Wie Sie Ihrem Pferd stressfrei das Spielen mit dem Klappersack beibringen können

Nachdem ich Ihnen die Methode des Aussackens als nicht empfehlenswert vorgestellt habe, möchte ich Ihnen hier nun einen Weg zeigen, wie Sie Ihr Pferd auf eine stressfreie Art mit Neuem, in diesem Fall mit einem Klappersack, vertraut machen können. Beim Klappersack handelt es sich um einen Jutesack, den Sie mit leeren, sauberen Blechdosen füllen und zunähen. Befestigen Sie einen Strick an den Klappersack.

Legen Sie den Klappersack in einem sicher umzäunten Areal auf den Boden und streuen Sie reichlich Körnerfutter (Müsli, Hafer o.Ä.) darauf. Gehen Sie nun mit Ihrem Pferd auf dem Platz spazieren (ich arbeite auch hier am liebsten mit einem freilaufenden Pferd) und belohnen Sie jede Aufmerksamkeit Ihres Pferdes Richtung Klappersack. Lassen Sie Ihrem Pferd selbst die Entscheidung, wann die Neugier bzw. der Hunger siegt, und es sich an den Sack herantraut.

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Wenn Ihr Pferd zu große Angst vor dem Sack hat und sich nicht in dessen Nähe traut, stellen Sie einen Futtereimer in die Nähe des Sackes und lassen Sie Ihr Pferd etwas daraus fressen. Am nächsten Tag stellen Sie den Eimer etwas dichter an den Sack und so arbeiten Sie sich Stück für Stück an den Sack heran.

Geht das Pferd an den Sack heran, lassen Sie es etwas von dem Futter auf dem Sack fressen. Achten Sie bitte darauf, so zu stehen, dass Sie bei einem möglichen Wegspringen Ihres Pferdes nicht in dessen Fluchtrichtung stehen. Bei der Suche nach Futter wird die Nase des Pferdes ein zunächst leises Klappern auslösen. Sehr gut! Loben Sie Ihr Pferd begeistert! Mit Sicherheit wird Ihr Pferd mit der Zeit mutiger und auf der Suche nach den letzten Futterkrümeln die Nase mit mehr Nachdruck durch den Sack ziehen. Jawohl, Lärm zu machen macht Spaß und schmeckt gut 🙂

Warten, was passiert

Ist das Futter auf dem Sack alle? Warten Sie etwas ab… Vielleicht tritt Ihr Pferd nun bettelnd mit dem Huf Richtung Sack. Loben Sie! Ihr Pferd tritt in den Sack, so dass es scheppert? Klasse, ganz viel loben! Die meisten Pferde lernen so in kürzester Zeit, mächtig Krach zu machen und da sie selbst diesen Lärm veranstalten, werden sie dabei nicht ängstlich.

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Ihr Pferd beißt in den Sack und hebt ihn einen Millimeter an? Freuen Sie sich! Kann man sich ein tolleres Kunststück vorstellen,als ein Pferd, das einen Klappersack zwischen die Zähne nimmt und ihn hin und her schleudert, dass es nur so scheppert? Hier ist die Basis für eine echte Showeinlage gelegt. Von Ihrer Reaktion hängt es ab, ob Ihr Pferd es vielleicht eines Tages vollbringen wird oder ob es bei diesem kleinen Versuch bleibt – denn in jedem Pferd steckt ein kleiner Zirkusclown.

Den Klappersack jagen

Nun nehmen Sie den Strick, den Sie an dem Klappersack befestigt haben. Gehen Sie mit dem Klappersack ein paar Schritte rückwärts vor Ihrem Pferd weg, bleiben Sie stehen und streuen, so dass Ihr Pferd es sehen kann, Futter auf den Sack.

Folgt Ihnen Ihr Pferd und frisst wieder? Dann gehen Sie wieder ein paar Schritte und lassen sich wieder von Ihrem Pferd verfolgen. So bringen Sie Ihrem Pferd bei, den Klappersack zu “jagen“. Dadurch wird der Klappersack zu einem weichenden Gegenstand und gänzlich harmlos für Ihr Pferd.

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Noch einige Schritte weitergehen

Wenn das alles völlig angstfrei von Ihrem Pferd ausgeführt wird, können Sie den Klappersack in die Hand nehmen und etwas schütteln.

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Beobachten Sie Ihr Pferd genau. Wann immer Sie spüren, dass Ihr Pferd unsicher wird, gehen Sie wieder einen Schritt zurück, bis Ihr Pferd wieder einen völlig stressfreien Eindruck macht. Nun üben Sie, mit dem Klappersack um Ihr Pferd herumzugehen, Ihr Pferd mit dem Klappersack zu berühren, ihn vorsichtig auf den Rücken zu legen oder ihn, zunächst vorsichtig, neben dem Pferd fallen zu lassen.

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Ich habe noch kein Pferd bei mir gehabt, das auf diesem Wege nicht sehr schnell mit großer Freude mit dem Klappersack gespielt hätte.

Auf einer Vorführung haben meine Tochter und ich ein Pas de Deux mit zwei sensiblen Pasos geritten, bei dem wir uns abwechselnd den Klappersack zugeworfen haben. Wir und die Zuschauer fanden das toll 🙂 !

26. Juni 2008 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung, Spiele & Co, Vertrauenstraining 6 Kommentare »

 

6 Reaktionen zu “Wie Sie Ihrem Pferd stressfrei das Spielen mit dem Klappersack beibringen können”

 

Von Isabella Sindelar • 30. Juni 2008

Hallo Babette,
mein 8 jähriger Wallach wird schon nervös,wenn wer
mit einem Einkaufssackerl vorbei geht,beim putztn
lege ich schon ein Sackerl neben die Box,wenn er es dann
neugierig anstoßt lobe ich ihn sofort,2 min. später
möchte er am liebsten wieder zurück in die Box,er ist
überhupt sehr schreckhaft.Beim Reiten ist er dafür sehr aufmerksam und gelehrig.Was kann ich machen das er gelassener wird,was ich täglich mit einbauen kann?
vielleicht hast du ein paar Tips für mich.
Wäre dir dankbar ganz liebe Grüeße Isabella
Eure Seite finde ich übrigens ganz toll!!!!
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Liebe Isabella,
vielen Dank für Dein liebes Lob 🙂 !
Ich denke, dass Du mit den Übungen die wir hier vorstellen schon viel für die Mut -und Selbstbewusstseinsentwicklung Deines Pferdes tun kannst. Auch die Übung „Kopf tief“ würde ich ihm beibringen. Wichtig ist, dass Du nicht unbewusst seine Angst verstärkst,(z.B. in dem Du ihn beruhigend streichelst wenn er Angst hat), sondern seinen Mut.
Ansonsten arbeite ich gerne und erfolgreich mit der Unterstützung von Bach-Blüten. Du kannst Dich dafür an Tierheilpraktiker wenden,
alles Liebe, Babette

 

Von Iris • 3. Juli 2008

Liebe Babette,

gestern Abend – als es bei uns hier 30 Grad heiß war und ich absolut keine Lust zum Reiten hatte! – habe ich nach Deiner Methode zum ersten Mal Nora den Klappersack nahegebracht. Was soll ich sagen? Es war total klasse!! Sie ist sonst sehr unerschrocken, kennt Planen und Regenschirme, aber der Klappersack blieb ihr immer ein wenig unheimlich. Gestern nun streute ich also Müsli auf den herumliegenden Sack, und da kann mein Pferd ja nun gar nicht widerstehen. Nachdem sie schon unter Geklapper alles runtergefressen hatte, wurschtelte sie den Sack auch noch um und um, um zu untersuchen, ob vielleicht noch was drunter liegt. Einfach herrlich! Vielen Dank für diese tolle gewaltfreie Methode, Pferden Neues und Angsteinflößendes nahezubringen.

Liebe Grüße,

Iris
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Liebe Iris,
herzlich gerne 🙂
Auch wenn ich betonen möchte, dass ich diese Art des Heranführens nicht erfunden habe, sondern sie selbst so gelernt habe (zum Glück!). Ich habe mir viele verschiedene Wege angesehen und die für mich schönsten und nettesten sind die, die ich nun versuche weiter zu vermitteln.
Ich bin immer wieder erstaunt wie schnell die Pferde bei dieser Art und Weise an die Dinge von sich aus heran wollen.
Schön, dass auch Du mir das bestätigst 🙂
liebe Grüße, Babette

 

Von Anette Kaczor • 21. Juli 2008

Liebe Babette,
wieder hatte ich durch Dich ein tolles Aha- Erlebnis!
(Hier noch ein großes Lob für Eure Seite, der News-Letter wird immer schon sehnsüchtig erwartet!)
Im Prinzip gewöhne ich meine Pferde auch so an Neues, bis auf einen Unterschied, und der stellte sich als entscheidend heraus!
vor einigen Tagen war ich mit Tunkas im Round-Pen und wollte das Gelesenen gleich mal mit einer Plane umsetzen.
Zunächst lief alles wie gehabt, kein Problem. Aber als es daran ging, ihn mit der Plane zu berühren, zog er leicht den Kopf weg. Normalerweise hätte ich ihn zum Stehenbleiben aufgefordert und die Plane dann auf den Rücken gelegt o.ä.. Das hat auch immer funktioniert, nur stand er dann zwar brav, aber immer etwas „stocksteif“. Diesmal bin ich bei der Reaktion einen Schritt zurückgegangen und hab ihn nochmal der Plane folgen lassen. Beim 2. Versuch war er immer noch nicht bereit, aber beim dritten! Und dann war der Unterschied deutlich! Er stand völlig entspannt, den Kopf zur Plane gedreht (auf einer Ecke lag natürlich Müsli…) und beim Versuch mit einer gestreiften Sonnenliege kalppte alles auf Anhieb.
Ich war so verblüfft, wie groß der Unterschied war, „nur“ weil ich ihm seine Vorbehalte zugestanden habe! Das hat mir sehr zu Denken gegeben, wie oft man die Bedürfnisse des Pferdes doch übergeht, auch wenn man es gut meint, vielen Dank für diese wertvolle Lektion!
Besonders interessant war der nächste Tag, da lag die Plane aussen und beim Vorbeigehen machte er erst einen Hals, aber bei der nächsten Runde parkte er direkt daneben, stelle einen Huf auf – gelernt ist gelernt!

liebe Grüße
Anette
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Hallo liebe Anette,
vielen Dank für Deine Zeilen, ich habe mich riesig darüber gefreut 🙂
Auch ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel dieses „anders“ an die Dinge heran führen doch ausmacht.
alles Liebe und eine dicke Möhre an Tunkas von Tea und mir 🙂
Babette

 

Von Anja • 10. Juli 2009

Hallo Babette,

habe mich heute mal entschlossen mit den Klappersack anzufangen und was soll ich sagen, es lief super womit ich nie gerechnet hätte. Wie du schon beschrieben hast und auch auf dem Video zu sehen ist, habe ich dann auch angefangen und zu guter schluss ist er dann auch noch den Sack gefolgt, echt super. Habe dann den Sack noch aufgehoben und ihn vorsichtig damit berührt, da hatte er etwas Angst noch vor aber ist nicht weggelaufen.
Kannst du mir nur noch mal sagen, wie ich ihn beibringe, wenn das Pferd neben mir geht und der Sack wird gezogen, also bleibt dann neben dem Pferd und nicht davor, das er da auch gelassen bleibt und nicht wegläuft, denn da hat er noch Probleme mit oder macht das die Gewohnheit das er da dann auch ruhig bleibt. Und soll ich das ruhig am nächsten Tag nochmal üben oder lieber etwas warten und dann noch mal?
Ich muss da wirklich noch mal ein dickes Lob aussprechen für die tollen Typs und Videos, super super toll, vielen Dank.

Liebe Grüsse Anja
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Liebe Anja,
wie schön, dass es schon so gut geklappt hat 🙂 !
Du solltest das auf jeden Fall immer mal wieder üben und Du wirst sehen, dass Dein Pferd immer mehr die Angst verliert und Du dann eines Tages Dein Pferd auch führen kannst und den Klappersack daneben mitziehen kannst.
Liebe Grüße,
Babette

 

Von goldfasan • 5. Februar 2011

Hallo.
Die Idee mit dem Klappersack finde ich toll.
Ich weiß auch schon wie Dodo und Angel darauf reagieren werden. Dodo ist ein sehr selbstsichers Pferd, den erschreckt so leicht nichts. Der wird innerhalb kürzester Zeit damit spielen. Angel wir erstmal sehr komisch gucken. Doch da Dodo ihm auch das Stöckchenspiel beigebracht hat (ohne mich) denke ich Angel wird es von Dodo lernen und ich unterstütze Angel nur ein bischen und gucke sonst zu.
Gruß Karin

 

Von Mirja Kasper • 11. März 2013

Hallo Babette,

heute habe ich durch Zufall entdeckt das wir bereits einen Klappersack beim Reitplatz haben, ich machte mir schon Gedanken darum wie ich einen zusammenbasteln kann…nach dem Freilaufen aufm Platz entschied ich mich dann spontan ihn den mal vorzustellen. Mein Dori ist eher schreckhaft, ängstlich, gleichzeitig aber auch sehr neugierig und aufgeschlossen, vieles was ihn im ersten Moment zurückschrecken läßt erkundigt er direkt indem er drauf zugeht, dran schnuppert oder sogar reinzwickt.
Er graste etwas am Rand vom Reitplatz und ich war mal gespannt ob er sich da vom Klappersack ablenken lassen würde, er is halt ein echt Verfressener :-).
Als ich den Sack aber holte und etwas über den Platz zog schaute er interesst- nana, was is denn das???? Er kam von sich aus auf ihn zu gelaufen und schaute ganz gespannt, wich etwas zurück, war ihm nicht ganz geheuer, aber gleichzeitig auch so interessant. Ich klapperte etwas mit ihm und zog ihn von ihm weg, er kam sofort neugierig und mit gespitz´ten Ohren hinterher gelaufen. Ich hielt an, klapperte, wich etwas zurück wenn er Angst hatte- wahnsinn, wie ein Magnet, wich ich zurück kam er drauf zu!!!! Ich legte Möhrenstückchen drauf und ziemlich schnell, aber vorsichtig fraß er sie, biß und klapperte dann mit dem Sack. Ich hob den Sack hoch, er wich etwas zurück, ich wich, er kam drauf zu, schnupperte dran, und relativ schnell konnte ich ihn mit dem Sack an beiden Seiten des Halses berühren ohne das ihn das beunruhigte! Super, hätte nie gedacht wie schnell das geht. Bei uns muß noch einiges mehr an Vertrauensarbeit getan werden, damit er auch im gelände gelassenetr wird, damit er sich sicherer bei mir fühlt und selbst an Selbstvertrauen wächst.
Jetzt muß ich mal schaun wo ich ein Flatterband herbekomme ( oder ob ich das basteln kann???) und ein Gymnastikball. Das Spielen kam nämlich bisher immer zu kurz.
Erwarte jede Woche mit großer Spannung euren Newsletter, arbeite seit wenigen Wochen nach dem LK und gehe Neue Wege. Vor allem: lasse ich mir und meinem Pferd alle Zeit der Welt. Er ist jetzt 7 ( heute Geburtstag :-)).

Zudem sind an Trense nicht nur der Sperriemen sondern jetzt auch das Reithalfter abmontiert- ich möchte freiwillige, motivierte Zusammenarbeit mit meinem Pferd, und wenns eben länger dauert- Turniere sind nicht mein Ziel, sondern das höchste Vertrauen meines Pferdes :-).

Macht weter so!!

Grüßle, Mirja und Dori

 

 

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