Buch-Tipp: „Ehrlich motiviert“ von Sylvia Czarnecki

„Ehrlich motiviert“ von Sylvia Czarnecki
Schwarzenbek: Cadmos, 2016. – 144 S.
ISBN: 9783840410659
ca. 20,– EUR (broschiert, durchgehend farbige Fotos)

Gleich zu Beginn des Buches ist ein, wie ich finde, sehr berührender Satz zu lesen: „Würde man das Pferd fragen: „Warum reagierst du so?“, würde man bei konventionellen Ausbildungsmethoden über Druck wohl meist: „Weil mir nichts anderes übrig bleibt.“ als Antwort erhalten. Und damit wird deutlich, dass die Autorin Sylvia Czarnecki mit diesem Buch das Ziel verfolgt, Alternativen aufzuzeigen. 

In „Ehrlich motiviert“ geht es um das Clickertraining, aber genau dieser Begriff taucht erstmal gar nicht auf. Das hat den Vorteil, dass vielleicht manch einer, der sich von der „ganzen Clickerei“ eher abgeschreckt fühlt, unbefangen die wichtigen Ausführungen über das Lernverhalten von Pferden zu lesen beginnt. Die Autorin hat hier komplexe Themen sehr verständlich aufbereitet und das Wissen, das sie im ersten Teil ihres Buches bietet, sollte Pflichtlektüre für alle sein, die mit Pferden arbeiten wollen.

Der zweite und größere Teil des Buches zeigt dann das positive Pferdetraining in der Praxis mit konkreten Übungen. Das Buch ist durchgehend mit sehr ansprechenden Fotos illustriert, die zeigen, worum es geht: um Partnerschaft, Respekt und einem stressfreien Miteinander. 

Es gibt von mir eine volle Leseempfehlung für dieses wundervolle Buch. Besonders hat mir gefallen, dass es in „Ehrlich motiviert!“ durchgehend darum geht, was ein Pferd braucht, um lernen zu können. Immer wieder wollte ich beim Lesen Sätze anstreichen und mir herausschreiben, weil sie so treffend, so wichtig und wahr sind. Und deshalb lasse ich diese Rezension auch mit einem Zitat von Sylvia Czarnecki enden:

„… Horsemanship bedeutet nicht, eine bestimmte Technik oder Methode anzuwenden, sondern das Lernverhalten des Pferdes zu verstehen und anzuerkennen und das Training gemäß seiner natürlichen Bedürfnisse zu gestalten; frei nach meinem Motto: „Ehrlich motiviert!“

ehrlichmotiviert

 

 

16. August 2016 von Tania Konnerth • Kategorie: Buchtipps, Clickertraining 0 Kommentare »

Das Abspulen erkennen, verstehen und auflösen

Mein letzter Beitrag über das Abspulen bei der Freiarbeit brachte viele Reaktionen und warf die Frage auf, wie man damit umgehen kann, wenn man ein solches Abspulen bei seinem Pferd bemerkt. Deshalb kommt hier nun ein weiterer Artikel, in dem ich das Thema vertiefen möchte. 

Das Abspulen erkennen

Zunächst müssen wir ein Abspulen überhaupt erst einmal erkennen. Für mich spult ein Pferd ab, wenn das Training kein Miteinander mehr ist, sondern eine mehr oder weniger einseitige Angelegenheit. Das Pferd tut Sachen, von denen es annimmt, dass es diese tun soll, ob der Mensch das nun angeregt hat oder nicht. Das kann sich in kleinen Dingen zeigen oder auch zu einem maschinenartigen Funktionieren führen, es kann momentweise auftreten oder auch ganze Einheiten bestimmen.

Mein Aramis hatte schon immer eine Tendenz zum Abspulen: Er zeigt oft Sachen, von denen er glaubt, dass ich diese gerade möchte. Das können Seitengänge sein oder ein Angaloppieren oder ein spanischer Gruß und anderes mehr. Zu Beginn fand ich das natürlich oft toll, dass er plötzlich Travers geht, scheinbar „ganz leicht“ – … nur hatte ich gar keine Hilfe dazu gegeben. Oder er galoppierte an der Longe an, obwohl ich eigentlich nur den Trab verstärken wollte – hübsch, aber nicht das, worauf es mir in diesem Moment ankam und es war auch kein übermütiges Angaloppieren aus Freude, das ich gerne angenommen hätte, sondern es fühlte sich anders an. Und auch beim Clickern zeigte er dieses Verhalten und bot mir oft alles Mögliche an, ohne überhaupt noch auf mich zu achten. 

Seine Motivation dabei war unterschiedlich: Als ein Pferd, das möglichst alles richtig machen will (vor allem mir gegenüber), tat er vieles aus Nervosität und Stress heraus. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich das eigentlich immer selbst mit meinen hohen Erwartungen an ihn ausgelöst habe. Manchmal aber spulte er auch Sachen ab, weil das eigentlich Gewünschte zu anstrengend oder schwierig war. Auch das musste ich erst lernen zu erkennen und zu akzeptieren (mir selbst erschien ja vieles gar nicht als sooo schwierig, aber genau darauf kommt es eben nicht an…) und dabei wieder an meinen Erwartungen und Ansprüchen arbeiten.

Sehr dabei geholfen hat mir die Freiarbeit, denn da wurde deutlich, dass ich jeden echten Kontakt zu Aramis verlor, wenn er abzuspulen begann. Zu Beginn lief er oft einfach um mich herum, und lief und lief und lief. Er ließ sich nicht verkleinern, nicht anhalten, reagierte auf nichts – ich konnte machen, was ich wollte. Sein Laufen hatte dabei wenig Freudvolles und ich fühlte mich hilflos und wurde traurig. Es tat mir leid, ihn so zu erleben, aber es machte mir klar, dass er auch in anderen Bereichen manchmal genauso reagierte, ohne dass ich verstanden hatte, was da geschah. Erst seitdem ich sein Abspulen als Ausdruck von Überforderung erkenne (durch Ansprüche, die Stimmung oder auch konkrete Aufgaben), kann ich es auf eine gute Art für uns auflösen. 

Verstehen, warum ein Pferd abspult

Pferde sind Gewohnheitstiere, insofern kann das Abspulen schlicht und einfach übernommenes Verhalten sein, denn auch wir Menschen sind oft Gewohnheitstiere und machen unbewusst manches immer sehr gleich. Die meisten von uns dürften das kennen, dass das Pferd z.B. immer am selben Punkt angaloppiert, nach dem Anhalten an der langen Seite gleich rückwärts geht oder genau weiß, dass nach den anstrengenden Traversalen Schluss mit der Einheit ist. So zeigen sich schnell die Trainingspunkte, die wir besonders oft gemacht haben, und das lässt sich durch etwas mehr bewusster Abwechslung meist leicht auflösen. 

Das Abspulen ist aber eben häufig auch eine Vermeidungsstrategie des Pferdes, von der es sich erhofft, weniger Ärger zu bekommen. Und das kann, wie ich anhand von Aramis weiter oben aufgezeigt habe, ganz unterschiedliche Ursachen haben: Manche Pferde tun das aus Angst und Unsicherheit. Sie wollen auf keinen Fall Fehler machen, weil sie Strafen fürchten. Manche Pferde machen das auch aus Bequemlichkeit, weil es ihnen leichter erscheint, das anzubieten, was sie schon können, als etwas Neues zu erlernen. Und manche spulen das ab, was sie schon kennen, weil sie nicht verstehen, was der Mensch möchte. Es ist wichtig, die Motivation des Pferdes zum Abspulen zu erkennen, um auf eine hilfreiche Weise reagieren zu können. 

Achtung: Ein Abspulen hat eine ganz andere Energie als wenn das Pferd von sich aus eigene Vorschläge macht oder Ideen einbringt – das gilt es, gut zu unterscheiden!

Und so können wir auf das Abspulen reagieren

Das Allerwichtigste beim Abspulen ist  zu verstehen, dass es sich dabei nicht um eine Widersetzlichkeit handelt. Das Pferd ist nicht stur und nicht bockig. Sein Ziel ist eigentlich, es uns recht zu machen, nur wählt es dafür eben manchmal einen Weg, der wie das genaue Gegenteil wirkt.

Ein Pferd, das an der Longe nicht mehr zu traben aufhört, gilt bei vielen als „unerzogen“, „wild“ oder „widersetzlich“, dabei kann es schlicht und einfach unsicher sein und Angst haben, dass es Ärger gibt, wenn es langsamer wird. Gleiches gilt für Pferde, die z.B. nur noch Travers laufen oder bei der Bodenarbeit ständig spanischen Schritt anbieten. Sie sind so sehr davon überzeugt, das Richtige zu tun, dass sie gar nicht mehr zuhören. Zuhören ist aber wichtig, damit das Training wieder eine gemeinsame Angelegenheit werden kann. 

Schritt 1 lautet also: erkennen und vor allem würdigen, dass das Pferd mit seinem Abspulen etwas „Gutes“ tun will. Ich sage in solchen Momenten zu meinem Pferd: „Das ist lieb, dass Du das jetzt machst, dankeschön, aber eigentlich möchte ich etwas anderes.“

Damit wir das Pferd aus seinem inneren Film heraushohlen können, damit es wieder auf uns achtet und uns zuhört, ist es unerlässlich, die Situation zu entstressen. Selbst Pferde, die vollkommen cool wirken, können innerlich stark gestresst sein und deshalb ins Abspulen kommen. Das sind z.B. Pferde, die einem im Schritt durchgehen. Sie laufen einfach weiter und lassen sich nicht mehr anhalten. Die meisten dieser Pferde sind meiner Erfahrung nach nicht „stur“, sondern vor allem verunsichert und versuchen, etwas Richtiges zu tun.

Schritt 2  besteht deshalb darin, für Ruhe und Entspannung zu sorgen. Dafür gilt es, die eigenen Erwartungen und Ansprüche loszulassen und erst einmal nur dafür zu sorgen, dem Pferd zu vermitteln, dass alles ok ist. Hier lautet meine Botschaft an mein Pferd: „Wenn Du mir gerade nicht zuhören kannst, dann lass uns eine Pause machen.“

Achtung: Bei sehr nervösen und unsicheren Pferden ist allein das schon eine schwierige Aufgabe! Doch ohne ein Grundmaß an innerer Ruhe ist jedes Training Stress. Wer clickert, kann hier gezielt Ruhe und Entspannung clickern.

Habe ich das Abspulen auf diese Weise ruhig und liebevoll stoppen können, überlege ich, wie ich sinnvoll weitermachen kann:

  • Vielleicht ist es nötig, das Training ganz anders aufzubauen?
  • Brauchen wir mehr Freude und Spaßmomente?
  • Mehr Pausen?
  • Vielleicht überfordere ich mein Pferd mit dem, was ich will?
  • Arbeite ich mit zu viel Druck und zu wenig Lob?
  • Reagiere ich unbewusst unwirsch und streng auf Fehler?
  • Vielleicht habe ich ihm noch nicht verständlich machen können, worum es mir eigentlich geht?
  • Vielleicht kann es mir einfach auch nicht geben, was ich möchte und bietet mir deshalb etwas anderes an? 

Mit all diesen Fragen setze ich bei mir an, denn das Abspulen sehe ich als menschengemachtes Problem, das auch nur von der Menschenseite her gelöst werden kann. 

Schritt 3 beginnt mit Überlegungen, wie ich es meinem Pferd ganz praktisch leichter machen kann und wie ich es schaffe, das Training so zu gestalten, dass es nicht mehr in sein Abspulmuster fallen muss. Dazu gehören für mich diese Punkte: 

  • Fehler zu machen ist erlaubt! Sie werden nicht bestraft und nur wenn nötig, sanft korrigiert. 
  • Pausen sind mindestens so wichtig wie die Arbeit selbst, ich belohne also auch das gemeinsame Nichtstun. 
  • Ich freue mich über jede eigene Idee vom Pferd und sei sie noch so zaghaft. 
  • Ich versuche nichts zu erwarten und nichts vorauszusetzen, sondern schaue jeden Tag neu, wie die Stimmung ist.
  • Mein Ziel ist eine liebe- und freudvolle, humorvolle Grundstimmung, in der auch gelacht werden darf und das Pferd Faxen machen kann. 

Ich bin fest davon überzeugt: kein Pferd spult freiwillig ab. Das Abspulen ist für mich im besten Fall eine Verlegenheitslösung, in den meisten Fällen aber ein Ausdruck von innerer Unsicherheit und oft sogar Not. Und ich sehe es so, dass es in meiner Verantwortung liegt, dafür zu sorgen, kein Pferd überhaupt erst in eine Situation zu bringen, in der es glaubt, abspulen zu müssen.

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24. Mai 2016 von Tania Konnerth • Kategorie: Allgemein, Clickertraining, Freiarbeit, Longieren, Reiten, Umgang, Verhalten 2 Kommentare »

Alles nur Dressur?

Das Clickertraining wird von Kritikern gerne als „Pudeldressur“ abgewertet. Auch ich hatte zu Beginn gedacht, dass man sich mit dem Clicker Lektionen nicht ehrlich erarbeitet, sondern ein Pferd durch Futter abrichtet, zu tun, was man will. Aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall!

Die Konditionierung auf den Click …

Es stimmt, dass beim Clickertraining eine Konditionierung erfolgt. Und zwar darauf, dass ein „Click“ (ob nun per Knack-Frosch oder per Zunge oder als Ton auf einer Pfeife) das bedeutet: „Das, was du gerade gemacht hast, war toll und dafür bekommst du was Leckeres.“ Dieser Teil ist Konditionierung oder im Kritikerjargon die „Dressur“.

… als Weg zum aktiven Lernen

Was aber dahintersteckt, ist Folgendes: Click + Futterlob (abgekürzt als C+B) bilden die Basis dafür, dass eine echte Kommunikation und selbstständiges Lernen möglich werden. Mit C+B habe ich die Möglichkeit, einem Pferd punktgenau zu vermitteln, welches Verhalten erwünscht ist, also richtig im Sinne einer auszuführenden Lektion oder einfach auch nur angenehm für mich (z.B. Höflichkeit im Umgang o.Ä.).

Mit dem Clickern wird ein Pferd also nicht dressiert, zu tun, was man will, sondern durch das Clickern kann es VERSTEHEN lernen, welches Verhalten gewollt ist (und damit für es selbst zum Erfolg führt, also zum C+B). Der Prozess des Verstehens ist das Entscheidende, was das Clickern auf der einen Seite so wirkungsvoll, aber auch so spannend macht. Im Gegensatz zu einer Dressur wird das Pferd nämlich zum Mitdenken angeregt. Petra hat in diesem Blogbeitrag ein sehr anschauliches Beispiel für dieses Mitdenken bei Nico gegeben. Das Pferd kann sogar eigene Vorschläge machen, also den Lernprozess aktiv mitgestalten und es liegt an uns Trainern, zu entscheiden, welche von den Vorschlägen wir annehmen möchten und welche lieber nicht.

Statt Hilfengebung findet Kommunikation statt

In der herkömmlichen Pferdeausbildung wird mit Hilfen gearbeitet. Man gibt eine Hilfe solange und ggf. auch immer stärker, bis das Pferd tut, was man möchte, wobei Fehlverhalten korrigiert oder sogar bestraft wird. Das Pferd lernt durch Versuch und Irrtum mehr oder weniger zuzuordnen, was es bei welcher Hilfe tun soll. Eigentlich soll es hierbei einfach nur tun, was man ihm mit der Hilfe zu vermitteln versucht… – und das ist doch ziemlich nah an dem dran, was man Dressur nennt, oder nicht?

Auch im Clickertraining gibt man Signale. Allerdings werden die erst eingeführt, NACHDEM das Pferd die eigentliche Lektion schon verstanden hat. Damit kann es die Beziehung herstellen zwischen dem erwünschten Verhalten und dem Zeichen, auf das es dann das Verhalten zeigen soll und muss nicht raten, was der Mensch nun eigentlich will. Hier bildet also das Verstehen die Grundlage. Darüber hinaus kann das Pferd auch jederzeit entscheiden, das Verhalten trotz des Signals nicht zu zeigen. Es wird dafür nicht korrigiert und nicht bestraft. Damit es das Verhalten zuverlässig zeigt, ist es die Aufgabe des Menschen, die Zusammenarbeit so interessant und motivierend zu gestalten, dass sie dem Pferd Freude macht. Nur dann wird es freiwillig tun, was wir möchten. Und das, so meinen wir, klingt doch alles andere als Dressur, oder was meinen Sie?

dressur

12. Mai 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Umgang 12 Kommentare »

Mit zwei Pferden gleichzeitig clickern

Häufig bekommen wir die Frage gestellt, wie man mit zwei (oder auch mehreren) Pferden gleichzeitig clickern kann und deshalb gibt es dazu nun einen Blogbeitrag.

clickern_mpKleinschrittiger Trainingsaufbau

Erarbeiten Sie sich auch das Clickern von zwei oder mehreren Pferden sehr kleinschrittig und geben Sie den Pferden genug Zeit, zu verstehen, dass immer einer nach dem anderen an die Reihe kommt. Geduld zu erlernen, fällt vielen Pferden schwer, haben Sie also selbst Geduld und machen Sie es Ihren Pferden so leicht wie möglich.  

Beginnen Sie am besten damit, die Pferde zunächst voneinander getrennt, aber in Sichtweite zueinander zu arbeiten. Sie können dafür entweder die Pferde mit ausreichend Sicherheitsabstand nebeneinander anbinden oder in zwei nebeneinander liegende Paddocks stellen. Wenn man eine freie Halle bzw. einen Reitplatz zur Verfügung hat, kann man dort auch mit einem mobilen Weidezaun eine Abtrennung für die Arbeitseinheiten schaffen.

Nun arbeiten Sie im Wechsel mit den Pferden. Wenden Sie sich immer ganz bewusst dem Pferd zu, mit dem Sie gerade arbeiten. Sprechen Sie es mit seinem Namen an und schenken Sie ihm Ihre ganze Aufmerksamkeit. Wichtig ist, in der Anfangszeit immer nur kurz mit einem Pferd zu arbeiten (nicht mehr als zwei bis drei Minuten zu Beginn), damit es für das wartende Pferd nicht zu schwer gemacht wird. Wählen Sie am besten kleine Übungen, die das jeweilige Pferd bereits sicher kann, wie z.B. ein Target berühren. Geben Sie C+B und führen Sie dann ein Signal für eine Pause ein und wechseln Sie zum anderen Pferd. Auch dieses Pferd bekommt dann Ihre volle Aufmerksamkeit und Sie führen eine kurze, für das Pferd leichte Übung mit ihm aus. Wieder gibt es C+B und das Pausenzeichen für dieses Pferd.

Auf diese Weise gewöhnen sich die Pferde daran, dass der Mensch mit dem anderen Pferd clickert und es bei diesen Clicks keine Leckerlies bekommt. Die Übungseinheiten zu Beginn sehr kurz und einfach zu gestalten, senkt das Risiko, dass das wartende Pferd sich langweilt oder frustriert wird. Sie können nach und nach behutsam die Dauer der Arbeitseinheiten steigern, aber vermeiden Sie, dass sich eines der Pferde tatsächlich zu langweilen beginnt und etwas tut, auf das Sie reagieren müssen. Idealerweise herrscht bei den Pferden, die gerade nicht gearbeitet werden, eine entspannt-fröhliche Erwartung.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Pferde verstanden haben, dass sie abwechselnd geclickert werden und brav warten, ohne Blödsinn zu machen oder zu betteln, können Sie einzelne kleine Übungen mit beiden Pferden ohne Anbinden bzw. ohne Trennung durch einen Zaun ausprobieren. Seien Sie hier sehr aufmerksam und beobachten Sie Ihre Pferde gut dahingehend, ob es Anzeichen für Attacken aus Futterneid oder Eifersucht von einem Pferd dem anderen gegenüber gibt.

Wichtig für Ihre Sicherheit: Achten Sie darauf, nie direkt zwischen den Pferden zu stehen, damit Sie im Falle einer Attacke nicht dazwischengeraten. Kommt es zu Giftereien, gehen Sie wieder einige Schritte zurück.

Eine andere Idee: Der Weg über Bodentargets

Kennen die Pferde das Mattentraining, können Sie das hervorragend dafür nutzen, mit mehreren Pferden zu clickern: Üben Sie dazu zunächst das Parken von zwei Pferden gleichzeitig auf ihren Matten. Man parkt also ein Pferd auf einer Matte und das zweite Pferd auf einer anderen Matte ein paar Meter entfernt.

Tipp: Für den Anfang können Sie einen Helfer bitten, das Clickern des anderen Pferdes zu übernehmen, bis die Pferde grundsätzlich verstanden haben, dass von ihnen erwartet wird, einfach nur auf ihrer Matte stehen zu bleiben.

Stehen beide Pferde gelassen auf der Matte und sind bereit, einfach abzuwarten, gehen Sie nun abwechselnd erst zu dem einen, dann zu dem anderen Pferd und fragen eine kleine, einfache Übung ab, die Sie mit C+B belohnen.  Bitten Sie, wenn möglich, für den Beginn wieder einen Helfer, das wartende Pferd zunächst für das Stillstehen zu clickern, damit das positiv besetzt ist. Wenn Sie allein mit beiden Pferden arbeiten, ist es gut, am Anfang möglichst so schnell zu dem anderen Pferd zu wechseln, so dass es gar nicht dazu kommt, von seiner Matte zu gehen, um interessiert zu Ihnen zu laufen. Sollte ein Pferd sich von der Matte entfernen, wird es  freundlich wieder auf seine Matte zurückgebracht. Falls Sie sich schon ein „Steh-Signal“ mit Ihrem Pferd erarbeiten haben, ist das in dieser Situation hilfreich. Wenn das Parken auf der Matte mit zwei Pferden klappt, können Sie auch ein drittes Pferd dazu nehmen.

Tipp: Anstatt das Pferd auf einer Matte zu parken, kann man ihm auch beibringen, z.B. bei „seiner“ Pylone stehen zu bleiben.

Für Fortgeschrittene: Gruppen-Clickern

Wenn Sie sich mit Ihren Pferden diese Grunderziehung gründlich erarbeitet haben, wenn Ihre Pferde bereit sind, auf Ihre Signale zu hören, abzuwarten, bis sie dran sind und wenn sie sich untereinander so gut verstehen, dass es nicht wegen Futter zu Übergriffen kommt, können Sie sich auch Gruppenübungen erarbeiten. So können Sie z.B. allen Pferden ein Signal geben, z.B. für „Rückwärts“ oder „Kopf tief“. Der Click erfolgt, wenn alle Pferde die Übung korrekt ausführen, einmal und Sie geben allen Pferden ihre Belohnung.  

Hinweis: Grundsätzlich kann man auch für verschiedene Pferde unterschiedliche Marker etablieren, so dass ein Pferd z.B. auf den Zungenclick konditioniert ist, ein anderes auf ein Lobwort und das dritte auf den mechanischen Clicker, um den Pferden deutlich zu machen, für wen welcher Click ist. Ich halte das aber in der Praxis für unpraktisch, weil man schnell durcheinanderkommt. Erarbeiten Sie sich lieber mit Ihren Pferden geduldig die Aufmerksamkeit und die Bereitschaft zum Warten. So sorgen Sie für ein respektvolles Miteinander.

10. März 2015 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining 3 Kommentare »

Übereifer – was tun?

Ein häufig auftretendes Problem beim Clickertraining ist, dass Pferde dabei schnell übereifrig werden. Solch ein Übereifer zeigt sich z.B. in Hektik, Drängeln, Futtergier oder dem Anbieten von allen möglichen Übungen. Leider wird dieses Verhalten oft als „dominant“ bezeichnet und die Pferde werden zurechtgewiesen oder bestraft. Oft wird auch das Clickern schnell wieder aufgegeben, da man befürchtet, das Pferd nicht mehr beherrschen zu können. In unserem Clickerkurs gehen wir auf das Thema ausführlich ein, möchten aber auch hier im Blog einige Tipps für diese Situationen geben und aufzeigen, worum es bei solchen Problemen eigentlich oft geht.

Übereifer ist KEIN Zeichen von Dominanz

Das Wichtigste vorab: Übereifrige Pferde sind nicht, wie so oft angenommen, dominant, ganz im Gegenteil: Sehr oft sind übereifrige Pferde ausgesprochen unsicher.

Unserer Erfahrung nach wollen die meisten Pferde uns Menschen gefallen. Sie möchten ihre Aufgabe richtig machen, um gelobt und belohnt zu werden – und genau das sollten wir auf jeden Fall erkennen können, damit wir ihnen nicht, ohne es zu merken, Unrecht tun. 

Wir stellen hier zwei Möglichkeiten vor, warum ein Pferd beim Clickertraining zu übereifrig wird und zeigen Ihnen, wie Sie damit umgehen können.

Übereifer aus Angst

Viele Pferde, die zuvor vor allem über Druck und Strafe gearbeitet wurden, haben oft viel Angst vor negativen Folgen von Fehlern und werden deshalb schnell hektisch, wenn sie in einer neuen Situation sind. Für sie kann selbst die positive Atmosphäre des Clickertrainings großen Stress bedeuten, denn sie wissen nicht genau, was von ihnen erwartet wird, und sie rechnen jeden Moment mit einem Rüffel oder einem Buff. Sie müssen also erst die Erfahrung machen können, dass es keine Strafen gibt.

Wenn Sie ein solches Pferd haben, dann brauchen Sie einiges an Geduld und viel innere Ruhe. Denn auch wenn Sie von sich selbst wissen, dass Sie das Pferd nicht bestrafen werden, so weiß das das Pferd noch lange nicht! Und in der Hektik, die dann aus dem Gemisch von Angst und Gefallenwollen resultiert, passieren gerade solchen Pferden viele Fehler. Sie müssen sich das Vertrauen des Pferdes erst erarbeiten und das kann u.U. bedeuten, dass, wenn Ihnen Ihr Pferd z.B. auf den Fuß tritt, weil es vor lauter Aufregung nicht ruhig stehen kann, Sie in diesem Fall NICHT schimpfen (und schon gar nicht hauen), sondern auf den Moment warten sollten, in dem Ihr Pferd wieder ruhig neben Ihnen steht, um das dann zu clickern (und ja, das kann ein gehöriges Maß an Selbstdisziplin erfordern). Wichtig ist zu verstehen, dass Ihr Pferd das nicht mit Absicht oder aus bösem Willen macht, sondern weil es in Not ist und deshalb unruhig.

Setzen Sie Ihre Erwartungen bei einem solchen Pferd vor allem zu Beginn ganz niedrig an. Verlangen Sie nur wenig und wechseln Sie nicht zu schnell zwischen verschiedenen Lektionen. Und ganz wichtig: Bauen Sie bei einem solchen Pferd viele Pausen ein und belohnen Sie es, wenn es ruhig steht und nichts tut. Das vornehmliche Ziel bei einem solchen Pferd ist Entspannung. Je öfter das Pferd die Erfahrung machen kann, nicht mehr bestraft zu werden, auch wenn ihm vielleicht sogar etwas Ungeschicktes passiert, desto ruhiger wird es in Zukunft bleiben können. Aber ein Restmaß an Nervosität wird dieser Pferdetyp wohl immer behalten, so dass Sie auch später immer wieder durch gezielte Ruhepausen für Entspannung sorgen müssen.

Übereifer aus Freude

Manche Pferde entwickeln einen Übereifer auch aus schlichter Freude. Vielleicht wurden sie vorher eher stumpfsinnig trainiert, also ohne Abwechslung, Spiel und Spaß. Vielleicht sind sie auch nie mit Futter belohnt worden und erleben das nun zum ersten Mal. Solche Pferde sind wie kleine Kinder, die zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig spielen dürfen oder die zum ersten Mal Süßigkeiten bekommen: Sie freuen sich und bekommen nicht genug.

Wenn Sie das Pferd dann als „frech“ empfinden und für sein Betteln bestrafen, wird es die Welt nicht verstehen und das Clickertraining in der Folge wahrscheinlich immer misstrauischer sehen. Oder es wird sogar noch massiver zu betteln beginnen, weil es nicht einsieht, dass Sie ihm das Futter erst geben, es dann aber strafen, wenn es mehr haben will. Einem solchen Pferd müssen Sie zeigen, dass es weiter Futter bekommen wird, aber nur dann, wenn es sich gut benimmt.

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3. Februar 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Verhalten 19 Kommentare »

Clickernd Wurmkuren geben

Dass wir überzeugte Clicker-Fans sind, ist ja inzwischen bekannt. Um möglichst vielen Mut zu machen, es auch mit dem Clickern zu versuchen, veröffentlichen wir in unserem Newsletter hin und wieder Clicker-Erfolgsgeschichten. Nun hat uns Simone eine geschickt, die gleichzeitig eine 1A-Anleitung für das Erclickern von Wurmkur-Gaben beinhaltet, so dass wir sie fragten, ob wir diese hier im Blog als Beitrag veröffentlichen dürfen. Und das dürfen wir – ein herzliches Dankeschön an Simone!

Und so geht’s

So ging Simone vor:

Demnächst steht die erste Wurmkur in unserem Leben an. Also hab ich angefangen, meinen Herkules dahin zu clickern:

  • Erstmal Apfelmus akzeptieren.
  • Dann leere 20 ml Spritze akzeptieren.
  • Dann Spritze mit der Nase anstupsen.
  • Mit den Lippen anstupsen.
  • Mit den Zähnen anstupsen.
  • Zwischen die Zähne nehmen.
  • Wort dazu eingeführt („Medi“).
  • Spritze zwischen den Zähnen halten.
  • Volle Apfelmus-Spritze halten.
  • Kleine Mengen Apfelmus gespritzt bekommen.
  • Und dann 20 ml Apfelmus gespritzt bekommen und die Spritze danach fallen lassen.

Was soll ich sagen? Vierzehn Tage Training und Herkules kommt ganz allein zu mir, auf das Wort „Medi“ nimmt er die volle Spritze ins Maul und lässt sie fallen, wenn das Apfelmus komplett auf der Zunge ist.

Alles geht – mit Geduld und Liebe. Also, ich bin sicher, Herkules und ich werden die erste Wurmkur schon meistern … Dank Eures Clickerkurses!

wurmkurUnd so ging es weiter

Simone hat uns dann auch über die eigentliche Wurmkur-Gabe geschrieben – die, wie das so oft der Fall ist, dann etwas anders ablief als geplant. Die Pferde zogen zuvor von der Weide in den Offenstall um, was natürlich für viel Nervosität und Aufregung sorgte. Auch dass die Wurmkur in einer Schleuse gegeben werden sollte und noch dazu aus einer ganz anderen Art von Spritze, sorgte für Misstrauen und Gegenwehr bei Herkules, so dass es erst einmal schien, als sei die Sache gescheitert.

Aber – und das ist die für uns so ermutigende Nachricht: Simone konnte, schon kurz nachdem wieder etwas Ruhe eingekehrt war, ihrem Herkules die Wurmkur trotzdem geben! Und damit ist ihr Bericht aus unserer Sicht so wertvoll und motivierend. In der Praxis laufen Dinge oft anders als gedacht und wie schnell neigen wir dazu, einen Versuch als gescheitert zu sehen. Aber wenn wir dranbleiben und nicht aufgeben, können wir vielleicht sogar die Erfahrung machen, dass der Erfolg eigentlich doppelt so groß ist!

Lest hier, was Simone noch schreibt:

Ich hab mir die Wurmkur-Spritze genommen, umgefüllt in die Apothekerspritze, mit der wir geübt haben, bin zu ihm hin, hab mich entschuldigt, ihm die Spritze hingehalten und: Er hat die Lippen und Zähne aufgemacht, Spritze eingeklemmt, ich hab abgedrückt und er geschluckt. FERTIG.

Fazit: Clickern ist und bleibt unser Ding, auch und gerade, wenn andere daneben stehen und abfällig reden. Unsere Pferde sind so viel klüger, als wir ihnen zugestehen.

Und einen praktischen Tipp gibt es auch noch dazu:

Ich habe mir die Original-Wurmkur-Spritzen aufgehoben und nun ausgewaschen, ging sogar in der Spülmaschine. Wir üben nun weiter, aber eben mit anderem Equipment, falls mal nicht umgefüllt werden kann.

27. Januar 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Gesundheit, Umgang 4 Kommentare »

Liebt mich mein Pferd nur wegen der Leckerlis?

Seitdem wir uns hier vermehrt mit dem Clickertraining befassen und dazu auch unseren Clickerkurs herausgebracht haben, bekommen wir natürlich auch viele Mails, in denen Fragen gestellt und Bedenken geäußert werden. Eine der häufigsten Fragen zum Thema Futterlob ist diese:

„Liebt mein Pferd mich dann nicht nur noch wegen der Leckerlis?“

Da diese Angst viele davon abhält, es mit dem Clickern zu versuchen, dazu einige Gedanken von mir:

Die Sache mit der Liebe…

Wenn man Pferdeleute befragt, so würden die meisten von uns wohl zugeben, dass wir von unseren Pferden geliebt werden möchten, oder? Nun ist Liebe aber ein ziemlich großes Wort und vor allem ist es eines, das aus unserer Menschenwelt stammt. Wir verbinden mit dem Wort „Liebe“ sehr, sehr viel – oft genug vor allem Erwartungen.

Um bei mir selbst zu bleiben (und jede/r kann ja einfach mal überprüfen, wie das bei ihm oder ihr ist…): Ja, ich wollte lange Zeit von meinen Pferden geliebt werden und das sollte nicht irgendwie sein, sondern ich wollte freiwillig geliebt werden, um meiner selbst willen und natürlich wollte ich von ihnen mehr geliebt werden als alles andere.

Klingt verklärt? Mag sein, ist aber, wie mir scheint, eher weit verbreitet. Und mehr noch: für manch eine/n wird ein Pferd darüber hinaus zum Kind-, Partner- und Familienersatz und dadurch oft mit Ansprüchen, Hoffnungen und Erwartungen komplett überfordert (s. dazu auch den Artikel Mach mich glücklich!)

Irgendwann habe ich mich gefragt: Ist es eigentlich fair, eine Mensch-Pferd-Beziehung mit einem so komplexen und schwierigen und großen Anspruch zu belasten? Kann uns ein Pferd denn überhaupt so lieben, wie wir geliebt werden wollen (und als weitere Reflexionsfrage: Kann es ein Mensch)?

Ein Pferd ist ein Pferd

Ich denke, ein Pferd muss ein Pferd bleiben dürfen und es ist unser Job, unsere Pferde Pferd sein zu lassen. Nur dann kann sich eine Beziehung entwickeln, die beide bereichert, die für beide nährend ist.

Und damit komme ich zurück zur Eingangsfrage: Mit Futter zu arbeiten hat meiner Erfahrung nach keinerlei Einfluss auf die Zuneigung eines Pferdes, sondern es hat Einfluss auf sein Verhalten – und hier ist ganz entscheidend, WIE und WARUM ein Futterlob gegeben wird.

Wenn ein Pferd von einem Menschen genervt ist, kann der noch so viele Leckerlis hineinstopfen, es wird ihn deshalb nicht mehr mögen, sondern es wird weiter giften oder weiterhin auf dem Auslauf davonlaufen, denn Pferde lassen sich nicht bestechen. Gleichzeitig kann man ein Pferd, das einen eigentlich gern mag, regelrecht zu einem unangenehmen, aufdringlichen und unzufriedenen Zeitgenossen machen, wenn man z.B. ohne Sinn und Verstand füttert. Und genauso gilt, dass die Zuneigung eines Pferdes nicht weniger „ehrlich“ oder weniger „wert“ ist, wenn wir mit Futter arbeiten. Das sind aus meiner Sicht Bewertungsmaßstäbe aus unserer menschlichen Welt, Pferde ticken ganz anders (sonst würden sie uns z.B. ganz sicher nicht so viel verzeihen und uns immer wieder neue Chancen geben…).

Nicht das Futter ist entscheidend

Auch wenn viele das vielleicht annehmen, so bin ich überzeugt davon, dass das Clickertraining keinesfalls nur wegen der Leckerlis so wirkungsvoll ist. Leckerlis sind nur ein Teil des Ganzen.

Die meisten Pferde möchten gerne alles richtig machen. Sie bemühen sich oft endlos, zu erraten, was wir von ihnen wollen und wir können es ihnen mit dem Clickertraining deutlich einfacher machen, uns zu verstehen. Das Verstehen und das gute Gefühl, etwas richtig zu machen, sind dann die Punkte, durch die das Pferd Freude und Motivation gewinnt. Mit dem Clickertraining können wir unseren Pferden also dabei helfen, leichter zu verstehen und besser zu lernen, weil wir uns durch das Clickern auf das Pferd ausrichten und nicht mehr unser menschliches Wollen durchsetzen. 

Beim Clickern können wir nicht mehr einfordern und bestrafen, sondern wir müssen so mit dem Pferd arbeiten, dass es von sich aus mitmacht. Um das Verhalten dann eben auch ein bisschen steuern zu können, wird erwünschtes Verhalten mit Futter verstärkt. Die Futtergabe hängt also immer an einer zuvor gezeigten oder auch unterlassenen Handlung des Pferdes und ist damit nichts weiter als ein Weg, dem Pferd zu sagen: „Ja, das war richtig!“ Leckerlis sind im Clickertraining ein Hilfsmittel für die Kommunikation, nicht mehr und nicht weniger.

… sondern die Freude

Ich ziele heute in der Beziehung zu meinen Pferden auf Freude. Ich möchte, dass meine Pferde Freude empfinden, wenn wir zusammen sind. Sie sollen die Zeit mit mir als angenehm, interessant, gewinnbringend und unterhaltsam empfinden. Wenn ich so mit ihnen arbeite, dass sie mich verstehen, sind sie mit genau dieser Freude, ja oft auch Begeisterung dabei.

Ob mich meine Pferde darüber hinaus „wirklich“ (also im menschlichen Sinne) lieben, weiß ich nicht, und es ist mir inzwischen auch nicht mehr wichtig. Entscheidend ist für mich, dass sie sich freuen, mich zu sehen – das zeigen mir ihr Blick, ihr Kommen und ihre Ausstrahlung. Und ich habe überhaupt kein Problem damit, dass sie sich – ganz klar! – auch auf etwas Leckeres zu fressen freuen.

beide

28. Oktober 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Umgang 22 Kommentare »

Das Initiatorsignal – eine Möglichkeit der Mitsprache

In der Arbeit für unseren Clickerkurs habe ich ein Video zum sogenannten „Initiatorsignal“ gesehen (bitte hier klicken, das Video ist auf Englisch). Dieses Video hat mich zu Tränen gerührt.

Dem Pferd ermöglichen, sich mitzuteilen

Bei dem Initiatorsignal geht es darum, dass das Pferd lernt, dem Menschen ein Zeichen zu geben, wenn es bereit ist, an einer Lektion weiterzuarbeiten. Es eignet sich sehr gut dazu, Pferden unangenehme Situationen oder beängstigende Dinge näher zu bringen. In dem Film ist z.B. ein Pony zu sehen, dem gezeigt wird, dass es vor einer Peitsche keine Angst zu haben braucht. Die Peitsche wird in die Luft geschlagen und das Pony erhält einen Click + Belohnung, wenn es still stehen bleibt.

Entscheidend dabei ist aber, dass es dem Menschen zuvor ein Zeichen gibt (es berührt dazu die Hand des Menschen mit der Nase), mit dem es vermitteln kann, in welchem Abstand und auch in welcher Position es bereit ist, die schlagende Peitsche zu dulden. Dieses Pferd wird also befähigt, mit dem Menschen zu kommunizieren! Ein anderes Pferd vermittelt dem Menschen durch das Zeichen, wann es bereit ist, mit einem Sattelgurt berührt zu werden, ohne nervös auf der Stelle treten zu müssen, und wieder ein anderes teilt mit, wann es bereit ist, dass der Mensch sich auf seinen Rücken schwingt.

Noch nie zuvor habe ich ein so eindrückliches Beispiel von beidseitiger Kommunikation zwischen Mensch und Pferd gesehen.

Bereit, um Erlaubnis zu fragen?

Mich haben die Szenen in diesem Video tief getroffen, denn mir wurde klar, wie oft ich über Pferde hinweggegangen bin und auch noch immer hinweggehe. Wann habe ich mir wirklich die Zeit genommen, mein Pferd zu fragen, ob es mir die Erlaubnis für all die vielen Dinge gibt, die ich von ihm will? Wie so viele von uns habe ich diese Behutsamkeit leider immer nur in den Anfängen konsequent gelebt (z.B. beim Kennenlernen, beim Erarbeiten neuer Dinge, bei der Vertrauensarbeit oder beim Einreiten), aber im Alltag habe ich es dann einfach vergessen.

Und so bin ich mal wieder einen Schritt weiter in meiner Selbstreflexion, denn ich habe mich beim Anschauen des Videos geschämt. Geschämt, dass ich, obwohl ich es inzwischen besser weiß, viel zu oft über meine Pferde hinweggehe, weil ich „mal eben schnell“ was machen will oder weil ich viel zu vieles als selbstverständlich annehme.

Sicher kann man nicht jeden Handgriff beim Pferd erfragen und das ist wohl auch nicht nötig. Aber mir fallen viele Momente ein, in denen ich das durchaus tun könnte und sollte, um meinen Pferden Respekt entgegenzubringen. Ich nehme mir vor, in Zukunft noch achtsamer sein!

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26. August 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Umgang, Vertrauenstraining 9 Kommentare »

Soll ich jetzt nur noch Futter in mein Pferd stopfen?

Eine ganz typische Reaktion auf das Clickertraining ist die entsetzte Frage, ob man denn jetzt ständig und wegen jedem bisschen Futter in sein Pferd stopfen muss. Ja, auch ich hatte mich das gefragt und habe deshalb lange gezögert, mit dem Clickern zu beginnen.

Bei mir waren es drei Bedenken, die ich hatte:

  • Einmal das Gewicht. Meine Hafis sind beide nicht schlank und ich sah sie schon wie Hefeklöße auseinandergehen.
  • Dann fürchtete ich, dass meine Pferde zu penetranten Bettlern werden würden.
  • Außerdem war tief in mir die Überzeugung, dass sie das, was ich von ihnen möchte, auch ohne Futter machen sollen.

 Schauen wir uns die Punkte doch einmal genauer an.

Über die Futtermenge beim Clickern

Es geht beim Clickern keinesfalls darum, massenhaft Futter ins Pferd zu stopfen. Richtig ist, dass auf jeden Click ein Futterlob erfolgen soll, und richtig ist auch, dass in manchen Phasen sehr hochfrequent (also schnell hintereinander) geclickert wird. Aber die Menge, die dabei verfüttert wird, kann viel geringer sein, als viele annehmen, denn: Ein Futterlob wirkt auch in kleinen Mengen.

Die Frage ist einfach, was man als Futterlob nutzt! Klar, wenn ich die handelsüblichen, großen Leckerlis nehmen würde, würde ich auf deutlich zu viel Extra-Futter kommen (zumal die Zusammensetzung solcher Leckerlis auch nicht immer gesundheitsfördernd ist). Aber es gibt gute Alternativen. Wenn Ihr z.B. allein die Begrüßungsmöhre für Euer Pferd in kleine Scheiben schneidet und die zum Clickern nutzt, fällt überhaupt kein Mehr an Futter an!

Ich selbst nutze am liebsten Hafer zum Clickern. Die kleinen Körner lassen sich in Mini-Portionen aufteilen, so dass ich pro Click nur wenige Körner verfüttere. Für eine normale Clickereinheit brauche ich ca. eine Handvoll Hafer (und meine Hände sind eher klein). Das ist auch für einen eher wohlgenährten Haflinger nicht viel.

Bei futtersensiblen Pferden und solchen mit ernährungsbedingten Erkrankungen sollte man mit dem Tierarzt absprechen, was in welchen Mengen vertretbar ist. Hier bewähren sich oft Luzerne-Pellets, die sehr klein sind. Ich habe auch schon von dem Tipp gehört, Gurkenstückchen zu nehmen.

Auch könnt (bei leichfuttrigen Pferden solltet!) Ihr die Menge Futter, die Ihr zum Clickern verwendet, von der normalen täglichen Futterration abziehen.

Die Sache mit dem Betteln

Das Clickertraining kommt immer wieder in Verruf, weil manche Pferde dadurch tatsächlich zu aufdringlichen Bettlern werden. Das aber ist KEIN Problem der Methode, sondern immer ein Fehler des Menschen. Ein fester Bestandteil jedes Clickertrainings sollte sowohl die Futter- als auch die Höflichkeitserziehung sein. Beides wird systematisch geclickert und auf beides sollte konsequent geachtet werden.

Es darf also kein Futter geben, wenn das Pferd bettelt (auch nicht, wenn es noch so süß dabei guckt) und Futter darf nicht einfach gedankenlos gegeben werden, weil man sein Pferd so lieb hat. Futter kommt immer nach einem Click und ein Click kommt nur, wenn das Pferd höflich ist (egal, um welche Lektion oder Aufgabe es gerade geht!).

Ich muss sagen, dass ich vor dem Clickern deutlich mehr Probleme mit meinen recht futterorientierten Hafis hatte als jetzt, seitdem ich clickere. Ich kann mit der Hand in der Futtertasche stehen, ohne dass sie betteln, einfach weil sie wissen, dass sie dann nichts bekommen.

Betteln ist aus meiner Sicht so gut wie immer ein menschengemachtes Problem und deshalb lässt es sich auch wunderbar lösen.

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12. August 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining 13 Kommentare »

Mein persönlicher Clickerweg

Nun ist er erschienen, unser Clickerkurs.

Diesen Kurs mit Babette zu erarbeiten war für mich eine grenzüberschreitende Erfahrung, denn es war für mich alles andere als leicht, mich auf das Clickern einzulassen. Und da ich glaube, dass ich damit nicht allein bin, schreibe ich diese persönlichen Zeilen. Vielleicht können diese auch Sie ermutigen, einmal ins Clickern hineinzuschnuppern, denn zumindest für mich brauchte es dafür einiges an Mut!

Mut, alte Muster und Erfahrungen loszulassen und neu (und damit als Anfänger) zu beginnen. Den Mut und die Offenheit, dazuzulernen und mir frühere Fehler einzugestehen. Und den Mut, innere Überzeugungen loszulassen, was vielleicht das Schwerste war, da sie mir gar nicht alle bewusst waren! 

Klappt doch auch so, oder nicht?

Ich war auf meinem vorherigen Weg nicht erfolglos mit meinen Pferden gewesen, sondern ich habe beide auf einen ansehnlichen Stand ausbilden können. Aber immer wieder stieß ich auf Widerstände. Bei Aramis auf sanfte, bei Anthony auf deutliche. Lange Zeit ging ich über diese Widerstände hinweg, auf eine meist nette, manchmal, so muss ich zugeben, aber auch auf eine weniger nette Art. Und so rieb ich mich an diesen Widerständen. Nicht nur mit meinen Pferden, sondern vor allem mit mir selbst und meinen Ansprüchen, denn was ich wollte, nein, wovon ich träumte, war Freiwilligkeit. Ich wünschte mir so sehr, dass sie Ja zu dem sagten, was ich vorschlug und mir war klar, dass ich an diesem Ziel noch nicht angekommen war.

Vielleicht machte mir gerade das bisher Erreichte es so schwer, noch einmal neu anzufangen und das, was ich gelernt hatte, loszulassen. Ohne Anthony hätte ich es vielleicht nicht gewagt. Es war vor allem sein Nein, das mich an meine Grenzen und vor allem darüber hinaus brachte. Und so betrat ich Neuland.

Neues wagen und so viel bekommen

Das Clickern fordert von uns Menschen die Bereitschaft, Tiere nicht mehr nur als Befehlsempfänger und -ausführer zu sehen, sondern ihr Mitspracherecht zu akzeptieren. Das kippt so ziemlich alles, was man im herkömmlichen Umgang mit Pferden vermittelt bekommt und rüttelt damit an Grundfesten.

Wenn ein Pferd beim Clickern „Nein“ sagt, gibt es keine der herkömmlichen Antworten darauf, wie z.B. mehr Druck zu machen oder zu strafen. Wenn mir ein Pferd beim Clickern die Mitarbeit verweigert, muss ich nach den Ursachen suchen, im Außen, aber vor allem auch bei mir. Ich muss mich fragen: Was kann ich tun, damit mein Pferd mich besser versteht oder damit es Lust darauf bekommt, das zu tun, was ich vorschlage? Ich bin gefordert, ich muss attraktiv für mein Pferd sein, ja, ich muss mir sein Ja verdienen. Und das macht die Sache manchmal ganz schön unbequem.

Wie viel leichter ist es, auf das Pferd zu schimpfen, auf den „ungezogenen Bock“ oder die „dominante Zicke“. Wenn man das tut, muss man sich selbst nicht in Frage stellen. Aber ohne die Bereitschaft, das eigene Tun zu hinterfragen, verändert man nichts. Dann macht man – oft aus Hilflosigkeit! – mehr vom Gleichen. Bei manchen Pferden kann man auf diese Weise Widerstände durchbrechen (aber zu welchem Preis!), andere machen noch dichter (und können gefährlich werden). 

Ich habe für mich erkannt, dass, wenn ich nicht kämpfen will mit meinen Pferden, ich bereit sein muss, sie wirklich zu verstehen. Ich muss hinfühlen, muss meine eigenen Ansprüche zurückstellen und muss bereit sein, ihnen in ihrer Welt zu begegnen. Wenn ich das tue, begreife ich plötzlich, wie vermessen ich oft war oder wie unklar ich mich oft ausdrücke, ja, wie verwirrend die Menschenwelt für unsere Pferde doch sein muss! Und mir wird bewusst, wie wenig ich manche Geschenke geschätzt habe und stattdessen immer mehr forderte.

Seitdem ich mich wirklich für meine Pferde öffne, weil ich eingesehen habe, dass es nicht ihr Job ist, meine Erwartungen zu erfüllen, sondern dass es meine Aufgabe ist, mir unser Miteinander zu verdienen, fühle ich mich reicher denn je. Man sieht mich vielleicht nicht mehr Traversalen reiten oder an fliegenden Galoppwechseln feilen, aber dafür erlebe ich eine Innigkeit mit meinen Pferden, von der ich bisher nur geträumt habe. Verständigung, Vertrauen und gemeinsame Erlebnisse. Lachen und still sein. Als Mensch zusammen mit ihnen zu sein und Zeit mit ihnen zu verbringen, einfach so.

Keine Frage, der Clickerweg ist nicht der einzig mögliche, aber es ist einer, auf dem ich persönlich sehr viel lernen durfte und jeden Tag neu dafür beschenkt werde. Das ist erfüllend und wunderschön und deshalb bin ich einfach nur dankbar.

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28. Juli 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Erkenntnisse, Sonstiges 13 Kommentare »

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