Die Kunst des Nichtstuns

Ich bin nach 35 Jahren mit Pferden mal wieder Anfängerin. Denn ich werde in einem neuen Gebiet gefordert, in einem, in dem ich mich nicht gut auskenne. Das fühlt sich seltsam an, aber es ist auch spannend und ich möchte Euch wieder daran teilhaben lassen.

Nachdem ich hier recht ausführlich über das berichtet habe, was ich mit meinem Anthony erlebe und nachdem ich auch viele Anregungen, gut gemeinte Ratschläge und Hinweise bekommen habe, war ich ganz schön frustriert. Die Tatsache, dass ich immer wieder an denselben Punkt komme, den Eindruck zu bekommen, dass mein Pferd schon beginnt anderen leidzutun, weil sie denken, er würde vielleicht vernachlässigt oder krank sein und vor allem die Angst, nicht der richtige Mensch für ihn zu sein und dass er woanders vielleicht einfach glücklicher wäre – all das sind ja genau die Ängste, die man als Pferdebesitzer hat, nicht wahr?

Nun bin ich ja nicht allein, sondern habe Babette an meiner Seite. Und sie hat mir einen so schönen, wie auch wahren Hinweis gegeben, denn sie kennt mich wohl besser als fast jeder andere und Anthony auch. „Ich denke“, sagte sie zu mir, „es geht darum, nichts zu wollen. Immer dann, wenn du beschließt, nichts mehr von Anthony zu wollen, ist er offen und fröhlich, und immer dann, wenn du doch wieder gezielt mit ihm zu arbeiten beginnst, ändert sich seine Stimmung. Klar, mit dem Clickern machst du das auf eine nette Art, aber du willst eben doch wieder etwas von ihm. Fahr doch einfach zu ihm und verbringe einfach nur Qualitätszeit mit ihm. Kein Wollen, kein Müssen, einfach nur sein.“

Ich spürte sofort, wie das in Resonanz mit etwas in mir ging, denn ja, es stimmt, ich hatte gehofft, durch das Clickern wieder weiter zu kommen mit ihm. Ich träumte wieder von gemeinsamen Ausritten und einem „ganz normalen Arbeiten“ mit meinem Pferd. Und genau da kommt sein Stopp-Schild.

Wieder etwas Neues zu lernen

Nun sitze ich da mit einer wirklich guten Erkenntnis und stelle fest, dass ich nicht weiß, wie das geht, „nichts zu tun“. Ich habe keine Ahnung, was man mit einem Pferd macht, wenn man nichts mit ihm macht. Solange ich mit Pferden zu tun habe, fahre ich zu ihnen, um etwas mit ihnen zu machen. Um also mit ihnen zu arbeiten, zu trainieren, um etwas zu üben, um etwas „Sinnvolles“ zu tun, als Minimum wenigstens zu massieren oder ein paar Tellington-Touches zu machen.

Und nun soll ich genau das nicht tun, sondern ich soll das tun, was ich auch schon vielen anderen geraten habe: einfach nur einmal Qualitätszeit mit meinen Pferden zu verbringen. Einfach bei und mit ihnen zu sein, nicht mehr und nicht wieder.

Und das ist ein neues Lernfeld für mich.

Aber es passiert, je mehr ich mich darauf einlasse, etwas ganz Wundervolles: Anthony öffnet sich, so kitschig es klingt, wie eine Blüte. Er reagiert so unmittelbar und deutlich auf meine noch ungelenkten Versuche, nichts von ihm zu wollen. Wie das aussieht? Er steht bei mir, läuft mit mir, wenn ich einige Schritte im Auslauf mache, schaut mich aus offenen Augen an. Wenn ich bei ihm stehe, knabbelt er nicht an mir rum, sondern strahlt etwas Zufriedenes aus. Hin und wieder bringt er mich mit seinem Flehmen zum Lachen, als wolle er mir die Sache leichter machen.

Vermenschliche ich wieder mal? Vielleicht. Vielleicht aber bin ich mehr an meinem Pferd dran als je zuvor. Denn „einfach nur zu sein“, darin sind uns Pferde voraus. Das können sie so viel besser als wir. Ich möchte es auch lernen. 

zweisein

 

5. August 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Umgang 20 Kommentare »

 

20 Reaktionen zu “Die Kunst des Nichtstuns”

 

Von Miriam • 5. August 2014

Liebe Tania,

dieser Beitrag berührt mich sehr. Vorallem deine Zweifel, denn diese zeigen mir persönlich, dass du genau der richtige Mensch für dein Anthony bist. Jemand der bereit ist, sich so zu hinterfragen, wie es hier auf dieser Seite auch immer wieder zu lesen ist, der wird immer versuchen im Sinne des Pferdes zu handeln.
Ich kenne diese frustrierende Erkenntnis, dass man immer wieder in der selben Situation landet. Man versucht es anders, aber am Ende landet man doch wieder beim gleichen Ergebnis. Es gibt da so eine nette Geschichte von einem Mann, der eine Straße lang geht. Auf dieser Straße ist ein Loch und der Mann fällt in das Loch hinein. Er ist verzweifelt und weiß nicht, wie er da wieder rauskommen soll. Mit viel Anstrengung und Verzweiflung schafft er es irgendwie und ist froh und erleichtert und geht seine Wege. Am nächsten Tag läuft er wieder diese Straße und er fällt schon wieder in das Loch. Dieses Mal ist er nicht ganz so verzweifelt, weil er weiß, dass er am Tag vorher aus dem Loch kam. Er benötigt aber immernoch sehr viel Anstrengung um aus diesem Loch rauszukommen. Der Mann läuft jeden Tag die Straße und jeden Tag fällt er in das Loch hinein. Aber es fällt ihm immer leichter wieder rauszukommen. Irgendwann merkt er sich welche Steine sich zum rausklettern eigenen, irgendwann denkt er sogar daran eine Leiter mitzunehmen. Und irgendwann entdeckt der Mann, dass es einen Weg um das Loch herum gibt. Ich weiß nicht, ob ich die Geschichte jetzt ganz richtig erzählt habe, aber so sinngemäß stimmt sie. Ich denke manchmal sind wir alle wie der Mann mit seinem Loch. Das ist frustrierend, aber bei jedem Mal wo wir wieder ins Loch fallen, lernen wir was daraus und es geht leichter wieder raus.
Nichts tun, eigentlich so leicht und doch so schwer. Ich habe ein Reitbeteiligungspferd, welches total brav und lieb ist. Als ich ihn kennengelernt habe, hatte ich oft das Gefühl er ist ein Roboter. Dieses Pferd war irgendwie ständig im Arbeitsmodus, aber ohne Freude oder Begeisterung. Wenn ich ihn habe frei in der Halle laufen lassen, ist er immer von mir weggelaufen. Mich hat es traurig gemacht, dass er gegangen ist, sobald er die Chance dazu hatte und anscheinend keine Zeit mit mir verbringen wollte. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass immer, wenn ich dieses Pferd von der Weide hole, ich etwas von ihm will. Ständig habe ich Erwartungen oder Forderungen an ihn. Zwar nett mit Clickertraining, aber ich will etwas von ihm. Er hatte glaube ich nie das Gefühl, dass ich einfach mit ihm zusammen bin, weil ich ihn mag. Genauso sind auch alle anderen Leute mit ihm umgegangen. Er hatte einfach die Erwartung, wenn Menschen mich holen, wollen sie was von mir.
Ich habe dann aufgehört mit ihm zu trainieren. Ich bin wochenlang mit ihm in die Halle gegangen, hab ihn vom Strick gelassen und angefangen den Sand von der Hallenbande auf den Hufschlag zurück zu rechen. Mehr nicht. Ich habe ihm gar keine besondere Beachtung geschenkt. Irgendwann kam er zu mir, dann habe ich mich gefreut, ihn gstreichelt und ihm gezeigt, dass es schön ist, wenn er meine Nähe sucht. Durchaus auch mit Leckerli. Wenn er wieder gegangen ist, habe ich ihn einfach gehen lassen und weiter gerecht. Irgendwann finge er an immer öfter meine Nähe zu suchen und ich habe mich jedes Mal gefreut wie eine Schneekönigin. Nach Wochen habe ich dann das erste Mal einfach aus einer Laune heraus mal einen Ball geholt und ihn gefragt, ob er mit mir spielen will. Und er wollte. Es war das erste Mal, dass er beim Ballspielen Freude gezeigt hat. Wie habe ich mich da gefreut. Mittlerweile trainieren wir wieder zusammen, aber wir haben auch heute noch Tage an denen gehen wir in die Halle und ich reche. Er genießt das glaube ich sehr, ist mittlerweile dann aber in meiner Nähe und ich muss aufpassen, dass er den Rechen nicht abbekommt, weil er seine Nase ständig dazwischen hat. Vielleicht sagen manche jetzt, dass ich einen Knall habe. Man geht doch nicht zum Pferd und recht dann denn Hufschlag. Aber für uns waren und sind das unsere schönsten Momente. Einfach Zusammensein. Ich bin aber halt einfach nicht der Typ Mensch, der dann untätig rumstehen oder sitzen kann. Also habe ich mir eine Aufgabe gesucht, damit ich beschäftigt bin, aber eben nicht mit dem Pferd.
Mit meinem eigenen Pony mache ich es genauso. Ich verbringe oft einfach Zeit mit ihm auf der Weide. Ich äppple ab und er grast neben mir. Wenn er kommt, freue ich mich und kuschel mit ihm. Wenn er wieder grasen geht, ist das auch okay. Pferdefreunde stehen oft einfach neben einander und genau das versuche ich auch bei den Beiden.
Ich habe mittlerweile auch nicht mehr die Erwartung, dass sich aus solchen Situationen was ergeben muss, ein Spiel oder eine Gemeinsamkeit. Es gibt Tage, da miste oder reche ich und die Pferde machen ihr Ding. Das ist aber okay, wir hatten trotzdem gemeinsam unsere Zeit, denn wir waren zusammen und ich glaube heute, dass das ganz wichtig für uns ist. Eine Hundtrainerin hat mich einmal gefragt, wie ich mich fühlen würde, wenn ich ständig, wenn meine Frau auftaucht, etwas tun soll für sie. Sie fragt zwar ganz nett und ich bekomme auch immer Geschenke, wenn ich es mache, aber sie kommt nie um mit mir zusammen zu sein, sondern um was zu tun. Ich habe dann überlegt und mir gedacht, dass mir das irgendwie nicht gefallen würde. Ich hätte das Gefühl für sie zur Verfügung stehen zu müssen. Vielleicht vermenschliche ich hier Pferde, aber wieso soll es ihnen dabei eigentlich anders gehen?
Liebe Grüße
Miriam

 

Von Jennifer • 5. August 2014

Liebe Tania,

mir hat dieser Artikel sehr gut gefallen. Ich kenne dieses Thema aus eigener Erfahrung. Wie oft werde ich belächelt oder schief angeguckt, wenn ich mit meinem Pflegepferd einfach nur Zeit verbringe. Aufgrund einer Erkrankung musste er eine Ruhepause absolvieren und ich wurde als menschliche Bezugsperson für ihn „angeheuert“. Mein Auftrag war es, Abwechslung in seinen Alltag im Rahmen der Möglichkeiten zu bringen und ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Das zum Hintergrund von uns beiden.

In der Pferdewelt denken viele, dass man bei jedem Besuch bei seinem Pferd mit ihm arbeiten muss. Schnell drüber putzen, dann satteln und trensen. Höchstens 5 Minuten warm reiten und dann 45 Minuten im Trab und Galopp durchpowern, um daß Pferd danach wieder in die Box zu stellen. Das war’s. Hauptsache bewegt. Wenn ich dieses Szenario im Stall sehe, haben die Pferde mein Mitleid. Und leider sehe ich es (zu) oft. Ihre Reiter nutzen nicht die Möglichkeit ihren Partner kennenzulernen, ganz ohne Zwang und Aufgabe. Dabei gäbe es dabei soviel zu entdecken.

Ich bin selber mit dem oben genannten Denken „groß geworden“. Als mein Pflegepferd sich nicht mehr anfassen ließ und somit ein bis dahin normaler Umgang nicht mehr möglich war, hat mir jemand einen guten Rat gegeben. Sie empfahl mir, mich einfach in die Box meines Pflegepferdes zu setzen und zeigte mir verschiedene Stellen, die ich massieren sollte. Zuerst war ich skeptisch. Sie ermutigte mich: „Gib ihm einen Vertrauensvorschuss. Er soll lernen, dass es schön ist wenn du bei ihm bist.“ So fing ich an mich zu ihm zu setzen. Wenn er sein Heu knabberte berührte ich ihn zuerst vorsichtig, später fester. Irgendwann ging es ohne Heu. Er genoss meine Massagen an seinen liebsten Stellen und ich konnte ihn wieder überall anfassen. Da kam es schonmal vor, dass ich 2 Stunden einfach nur bei ihm war. Jeder der in die Gasse kam, belächelte mich. Wie oft habe ich gehört, dass ich nichts tun würde. Ich finde es schade, dass z.B. spazieren gehen oder sein Pferd massieren, als nichts angesehen wird.

Damit wir unsere Ruhe haben, fahre ich mittlerweile zu weniger frequentierten Zeiten zu ihm. Dann können wir in aller Ruhe einfach nur sein. Mal erkunden wir die Halle ganz in Ruhe (damit er dort ruhiger wird), gehen spazieren& grasen, machen Bodenarbeit oder tun etwas anderes. Ich versuche die Tage mit Arbeitspensum und ohne so abzuwechseln, wie es zu seiner und meiner täglichen Stimmung passt. Er hat es verdient, neugierig zu sein und Freude empfinden zu können, weil er a) nicht weiß was heute passiert und b) erwarten kann dass es schön ist.

Ich lerne fortlaufend aus meinen Erfahrungen und weiß, dass es ich nicht alles richtig mache. Aber ist es nicht ein positives Zeichen, wenn man mit gespitzen Ohren freundlich begrüßt wird, während seiner Zeit am Stall an all die täglichen Belastungen nicht denkt und mit einem vollkommenden Gefühl von Ruhe und Entspannung wieder fährt? Das schenkt er mir, da hat auch er es verdient einfach mal keine Aufgabe gestellt zu bekommen.

Liebe Grüße,
Jennifer

 

Von Margot • 6. August 2014

Danke für diese Zeilen. Ich habe erst zu einer Reiterkollegin gemeint, ich könnte mich im Gelände nicht draufsetzen, ich müsse immerzu reiten, also auf das Tier einwirken.
Ich bin mir sicher, das Pony würde mich gerne nur einfach mal im Wald herumtragen.
Im Gespräch mit der Reiterkollegin, als sie mir erzählte, wie stolz sie auf ihr Pony ist, wurde mir klar, was ich auch für ein tolles Tierchen habe. Total entspannt im Gelände, kann man vor der Eisdiele anbinden und Berge klettern… . Und ich habe mich geschähmt, weil ich ja sonst immer (oft verbissen) mit/an ihm arbeite. Weil es ja so unverschämt ist von einem Haflinger, kein Dressurpferd zu sein… . Meine nächste Übung: Haflinger kämmen, putzen und füttern. Macht bestimmt beiden Freude 😉

 

Von Janny • 6. August 2014

Schöner Beitrag.
Erinnert mich an mein „Seelenpferd“, zu dem ich in all den Jahren, die ich mit Pferden zu tun hatte, die größte Bindung hatte. Was habe ich bei diesem Pferd anders gemacht als bei allen anderen?
Ich ging damals noch zur Schule und musste Hausaufgaben machen. Die habe ich immer im Stall oder auf der Weide erledigt, in Gesellschaft des Pferdes. Oft bin ich nicht fertig geworden, weil das Pferd sagte: Hey, genug gelernt, jetzt mach was mit mir! Hin und wieder hat es sich einfach an meine Seite gestellt oder sogar gelegt.
Vermutlich ist das ganz vergleichbar – ein Zusammensein, ohne etwas voneinander zu wollen.
Ich werde mir in Zukunft häufiger wieder ein bisschen Schreibarbeit mit zum Stall nehmen, danke für die Idee!

 

Von Susanne • 11. August 2014

Einfach nur sein
Mein Pferd brachte es mir bei, als altersgemäß die Zeit anbrach, statt zu Reiten gemeinsam mit Hund spazieren zu gehen. Und da er tendenziell zu dünn ist, wurde aus dem spazieren immer mehr ein grasen lassen. Irgendwann bemerkte ich, dass ich schon wieder eine Stunde nichts anderes gemacht habe wie zuzusehen, welche
Hälmchen und Kräuter er wie kombiniert. Keine Gespräche mit anderen, keine Beschäftigung mit sonst etwas, einfach nur locker den Führstrick in der Hand auf gleicher Höhe mit ihm bleiben… Unser Verhältnis wär vorher schon gut, es ist aber durch dieses SEIN um so vieles inniger geworden. Eine Erfahrung, um die ich dankbar bin.

 

Von Steffi • 11. August 2014

Liebe Tania
Ich kann mich den anderen nur anschließen. Ich mache mir, wie du es beschrieben hast, auch immer die Gedanken, ob ich überhaupt das richtige für mein Pferd bin, ob ich ihr so gerecht werde, wie sie es braucht.
Ich habe begonnen, einfach mal nur neben ihr auf der Koppel zu stehen, ohne groß etwas zu machen. Eben einfach nur „sein“. Wir gehen auch grasen. Einfach nur grasen, so wie Susanne es beschrieben hat. Und es ist ein tolles Gefühl.

 

Von Inka • 11. August 2014

Hallo! Ich habe auch genau solch ein Pferd und ich sehe das mittlerweile als gegenseitige persönliche Befreiung an, denn auch ich habe dadurch nicht mehr den Zwang, daß ich jetzt JEDEN TAG was SINNVOLLES mit meinem Pferd machen MUSS. Mein Pferd ist hochgradig zufrieden, wenn man es viel mitentscheiden läßt und wenn man es auch oft ganz in ruhe läßt. Und das gibt auch mir ein Gefühl von mehr Raum und Freiheit für mich. Im Grunde brauchen wir beide dasselbe und deshalb ist er das richtige Pferd für mich.

 

Von Michaela • 11. August 2014

Hallo! Ich hatte auch so ein „Neinsager-Pferd“ (6 jaehrige Haflinger Stute). Nach 3 Jahren „Nichtstun“
haben wir uns getrennt. Da sich ihre „Einstellung zum Leben mit Menschen“, auch bei ihrem neuen Besitzer nicht aenderte, hat sie jetzt einen neuen Job „Zuchtstute“.

Ich glaube, dass in einer gelungenen Mensch-Tierbeziehung beide Seiten gluecklich sein duerfen und sollen.

 

Von Iris • 11. August 2014

Heyho
Grad heute wars wieder soweit.. Ich bin so müde fühle mich krank ..unter Druck gesetzt.. Weil… Er muss abnehmen..Fett.. Zunehmen..Muskeln ..mehr Kondition..ich mehr Disziplin..Hufe sind zu lang ..Lymphen geschwolle.. Strahl zu feucht und zu tief..und und und..ich bin extra 25 km zu ihm gefahren.. Ich kann nicht ich bin zu müde und zu schwach um gerade zu stehen..ja..aber du bist hier… Er MUSS gearbeitet werden.. Er ist 8 Jahre alt es wird endlich Zeit fuer euch..

CUT

Ich habe ihn vom gras weggeholt mir einen Kaffee gemacht ihm sein Essen gemacht..etwas Mifu und Kräuter… Ich saß aufm Boden .wir haben gefrühstückt.. Das wars.. Seltsamerweise..schrumpft sein Bauch dabei manchmal vor meinen Augen..

Gottseidank hat meine stallkollegin gesagt..Iris.. Alles was du jetzt..in diesem deinem Zustand mit ihm machst.. Kann nicht gut fuer ihn sein..

Bleib im Flow vertrau.. Das es alles gut so ist.. Das hat mich sehr berührt.. Außerdem meinte sie.. Kein Pferd wäre so ausgeglichen.. Wie Orlando..

Ich denke nur wie kann das sein.. Aber ganz tief in mir drin weiß ich da ist was dran..

Also ich find eure Geschichten alle super..

Gawaniponyboy Pony Boy empfiehlt es
Parelli nennt es undemanding Time
Im taoismus heißt es wuwei

Es ist nicht nichts

Iris hoffentlich mit Orlando

 

Von Tania Konnerth • 12. August 2014

Lieben Dank Euch allen für Eure schönen, berührenden Kommentare.

Gerade gestern habe ich mich mal wirklich einlassen können, auf eine Portion Sein. Es tat so gut, denn genau das brauche ich gerade selbst so sehr. Und es war putzig, wie Anthony immer wieder zu mir kam, nachdem er ein Stück weggegangen war, dann bei mir blieb, um dann wieder woanders hinzugehen und doch wiederzukommen. 😀

Herzlich,
Tania

 

Von Nadine • 12. August 2014

Waterhole Rituals von Carolyn Resnick! Sie hat mir auch eine ganz andere Sicht auf das Zusammensein mit Pferden ermöglicht. Nichtstun kann so toll sein! Einfach im Moment leben und eben keine Erwartungen besitzen. Toller Artikel Tania! Du machst das richtig!
LG

 

Von Kim • 12. August 2014

Ach, ich kenne das auch nur allzu gut. Am besten klappt alles, wenn man gar keine Erwartungen hat.
Letztens bin ich total frei, einfach nur im sein, ohne einen Gedanken, nur mit meiner Wahrnehmung, wie das Gras an meinen Schuhen raschelt zu meiner Stute auf die Weide gegangen und sie hat es von so weit weg direkt wahrgenommen, dass ich „anders“ drauf bin, als sonst und kam direkt zu mir galoppiert. Wahnsinn.
Die Kunst, es richtig zu machen, ist, NICHTS zu machen. Aber ich find das ECHT schwer. Dagegen stehen immer die blöden „Pläne“. Das Anreiten steht an, …
Aber man lernt daraus, die Pferde schenken einem wunderschöne Momente. Und das ist das was zählt und kostbar ist. Das kann man mit keinem Geld der Welt bezahlen.

 

Von Tami • 12. August 2014

Ich erwischt mich auch manchmal beim Gedanken: ich muss was tun, das Pferd bei guter Kondition halten, für den nächsten Kurs üben, schauen, dass in der Freiheitsdressur mehr weitergeht…Wenn dabei etwas gelingt, freu ich mich. Ich genieße aber auch die Stunden, wenn das Pferd neben mir grast und ich nur still neben ihm sitze und ihm zuschaue. Für mich ist das unheimlich wichtig, um von meinem Alltag und den vielen beruflichen Herausforderungen Abstand nehmen zu können. Nur schauen und darüber staunen,dass mich dieses Pferd gefunden hat. Im Stall bin ich dadurch leider auch zum Außenseiter geworden: die anderen tratschen schon längst und trinken gemeinsam etwas, während ich beim Pferd sitze…mir tut es aber nicht leid, diesen Weg für uns gewählt zu haben.
Kraulen an Lieblingsstellen wäre auch ein guter Tipp für dich,Tanja. Mein Pferd geniiiiiiiießt es, hebt dabei ein Bein ganz hoch, damit ich ja überall rankomme und zieht eine Schnute. *Herzchenindenaugenhab*

 

Von Carola • 13. August 2014

Das hört sich alles sooo gut an und ich würde am liebsten auch nur noch „Nichts tun“, doch jedesmal plagt mich mein schlechtes Gewissen und ich habe Angst, dass mein Pony zu dick wird, wenn ich es gar nicht mehr reite oder longiere. Das meinige geht nämlich keinen Schritt zuviel. Kann es denn zu fett werden, wenn ich es erstmal gar nicht mehr bewege? Von allein kommt es nur, wenn es weiß, dass es etwas zu futtern gibt.

_____________________

Hallo Carola,

ich denke, das kommt darauf an, wie viel Du mit dem Pferd bisher gemacht hast. Wenn ein Hochleistungsportpferd plötzlich gar kein Training mehr haben soll, dürfte das zu Problemen führen und klar, wenn Dein Pferd richtig trainiert wird, wird ein Nichts an Bewegung Auswirkungen auf die Figur haben. Wenn es sich aber um ein normal bewegtes Freizeitpferd handelt, dürfte es eigentlich nicht gleich wie ein Hefeteg aufgehen (wenn ja, dann stimmt an der Haltung etwas nicht, wäre meine Einschätzung). Vielleicht lässt sich auch die Kraftfuttergabe reduzieren, das könnte das dann gut ausgleichen.

Herzlich,
Tania

 

Von Kelly • 14. August 2014

Hallo Ihr Lieben,

ich glaube nicht, dass es unbedingt mit Nichts-Tun zusammenhängt, sondern vielmehr mit Nichts-Wollen, also mit einem freien Geist, einer freien inneren Haltung. Denn „sinnvolle Arbeit“ kann Pferden sehr wohl Freude machen, das geht bei meiner Stute so weit, dass sie ihre täglichen Lektionen fast einfordert. Das Wichtigste ist dabei, dass wir im Geiste frei sind und das Freie, Leichte auch während der „sinnvollen Arbeit“ beibehalten. So jedenfalls meine Erfahrungen in den letzten Jahren. Und der Weg zum freien Geist war für mich nicht einfach, immer wieder ertappte ich mich mit Erwartungen. Umso freier ich wurde, umso offener wurden meine Pferde. Ich glaube, bei der „sinnvollen Arbeit“ ist es wichtig, dass die Pferde auch einen Sinn erkennen. Wenn sie z.B. lernen sich schöner, stolzer und geschmeidiger zu bewegen, so ist das auf jeden Fall ein erstrebenswertes Ziel für Pferde. Wir Menschen müssen „nur“ lernen, loszulassen und die Pferde im Geist frei zu lassen.

LG. Kelly (www.meinPferdetraum.de)

 

Von Carola • 14. August 2014

Danke Tanja für die Antwort. Ich bin Freizeitreiterin, bin ca. 3-4 mal die Woche im Gelände unterwegs, meistens auch nur Schritt. Mein Pferd steht im Offenstall. Und wie gesagt, wenn es irgendwo einen Grashalm entdeckt, bin ich unwichtig. Ich weiß nicht so recht, wie ich mit dem „Nichtstun“ anfangen kann. Gibt es auch Kurse, die Ihr gebt?

 

Von Tania Konnerth • 15. August 2014

Ja,

danke, Kelly, ich denke, das trifft es sehr gut: die Pferde im Geiste frei lassen und sich selbst frei von Erwartungen machen.

@ Carola: Kurse zum Nichtstun? Das wäre ja mal ein Angebot, ich glaube, das gab es noch nie 😉 Bisher haben wir außer den Longenkursen keine realen Kurse im Angebot, aber mit dem gerade erschienenen Clickerkurs kommen schon ein paar Ideen auf, auch mal was einfach zum individuellen Miteinander anzubieten. Mal schauen.

Herzlich,
Tania

 

Von Linda • 19. August 2014

Liebe Tania,

ich profitiere von deinen „seelischen“ Beiträgen oft mehr als von Babettes „technischen“ – denn ich erkenne mich so oft wieder in dem, was du schreibst… Ich hab ebenfalls zwei Hafis, im gleichen Alter wie deine zwei – und auch meine kleine ist diejenige, die die Bremse zieht wenn mir wieder mal der Ehrgeiz durchgeht.

Letztens stand ich wieder mit kritischem Blick vor ihr, taxierte den Bauch, den Hintern und den Hals, machte mir schon Gedanken wie ich sie besser trainieren kann. Und dann kam eine Freundin, stellte sich neben mich und sagte einfach nur „dein Pferd ist wunderschön!“ – dieser einfache Satz hat mir die Tränen in die Augen getrieben, denn ich hab mich wieder mal dabei erwischt, nur das zu sehen was nicht perfekt ist.

Danke für deine gnadenlose Ehrlichkeit mit dir selbst und dass du uns daran teilhaben lässt!

Herzlichst
Linda

___________________

Ganz lieben Dank, Linda,
Tania

 

Von Constanze • 1. September 2014

Liebe Tania,wieder ein wunderbarer und ehrlicher Artikel. Ich bin sehr froh auf eure Seite gestoßen zu sein, es tut wirklich gut von euch und auch den Kommentaren anderer Leser bestätigt zu werden. Ich hinterfrage mein Verhalten so oft und hatte immer wieder Sorge nicht gut genug für mein Pferd zu sein. Sie ist kein „Kuschelpferd“ aber sie kommt mir mittlerweile auf der Weide entgegen und wenn ich manchmal die Halle für uns alleine habe und sie ohne Strick einfach neben mir her trottet, dann ist es das größte Glück. Diese gemeinsame Zeit mit Nichtstun lerne ich auch einfach anzunehmen und auf wundersame Weise fühle ich mich einfach zufrieden und entspannt und hoffe, dass es meine Stute genauso empfindet. Es ist so ein großes Geschenk mit diesen wunderbaren Tieren umgehen zu dürfen und sie sind in ihrem Leben abhängig davon WIE wir mit ihnen umgehen, können es sich nicht aussuchen….wir eben schon. Ich versuche meiner Stute immer zuzuhören. Ein Beispiel: sie mag nicht gerne geputzt werden, wenn sie die Bürste in meiner Hand sieht, hebt sie manchmal ihr Vorderbein zum Betteln, so als wollte sie sagen:bitte nicht! ich spreche dann mit ihr in einem ruhigen Ton, sage dass ich nur das Nötigste an Krümeln entferne, damit der Sattel nicht scheuert. Sicherlich versteht sie meine Worte nicht, aber sie kennt mittlerweile das Ritual und senkt dann ganz entspannt den Kopf „okay mach‘ doch“ ich bürste dann das Nötigste und sie bleibt ganz ruhig, sofern ich die Dauer nicht überziehe. Vielleicht ist es vermenschlicht, aber ich habe das Gefühl, dass sie es versteht……Man kann und muss noch sooo viel lernen wie schön.
Herzliche Grüße
Constanze

 

Von Toni • 2. September 2014

Hi,Ich habe eine „RB“ an einem 11j Holsteiner für mich allein( der Besitzer klagt und will ihn zurückgeben).Es tut gut von euch zu lesen,da ich ( fast) immer belächelt werde.
Zu verstehen was ich von Pferden lernen möchte kann ich schlecht schreiben,es ist ein Gefühl,Vertrauen,Geborgenheit und „in die Herde aufgenommen sein“.
Wenn wir vertrauen,laufen pferde wie durch ein offenes Tor in unser Herz.
Ich bin nie nie wieder allein,mein pferd führt meine Seele,ich führe mein pferd.
LG .Toni

 

 

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