Hilfe, mein Pferd ist alt?

Mein Aramis ist in diesem Jahr 21 geworden. Schon immer hatte er eine stark ausgeprägte Fehlstellung in beiden Vorderhufen und mir war klar, dass das irgendwann Probleme in Sachen Arthrose bringen könnte. Tatsächlich fing er dann im Sommer 2011 an, mal mehr, mal weniger zu lahmen. Wochen- und monatelang war alles wieder gut, aber im letzten Jahr lahmte er dann irgendwann kontinuierlich, erst im Trab, dann auch im Schritt. Auf dem Röntgenbild waren klare Veränderungen zu erkennen, die laut Tierarzt eindeutig zu den Schmerzen führten, die er erst nur im Trab, dann aber auch im Schritt immer deutlicher zeigte.

Da war also es gekommen: Mein Großer wird alt, mein Großer ist nicht mehr gesund.

Und nun?

Ich war wie gelähmt und wusste damit erst gar nicht umzugehen. Natürlich konnte ich ihn nun nicht mehr arbeiten! Wer würde sich auf ein lahmendes Pferd setzen, wer etwas von einem Pferd, das so viel in seinem Leben geleistet hat, verlangen, wenn es nicht fit ist. Er sollte seine Rente bekommen, keine Frage. Also holte ich ihn zwar noch immer täglich raus, clickerte mal ein bisschen mit ihm oder ging ein Stück spazieren. Aber  auch etwas mit ihm tun? Nein, das war gestrichen.

Eine Zeitlang war er zufrieden und ich war rund damit, nun eben einen Senior zu haben. Aber dann gefiel mir zunehmend sein Blick nicht mehr, er baute ab und irgendwie fühlte sich alles immer weniger rund an. Litt der Große? Hatte er dolle Schmerzen? Musste ich doch über Schmerzmittel nachdenken?

Ich holte mir Rat bei Pat, die gerade selbst in letzter Zeit viel mit älteren Pferden arbeitet. Ich wünschte mir, dass sie Aramis einmal gründlich durchchecken und mir sagen würde, was ich tun soll, denn ich war inzwischen einfach traurig und hilflos.

Ein anderer Blick

Pat tat dann etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Sie forderte mich auf, mit Aramis ein bisschen etwas zu tun: Arbeit an der Hand – Antreten, Seitengänge, Rückwärtsrichten. Sie gab mir einige Tipps für seine Haltung, für das Tempo und was ihm an Übungen gut tun würde. Am Ende gab es ein bisschen Massage für den Großen und es wurden noch einige Akupunkturpunkte behandelt, aber es war deutlich: Nicht die Behandlung war das Wesentliche, sondern einmal mal mehr ging es mein Verhalten beziehungsweise um meine Einstellung.

Es ging darum, zu erkennen, WIE ich immer öfter auf mein Pferd geschaut hatte:

  • wie ich seinen Blick als niedergeschlagen deutete, obwohl sich ein Pferdeblick im Alter einfach verändert und das gar nicht schlimm sein muss,
  • wie ich seine verschwundene Muskulatur als Zeichen für seinen schlechten Zustand deutet, obwohl sich bei jedem Pferd, das nicht arbeitet, die Muskulatur zurückbildet,
  • wie ich jede kleine Gegenreaktion von ihm als Signal interpretierte, dass er nicht kann,
  • wie ich mein Pferd mit jedem Tag um Jahre älter guckte …

Ich war dabei gewesen, mein zwar nicht mehr junges und auch nicht mehr ganz gesundes Pferd zu einem alten und kranken Pferd zu machen. Vor lauter Angst hatte ich mich mehr und mehr in die kleinen Dinge gesteigert, die sich verändert hatten – die aber nichts weiter sind als der ganz normale Lauf der Dinge. Ältere Pferde sehen anders aus als junge, sie laufen anders, sie lahmen öfter mal, sie gucken anders, bauen auch mal ab – aber: Sie sind deshalb nicht todkrank!

Noch lange nicht aufs Abstellgleis!

Durch Pats liebevolle Tipps ermutigt, begann ich dann zaghaft damit, wieder etwas mit Aramis zu tun. Zunächst maximal alle paar Tage 5-10 Minuten Arbeit an der Hand. Was soll ich sagen? Der Große fand das prima! Er legte sich mächtig ins Zeug, zeigte, was er noch alles kann und gab sich solche Mühe, dass ich oft Tränen in den Augen hatte. Und mit jedem Mal veränderte sich etwas: Er sah gar nicht mehr alt und schwach und krank aus, sondern ich sah wieder meinen großen, stolzen Pferdemann. Ja, sein Blick ist anders als früher, aber es ist ein guter Blick, ein gelassener Blick, ein Blick eines gereiften Pferdes. Ja, er ist ein bisschen steifer als früher und ja, an manchen Tagen lahmt er deutlich. Aber er bewegt sich immer noch gern, nimmt Herausforderungen an und tobt wie ein Jungpferd, wenn es auf die Weide geht.

Inzwischen hat er auch wieder einiges an Rückenmuskulatur aufgebaut und neulich bot er mir von sich aus einen Galopp an und sprang so rund, so leicht und so schön an, dass bei mir wieder die Tränchen kullerten.

Das Wichtigste bei all dem scheint mir: wirklich auf das Pferd zu hören. Aramis zeigt mir genau, wenn er mal nicht viel tun mag, und er zeigt mir auch, was noch super geht. Die Dauer der Einheiten bestimmt ganz er, wenn er nicht mehr mag, hören wir auf. Es gibt Momente, in denen es ihm wehtut, er aber dennoch weitermacht, von sich aus, weil er es will. Er genießt es sichtlich, wieder beweglicher zu werden und wieder mehr Kraft zu haben. Er genießt es, bewundert zu werden. Er genießt die Zeit mit mir. Und das ist wunderschön.

Und ich mit all meinen Zweifeln und Ängsten im Umgang mit meinem nun nicht mehr jungen Pferd? Ich werde mit jedem Tag sicherer und zuversichtlicher. Denn ich vertraue immer mehr darauf, dass wir unseren Weg auch in diesem Lebensabschnitt gut gemeinsam gehen werden.

aramis_w

2. Juli 2013 von Tania Konnerth • Kategorie: Gesundheit, Umgang, Verhalten 22 Kommentare »

 

22 Reaktionen zu “Hilfe, mein Pferd ist alt?”

 

Von Yvonne Zander • 2. Juli 2013

Liebe Tania,
das hast Du mal wieder sehr schön geschrieben! Und vor allem wirklich gut den Nagel auf den Kopf getroffen.
Auch ich selbst durfte bis letztes Jahr einen Rentner (er wurde knapp 30 Jahre alt) mein Eigen nennen. Und auch wenn wir schwierige leidvolle Phasen hatten, so gab es auch immer wieder Momente, in denen wir mit dem Ball spielten, mit dem Target Dehnübungen machten, spazieren gingen oder ich sogar kurz aufsaß. Man merkte meinem alten Herrn richtig an wie gerne er noch rausging und wie sehr ihn die Aussicht auf einen kurzen Trab ermunterte. Stieg ich auf nahm er den Kopf hoch und spitze die Ohren, voller Freude denke ich daran zurück!
Unsere Alten können zwar nicht mehr so lange und ausdauernd wie in jungen Jahren, doch sind sie voller Tatendrang und tragen den Schalck im Nacken wenn man sie fragt ;).
Viele Grüße,
Yvonne Zander

 

Von Steffi • 2. Juli 2013

Lieb Tania,

also ich musste doch schon schmunzeln, dass du den armen Aramis mit seinen 21 Jahren als „alt“ abstempelst :-)Das ist doch ein Haffi, der ist doch mal gerade in der Blüte seines Lebens! Das ist wie bei Menschen, einen treffen die Zipperlein früher die anderen später und natürlich hängen die 18 jährigen einen beim Joggen ab,wenn man keine zwanzig mehr ist. Aber deswegen ist man doch noch nicht alt!
Wie du sehr schön schreibts werden die Lieben einfach reifer. Ok bei „meiner“ Pferdeoma mit ihren 31 Jahren macht sich auch schon mal der Altersstarrsinn breit, Frau weiß halt was sie will und was nicht 😉 aber deswegen nicht mehr fordern?

Das Problem liigt wie immer bei uns Menschen, den Pferden ist es doch egal wie alt sie sind. Und wenn ich meine „Oldies“ mit ihren 24 und 31 Jahren die steile Hangwiese sowohl rauf als auch berab galoppieren sehe, weiß ich: Wir werden uns noch verdammt lange haben!

Liebe Grüße
Steffi

 

Von Jost • 8. Juli 2013

Guten Morgen!
Das ist ein schöner Beitrag und wieder mal ein gutes Beispiel dafür, wie vielfältig wir Menschen unsere eigenen Vorstellungen in Pferde hineininterpretieren. Was auch immer wir in ihnen sehen und wie auch immer wir mit ihnen kommunizieren, wir sollten uns dabei immer darüber im klaren sein, daß es unser Menschendenken und Menschenfühlen und unsere Interpretation ist, was wir von ihnen zu erfahren oder zu wissen meinen, und es deshalb immer hinterfragen und überprüfen sollten.

 

Von Kiki • 8. Juli 2013

Liebe Tanja,
mir ist auf den Bildern in den Newslettern schon oft aufgefallen: Dein Aramis hat einen ganz besonderen Charakterkopf, sowas findet man unter Wallachen und Stuten sehr selten. Ich bin mir sicher, er sagt deutlich, was er will, aber er hat ein gutes Herz und eine alte Seele. Ich hatte auch einmal ein solches Pferd und wünsche Dir noch viele schöne Jahre mit Deinem Großen!
Lg, Kiki

 

Von Marion R. • 8. Juli 2013

Liebe Tanja!
Auch ich musste schmunzeln. Mit 21 hat dein Aramis noch viel vor sich. Mein Oldie ist jetzt 31 und was du bezüglich der Beschäftigung schreibst, erlebe ich genau wie du. Die Alten wollen nicht aufs Abstellgleis, sie wollen dabei sein und etwas tun! Mein Alter fordert seine Arbeitseinheiten vehement ein, auch wenn außer Clickertraining, kurzen Spaziergängen und ein wenig Handarbeit nichts mehr geht (er hat ebenfalls Arthrose). Er bekommt sofort einen ganz anderen Audruck, wenn man sich mit ihm beschäftigt. Dann ist er wach und munter und sieht aus, als sei er 10 Jahre jünger.

Du wirst sicher noch viel Freude mit Aramis haben!
Liebe Grüße,
Marion

 

Von Johanna Birkenhauer • 8. Juli 2013

Hallo Tania!

Ich hab in letzter Zeit sehr ähnliche Erfahrungen gemacht. 🙂
Paula ist nun 20 und hat sich letztes Jahr sehr schwer am Sprunggelenk verletzt. Nach einem dreiviertel Jahr (also um letztes Weihnachten rum) hatte sich alles stabilisiert und wir hatten einen „status quo“ mit dem wir also umzugehen lernen mussten.
Ich fing an, wieder ein bisschen zu longieren, Spaziergänge bergauf und bergab zu machen und zu clickern.
Mal gings besser, aber ganz viele Phasen hatten wir, wo es einfach mäßig lief. Insgesamt ging es über Wochen bergab, bis sie wieder kaum noch aufstehen konnte, sich deshalb nicht mehr hinlegte.
Irgendwann hatte ich einen sehr stressigen Tag, Paula „musste“ ich auch noch bewegen, sie schlurfte wieder durch den Sand, ich war grantig. Genervt, dass ich Rücksicht nehme auf sie, es trotzdem immer schlechter wird, Dinge außerhalb des Stalls belasteten mich und irgendwann hab ich meine Geduld veloren und die Longierpeitsche landete äußerst motivierend an der Flanke.
Plötzlich ging ein Ruck durchs Pferd und seit dem Tag läuft sie! Und zwar sehr, sehr ordentlich. 🙂
Ich bemühe mich, keine Signale zu übersehen, gehe aber bewusst ehrgeizig und fordernd an die Arbeit heran.
Sie läuft sehr gut an der Longe, bietet Angalopps aus dem Schritt an, findet sich großartig. Bemüht sich beim Erarbeiten des Kompliment, geht lauffreudig ins Gelände.

Lange Wochen dachte ich, jetzt ist sie alt und ich flüchtete mich aus Überforderung in eine Lethargie. Auch wenn mir klar war, dass das doch eigentlich nicht so plötzlich kommen kann.
Und nun ist sie wieder gefühlte 15. 🙂

Sie hat ihre Zipperlein, aber mit mehr Bewegung und anspruchsvolleren Arbeit gehts ihr wesentlich besser, vorallem auch vom Kopf. Sie zieht von allein auf den Platz und will arbeiten, das ist für mich die pure Bestätigung und ich streng mich sehr an, nicht mehr in so ein Tüddel-Loch zu fallen. 😉

Alles Gute und noch viel Spaß euch beiden!

LG,
Johanna

 

Von Josta Maas • 8. Juli 2013

Hallo,

Schöne’Leben’serfahrung!
Meine 2 Ponys sind 23 und 27 Jahre Alt. Als ich sie vor 7 Jahren bekam war ich eigentlich sehr stressig welche Arbeit ich die zwei zumuten konnte.
In diesen Jahren habe ich aber gelernnt mit Freude und nicht übertriebene zorglichkeit die arbeit zusammen mit die Kinder normal an zu gehen.
Jetz sind die Ponys besser bemuskelt, sehen gut aus und leisten auch mehr als vor 7 Jahren. Meinen Puschel piaffiert jetz gerne und er sieht das er mir eine Freude damit macht. Also freuen wir uns zusammen!
Josta

 

Von Regina • 8. Juli 2013

Liebe Tanja,
Deine Beschreibung des Prozesses, den Du mit Deinem Aramis er- und durchlebst, kann ich sehr gut nachfühlen. Mir ist es ähnlich gegangen, und es geht immer weiter so. Nur das Plötzliche fehlte bei mir, weil ich meine geliebte Stute schon, seit ich sie 13-jährig bekommen hatte, aufmerksam auf ihre Gesundheit hin beobachten musste – sie hat, neben Schale, eine Exostose am Karpalgelenk, und das wächst und wächst. Inzwischen ist sie 20, längst nicht mehr reitbar und schon des öfteren von außen totgesagt worden. Aber mit Schmerzmittel, in gutem, engem Austausch mit meiner Tierärztin, verlasse ich mich auf meine eigene, immer neue Beobachtung bzw. auf kompetente Blicke von außen. Ja, und auch meine Dicke zeigt, dass sie nicht abgestellt werden will. Es war und ist immer wieder eine Herausforderung zu entscheiden, was wir zusammen machen können, spazierengehen mit Hufschuhen mit dicken Dämpfungseinlagen, auch Ansätze von Langzügel-„Arbeit“, oder einfach nur zuschauen, wenn sie grasend über die Wiese zieht oder bei ihr im Unterstand auf dem Rand der Krippe zu sitzen, während sie ihr Heu mümmelt.
Die Zeiten zusammen waren und sind immer wieder mal belastet von meiner Unsicherheit und Trauer, dann wieder frei und heiter und einfach kostbar. Meine Dicke ist zugleich zickig und willig, mal hektisch, schreckhaft, dramatisch im Ausdruck, und dann wieder sanft, besorgt, erstaunlich gelassen, eine ganz eigene Mischung, von der ich immer wieder lerne. Ja, es geht – wie im richtigen Leben auch 😉 – darum, im Augenblick zu leben und hin zu schauen und zu fühlen, was jetzt ansteht, darüber habt Ihr beide ja im Ediorial gerade heute auch geschrieben, und das zu lernen, was es gerade zu lernen gibt. Lebewesen werden älter, reifer, sind gesundheitlich nicht mehr fit wie früher. Wir alle müssen damit unseren Umgang finden, und Pferde sind da wunderbare Lehrer, wenn wir sie lassen. Nix mit endgültig. Endgültig ist (auf einer Ebene) der Tod, davor ist Leben angesagt, und das wandelt sich ständig ;))
Herzliche Grüße, Regina

 

Von Sabine • 8. Juli 2013

Hallo miteinander!
Ein Hafi (oder sagen wir mal so: heißgeliebtes Pony/Pferd, welches mit der nötigen Aufmerksamkeit umsorgt, geritten, beschäftigt und möglichst naturnahe gehalten wird) ist doch mit 21 Jahren nicht alt! Verabschieden wir uns doch von der Materialschlacht der Leistungsreiterei – wo die (totgerittenen) Pferde mit 16 Jahren wirklich uralt aussehen und viele, viele 10jährige mit gesundheitlichen Probleme zu kämpfen haben, die unsere Hottis mit 25 Jahren vielleicht mal bekommen. Wir haben eine 29jährige Ponystute mit angeborener Fehlstellung, die vor 6 Jahren massive Probleme an der Beugesehene (beginnende Verkalkung) machte und dank Stoßwellentherapie gut auskuriert worden ist. Sie hat ein wenig kariöse Zähne und immer wieder Zeiten, in denen es sie zwickt – aber sie macht munter im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles noch mit und nie im Leben käme ich auf die Idee, sie aufs Abstellgleis zu stellen. In unserem Stall steht weiters ein 31jähriges österreichisches Warmblut, welches sicher 3 bis 4 mal die Woche bis zu 3h geritten wird und noch flockig vor der Kutsche läuft – ohne jegliche Probleme! Und der 32jährige Ponywallach meiner Freundin ist gerade nach 4stündiger Hängerfahrt auf „Erlebnisurlaub“ ins Waldviertel unterwegs – zwar ernährt er sich mangels guter Zähne (er koppt seit dem 5 Lebensjahr) hauptsächlich von Heudobs, ist aber noch immer rundlich und lernt gerade ganz sanft und gemütlich die Handarbeit á la Branderup kennen – geritten wurde er das alles in seiner aktiven Reitlaufbahn (er wird noch wöchentlich ca. 2mal für 30min ins Gelände geritten) und ist die Bewegung an sich nichts neues für ihn. Wegstellen? Käme nie in Frage – sie wollen wirklich was tun und zeigen es einem ganz, ganz genau, wenn es nicht mehr geht. Mögen sie alle, von denen hier geschrieben wird, noch viele gesunde und unbeschwerte Jahre leben!

 

Von Birgit • 8. Juli 2013

Hallo liebe Tanja,

wie gut kann ich dich verstehen !

Mir erging es ganz genauso.

Ich habe einen 26jährigen Pflegeoldie den ich wie mein eigenes Pferd behandeln darf, weil sich seine Besitzerin aus Gesundheitsgründen nicht mehr um ihn kümmern kann.

Auch ich muss lernen „meinen“ Oldie nicht in Watte zu packen. Er wird nicht mehr geritten, da er durch einige Koliken und den Umzug in einen sehr viel schöneren Stall sehr abgenommen hatte.

Da ich dachte, ein altes Pferd mit Arthrose kann nicht mehr viel und ich darf von ihm auch nicht mehr viel verlangen. Wir machten wir viel selbstgemachte Bodenarbeit, ein paar Zirkuslektionen, Abenteuerspaziergänge- aber Muskeln aufbauen ? …..
…traute ich mich nicht. Ich wollte ein altes Pferd nicht überfordern.

…….Bis ich eine Reitlehrerin in unserem Verein fand, die mir vernünftiges Longieren und Doppellongenarbeit beibringen wollte.
Wenn ich „meinen“ Oldie logierte ging es nie so recht vorwärts, eben weil ich Lui nicht überfordern wollte, ich meinte er kann´s einfach nicht mehr. Sein Galopp sah immer sehr hölzern aus…….

….Bis meine RL ihn longierte…..
Ein Ruck ging durch „meinen“ Oldie und er lief wie ein Uhrwerk. Es sah sooo leicht aus…..er wirkte glatt um 10 Jahre jünger…..sooo zufrieden…..

Es lag eindeutig an mir weil ich immer zu vorsichtig war, Lui immer genau beobachtet hatte, wie er was macht, ob er noch kann, ob wir lieber wieder aufhören sollen, immer in Frage gestellt hatte, ob es wohl richtig und gut für ein altes Pferd ist was wir machen und und und….
Meine eigene Unsicherheit hat sich in Lui widergespiegelt und er traute sich einfach nichts zu.

Ich finde es immer wieder gut, wenn mal jemand von Außen zuguckt was ich wie und warum mit Lui mache und die Unsicherheiten/Fehler, die ich habe/mache erkennt. Man selber verwurschtelt sich oft in der eigenen Welt.

Danke für Deinen Beitrag zum „alten“ 😉 Pferd.

Liebe Grüße von Birgit

 

Von Tanja • 8. Juli 2013

Huhu, was für ein schöner, reflektierter Artikel wieder.. habe mich auch darin gefunden. Meine 23jährige Stute braucht bei nasskaltem Wetter eine „gewisse“ Einlaufzeit und hat immer mal ein Zipperlein. Mein lieber (und sehr cooler) Tierarzt hat mir letztes Jahr einen sehr wohlwollenden „Einlauf“ verpasst, als ich Sie ihm vermeintlich stockelahm vorgestellt habe…. was ich von der alten Dame erwarte und dass ich mich freuen soll, wie gut sie drauf ist und dasteht. Das hat mich auch zum Umdenken gebracht und erleichtert… man muss nicht jeden kurzen Tritt überbewerten. Als sie nach Ziehen dreier loser Zähne wieder zu Topform auflief, hab ich beschlossen, ihr zu überlassen, wann sie sich alt fühlt und wann nicht 🙂
Liebe Grüsse!

 

Von Ursula DT • 8. Juli 2013

Hallo
als ob du mein Pferd beschrieben hättest… Kann jede Zeile unterschreiben. Mein Großer ist nun auch 21 und hat seit 2011 Arthroselahmheiten. Aber durch all die Hochs und Tiefs bin ich mit ihm auch gegangen. Wir machen, was er anbietet und ja – er möchte mit, er möchte auch was tun und zur Zeit läuft er wieder schön locker und mag auch mal galoppieren. Ich suche die Stellen aus, es muss leicht bergauf gehen und nicht zu uneben, aber dann geht es gut. Als ich im Winter mit ihm wieder durch den Schnee galoppiert bin, da hatte ich auch Tränen in den Augen, was für ein verloren geglaubtes Glück! Erst wenn es nicht mehr so alltäglich und selbstverständlich ist, weiss man es zu schätzen.
Ich nehme jeden Ritt bewusster wahr und freue mich auch über kleine Zeichen, dass es ihm gut geht.

Liebe Grüße
Ursula

 

Von claudia • 8. Juli 2013

Hallo,

ich finde es super das auch mal etwas über das älter werdene Pferd berichtet wird. Ich habe auch eine ältere Pferdedame: 25 Jahre alt. In den letzten beiden Jahren machte sie auch einen “ Schub“ . Die Verdauung klappte nicht mehr so gut. Sie hatte ständig immerwiederkehrenden Durchfall,ich hatte alles ausprobiert und alles durchgecheckt was es zu checken darf. Die Lösung ist nun eine regelm. Gabe von Heucobs u. ordentl. Mash.
Zudem hat sie auch mal hier und da ein Zipperlein. Bewegungen, die früher einfach waren, sind heute manchmal schwerer. Dann wieder klappt alles super.

Es ist wirklich so wie es oben beschrieben wird: Die älteren Herrschaften sagen einem ganz genau wann Schluss ist, sie weiter machen wollen oder sogar das was anderes heute besser ist. Man muss sie nur genau anschauen….
Ich habe lange für den Prozess gebraucht um diesen so zu akzeptieren wie er ist. Schließlich habe ich sie seit 23 Jahren!!
Ich vermisse auf vielen Netzseiten Hilfestellungen für Besitzer von Senioren. Es wird mal angesprochen, einige Bücher befassen sich mit dem Abschied. Aber mal ein Übungsprogramm für „Körper und Geist“ des Seniors ist nirgends richtig zu finden….schade. Schließlich haben sie uns ein Leben begleitet und wir haben die Pflicht dafür zu sorgen das es ihnen gut geht.

Viele Grüße
Claudia

 

Von Tania Konnerth • 8. Juli 2013

Wow,

danke für all die vielen, tollen Rückmeldung. Schön, dass das Thema so viel bewegt und schön, dass Ihr Eure Erfahrungen hier mit mir und allen anderen teilt.

Liebe Grüße an alle älteren und alten Pferde 😀
Tania

 

Von Akino • 8. Juli 2013

Ich wunder mich ein bisschen (und das ist ganz und gar nicht böse gemeint), dass du, wo du doch eine riiiiesige Homepage betreibst wo es darum geht, mit Pferden Zeit zu verbringen, Spaß zu haben und zu spielen ohne zwangsweise obendrauf zu sitzen, erst jemanden brauchst, der dich darauf aufmerksam macht 🙂

Und hast du nicht vor ein paar Monaten noch wilde Anweidungsbilder gepostet? Klar, wenn er lahmt, lahmt er. Und jemanden zu tragen ist immer nochmal eine andere Hausnummer, wo man dann wirklich in sich hineinhören sollte, ob und in welchem Ausmaß das gerade sinnvoll ist. Aber an der Hand kann man von einem Pferd denk ich alles verlangen, was es auch auf der Weide tun würde und gerade bei der Arbeit an der Hand gehts ja meistens nicht um hoche Geschwindigkeiten und aprupte Stopps.

 

Von Roswitha • 8. Juli 2013

Na da muss ich auch noch dazuschreiben ;-),kümmmere mich um eine 23 jährige Isi-Stute und was soll ich sagen…ehemaliges Turnierpferd viele,viele Fohlen….Sommerekzemer,eher steif und dann auch Arthrose im Kniegelenk. Aber seit wir wöchentlich 3-4 mal was tun hat es sich so gebessert das ich momentan von der Arthrose gar nix merk bei ihr. Wir gehen halt einmal spazieren ,dann gymnastizieren im Viereck,dann longieren, mal freilaufen auch über cavaletti usw. das wichtigste ist es macht ihr offensichtlich freude und sie hat seitdem einen sehr munteren Blick 🙂
..und beim letzten Buschenschank Ritt hängte sie alle ab 😉
Mit lieben grüßen aus Österreich ,
Roswitha

 

Von Roswitha • 8. Juli 2013

Ein großes DANKE noch an dieser Stelle für eure wunderbare Seite,denn ich hole mir soo viele Tipps und Ideen von euch und wir profitieren soviel davon!!!!
Danke

 

Von Rebecca • 9. Juli 2013

Hallo zusammen =)

Ich habe auch eine ca. 21 Jahre alte Stute, mit Spat, bisschen Sehnenprobleme und steifem Rücken.
Deshalb hab ich jetzt ein zweites Pferd bekommen, und dann auch mit ihr mehr gemacht, und Joy nur zum putzen und spazierengehen geholt. Oft auch nur auf der Weide geknuddelt.

Joy (mein „Oldie“ ;)) passt das aber garnicht, wenn sie weniger gefordert wird als Piri (die jüngere), und wird dann echt zickig. Sie ließ sich sogar eine Zeit lang garnichtmehr einfangen! Und sie zickt dann total stark auf die andren beiden Pferde, Piri und Sandy (26 Jahre, gehört meiner Schwester) und führt sich allgemein superzickig und aufmerksamkeitssüchtig auf.

Jetzt mache ich wieder mehr mit ihr, auch wenn sie nach einem stück trab oder Galopp lahmt, und halt allgemein steif ist und auch den Hals hoch tragen muss zum ausbalancieren, aber sie liebt es, und sie kommt immer her wenn ich auf die weide gehe, und ist weniger zickig.
Manchmal habe ich auch Zeiten wo ich nicht so viel mit ihr mache, das merkt man dann aber sofort an ihrem Verhalten, dass ich wieder mehr machen muss 😉

Ab und an wird sie kurz geritten (wobei sie rennt wie eine junge, kaum zu bremsen ;D), oder ich mache Bodenarbeit, selten longieren (ist ja nicht so toll für die gelenke aber sie liebt es…) und öfter bodenarbeit, spaziergänge, oder einfache Zirzensische Lektionen wie Podest, lachen, …

LG Rebecca

 

Von miriam • 12. Juli 2013

hallo,

auch ich kenne diesen punkt. die plötzliche erkenntnis, das das geliebte pferd alt wird. es war zu dem zeitpunkt als mein behinderter sohn in den kindergarten kommen sollte. ich saß auf meinem sofa und plötzlich liefen die tränen. mein baby wird flügge und mein silas alt (damals war er 17). eine flasche rotwein später gings mir besser.
sil war mein seelenpferd. durch ihn hat sich mir eine wunderbare welt des vertrauens zwischen mensch und tier aufgetan. mit sil war alles möglich und alles leicht. viele, viele jahre später als die müdigkeit in seinen augen zu sehen war, die bewegungen schwerer fiehlen, er keine lust auf unsere geliebten galoppstrecken hatte, kam die erkenntnis wieder, mein pferd wird alt. auf jedem ausritt habe ich ein stück weit von ihm abschied genommen, ihm gedankt für diese unglaublichen jahre, für diese einmalige beziehung. ich habe bilder in meinem herzen verinnerlicht, habe endlose tränen geweint. mein abschied auf raten war gut für mich. ich gewöhnte mich an den gedanken eines tages ohne sil leben zu müssen und zu können.
und genauso ist es vor 1,5 jahren gekommen. mein geliebter sil ist gestorben. ich war sehr, sehr traurig, aber ich war darauf vorbereitet und das war gut so.
ich denke auch für pferde gilt, man ist so alt, wie man sich fühlt 😉
lg miriam

 

Von Andy • 12. Juli 2013

EINFACH NUR DANKE FÜR DEINEN TOLLEN LIEBEVOLLEN BEITRAG!

DANKE AN DEINE UND MEINE FREUNDE, DASS SIE DA SIND, WENN ICH SIE BRAUCHE; DASS SIE DAS VERTRAUEN HABEN, MICH ZU MOTIVIEREN UND MIR MUT ZU MACHEN, AUCH WENN ICH FAST AUFGEGEBEN HABE!

ICH WÜNSCHE MIR SO EINE EHRLICHE FREUNDIN UND WERDE DARAUF ACHTEN AUCH EINE SOLCHE ZU SEIN!

DANKESCHÖN UND EINE GAAAAANZ DICKE UMARMUNG!

 

Von maexchen • 22. Juli 2013

Hallo, schöner Beitrag.
Ich habe auch eine Pferde-Oma (Reitpony, 26 Jahre)
Ich habe sie mit 18 Jahren übernommen und seitdem eine Menge tolle Erlebnisse mit ihr gehabt.
Klar, man merkt, dass sie langsam älter wird. Sie hat eine leichte Arthrose an einem Hinterbein und Schwierigkeiten im Haarwechsel. Ansonsten ist sie aber alters entsprechend fit und munter.
Wenn man Rücksicht auf die kleinen Wehwehchen nimmt, die unsere Oldies so nach und nach bekommen, gibt es keinen Grund, sie abzuhalftern und in die Ecke zu stellen – dann fangen sie erst richtig an abzubauen.
Ich mache mit meinem Pony fast jeden Tag lange Ausritte, wenn es im Sommer warm ist eben früh morgens oder abends.
Sie mag seit ein paar Jahren im Sommer tagsüber nicht mehr draußen sein – dann kommt sie lieber rein, wenn es anfängt warm zu werden und geht erst im Dunkeln wieder raus. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass sie in Ruhe tagsüber ihr Heu und Kraftfutter mümmeln kann, ohne dabei von den jüngeren Pferden gestresst zu werden.
Das Pony wird im Sommer zwei oder dreimal geschoren, dann ist das mit dem Fellwechsel auch kein großes Problem.
Es gibt so viele Dinge, die in denen ältere Pferde haushoch überlegen sind. Sie haben eine Menge an Erfahrung zu bieten, sind tolle Lehrer für Reitanfänger, erziehen die Fohlen mit usw.
Außerdem guckt mich mein Pony, wenn es mal hektisch wird, oder wenn ich mal nen gestressten Tag habe immer so an wie: lass mich das mal machen, ich weiß doch wie es geht!!!
Ich wünsche allen noch eine lange und schöne Zeit mit ihren Oldies!!!

 

Von Natascha • 17. Januar 2014

Liebe Tania,

schön geschrieben und eine gute Erkenntnis noch dazu!
Mein Pferd ist zwar erst 10, aber ich habe öfter Kontakt zu Menschen mit älteren Pferden. Teilweise sind das Pferde, die einfach jahrelang falsch trainiert und geritten wurden – mit dickem Unterhals und weggedrücktem Rücken. Das macht sich natürlich im Alter besonders bemerkbar. Und es tut mir immer in der Seele weh, wenn ich dann höre “ ach, jetzt kann man da nix mehr machen, der ist alt, das wird eh nix mehr“. Ich versuche zwar immer Überzeugungsarbeit zu leisten, aber ich muss sagen, ich habe das „Missionieren“ aufgegeben. Man muss einfach irgendwann erkennen, dass man nicht jedem helfen kann. Manche wollen halt auch einfach nicht, weil es anstrengend ist Neues zu lernen und sie lieber im alten Trott bleiben wollen. Das hat ja auch etwas mit der eigenen Komfortzone zu tun.
Meine Meinung zum Thema Alter ist ganz klar: Jedes Pferd hat das Recht auf Schmerzen!
Und damit meine ich natürlich nicht das Offensichtliche, sondern, dass man in jedem Alter mit dem richtigen Training noch gaaaanz viel machen kann und dass das eben am Anfang manchmal anstrengend ist und wehtut.
Ich bin 30 – gehöre also noch nicht ganz zum alten Eisen 😉 – und konnte verletzungsbedingt eine ganze Weile keinen Sport machen. Damit wieder anzufangen war mit Schmerzen und viel Anstrengung verbunden und ich musste mich sehr oft wirklich quälen und habe auch das ein oder andere Mal gelitten. Aber die Mühe hat sich gelohnt, es wurde mit jeder Woche leichter und nun bin ich wieder fit!
Und genau das kann auch jedes alte oder ältere Pferd. Natürlich nicht im selben Umfang wie ein junges, aber fit werden kann jeder, das beweisen 70-jährige Bodybuilder und 80-jährige Chinesinnen, die noch jeden Tag Qigong machen und min. 20 Jahre jünger aussehen, als sie sind.

Also, immer schön im Training bleiben 😉

LG
Natascha

 

 

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