Bleibt der Arm locker?

Ich beobachte im Reit- aber auch im Longenunterricht immer wieder, dass viele Menschen in der Schulterpartie und den Armen stark verspannt sind. Aber nur mit lockeren Armen können wir weiche Hilfen am Zügel oder der Longe geben! Und so besteht eine große Lernherausforderung für uns darin, die Schultern und die Arme immer wieder zu entspannen. Das ist besonders schwierig, wenn unser Restkörper andere Sachen macht. Je mehr wir uns konzentrieren, z.B. aufs Treiben mit den Schenkeln oder auf unseren Sitz oder die korrekte Longierposition, desto schneller machen wir uns in der Schulterpartie fest und spannen die Arme und Hände an. Falls Sie das auch von sich kennen, habe ich hier einige Anregungen für Sie, wie Sie daran arbeiten können.

Erstmal durchatmen

Viele, die zum Pferd kommen, bringen Stress mit. Vielleicht gab es Ärger auf der Arbeit oder einen Streit mit den Kindern oder uns machen die Finanzen oder die Gesundheit eines geliebten Menschen Sorgen oder was auch immer es bei Ihnen ist. Auf Stress reagieren wir fast alle mit hochgezogenen Schultern und Anspannung in den Armen. Noch bevor Sie also zum Pferd gehen (geschweige denn mit ihm arbeiten), sollten Sie einige Male ruhig und tief durchatmen. Ziehen Sie beim Einatmen Ihre Schultern bis hoch zu den Ohren und lassen Sie sie beim Ausatmen locker nach unten fallen. Sie können die Schultern auch genüsslich kreisen und so die ganze Partie lockern.

Nehmen Sie die ruhige Atmung mit, Ihr Pferd wird das mit Freude und Erleichterung wahrnehmen (denn Pferde reagieren sehr sensibel auf unseren Stress).

Eine Partnerübung für mehr Bewusstheit

Es gibt eine einfache, kleine Übung, mit der Sie überhaupt erst einmal spüren lernen können, ob Sie Ihre Arme wirklich lockern können. Dazu brauchen Sie einen menschlichen Partner, der Sie bei der Übung unterstützt.

Ihr Partner hält locker einen Arm von Ihnen. Lassen Sie diesen Arm ganz entspannt. Wenn Ihr Partner kleine Bewegungen mit Ihrem Arm macht, lassen Sie diese Bewegungen zu.

Ihr Partner gibt Ihnen Feedback, ob Sie wirklich locker in der Schulter oder im Arm sind. Denn oft denken wir nur, dass wir locker sind, halten aber unbewusst dennoch gegen. Ihr Übungspartner wird das merken und kann Ihnen sagen, wann Sie tatsächlich loslassen.

Übungen für Fortgeschrittene

Wenn Sie entspannt sind und gelernt haben, Ihre Arme wirklich auch mal loszulassen, finden Sie hier noch einige Übungen, mit denen Sie trainieren können, Ihre Arme unabhängig vom restlichen Körper locker zu lassen.

Bitten Sie wieder jemanden um Hilfe. Wieder soll diese Person Ihren Arm nehmen und ihn sanft bewegen, um zu überprüfen, ob er auch dann locker bleibt, wenn Sie nun verschiedene Sachen tun:

  • Heben Sie ein Bein etwas vom Boden ab und kreisen mit dem Fuß. Bleibt der Arm weiter locker oder verspannt er? Wenn ja, was können Sie tun, um wieder locker zu werden? Lassen Sie sich von Ihrem Partner helfen und machen Sie erst weiter, wenn es Ihnen gelingt, bei dieser Übung die Schultern und Arme locker zu lassen.
  • Machen Sie nun mit Ihrem anderen Arm große Kreise. Bleibt der Arm, den Ihr Übungspartner hält, locker?
  • Ziehen Sie die andere Schulter hoch und lassen Sie sie wieder fallen. Was macht der Arm, den Ihr Übungspartner hält?
  • Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, wie Sie z.B. eine Volte reiten oder Schulterherein. Konzentrieren Sie sich ganz auf die nötige Hilfengebung. Bleibt Ihr Arm dabei locker?

Diese Übungen sind nur einige Anregungen. Denken Sie sich ruhig auch noch weitere Übungen aus, mit denen Sie trainieren können, Ihren Körper unabhängig von den Armen zu bewegen und auch bei Konzentration locker in der Schulterpartie zu bleiben. Und achten Sie auch im Alltag immer wieder ganz bewusst darauf, sich vor allem in Zeiten von Stress, Konzentration oder anderer Anspannung in der Schulterpartie zu entspannen. Sie werden merken, dass Sie dadurch sowohl beim Reiten als auch beim Longieren sehr profitieren werden.

Lockerer Arm

22. Mai 2012 von Babette Teschen • Kategorie: Aus dem Reitunterricht und Coaching, Longieren, Reiten, Übungen 5 Kommentare »

 

5 Reaktionen zu “Bleibt der Arm locker?”

 

Von Celine D. • 22. Mai 2012

Na, dein Artikel kommt ja wie gerufen! Das werde ich gleich beim nächsten Mal ausprobieren. Vielen Dank Babette.

 

Von Anja K. • 24. Mai 2012

Lockere Arme, enspannte Schulterpartie … das ist absolut mein Thema, wo ich immer wieder dran arbeiten muss … 🙂
Vielen Dank für deine Übungen … die werden garantiert täglich von mir genutzt werden …
1000 Dank,
Anja … Carlos dankt es dir garntiert auch 😉

 

Von annasbg • 14. Juni 2012

Hallo Alle!

War vorletztes WE bei einem Kurs mit Desmond O´Brien, eine Schülerin hatte auch dieses Problem und nach kurzem überlegen meinte sie: “ ein Bild: „Arme wie Schwimmnudeln“ Vielleicht kann das jemandem helfen?!?
LG, Anna

 

Von Birgit • 12. Mai 2014

Oh, da kann ich ein Lied von singen.
Meine DL-Lehrerin muss mich immer an meine „starren“ Arme erinnern. Ich merke es gar nicht, weil ich mich so dehr auf die Arbeit an der Doppellonge konzentriere.

Sind das Feldenkraisübungen?

Vielen Dank liebe Babette, für dieses Thema

 

Von blanca • 12. Mai 2014

Super artikel, hätte ich heute morgen gebraucht, man muss auf soooo viele Dinge achten beim reiten (als Anfänger vor allem), das die Schulter Arme und Hände bei mir immer verspannt sind, weil ich nicht bewusst darauf achte, sie locker zu assen.Die „Vögelchen“ in meiner Hand sind immer zerquetscht ;-)Bei mir ist es die Beinposition auf die ich immer achte, sie rutschen so oft nach vorne, vor allem beim Trapp und dann verkrampfe ich den Rest. Ich werde die übungen machen und mein Pferd wirds mir bestimmt danken

 

 

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