Die Möhrchenübung
In der letzten Woche bin ich ausführlich auf den Sinn und Nutzen von Dehnungsübungen eingegangen und darauf, was es dabei zu beachten gibt. Nun möchte ich Ihnen eine praktische Übung vorstellen. Bekannt ist sie unter der Bezeichnung „Möhrchenübung“.
Bitte beachten Sie bei der Ausführung das, was ich letzte Woche zu den Dehnübungen gesagt habe, gehen Sie immer sanft vor und gehen Sie nie über Widerstände beim Pferd hinweg.
Sinn der Übung
Die Möhrchenübung soll die seitliche Biegefähigkeit des Pferdes erhöhen. Das Pferd soll am Ende mit seiner Nase bis zur Kruppe rum kommen. Es werden damit also die Muskeln am Hals und Rücken gedehnt, die für die Längsbiegung zuständig sind.
So nicht!
Oftmals sehe ich hier folgende Durchführung: Der Mensch stellt sich auf Kruppenhöhe seines Pferdes und hält seinem Pferd ein Leckerchen seitlich hin. Das Pferd schnellt mit seinem Hals herum, schnappt sich das Leckerchen und stellt sich wieder gerade hin.
Wird diese Übung so ausgeführt, ist sie uneffektiv und kann sogar schädlich sein.
Sondern so!
In guter Manier ausgeführt soll das Pferd
- die seitliche Biegung langsam aufbauen,
- bis an seine maximale Dehnfähigkeit gehen,
- in dieser Position mindestens 20 Sekunden verweilen,
- dann, wenn möglich, noch 1-2 Zentimeter mehr in die Dehnung gehen und
- dann langsam wieder in seine Ursprungsposition zurück finden.
Dazu gehen Sie so vor
Im ersten Schritt stellen Sie Ihr Pferd im Genick. Wenn es das Genick korrekt mitnimmt, biegen Sie den Hals Ihres Pferd mit einem Winkel von ca. 90°. Achten Sie dabei darauf, dass die Ohren Ihres Pferdes auf einer Höhe bleiben. In dieser Dehnphase achten Sie auf eine aufgerichtete Halsposition.
Halten Sie diese Dehnposition für ein paar Sekunden und locken Sie dann Ihr Pferd mit einem Leckerbissen in Ihrer Hand um Ihren Körper seitlich herum und abwärts.
Das Pferd soll nun den Hals in die Tiefe fallen lassen.
Auch in dieser Position sollte Ihr Pferd etwas verweilen.
Tipp: Weicht Ihr Pferd wiederholt mit der Hinterhand der Dehnübung aus, stellen Sie Ihr Pferd an der Bande oder an einem Zaun auf.
Nun wandert Ihre leckere Hand langsam unten am Bauch Richtung Kniegelenk Ihres Pferdes. Gehen Sie dabei sehr behutsam vor! Lassen Sie Ihr Pferd immer etwas am Leckerchen lutschen, aber geben Sie es noch nicht (und noch ein guter Rat von mir: Passen Sie dabei sehr gut auf Ihre Finger auf 😉 ).
Wichtig: Kein Pferd muss in den ersten Dehneinheiten bis zum Kniegelenk kommen. Gehen Sie immer nur weiter in Ihrer Anforderung, wenn Ihr Pferd die vorgegangene Dehnstärke gut leisten konnte. Bis Ihr Pferd wirklich bis zum Kniegelenk kommt, dürfen drei Wochen, in denen Sie alle 2-3 Tage dehnen, vergehen.
Beenden der Übung
Wenn Ihr Pferd in dieser Haltung ein paar Sekunden verweilt ist, gehen Sie mit der Futterhand langsam wieder denselben Weg zurück. Sobald Ihr Pferd die starke Dehnung aufgegeben hat, dürfen Sie ihm endlich den schwer verdienten Leckerbissen geben.
Probleme?
Kommt Ihr Pferd trotz regelmäßiger Übungen nicht in eine gute Ausführung dieser Lektion, liegt der dringende Verdacht einer Blockade oder eines anderen Problems vor. Lassen Sie Ihr Pferd in diesem Fall bitte unbedingt von einem Fachmann anschauen.
Im nächsten Blog geht es um die Längsdehnung der oberen Halsmuskulatur und der Rückenmuskulatur.
4. August 2009 von Babette Teschen • Kategorie: Übungen • 6 Kommentare »