Ein Wagnis

Ich habe letzten Mittwoch etwas gewagt, von dem ich nicht gedacht hätte, dass ich es tun würde. Eigentlich hatte ich mit Kursen für meine Pferde abgeschlossen. Aramis habe ich versprochen, dass er nie wieder etwas tun muss, was er nicht will und Anthony macht eh nichts, was er nicht will 😉 – … warum da also noch über eine aktive Kursteilnahme nachdenken, in der ich mich und meine Pferd doch sicher wieder nur unter Druck setzen würde?

Was aber, wenn dann direkt am eigenen Stall ein wirklich spannender Kurs veranstaltet wird, in dem dann auch noch genau ein freier Teilnehmerplatz da ist? Tja, da habe ich es gewagt und habe doch mitgemacht.

Ich habe die Entscheidung bis zur Vorstellrunde aufgeschoben, weil ich so unsicher darüber war, ob ich es noch mal versuchen soll. Ich habe leider schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht und bin gerade in Kursen immer wieder in Situationen gekommen, die ich später bereut habe. Außerdem habe ich meine Erwartungen an meine Pferde sehr reduziert. Was sollte ich da nun als aktive Teilnehmerin?

Ich sollte gute Erfahrungen sammeln, glaube ich, und die möchte ich hier mit Euch teilen.

Ein Clickerkurs – und wir machen mit!

Es handelte sich um einen Clickerkurs für Fortgeschrittene bei Marlitt Wendt.

Ich entschied mich also buchstäblich in letzter Minute noch sehr skeptisch, tatsächlich aktiv mit Anthony mitzumachen, denn mit ihm ging ich davon aus, dass  eigentlich nur das Übliche schief gehen konnte, nämlich, dass mich mein Pferd auflaufen lässt (aber wenigstens nicht wie bei Aramis, dass ich ihn aus Versehen doch missbrauche). Am Ende hatte ich dann mit beiden aktiv mitgemacht und keine Minute davon bereut.

ClickerkursZum einen lag es an der tollen Atmosphäre im Kurs, die Marlitt erschuf. Unermüdlich und konsequent auch bei uns Menschen nur auf das Positive achtend, fühlte ich mich sofort wohl und sehr liebevoll begleitet. Keine Angst, kein Stress, kein Druck – was für ein Lernerlebnis!

ck3Dann war das, was Marlitt vermittelte nicht nur unglaublich interessant, sondern auch wirklich hilfreich! Ich habe selten in einem Kurs so viel für mich mitnehmen können – Bekanntes aus neuen Blickwinkeln betrachtet und mit neuen Anregungen bereichert, toll! Ich kam wieder in Kontakt damit, wie gerne ich eigentlich lerne, über Pferde, den Umgang und das Miteinander. Und wie schade es ist, dass ich mich immer mehr zurückgezogen hatte, weil so viele vorherige Lernerlebnisse enttäuschend und frustrierend waren.

ck4Das Schönste war aber für mich, dass Marlitt eine Trainerin ist, die nicht nur eine Methode bietet, sondern die Mensch und Pferd mit deren Eigenheiten und der ihr ganz eigenen Geschichte sieht und würdigt. Da war keiner, der mir das Gefühl gab, dass ich bisher nur Mist gemacht hatte und dass ich es eben „einfach nur so und so“ machen müsse und dann sei alles gut. Das tat mir einfach nur gut und ich konnte mich öffnen. Konnte zuhören und annehmen. Und damit ganz viel für uns mitnehmen.

Ich möchte mit diesem Beitrag Marlitt ein Dankeschön senden und ich wollte diese Erfahrung mit Euch teilen. Vielleicht macht sie Euch Mut, Euch immer wieder neu einzulassen auf die Chance, gute Erfahrungen zu machen! Das ist übrigens etwas, das ich am besten von meinem Aramis lernen kann …

Clickerkurs

25. März 2014 von Tania Konnerth • Kategorie: Clickertraining, Sonstiges 7 Kommentare »

 

7 Reaktionen zu “Ein Wagnis”

 

Von Manuela • 26. März 2014

Liebe Tania,

das freut mich so für Dich, dass Du so ein positives Erlebnis hattest! Und ein Kurs bei der „Clicker-Königin“ persönlich – nein, ich bin nicht neidisch … 😉
Marlitt ist aber auch einfach ein Mensch, von dem einfach nichts negatives kommen kann. Sie lebt ihre innerste Einstellung, mit Pferden NUR über positive Verstärkung zu kommunizieren, zu 200%. Du hättest Dir den Kurs für eine Teilnahme nach schlechten Erfahrungen nicht besser aussuchen können. 🙂 Ich hoffe, das gute Gefühl, das sie Dir gegeben hat, hält noch laaange an. 🙂

Und was lernen wir daraus: Wenn man sich den Trainer genau aussucht, muss ein Kurs nicht per se etwas Schlechtes sein. Am besten hat man vorher schon einmal als Zuschauer teilgenommen und weiß ungefähr was einen erwartet. Aber auch bei penibelster Auswahl kann es passieren, dass der Trainer im Kurs Dinge von einem verlangt, die dem eigenen Gefühl entgegen gehen. Das muss nicht einmal böse gemeint sein – er kennt das vor ihm stehende Mensch-Pferd-Paar einfach nicht … Dann sollte man nicht aus Peinlichkeit oder Selbstzweifeln sein Gefühl unterdrücken und blind folgen, sondern klar zum Ausdruck bringen, dass man sich in der Situation so nicht wohl fühlt und bei Unverständnis des Trainers den Kurs abbrechen. Man muss kurz das Kopfschütteln und Kichern der Umstehenden ertragen – aber nachher fühlt man sich umso besser. 😉

Liebe Grüße von Manuela

 

Von Bettina • 27. März 2014

Hallo Tania,

ich kann deine Skepsis gegenüber Kursen gut verstehen. Am nächsten Wochenende kommt zu uns so ein polnischer Cowboy, echt mit Hut, von dem ich noch nie was gehört habe und der uns beibringen soll, wie man der ‚leader‘ von seinem Pferd wird. Alle machen mit und fragen mich, warum ich nicht mitmache. Ich kann mir schon vorstellen, wie ich da mit einem schlenkernden Seil auf mein Pferd losgehen soll und er darüber ziemlich verwirrt ist. Nein danke 🙂

Bei Marlitt würde ich aber sofort teilnehmen. Im Oktober bin ich zu einem ihrer Kurse in Haltern/Westfalen angemeldet, leider ohne Pferd, das wäre zu weit. Aber ich freu mich trotzdem schon sehr drauf!

Ich bin ja schon seit einer ganzen Weile Buddhistin und achte sehr darauf, die verschiedenen Schulen des Buddhismus nicht zu vermischen. Man sagt Buddhas Lehre ist wie eine Apotheke: es gibt für jeden das passende Mittel, aber es ist nicht gesund, alle auf einmal zu nehmen. Je mehr ich über Pferde und Reiten weiß, desto mehr habe ich auch das Gefühl, dass dies auch auf das eigene ‚Horsemanship‘ zutrifft. Man sollte lieber eine Sache richtig machen als hier und da zu nehmen, was einem passt, und hinterher sind Pferd und Reiter immer verwirrter. Oder was denkst du?

Liebe Grüße aus Warschau,
Bettina

 

Von Rebecca • 27. März 2014

Ich war leider noch nie auf einem Kurs, weder mit noch ohne Pferd… Aber ich würde sehr gerne mal einen machen, wenn sich die Gelegenheit bieten sollte 😉

Bettina: Du schreibst „Man sollte lieber eine Sache richtig machen als hier und da zu nehmen, was einem passt, und hinterher sind Pferd und Reiter immer verwirrter.“ Ich weiß nicht ganz wie du das meintest…
Also ich mache es z.B. schon so, dass ich mir für mich und meine Pferde von allem das Beste raushole, sei es jetzt beim reiten (z.B. Reitweise) oder auch am Boden. Ich finde dass man kein Konzept der Welt auf jedes Pferd anwenden kann und man sich deshalb einfach das suchen muss was passt 😉 Und bei uns funktioniert das auch sehr gut. Ich probiere einfach verschiedene Sachen aus was uns am besten liegt und höre vor allem auf meine Pferde was sie dazu sagen.
Und zum Thema verwirrt: sie sind weniger verwirrt, seit ich einfach nicht mehr nach bestimmten Trainern oder so versuche zu arbeiten, sondern einfach unser ganz eigenes ding mache… =)

LG Rebecca

 

Von Teresa • 29. März 2014

Mei wie schön!
Bei Marlitt Wendt würd ich auch ohne zu Zögern sofort nen Kurs mitmachen. Ich hab sie schon ne ganze Weile abonniert und greife gerne auf ihre Beiträge zurück wenn ich wiedermal meine Gedanken ordnen muss.

 

Von Gabriela • 31. März 2014

Hallo alle zusammen, ja da bin ich froh gleichgesinnte zu finden. Ich bin 53 jahre alt und je länger meine freundschaft zu ponies (ich bin eine absolute Isivirusbefallene) währt, je länger ist es mir zuwider uns in irgendwelche stressituationen zu befördern. Übrigens, auch hänger fahren müssen meine damen nur noch so wenig wie möglich und wenn, dann nie länger als eine stunde. Ja, so mancher lacht über uns und das ist mir egal denn weit und breit hab ich wahrscheinlich die zufriedensten, lockersten und lustigsten freunde. Laufen tun die rössli gut… Genau so wie es sich für einen lockeren freizeit isi mit mittelmässigen freizeitreiter gehört! Wie wir das machen: eine tolle trainerin und freundin kommt regelmässig auf platz (round pen) damit wir auch ohne stress flott, gesund und locker unterwegs sein dürfen. Zwei bis 3 mal im jahr kommt dann noch ein äusserst sympathisch und harmonischer gangpferdekurs dazu….. Und schon wieder wird es winter und die ponies ruhen sich etwas von uns menschen aus….. Denn sooo sehr, brauchen sie uns bei artengerechter haltung nicht….. Übrigens, so scheint mir…… Ist mir das zusammenleben mit meinen ponies je länger je wichtiger…….reiten macht mir natürlich immernoch sehr grossen spass aber die sache vom zusammen leben……ist genauso spannend und toll für mich….

 

Von Nicola Hoffmann • 31. März 2014

Es freut mich das dein Wagnis einen so positiven Ausgang hatte. Ich war vor einer Woche auch bei einem Kurs mit Marlitt Wendt, wenn auch nur als Theorieteilnehmer. Ich kann deine Beschreibung voll und ganz unterstreichen. Ich war auch schon zusammen mit meinem Pferd auf verschiedenen Kursen bei unterschiedlichen Trainern und habe ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Von super bis hin zu unmöglich und nie wieder. Es ist dabei nicht nur schade ums Geld, sondern mir hat es dann einfach nur leid für mein Pferd getan, dass ich ihm dies zugemutet habe. Von einem Kurs sind heute noch die negativen Auswirkungen bei uns beiden zu spüren wenn ich meine, unbedingt diese Übung doch noch mal abfragen zu müssen. Bei Marlitt werde ich es aber in jedem Fall „wagen“ einen Kurs zusammen mit Pferd zu machen und freue mich schon jetzt darauf.

 

Von Mira • 31. März 2014

Hallo Tania =)

Ich bin auch in einer Phase mit meinem Pferd angekommen, in der mir die bekannten ReitlehrerInnen nicht das bieten, was ich mir für uns beide wünsche.
Andererseits denke ich, dass es für beide super ist, neuen Input zu bekommen, um einfach mal in eine andere Richtung zu gehen, Kommunikationsfehler die sich eingeschlichen haben zu entdecken und generell ein paar Aha und Ohhh Erlebnisse zu haben.
Dabei habe ich einige TTEAM Kurse (z.B. bei Bibi Degn und Lily Merklin) mitgemacht, die mich tief berührt haben. Auf einem Jugendkurs in Andalusien haben wir mit fast rohen Junghengsten gearbeitet und das so sanft und in Ruhe ohne Druck, dass ich echt dachte: „So macht der Umgang mit Pferden Spaß!“. Die ganz Clickerbegeisterten hatten ihre Pferde am Ende der Woche soweit, dass sie ohne Alles in den Hänger gingen, Hufe gaben etc.
Dort bin ich auch das erste Mal mit Lindell (also gebisslos) geritten und es war einfach nur unglaublich.
In meiner Nähe kenne ich bisher noch keine Trainerin, die bwusst nach der Methode von LTJ unterrichtet, aber ich werde mich diesen Sommer mal umschauen, was ich hier so finde.
Wichtig ist mir einfach der Respekt dem Tier gegenüber und die Akzeptanz seiner Gefühle, die ich im Umgang mit meinem Pferd brauche. Da muss ich auch mal sagen können :“ Das ist jetzt nichts für uns, wir machen ein bisschen Schrittarbeit“ o.ä. Ohne eine/n Triner/in zu haben der/die dann konsequent auf die Umsetzung seiner/ihrer Methoden beharrt und nicht beachtet, dass jeder Mensch und jedes Pferd nicht nur einzeln, sondern auch in ihrer Dynamik unterschiedlich sind.

Auf jeden Fall freue ich mich für euch, dass ihr etwas gefunden habt, dass euch allen Spaß gemacht hat!

Liebe Grüße,
Mira

 

 

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