Gute Vorsätze?
Ein neues Jahr beginnen viele von uns mit guten Vorsätzen – und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch, wenn es um unsere Pferde geht. Da werden dann Trainingspläne erarbeitet (z.B. „Mehr Bodenarbeit“, „Zweimal in der Woche Longentraining“, „Turniervorbereitung“), Ziele definiert („Besser aussitzen lernen“, „Schulterherein erarbeiten“ usw.) und anstehende Maßnahmen benannt (z.B. „Reitlehrerwechsel“, „Zahnarzttermin“, „Sattel überprüfen lassen“) und dergleichen mehr.
Ich persönlich habe seit einigen Jahren vor allem einen Bereich in solche Überlegungen aufgenommen: mein eigenes Verhalten. Auf diese Weise habe ich dann beispielsweise sehr bewusst daran gearbeitet, geduldiger zu sein, meinen Ehrgeiz zu reduzieren und von meinen Pferden zu lernen.
Hier habe ich einige Reflexionsfragen für Euch, wenn Ihr vielleicht auch ein paar gute Vorsätze für das Miteinander mit Euren Pferden formulieren wollt:
- Wie möchte ich am liebsten mit meinem Pferd umgehen? Welches Miteinander wünsche ich mir? Und was bin ich bereit, dafür zu tun?
- Wie kann ich mein Pferd besser verstehen? Wer oder was kann mir dabei helfen?
- Was sind die schwierigen Punkte im Miteinander mit meinem Pferd und wie könnte ich versuchen, diese in Zukunft besser zu lösen? Wer oder was könnte mir hierbei helfen?
- Wie kann ich meine eigenen Gefühle besser wahrnehmen und wie kann ich konstruktiver mit ihnen umgehen? Was könnte ich z.B. tun, wenn ich merke, dass ich wütend werde, hilflos bin oder Angst habe?
- Wie kann ich dafür sorgen, dass mein Pferd mehr Freude hat? Was macht ihm besonders viel Spaß? Was könnte ich vielleicht noch ausprobieren, woran es Freude haben könnte?
Keine Frage, Trainingspläne, Reiterziele und Maßnahmen für die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Pferde zu bestimmen, ist eine gute Sache. Aber manchmal können uns all diese wichtigen Dinge, die wir erledigen oder erreichen wollen oder müssen, von dem abbringen, worum es eigentlich geht: um das Erlebnis mit dem Pferd. Denn es sind eben auch all die kleinen Gesten z.B. beim Führen, Putzen oder Arbeiten, die das WIE unseres Umgangs mit dem Pferd beeinflussen, also unser Tonfall, unsere Ausstrahlung, Mimik und Körpersprache und vor allem unser Gefühl dem Pferd gegenüber. Wir können uns noch so sehr vornehmen, netter zu unserem Pferd zu sein, wenn wir beim nächstbesten Fehler, den es macht, es gleich ungeduldig anschnauzen, wird das Zusammensein ganz sicher nicht harmonischer oder angstfreier sein. Genauso werden wir der wahren Persönlichkeit unseres Pferdes kaum näher kommen, wenn wir allein das Reittraining vor alles andere setzen und von unserem Pferd vor allem erwarten, dass es unsere Ziele erfüllt …
Mehr als je zuvor ist mir im letzten Jahr klar geworden, wie sehr meine eigene Befindlichkeit, meine Erwartungen und meine Gefühle das Miteinander mit meinen Pferden beeinflussen und dass es mein Job ist, hier sehr viel mehr Achtsamkeit sowohl mir als auch meinen Pferden gegenüber zu leben. Und das ist dann auch mein guter Vorsatz für dieses neue Jahr.
Das Schöne ist: Selbst wenn es einem trotz guter Vorsätze mal wieder passiert, dass man unwirsch reagiert, zu ungeduldig ist oder die Wut gewonnen hat, dann ist es sehr hilfreich sich klarzumachen, dass wir jeden Tag die Möglichkeit haben, neu anzusetzen, nicht nur zum Jahresbeginn!
5. Januar 2015 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang • 4 Kommentare »