Bitte nicht das Beste wollen…

Die meisten von uns wollen natürlich immer das Beste für unser Pferd, nicht wahr? Unser Ziel ist, das Pferd optimal zu ernähren und zu pflegen, wir wollen es optimal trainieren und arbeiten, um es optimal gesund zu erhalten.

So verständlich und löblich das ist, so geht das leider an vielen Stellen in die falsche Richtung.

Ein hoher (Perfektions-)Anspruch führt nämlich fast immer unweigerlich zu einigen, ziemlich negativen Begleiterscheinungen:

  • Wir sind zu fixiert auf einzelne Ziele oder Details und sehen nicht mehr das Gesamtbild – z.B. achten wir nur noch darauf, ob die Muskeln, die wir fördern wollen, stärker werden, aber merken gar nicht, wie unglücklich unser Pferd durch das plötzlich verschärfte Training geworden ist.
  • Wir werden zu streng und zu verbissen, weil wir eine ganz genaue Vorstellung davon haben, wie sich das Pferd z.B. bewegen muss und wenn es das nicht tut, versuchen wir es um jeden Preis zu  erreichen, notfalls mit Hilfsmitteln, die mehr schaden als nützen („… weil es sein muss…“).
  • Wir versuchen alles über unseren Verstand zu lösen (über das, was wir wissen, was wir gelernt haben und was uns jemand geraten hat) und hören nicht mehr auf unser Bauchgefühl.
  • Wir geraten in die Angst und suchen überall nach Anzeichen für Fehlentwicklungen, Krankheiten usw.
  • Wir haben ein ständiges schlechtes Gewissen, weil wir eigentlich genau wissen, dass wir keine Chance haben, alles richtig zu machen oder erkennen, dass vieles ungut läuft, aber nicht wissen, wie wir es ändern können.
  • Wir sind zu hart zu uns selbst, weil wir unsere Fehler genau merken, sie aber nicht abstellen können und leben diese Härte unbewusst auch dem Pferd gegenüber aus.
  • Und anderes mehr… 

Die andere Seite der Medaille sind Menschen, die das Ganze etwas zu lax angehen, sich zu wenig informieren, zu wenig an sich arbeiten und sich zu wenig Gedanken machen – natürlich wollen wir nicht dorthin zielen.

Aber, und das weiß ich aus eigener Erfahrung: jeder Perfektionsanspruch führt schnell zu viel Druck und manchmal auch Leid bei einem selbst und auch beim Pferd.

Deshalb gilt für mich heute: Lieber nicht das Beste wollen, Gutes reicht vollkommen aus 😉 

dasgute

9. August 2016 von Tania Konnerth • Kategorie: Erkenntnisse, Umgang 9 Kommentare »

 

9 Reaktionen zu “Bitte nicht das Beste wollen…”

 

Von Ben • 9. August 2016

Ganz herzlichen Dank für diese wahren Worte. Sie treffen bei meinem Pferd und mir gerade ins Schwarze und machen mich Aufmerksam auf diese Tatsache.

 

Von Gabriela • 9. August 2016

Hallo,
danke für so viel sinn !!

wenn ich nach all diesen jahren eins von meinen pferden gelernt habe so ist es dass ich besser daran tue viel energie in einen wirklich pferdegeeigneten lebensplatz für meine kleine Herde (zwei (Isi)-Rentner und 2 (Isi)-Reitpferde) zu investieren und bedeutend weniger in diese sache wo ich meine mittelpunkt der pferde sein zu müssen.

Was mich heute am meisten freut ist mit meinen pferden zusammen zu leben und sie ohne dabei ertappt zu werden beobachten zu dürfen…. Das ist heute meine allergrösste Freude. Obwohl ich natürlich immernoch gerne irgendwelche sachen mit ihnen anstelle……! Lg. Gabriela

 

Von Nicole • 9. August 2016

Hallo Tania,

genau zu dem gleichen Schluss bin ich vor einiger Zeit auch gekommen. Du scheinst unsere Gedanken lesen zu können.
Vielleicht sind es aber auch die Pferde, die uns gemeinsam auf den richtigen Weg bringen wollen und ihre Botschaften über die Erde schicken, damit sensible Menschen diese empfangen/aufnehmen können. Wer weiß…?

 

Von Marie • 9. August 2016

Wahre Worte…
gerade für mich und in diesem Moment. Ich habe mich sehr in dem Beitrag wiedererkannt. Vor allem das Thema Angst und Schuldgefühle verfolgen mich regelmäßig.

Es ist wohl an der Zeit, mit mir selbst nicht so streng zu sein und damit meinem Pferdeschatzi auch was Gutes zu tun 😉

Danke für die Inspiration und alles Liebe,
Marie

 

Von Karin • 15. August 2016

Wie recht du hast.
Lg karin

 

Von Simone • 15. August 2016

Ja, das hast du recht, bei uns im Stall sind einige, die sich sehr sehr viele Gedanken machen und andere die völlig sorglos sind.

Ich denke man muss den Mittelweg finden, manchmal geht nur ein Kompromiss:
Bei uns im Stall ist die Haltung (Paddock mit Weide im Sommer) okay, die Fresspausen nachts sind zu lang, aber ich kann daran nichts ändern (ich habe es versucht!)

Den perfekten Stall in dem alles passt, habe ich noch nicht gefunden, also kann ich mir jetzt den ganzen Tag Sorgen machen, wegen Kolik und Magengeschwüren etc.

Oder ich akzeptiere, dass ich daran gerade nichts ändern kann und bin im Umgang mit meinem Pferd heiter und mache ihm nicht zusätzlichen Druck durch meine Anspannung….

Dazu gehört auch manchmal den „Sorgenmachern“ aus dem Weg zu gehen…

 

Von Doris • 22. August 2016

Du sprichst mir aus der Seele Das ist so wahr . Lg

 

Von Volker Bopp • 26. August 2016

Was mir spontan zu diesem Thema einfällt…. (Punkt 3 in der Klammer). Viele, sehr viele Reiter, Pferdehalter, Reitbeteiligungen und andere, die glauben, sie müssten mit Pferden zu tun haben (auch "Nebenberuflich") haben, wenn überhaupt, nur "Basiswissen" über das Pferd. Viele versuchen erst gar nicht mehr VOM Pferd zu lernen. Ihm zuzuhören. Viele sehen "nur" die Fehler, die das Pferd macht. Schade! Es hat sich sehr viel zum "Schlechten" gewandelt in den letzten 15 Jahren. Die Ausbildung von Reitschülern ist in vielen Ställen zum lukrativen "Nebenjob" für selbsternannte "Reitlehrer" geworden. Ich brauche wohl kaum weiterschreiben, denn viele wissen, wie es aussieht in unseren Ställen… "Mein Pferd hat was vorne am Knie und hinten an dem Knochen wo raussteht ist sie aufgescheuert…." Viele. Leider sehr Viele. Aber Gott-sei-Dank nicht alle. Ich freue mich immer wieder über Veröffentlichungen wie diese und teile sie auch gerne. Danke für Euere Arbeit. LG

 

Von Tania Konnerth • 29. August 2016

Herzlichen Dank für all Eure Kommentare!

Liebe Grüße,
Tania

 

 

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