profireitern (Vorbilder?) mit ihren Sperriemen, Sporen, Gerten und Hilfszügeln noch nicht angekommen ist.
Aber denen fehlt es es an zwei wichtigen Dingen: Zeit und Geduld.

__________________________

Ja, da hast Du recht! Und ich bin zuversichtlich, dass noch weiter vieles in der Pferdewelt in Bewegung kommen und sich – hoffentlich – in eine positive Richtung entwickeln wird.

Herzlich,
Tania

 

Von emy • 7. März 2011

Gerade erst vergangenes Wochenende hatte ich wieder so ein Erlebnis:
Ein Pferd hat am Putzplatz den Blickkontakt zu seinen Kumpels (die grad weggeführt wurden) verloren. Natürlich ist er nervös geworden und begann an der Stelle zu tänzeln – die Reiterin hat ungeachtet weitergemacht. Als er dann einen Schritt auf sie zu machte (ich stand daneben und es war in dem Moment wirklich nicht gefährlich, weil genug Platz) hat sie ihm mit voller Wucht den Metallstriegel in die Flanke geschlagen (statt auszuweichen).
Begleitet von lautem Schimpfen und Gefluche: „Ich traue diesem verdammten Gaul nicht!“

…dann sollte sie sich doch vorher überlegen ob sie dieses Pferd überhaupt reiten will (es war nicht ihres)!

Erklärungsversuche meinerseits, dass er nur kurz unruhig wurde, weil sein Kumpel ums Eck verschwunden ist und dass sie mit Beruhigung gegen die Panik mehr ausgerichtet hätte, als einer zusätzlichen Strafe wird dann gerne als „verklärte Schönrednerei“ abgetan und meist nur mit einem Kopfschütteln kommentiert.

Wie der Ausritt und der Reitplatz dann anschließend für den „bösartigen Gaul“ unter ihr war, könnt ihr euch sicher vorstellen… 🙁

Leider habe ich solche Erlebnisse immer mal wieder – das Pferd zeigt eine Stress/Angst/Überforderungsbedingte Reaktion und der Mensch reagiert mit Zorn/Gewalt/Strafe, statt zu versuchen, dem Pferd in diesem Moment ein verlässlicher Partner zu sein :/
Selten nimmt sich jemand Zeit und Objektivität um zu verstehen was in dem großen Kerl da jetzt eigentlich vorgeht, lieber prügelt man es wieder ins gewünschte Verhalten hinein.
Ganz zu schweigen von der psychischen Gewalt, die die physische Gewalt oft begleitet….

Kann es sein, dass viele Reiter schlicht und einfach ANGST vor Pferden haben und gar nicht anders reagieren können?!?!
Warum reitet bzw. arbeitet man mit Pferden, wenn man diesen Wesen nicht vertraut?

Irgendwo fehlt mir hier das Verständnis…ich kapiere es einfach nicht!

Liebe Grüße,
emy

_____________________

Traurig 🙁

Ja, ich habe auch immer mehr die Vermutung, dass Angst uns Menschen sehr vieles von dem Mist machen lässt, den wir mit Pferden machen…
Tania

 

Von Nicole • 7. März 2011

Hallo Tanja,
ein sehr interessanter Gedanke, mit dem sich jeder mal beschäftigen sollte, der Umgang mit Pferden hat!

Michael Geitner hat meiner Meinung nach aber ganz gut ins Schwarze getroffen, indem er versucht, das Ganze aus Pferdesicht zu beschreiben. Ich hoffe, niemand hat was dagegen, wenn ich einige zutreffende Sätze aus seinem Buch „be strikt“ zitiere:
„…Das Pferd auf der Suche nach seinem Herdenchef

Mehrmals tägl. wird sich ihr Pferd vergewissern wollen, ob es sich bei und mit Ihnen noch sicher und wohl fühlen kann. In vielen, kleinen Alltagssituationen stellt es Ihnen – auf seine Weise – die Frage: Bist du wirklich ranghoch, oder muß ich allein auf mich aufpassen?
In den meisten Fällen erhalten die Pferde keinen Beweis dafür, dass sie es mit einem kompetenten Boss zu tun haben. Vielmehr kommen sie zu der niederschmetternden Erkenntnis, daß sie wiedereinmal einen Unsicherheitsfaktor mit sich herumtragen müssen.
Wenn Pferde ihre Menschen testen, geschieht das niemals aus Berechnung oder Boshaftigkeit.
Pferde haben keineswegs Freude an irgendwelchen sinnlosen „Machtspielchen“, sondern suchen lediglich – gemäß ihrer Natur – nach jemandem, der sie leitet, führt, beschützt und dafür sorgt, daß die Herdenregeln konsequent und verlässlich eingehalten werden. Welche Regeln in der vertrauten Herde Gültigkeit besitzen, weiß jedes Pferd ganz genau. Im Rahmen dieser uneingeschränkt geltenden Gesetze fühlen sich Pferde sicher.
Jeder Regelverstoß, der vom Boss nicht registriert und korrigiert wird, führt dazu, dass die Kompetenz des „Führers“ in Frage gestellt wird und hat zur Folge, daß das Pferd im Zweifelsfall eigene Entscheidungen treffen wird…“ Alles abzuschreiben würde jetzt hier aber den Rahmen sprengen, es ist aber sehr zu empfehlen dieses Buch komplett zu lesen. Aber wenn man sich diese Sätze mal zu Gemüte führt, erkennt man doch schon, daß im gewissen Sinne eine Rangfolge bestehen muß, die man mit seinem Partner Pferd (gewaltfrei) klären muß, um das gegenseitige Vertrauen aufbauen zu können. Pferde müssen ihren Platz in der „Herde“ kennen, damit sie richtig reagieren können, so wie wir es uns wünschen, ohne es dabei durch die Lektionen „prügeln“ zu müssen. Vertrauen, Kompetenz, und geklärte Rangordnung ist das Fundament und die Basis dessen, worauf wir dann das Haus, also sprich Reiten, Fahren, Bodenarbeit usw. aufbauen können. Stimmt das Fundament nicht, kann man kein Haus dauerhaft darauf bauen – die Wände würden bald wieder einstürzen oder gar nicht erst halten.

LG Nicole

_______________________

Vielen Dank, Nicole, für Deine Gedanken. Ich persönlich habe ein bissl Probleme mit dieser „Herdenchef“-Geschichte, da ich nicht glaube, dass wir Menschen einem Pferd vormachen können, Herdenchef zu sein. Und leider wird gerade sehr viel Dominanzgetue genau mit dieser Argumentation begründet und Pferde werden geschlagen und getreten, „weil das in der Herde ja auch so gemacht wird“.

Worin ich Dir aber zustimme – und ich denke, das ist ein wesentlicher Punkt: Pferde suchen Orientierung, Sicherheit und Klarheit.
Tania

 

Von Claudia • 7. März 2011

Liebe Tania und alle,

Vielen Dank für den tollen Beitrag!
Es ist erstaunlich wie oft man die beschriebenen Meinungen über Pferde auch heute immer noch hört: “ der macht das absichtlich, die will Dich nur vera….“ usw. Dabei gibt es meiner Meinung nach nur 1 Tier das soweit berechnet um damit andere dumm da stehen zu lassen und sich danach ins Fäustchen zu lachen, und das ist der Mensch!
Wie Iris schon beschrieben hat finden wir hier eine typisch menschliche Verhaltensweise wieder. Und trotzdem sind das halt über Jahre hinweg eingeimpfte Denkansätze, die man so leicht nicht wieder los wird.
Schon zu eurem Titelthema der letzten Woche, das immer wieder Gewalt an Pferden ausgeübt wird, hab ich mir viele Gedanken gemacht. Zum einen ist es bestimmt die Angst vor Kontrollverlust, Versagensängste etc. Und dann denke ich dass viele, und sicher gar nicht mit böser Absicht, den Druck den man im Alltag erlebt mal direkt weitergibt an den nächst Schwächeren – und das ist oft das Pferd. OK das weicht ein bisschen ab aber ich finde es so toll, dass ihr diese Themen immer wieder aufbringt, dass man sich immer wieder den Spiegel vorhält wenn man diese Beiträge liest und sich überlegt „und was ist mit mir“? und dass man sich aber auch der ganzen Dinge bewusst wird/ist, die schon viel besser geworden sind, wo man schon viel fairer reagiert hat und das Pferd als das gesehen hat, was es ist: ein Pferd und keine hinterlistiges Wesen das einem eins auswischen will!

Vielen Dank und eine schöne Woche
Claudia

___________________

Herzlichen Dank, Claudia, für Deine Zeilen!
Tania

 

Von goldfasan • 7. März 2011

Tolles Thema!
Besonders der Satz, diese Seite auszudrucken und im Reitstall auzuhängen finde ich toll.
Meine Frage ist nur, würde es von deiner Seite Tania in Ordnung gehen, wenn ich dieses tun würde.
Mein Gedanke dahinter wäre es auch die Reiter auf dieses Forum neugierig zu machen.
Ich habe das Buch auch von Michael Geitner gelesen und fand es sehr gut. Die Sache mit dem Herdenchef sehe ich so: Bei meinem Angel habe ich diese Probleme nicht, weil er sehr sensibel reagiert. Bei Dodo ist das Anders. Leider respektiert er meinen persöhnlichen Raum nicht immer, was Angel nie anzweifeln würde, also muß ich manchmal deutlicher werden. Im Monemt schicke ich in immer zurück. Vieleicht habt ihr ja noch eine bessere Lösung für mich. Über Anregungen würde ich mich sehr freuen.
Zum Thema sich bei dem Pferd zu entschuldigen möchte ich mich auch äußern. Auch ich bin durch die alte Schule gegangen und habe mit Stafe und Druck mein altes Pferd ausgebildet. Seit 4 Jahren denke ich massiv um.
Auch ich habe mich tausendmal bei meinem Pferd entschuldigt, denn diese Sache hat mich stark belastet.
Toll fand ich wo eine Freundin zu mir sagte, sie kann sehr gut die Gefühle von Tieren und Menschen erfassen, dass ich aufhören sollte mir ständig Vorwürfe für mein altes Verhalten zu machen, denn Farano hätte mir schon längst verziehen und ich sollte es doch gefälligst auch tun. Seit dem komme ich mit Farano super klar.
Gruß Karin

_______________________

Hallo Karin,

grundsätzlich ist es für mich ok, wenn Texte ausgedruckt und aufgehangen werden – nur ist zu bedenken, dass kein Mensch gerne „bekehrt“ wird.

Zum Rückwärtsrichten: Hier, denke ich, kommt es stark auf das WIE an. Man kann ein Pferd freundlich bitten, etwas zurückzugehen, damit man mehr Raum hat. Man kann es aber eben auch aggressiv zurückschicken, damit es kuscht. Der Ton macht die Musik 🙂
Tania

 

Von Maike • 8. März 2011

Wieder mal ein starkes, wichtiges Thema!
Hatte letzten Freitag erst wieder die Diskussion mit unserem Huforthopäden. Meine Vollblutstute ist sehr dominant überall die Leitstute und sehr redselig, sprich sie äußert sehr deutlich ihr Missfallen in Form von Drohgebärden, wie in die Luft schnappen oder mit dem Huf drohen. Macht sie auch bei mir, wenn sie nicht geputzt werden will.

Als sie das erste mal kurz vor meinem Gesicht drohend in die Luft gebissen hat, habe ich ihr intuitiv einen Klapps mit dem Strick gegeben – so was geht ja gar nicht, oder? Ich merkte schnell das wir dadurch nur rüpelig miteinander umgingen, was sonst wirklich nicht unsere Art ist.

Dann hab ich es einfach ignoriert und habe mich trotz ihrer luftbeisserei nach unten gebückt um ihr Vorderbein zu bürsten und hab dabei meinen Nacken quasi ihren Zähnen dargeboten. Was hat sie gemacht? Sie hat mir sanft mit ihren Lippen den Nacken geputzt! Ich „strafe“ also dieses Verhalten nicht mehr, dafür schaut es immer aus als hätte ich ein böses, völlig respektloses Pferd. Im Wechsel mit einem Pferd das unglaublich schmusig ist und bei dem ich nicht mit dem Putzen fertig werde, weil ich die Hälfte der Zeit ihren Kopf auf meiner Schulter liegen haben.

Wir fordern so oft Vertrauen von unseren Pferden in Bereichen die wider ihre Natur sind (Hängerfahren) oder für die völlig unverständlich (Impfungen). Warum ist es für uns so schwer unseren Pferden zu vertrauen?

Wer Katzen oder Hunde hat weiß das es schon mal vorkommen kann das man nicht aufpasst und dann rempelt man sie an oder tritt gar auf eine Pfoten. Wenn unseren Pferden ähnliche Missgeschicke passieren setzt es meist Prügel, weil man sich ja durchsetzen muss …

Stimme Tania voll und ganz zu! Pferde haben unglaublich große Herzen und verzeihen fast alles!

Liebe Grüße
Maike

_______________________

Wow, was für eine Geschichte – Hut ab!
Tania

 

Von Nicole • 9. März 2011

Hallo Tanja,
daß sich einige mit der „Herdenchef-Geschichte“ schwer tun ist verständlich. Haben doch die meisten Menschen Dank Film und Medien ein Bild im Kopf von einer Mustangherde, bei der der Alpha-Hengst (mal extrem ausgedrückt) mit gebleckten Zähnen und angelegten Ohren stehts und ständig hinter seinen Herdenmitgliedern aggressiv hinterher jagt, beisst und mit Hufschlägen attakiert. Das ist aber selbst auf Dauer für einen Herdenchef viel zu stressig und kräfteraubend, sodaß er einer echten Gefahr nicht mehr gewachsen wäre. Demzufolge glauben viele auch Dominanz könne man nur mit aggressivem Verhalten und über das Strafen erreichen.
Viele vergessen dabei aber, daß ein Herdenchef nur dazu da ist, das Regeln im Herdenverband eingehalten werden und die Sicherheit aller Herdenmitglieder gewährleistet ist. Richtig aggressives verhalten legen Herdenchefs nur dann an den Tag, wenn der Herde von außen Gefahr droht, der die Herde vielleicht nicht entfliehen kann und durch Eindringlinge, die Gruppenmitglieder „abwerben/stehlen“ wollen oder Anschluß an eine neue Herde suchen.
Ein Herdenchef wird von der Herde nur dann akzeptiert, wenn er fair bleibt, ansonsten kann auch ein Chef seinen Rang bis hin zu einem Verstoß aus der Herde riskieren.

Im Endeffekt ist es doch wichtig, daß wir das Pferd als auch solches sehen und uns ständig darum bemühen sollten seine Sprache zu lernen und immer fair zu bleiben und ihm auch Vertrauen entgegen zu bringen. Damit zeigen wir dem Partner Pferd unsere „Führungsqualitäten“ auf die einfachste Art und Weise, ohne daß ein „Kampf“ darum stattfinden muß.
Pferde kommunizieren über die Körpersprache und Mimik und sind wahre Meister darin, sie richtig zu deuten – wir dagegen kommunizieren über Worte. Aber Worte können Lügen, die Körpersprache dagegen nicht. Daraus entstehen immer wieder Mißverständnisse zwischen Pferd und Mensch. Um die Mißverständnisse abzubauen, muß der Mensch lernen, mehr auf Körpersprache und Mimik zu achten. Erst dann versteht er auch sein Pferd richtig und weiß, warum es jetzt so plötzlich „rumzickt“, verweigert oder auch mal droht und können fairer darauf reagieren.
Für mich ist ein Pferd niemals „böse“ und hab auch noch nie ein solches kennengelernt.

LG Nicole

____________________

Danke, Nicole, für Deine Erklärungen. Ja, auch meine Beobachtungen sind, dass gute Herdenchefs eine natürliche und sanfte Autorität haben und nicht durch Aggressionen führen müssen. In von uns Menschen zusammengesetzen Herden gibt es aber leider nicht immer solche natürlichen Chefs, sondern es führen oft solche, die eigentlich gar nicht dafür geeignet sind… – aber das ist wieder ein anderes Thema.

Was mir den Gedanken, selbst zum (guten) Herdenchef werden zu wollen, so schwer macht, ist die Tatsache, dass jedes Pferd weiß, dass ich kein Pferd bin. Egal, wie gut ich mich ins Pferdsein einfühle oder eindenke, ich werde kein Pferd werden und kann auch keinem Pferd vormachen, eines zu sein. Also muss ich als Mensch überzeugen – und eben auch als Mensch möglichst gute (Pferde-)Führungsqualitäten entwickeln.

Mein Idealbild ist nicht ein Mensch, der versucht, ein guter Herdenchef zu sein, sondern mein Idealbild ist ein Mensch mit Pferdeverstand, der das Pferd als Mensch überzeugt. Oder anders gesagt: so wie ich glaube, dass wir Pferde nicht vermenschlichen dürfen, dürfen wir auch nicht versuchen, selbst Pferd spielen zu wollen. Pferd und Mensch sind einfach in ganz vielen sehr verschieden – aber das muss ja gar nicht schlimm sein! Ganz im Gegenteil: es stecken so viele Chancen darin.

Tania

 

Von Nicole • 9. März 2011

Hi,
ach so, eins hab ich noch vergessen:
Für das Pferd – und auch alle anderen Tierarten – ist instinktiv der Lebenserhaltungstrieb und damit auch die Sicherheit für Leib und Leben das „A und O“ seines Lebens.
Ein Herdenführer hat sozusagen den Polizei-Job. Fehlt der „Herdenführer“,der für die Sicherheit Sorge trägt, weil er nicht dazu in der Lage ist (aus welchen Gründen auch immer), muß das Pferd für seine eigene Sicherheit sorgen und trifft somit auch seine eigenen Entscheidungen – oft auch zum Leidwesen seines Menschen/Reiters.

 

Von Kiki • 9. März 2011

Hallo Tanja,

auch in unserem Stall war es vor dreißig Jahren üblich, Pferde mit Zwangsmitteln „gefügig“ zu machen. Erst mit dem ersten eigenen Pferd durfte ich eigene Wege gehen und habe durch viele Beispiele (das eindrücklichste für mich sind Magali Delgado und Frederic Pignon) vorgelebt bekommen, dass die besten Erfolge zu erzielen sind, wenn wir eines immer im Kopf haben:

Ich bringe meinem Pferd etwas bei. Wenn es das nicht versteht, muss ich meinen Wunsch umformulieren. Das Pferd widersetzt sich nicht einfach so oder aus Bockigkeit. Wenn es sich widersetzt, habe ich mich einfach nicht klar genug ausgedrückt.

Seit ich das beherzige, machen wir Quantensprünge und Pferd und Reiter haben seither jeden einzelnen Tag lust, sich zu sehen!

Ich wünsche allen Reitern ein ähnlich erhebendes Umdenken.

LG
Kiki

________________________

Super, ich freu mich sehr mit Euch!
Tania

 

Von Veronika • 9. März 2011

Hallo Tania,

wirklich toll Dein Artikel. Er macht hoffentlich vielen vielen „Pferdeleuten“ klar das Eigenreflektion wesentlich besser zum Ziel führt als immer dem Pferd die Schuld zu geben.

Auch ich habe durch mein Pony sehr viel gelernt, lernen dürfen (müssen) und lerne fast täglich dazu (vor allem auch über mich selber). Früher habe ich von uns beiden immer gleich viel zu viel erwartet. Dachte immer meine Kleene müsste „das doch alles“ können. Naja, kann sie ja eigentlich auch, nur war ich in meiner Körpersprache und in meinem Inneren sowas von total undeutlich, das konnte sie nicht verstehen. Wie auch! Wusste manchmal selber nicht was ich wollte bzw. hatte die falschen Bilder parat.
Aber jetzt mittlerweile haben wir vor allem auch Dank der Hilfe meiner Trainerin vieles erreicht und auch vor allem (extrem wichtig) viel mehr Ruhe in unsere Übungen bekommen. (Vorwiegend Handarbeit, Langzügel, Freiarbeit, Ansätze von Agility). Und…. es macht uns beiden saumäßig viel Spaß auch einfach mal was Neues auszuprobieren weil ich endlich gelernt habe erstmal das anzunehmen was sie mir anbietet um dann evtl. auch daraus was zu machen.

Was das Hauptproblem, nämlich den Kontrollverlust angeht: leider ist das auch aufgrund von Erziehung so fest im Menschen verankert bloß nicht die Kontrolle zu verlieren. (Bist doch schon groß da brauchst Du nicht mehr weinen) Nur wird einem selten der erforderliche Mittelweg aufgezeigt.

LG
Veronika

_________________

Ja, da hast Du wohl recht. Um so schöner, dass Du es geschafft hast, einen tollen Weg für Euch zu finden!
Tania

 

Von Nicole • 11. März 2011

Hallo Tanja,
Danke für die Antwort – gefällt mir sehr gut! So, hab ich es noch nicht gesehen und werd das jetzt in Zukunft mehr beherzigen. ;-] Jetzt bist Du mit Antony und Aramis unsere Vorbilder, was ich mit meinem Navaro auch mal erreichen möchte.

LG Nicole

_________________

Ich bin sicher, Ihr seid bereits auf einem super Weg!
Tania

 

Von Ina • 1. Januar 2012

Eine wunderbare Reflexion, die die Realität auf den Punkt trifft. Auch ich habe – als ich mit dem Reiten begann – „beigebracht“ bekommen (und das finde ich im Nachhinein sehr erschreckend, Pferde, wenn sie sich unserem Willen nicht fügen und uns nicht gehorchen, zu schlagen.
Ich fand es seltsam, aber hielt es auch erst einmal für „normal“, weil es ja schließlich alle so taten. Mir wurde das als „richtig“ verkauft. Irgendwann las ich über Monty Roberts, den Pferdeflüsterer, erschrak über mein eigenes Verhalten, und darüber, dass mir Gewalt gegenüber Pferden als richtig vermittelt wurde. Was für ein furchtbar schlechtes Gewissen hatte ich damals! Und seither wehre ich mich gegen alle Formen, die den Umgang mit dem Pferd in irgendeiner Weise gewaltvoll machen. Ich nutze auch keine Gerte und bin mit den Zügeln und im ganzen Reitstil so sanft und einfühlsam wir es mir nur möglich ist. Ich lasse mich auf das Pferd ein, und versuche es zu verstehen, versuche so gut ich kann mit dem Tier zu kooperieren. Ich arbeite nun mit Interesse und Liebe MIT dem Pferd, und nicht GEGEN das Pferd, indem ich Dinge verlange und erzwinge.
Leider tun das viele, leider wird es vielen zu beigebracht und traurig ist es, dass ich für meine Ansicht von vielen Reitern dort belächelt wurde, die der Meinung waren, man müsse sich bei dem „Bösen, störrischen“ Pferd „durchsetzen“.
Typisch Mensch. Sieht die Fehler und Ursachen für Missverhältnisse immer woanders, nur er selbst ist fehlerlos. -.-

Sehr guter Beitrag, dankeschön!!!

LG Ina

_________________________

Und danke Dir für Deinen Kommentar!
Tania

 

Von Rebecca • 9. Juli 2013

Liebe Tanja,

wieder mal hast du es genau auf den Punkt getroffen!
Auch ich bin so ins Pferdeleben gestartet, durch meine Mama, Reitstall, und Unwissen. Man bekommt einfach nur diese Meinung beigebracht!
Vor ca. 3 Jahren habe ich langsam angefangen umzudenken (als ich mein erstes Pferd ungefähr ein Jahr hatte, und sie war kein ganz einfaches Pferd).

Angefangen hat alles mit gebisslosem Reiten, dann baumloses Reiten, dann (durch unreitbarkeit meines ersten Pferdes) Bodenarbeit (und ich bin unendlich dankbar dass es so gekommen ist!)

Erst bin ich noch öfter wütend, weinend oder verzweifelt von den Pferden zurückgekommen, wenn sie mir mal wieder deutlich gezeigt hatten was sie von meinen Ideen halten (oft rein Garnichts ;D) und mich gefragt, warum bei uns nix funktioniert wie bei anderen, obwohl ich eigentlich (nach Anleitung) alles richtig mache. Ich wollte am Boden auch die Lektionen können, die andere können, und hab mir dann ein Buch drüber gekauft und bin dann nach der „Anleitung“ dort vorgegangen. Was glaubt ihr war das Ergebnis?

-> ich versteift darauf, dass das klappen muss, das Pferd keine Lust, unwillig, alles andere als begeistert

Jetzt wird es wirklich immer besser. Während ich vorher noch öfter bestraft habe oder etwas grob geworden bin wenn das Pferd nicht „auf mich gehört“ hat, oder halt einfach deprimiert war weil was nicht klappt.
Dank eurer Seite, und einigen anderen Internetseiten und Büchern (und weil ich einfach auch erwachsener werde 😉 Ich bin jetzt 16 ;)) bin ich jetzt endlich nicht mehr so verkrampft, und erwarte weniger.

Und irgendwann hast du, Tanja, mal in einem Artikel in eurem ebook Wege zum Pferd geschrieben, dass man desto mehr vom Pferd geschenkt bekommt, je weniger man erwartet. Und das stimmt so absolut!!! Das ist jetzt auch ein bisschen mein Grundsatz geworden. Einfach mal probieren, ob was klappt, wenn nicht überlegen, wie man es dem Pferd erklären kann.

Das Ergebnis: ein Pferd, das meistens (nicht immer ;D) gern mitmacht, ein ehrliches Lachen wenn das Pferd alles andere macht als das geforderte (oft genau das Gegenteil *grins*) und viiiel mehr Spaß mit dem Pferd.
und wirkliche zusammenarbeit, nicht eine „ich sage- du machst“ Beziehung =)

DANKE für alle deine lehrreichen und wahren Artikel Tanja!!!

Grüße aus dem Bayerischen Wald,
Rebecca

 

Von Susi • 28. August 2017

Danke, dass ihr alte Beiträge immer wieder als Leseanregung in euren Newsletter reinstellt.
Denn auch wenn man auf dem Weg ist, braucht man immer mal wieder die Erinnerung an das ein oder andere oder auch nur Bestärkung, wenn man es anders als die meisten im Stall macht und damit allein ist und gerade in einer Phase ist, wo es nicht so einfach läuft.
Gerade heute ist mir sowas passiert: Neulich wollte mein Pony im Gelände nicht weiter und ich konnte keinen Anlass erkennen, Angst hatte er nämlich nicht, diesmal. er schien einfach nur bockig zu sein. Ich stieg ab führte ihn weiter und stieg dann wieder auf und war schon streng. Ja ich gebe zu, da waren wieder diese Stimmen im Kopf: der nimmt dich nicht ernst, du bist zu nett, … Zu Hause angekommen musste ich sehen, dass mein Pony recht gehabt hatte. Er hatte einen Satteldruck. Ich hab echt geheult, weil ich mich so geschämt habe, dass ich ihm nicht geglaubt hatte. Mal wieder. Es sitzt so tief, diese Stimmen. Ich habe mir geschworen, beim nächsten Mal vertraue ich ihm. Das war heute. Satteln war kein Problem, Aufsteigen super. Aber mein Pony blieb wie angewurzelt stehen. Es bewegte sich keinen Millimeter. Ich bin abgestiegen und habe abgesattelt. Der Sattel war geprüft und es konnte nichts drücken. Da waren auch wieder die Stimmen und es war nicht leicht sie zu ignorieren. Ich bin ohne Sattel aufgestiegen und er lief sofort. Das war eindeutig. Offensichtlich tut doch noch was weh. Leider kann ich nicht lange ohne Sattel reiten, da braucht man komplett andere Muskeln, und da verkrampfe ich leicht. Das wollte er dann nach einer Weile auch nicht mehr so richtig, aber das war für mich auch eindeutig nachvollziehbar. Naja, dann hab ich die Dualgassen aufgebaut und damit gearbeitet und Trab an der Longe geübt, was ihm sehr schwer fällt, da er dann leicht wegdriftet oder verkrampft töltet und was macht mein Zauberpony: er hat sich dabei so angestrengt wie schon lang nicht mehr und ich hörte ihn förmlich sagen: Danke!
Also danke nochmals für das wiedervorholen eurer alten Beiträge. Ich finde es super, denn es hilft mir gegen diese „bösen“ Stimmen, die trotz der tollen Erfahrung in meinem Kopf weiterspuken und damit helft ihr auch meinem Pony.

__________________

Ganz herzlichen Dank, Susi. Das Wichtigste ist: Du hast es erkannt und darum geht es. Sie verzeihen uns so viel, wichtig ist, dass auch wir das tun.

Euch beiden alles Liebe und Gute,
Tania

 

 

Einen Kommentar schreiben

 

Die folgenden Tags sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

  • Reitkurs

  • Herzlich Willkommen im Archiv-Blog von „Wege zum Pferd“

    "Wege zum Pferd" wurde 2008 von Tania Konnerth und Babette Teschen gegründet und wird seit 2021 von Tania allein auf der neuen Seite weitergeführt.

    Dies hier ist das Archiv, in dem sich die vielen, vielen Blogbeiträge, die über die Jahre entstanden sind, finden. Neue Artikel gibt es im neuen Blog von "Wege zum Pferd".

    "Wege zum Pferd" findet Ihr auch bei FacebookFacebook und Instagram.

    Abonniert am besten gleich den kostenlosen Newsletter damit Euch nichts entgeht

    Lesetipp: "Best of Wege zum Pferd" – das E-Book zur Webseite:

    Schon gesehen? Unsere Selbstlernkurse – alles für mehr Pferdefreundlichkeit – gibt es hier:

    Und hier geht es zu unserem gemeinsamen Buch bei Kosmos:

  • Kategorien

  • Archive