Über Sinn und Unsinn so mancher Umgangsregel, die wir unseren Pferden aufstellen

Wir alle haben im Umgang mit unseren Pferden Regeln und Gesetze, auf dessen Einhaltung ein Pferdebesitzer mehr, ein anderer weniger konsequent achtet. Und das ist auch gut und richtig so. Ohne Regeln wäre das Leben sowohl für uns als auch für unsere geliebten Vierbeiner deutlich anstrengender, verwirrender und oftmals auch viel zu gefährlich. So will ich an dieser Stelle auch nichts gegen (sinnvolle) Regeln schreiben und ja, wer Regeln aufstellt, sollte, um für sein Pferd berechenbar zu sein, immer konsequent auf die Einhaltung der aufgestellten Regeln achten.

Aber ich will an dieser Stelle dazu anregen, einmal genau zu reflektieren:

  • Welche konkreten Regeln und Gesetze will ich im Umgang mit meinem Pferd aufstellen?
  • Sind das sinnvolle und pferdegerechte Regeln?

Welche Regeln möchten Sie aufstellen?

Überlegen Sie sich einmal in Ruhe, was Ihnen im Umgang mit Ihrem Pferd wirklich wichtig ist und welche Regeln Sie aufstellen möchten. Machen Sie sich am besten eine Liste, die zum Beispiel so aussehen könnte:

Mein Pferd

  • soll beim Führen auf mich achten.
  • soll ruhig stehen bleiben, wenn ich aufsteige.
  • soll nicht in meiner Jackentasche nach Leckerlis suchen.
  • soll ruhig am Putzplatz stehen.

Machen Sie bitte keine Endlosliste, sondern überlegen Sie sich gut, was Ihnen wirklich wichtig ist. Je mehr Regeln Sie aufstellen, desto komplizierter wird es für Sie und Ihr Pferd! Machen Sie sich bitte bewusst, dass Sie Ihrem Pferd Ihre Regeln ja auch erklären müssen, d.h., dass Sie Ihr Pferd dahin ausbilden und erziehen müssen, damit Ihr Pferd irgendwann Ihre Regeln kennt und einhalten kann. Und was für uns einleuchtend erscheinen mag, ist für das Pferd noch lange nicht so. Ihr Pferd weiß nichts von Ihren Regeln und wahrscheinlich wird es auch den Sinn dahinter nicht so sehen wie Sie. 😉

Sind Ihre Regeln sinnvoll?

Wenn Sie Ihre Liste geschrieben haben, überprüfen Sie Ihre Regeln bitte darauf, ob Ihre Regeln tatsächlich sinnvoll und auch pferdegerecht sind. Es gibt z.B. noch viele altmodische Regeln im Umgang mit Pferden, die nachgewiesenermaßen sinnlos, teilweise sogar schädlich für ein Pferd sind so wie z.B. die Regel, das man immer nur von links auf ein Pferd aufsteigen soll und ein Pferd immer nur von links geführt werden soll…

Damit Sie besser nachvollziehen können, warum ich diesen Blog schreibe, möchte ich Ihnen ein Beispiel geben:

Sich kratzen verboten!

Auf einem meiner Kurse erlebte ich folgende Szene: Eine Kursteilnehmerin stand mit ihrem Pferd  am Halfter neben sich auf dem Platz und hörte meinen Erklärungen zu. Ihr Pferd stand lieb und brav neben ihr. Irgendwann nahm es den Kopf herunter und kratzte sich selbst mit der Nase am eigenen Bein. Als Reaktion ruckte die Kursteilnehmerin ihrem Pferd deutlich am Halfter den Kopf hoch und schickte es dann energisch mehrere Schritte rückwärts, um es zurechtzuweisen.

Ich war von dieser Aktion irritiert und fragte die Frau, was ihr Pferd getan hatte und warum sie ihr Pferd gerade so deutlich „gemaßregelt“ hatte. Als Antwort bekam ich zu hören: “ Der darf sich nicht kratzen, wenn ich neben ihm stehe.“…

Ich war immer noch irritiert und  deshalb fragte ich weiter nach, warum sich ihr Pferd denn nicht kratzen dürfte, wenn es neben ihr steht. Darauf sah mich die Frau nun ihrerseits irritiert an und antwortete mir: „Aber das ist doch respektlos“.

Ist das wirklich respektlos?

Ganz ehrlich und bei allem Verständnis von unterschiedlichen Auffassungen darüber, was respektlos ist und was nicht, aber was bitte ist daran respektlos, wenn man sich kratzt, wenn es einen juckt? Ist das nicht eine ganz „respektneutrale“ Befriedigung eines Bedürfnisses, welches keinen Aufschub verträgt? Genauso könnte ich es dann als respektlos empfinden, wenn das Pferd sich erleichtern muss, hustet oder noch schlimmer, vielleicht atmen muss…

Das ist in meine Augen ein typisches Beispiel für eine „Regel“, welche für mich überhaupt kein Sinn macht und bei der ich nicht nachvollziehen kann, warum man solch eine Regel aufstellt. Für mich ist das eine Regel, die nur eines erreichen kann: Das Verhältnis zwischen Mensch und Pferd zu belasten und in negative Bahnen zu führen.

Worüber man diskutieren könnte

Hätte sich das Pferd an ihrer Besitzerin gescheuert, hätte ich ihre Reaktion noch eher verstehen können, da es doch recht unangenehm sein kann, wenn das Pferd einen als Kratzbaum gebraucht (obwohl ich auch hier deutlich weniger streng bin als viele andere Pferdebesitzer und ich mich durch solche Aktionen nicht „in meiner Rangposition bedroht fühle“).

Auch im Reitunterricht habe ich schon sehr oft gesehen, dass ein Pferd sich die Nase an seinem Bein schubbern möchte und auch hier wird das von vielen Reitern nicht erlaubt. Ich finde das unfair! Jeder kennt doch das Gefühl, wenn es einem juckt und man sich nicht kratzen kann. Und ich kann sehr gut nachfühlen, dass Pferde, gerade wenn ihnen beim Reiten der Speichelschaum am Maul die Tasthaare kitzelt oder das schwitzende Genick unter der Trense juckt, den ganz starken Drang verspüren, sich zu kratzen. Ich erlaube meinen Pferden das gerne! Ich lasse sie anhalten, lasse den Zügel lang und warte ab, bis sie ihr Bedürfnis befriedigt haben und sie nichts mehr kitzelt oder juckt. Wie sollen sich denn unsere Pferde gut auf die Arbeit konzentrieren können und motiviert mitarbeiten, wenn es sie stark juckt oder kitzelt?

Auch bei diesem Zugeständnis fühle ich mich in meinem „Rang“ nicht bedroht

Nein, ich erlebe auch nicht, dass meine Pferde dieses „Zugeständnis“ von mir ausnutzen und sich nun ständig kratzen wollen, um sich Arbeitspausen „zu erschleichen“ (eine Sorge, die auch viele Reiter haben).

Wenn sich ein Pferd ständig die Nase juckt, würde ich eher an eine Allergie (z.B. auf das Metall des Gebisses) oder Ähnliches, anstatt an „Trick 17 des Pferdes“ denken.

Lass mich dich kratzen

Und wenn ich neben meinen Pferden stehe und sie zeigen mir an, dass sie und wo sie gerade gekratzt werden wollen, bereitet es mir ein großes Vergnügen, ihnen die Stelle ausgiebig zu schubbern. Meine Pferde danken es mir mit einem genüsslichen Gesicht und mit Zufriedenheit.

Bitte vermuten Sie nicht hinter jeder Handlung Ihres Pferdes einen Angriff auf Ihren „Rang“ und ein Untergraben Ihrer Autorität. Ich bin mir sicher, ganz oft juckt dem Pferd tatsächlich einfach nur die Nase.

So, und mit diesem Beispiel im Hintergrund gehen Sie jetzt gleich noch einmal Ihre Regel-Liste durch – ich könnte mir vorstellen, dass Sie nun vielleicht noch einige doch eher „unsinnige“ Regeln streichen können, oder nicht?

Hat Ihnen der Artikel gefallen?

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21. Juni 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 24 Kommentare »

 

24 Reaktionen zu “Über Sinn und Unsinn so mancher Umgangsregel, die wir unseren Pferden aufstellen”

 

Von Kelly • 21. Juni 2011

Liebe Babette,

vielen Dank für diesen tollen Artikel. Wieder einmal bietest Du viele Anregungen zum Nachdenken und zum Hinterfragen von „Gewohnheiten“. Vielen Dank!

An dieser Stelle auch ein ganz besonderes Dankeschön für das Video von Eurem Fotowettbewerb – einfach großartig, ich schaue mir die gefühlvollen Bilder immer wieder gerne an.

Eure Webseite ist wirklich eine große Bereicherung für die Pferdewelt und für alle Menschen, die auf der Suche nach einem freundschaftlichen Umgang mit Pferden sind. DANKE!

Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute. Kelly (www.meinPferdetraum.de)

 

Von Beate • 21. Juni 2011

Mal wieder ein sehr sinnvoller Blog, Babette.
Meine Liste ist zum Beispiel auch deutlich kürzer als die der meisten. Ich hatte, du weisst, ein eher autistisches Pferd, dass mich ablehnte. Das ist nun anders, und deshalb toleriere ich Dinge, die andere bestrafen, worüber andere den Kopf schütteln würden.
Trotzdem das nun fast zwei jahre so ist, hab ich in keinster Weise das Gefühl, dass Röschen mir „auf der Nase herumtanzt“. So ist diese Liste sicher auch abhängig von der Veranlagung und dem Gebahren jedes einzelnen Pferdes.

 

Von Manuela • 21. Juni 2011

Liebe Babette,

ich kann Dir nur voll und ganz zustimmen. Regeln sind gut und wichtig, aber manchmal habe ich auch das Gefühl, dass so mancher Reiter meint, sein Pferd wäre ein Auto. Das schubbert sich schließlich auch nicht beim Fahren und steht super still, sobald man den Zündschlüssel abgezogen hat. Hm. 🙁
Ich bemerke auch oft das Augenrollen meiner Stallkolleginnen wenn ich meinem Hafi „erlaube“, sich mitten beim Reiten die Nase zu kratzen – auch mitten im Unterricht, meine Reitlehrerin hat kein Problem damit. Auch wenn danach keine Anzeichen eines Konzentrationsverlustes oder sonstige Defizite erkennbar sind, bekomme ich doch auch zu hören, dass er das irgendwann „ausnutzt“, um sich eine Pause zu verschaffen. Hm. Habe ich noch nicht bemerkt…
Auch nach dem Reiten nehme ich noch auf dem Reitplatz die Trense ab und strubbel ihn erstmal richtig durch. (Wieder begleitet von Augenrollen und Kopfschütteln…) Gerade hinter den Ohren, wo er durch die Trense geschwitzt hat, kratze ich ihn dann ordentlich, und – ja, er darf sich dann auch mal an meinem Bein schubbern. Dabei grunzt er genüsslich vor sich hin, kräuselt sein Maul und schnaubt schön ab. (Oh mein Gott!!! Das ist doch totaaales Dominanzverhalten! Ahhh!)
Komischerweise wartet mein „dominantes“, „freches“ Pferd dann trotzdem artig, bis ich ihm das Halfter angelegt habe und zuerst durch die Hallentür gegangen bin, bevor er mir dann mit der Nase an der Schulter zufrieden folgt. Im Gegensatz zu anderen „erzogenen“, „respektvollen“ Pferden, die ihre Besitzer am Hallenausgang umkacheln – sich aber NIE schubbern dürfen! Da stellt sich mal wieder die Frage nach Sinn und Unsinn von Regeln…
Ich finde auch: Lieber weniger Regeln, dafür sinnvoll und konsequent angewandt.
In diesem Sinne!

Lieben Gruß,
Manuela

 

Von Katja • 21. Juni 2011

Aber Manuela, Dein Pferd muss doch mit seiner Schulter an Deiner Schulter gehen! Nicht mit seiner Nase! Es könnte Dich umrennen, wenn es seinen Fluchtinstinkt auspackt … wurde mir erst vor Tagen wieder eindringlich gesagt, weil ich generell Pferdekopf an meiner Schulter führe. Wenn die dann an mir vorbei schießen, hauen sie nicht gleich ab, sondern ich habe noch eine Möglichkeit, das Vorwärts umzulenken in eine Art Volte um mich 😉

Kratzen ließ ich mein Pferd von vornherein. Eine Zeitlang habe ich es aber beim Reiten unterbunden, denn das Kratzen half nichts und deshalb beschloss mein Pferd unterm Reiten, sich auf die juckende Stelle am Bauch drauf zu legen. Das war dann doch nicht so das, was ich wollte.

 

Von Bea13 • 22. Juni 2011

Hallo Babette,
ich lese jetzt schon längere Zeit jeden Artikel (oft mehrfach) und merke zunehmend, wie sich mein Verhalten zu meinem Pferd geändert hat.
Ein paar Beispiele:

Josie steht auf ihrem Paddock und frißt genüsslich ihr Heu. Ich möchte sie zum Reiten holen. Gehe freundlich auf sie zu…begrüße sie…streichle sie und warte ab bis ihre Nase aus dem Heu zu mir dreht. Erst dann lege ich das Halfter auf und wir können gehen.

Nach jeder Reitstunde etc. bedanke ich mich bei ihr…für die tolle Zusammenarbeit

Ich hinterfrage meinen Gemütszustand als auch ihren, merke ich das die Chemie heute mal nicht passt….wird eben nur geputzt und ne Runde gemeinsam mit Hund „Gassi“ gegangen

Ich bin ruhiger und gelassener im Umgang mit meinem Pferd geworden.

 

Von Mirjam • 22. Juni 2011

Liebe Babette

Auch ich lese wieder mit Begeisterung Deine Anregungen. Regeln sollen keine Maßregelungen sein, sondern das Zusammenleben vereinfachen, ohne den persönlichen Freiraum aufgeben zu müssen. Wenn wir am Putzplatz stehen und wir niemanden stören, dann steht mein Pferd auch mal ohne angebunden zu werden. Sie genießt diese Putzeinheiten und bleibt auch brav stehen, mit einer Hand am Strickende. So kann sie die Fliegen vertreiben. Oder sie zeigt mir an, da ist am Bauch eine Fliege und ich vertreibe diese Fliege. In der Hinsicht sind wir schon ein sehr gut eingespieltes Team und sie muss nicht am Strick zerren um diese eine Fliege zu vertreiben.

Es war vor einpaar Jahren, meine RB ein sehr intelligenter Wallach hatte schon so seine Erfahrungen mit dem Reiter gemacht… Ich wusste davon nichts und ritt ihn das erste Mal. Er täuschte an: ich muss mal kurz meine Nase am Bein reiben, ich gewährte. In der nächsten Sekunde lag er auf dem Boden und stand erst nach mehrmaligem Auffordern wieder auf. Dieses Verhalten zeigte er 2x. Als er merkte das ich trotzdem immer wieder aufstieg und weiter ritt packte er Plan B aus… wir arbeiteten an der Sache und ich erklärte ihm, das geritten werden auch Spaß machen kann. Er zeigte dieses Verhalten nicht mehr.

Damit sagen möchte ist, es ist immer wieder Sinnvoll das eine oder andere Verhalten zu hinterfragen. 🙂

 

Von Biggi • 24. Juni 2011

Ich hatte einen Islandwallach, der immer pinkeln mußte, wenn der Weg steil begrhoch ging, wenn die Reitstunde anstrengend wurde…. Ich hatte ihn 17 Jahre und bis zuletzt haben wir miteinander gerungen, wessen Regel gelten soll…Eigentlich ist es für mich kein Thema, wenn ein Pferd pinkeln muss, muss es pinkeln. Er hielt aber immer an steileren Bergen an, stellte sich in Position und begann dann, nach Grashalmen zu haschen.

 

Von Marlen • 24. Juni 2011

Hallo allesamt,

auch mir gefällt deine Seite. Doch eine Frage tut sich doch auf und zwar: Wie soll man eine Dressuraufgabe reiten, wenn man zwischendurch darauf achten muss, dass das Pferd sich seine Nase schubbern kann. Wenn mein Pferd und ich gerade eine Schrittpause machen, darf es sich auch die Nase schubbern, aber wenn ich von ihr eine Lektion verlange, möchte ich auch, dass sie sich darauf konzentriert.

Ist das denn so verkehrt?

Liebe Grüße und weiter so… eure Seite besuche ich gern

 

Von Claudia • 25. Juni 2011

Hallo,
also ich handhabe das mal so mal so, wobei mir auch das deutliches kopfschütteln einbringt. Kratzen ist z.B. im Gelände jederzeit erlaubt, bei der konzentrierten Arbeit aber eben nicht. Wenn juckt zeigt sie das an, ich beende die Lektion und dann darf gekratzt werden. Nur niemals an mir! Das hat den einfachen Grund, das Panda einen Maulkorb trägt auf der Weide und das sowas von sch… wehtut, wenn sie einem den über den Rücken zieht. Anders ist das wiederum wenn ich sie kratze, gerade an den Stellen, an die sie nicht rankommt. Zum Dank bekomme ich dann auch im Gegenzug eine feine Rückenmassage verpasst

Gleiches beim Äppeln, sie kanns einfach nicht im Laufen, also darf im stehen geäppelt werden, wobei aber auch erst gehalten wird, wenn die jeweilige Lektion zu Ende ist. Und zur Überraschung aller versteht sie das auch und ist dadurch nicht völlig verwirrt, ist nämlich ein schlaues Pony 😉

Ich habe mein Stütchen nun seit mitlerweile 13 Jahren und habe am Anfang auch auf absoluten Kadavergehorsam bestanden (weil sie auch recht frech und respektlos war und ichs nicht besser wußte)nach so vielen Jahren habe ich meine Position so gefestigt, das ich mich nicht mehr sorgen muss, dass sie mich wegen solcher Kleinigkeiten in Frage stellt.

Gruß
Claudia

 

Von Ksenja Kuralt • 27. Juni 2011

Hallo!
Ich meine, dass Pferde alles lernen können (was darf ich wann). Wenn’s darauf ankommt (z.B. auf dem Turnier) bleibt mein Pferd (dank gestiegenem Adrenalin-Level bei beiden) NIE auf die Idee, stehen zu bleiben und sich zu kratzen. Daheim bremst er aus dem Trab zum Halten, wenn er äpfeln muss, auf dem Turnier während der Aufgabe kommt ihm dass nicht in den Sinn. Da mein Pferd daheim zum Nasekratzen aber auch einen kopflastigen sliding stop hinlegt, muss ich ihm noch beibringen, dass er ein nasejucken vielleicht erstmal durch Kopfschütteln andeutet ;-D.
Liebe Grüße an alle tollen Pferdefreunde hier!
Ksenja

 

Von Birgit • 27. Juni 2011

Hallo zusammen,

es beruhigt mich doch, dass es noch viele andere gibt, die den Umgang nicht nur schwarz/weiß sehen, sondern auch die vielen Graustufen sehen und auch zulassen. Ich habe ein paar wenige feste Regeln, die alle meine drei Pferde kennen. Manches andere händel ich individuell für jedes Pferd, die Charaktere sind halt sehr unterschiedlich. Jucken und kratzen steht bei mir nicht auf der Verbotsliste. Ich nehme darauf Rücksicht und gebe die Möglichkeit, dass sie sich auch mal die Nüstern während des Reitens am Bein reiben dürfen. Sie haben alle gelernt ihr Bedürfnis anzuzeigen und dann pariere ich auch durch und sie dürfen sich Nasekratzen oder auch eine Bremse unter dem Bauch wegtreten. Ich habe auch nicht immer so gehandelt, mich aber im Laufe der Jahre von den Meinungen der anderen gottseidank frei machen können. Ich diskutiere das auch nicht mehr, meine drei sind alle gut erzogen, brav im Umgang und auch bisher (toi, toi, toi) auch in schwierigen, aufregenden Situationen zu händeln. Ab und an fragt, dann doch mal jemand, wie ich das hinbekommen habe, obwohl ich doch überhaupt nicht so „streng“ bin. Ich denke, dass das vielleicht auch der Unterschied ist, klar für das Pferd sein ist doch viel schwieriger als streng in allen Lebenslagen zu sein.
Wieder ein tolles Thema, eine schöne Anregung für die Woche!
Liebe Grüße
Birgit

 

Von Sigrun • 27. Juni 2011

Liebe Babette,

wieder mal ein guter und wichtiger Beitrag. Sicher ist es nicht immer ganz einfach, das richtige Maß zw. Bedürfnisbefriedigung und „Disziplin“ zu wahren. Wenn mein Pferd Hunger hat, möchte ich trotzdem nicht, dass er sich bei jedem Busch etwas pflückt. Er probiert das dann nämlich durchaus auch im Trab oder Galopp. Genauso möchte ich gern eine Vollbremsung zum Äppeln vermeiden. Auch das Nasekratzen im Trab oder Galopp könnte mir einen unfreiwilligen Abgang bescheren.

Andererseits ist eine echt juckende Nase wirklich unangenehm, also halte ich kurz an, lasse den Zügel lang und lasse es sich die Nase kratzen. Genauso wie ich es im Hochsommer erlauben muss, dass mein Pferd den Kopf schüttelt, wenn es die Bremsen beim Reiten zu sehr quälen. Dann muss man halt mal auf die perfekte Haltung und das „am Zügel“ gehen verzichten.

Ganz interessant ist es mit dem Durst. Unsere Pferde gehen auf Distanzritte, da ist es absolut wichtig, dass sie jede Gelegenheit zum Trinken wahrnehmen. Deshalb dürfen sie auch aus dem Trab oder Galopp anhalten, wenn sich eine passende Pfütze auf dem Weg anbietet. Natürlich wäre auch hier ein Vollstopp aus hohem Tempo nicht so angenehm. Aber mit etwas Einfühlung merkt man schon, wenn das Pferd anfängt, die Pfützen anzuvisieren und erlaubt es dann bei nächster Gelegenheit oder pariert rechtzeitig durch. Man stellt dann übrigens bald fest, dass sie in der Folge nicht jede Gelegenheit nutzen, um sich so „der Arbeit zu entziehen“, wie man vermuten könnte, sondern tatsächlich nur trinken, wenn sie Durst haben und ansonsten ruhig an allen Pfützen vorbeitraben. Alles eine Frage der richtigen Kommunikation, ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Liebe Grüße
Sigrun

 

Von Justme • 27. Juni 2011

Schönes Thema :o)
Mein Pferd darf sich immer kratzen! Schlicht und einfach weil ich es total gemein finden würde, das zu verbieten 🙁
Gerade gestern ist er stehen geblieben und hat sich mit mir oben drauf mit dem Hinterhuf am Kopf gekratzt, weil dort eine Bremse saß *g*

 

Von Angela • 27. Juni 2011

Hallo,
es ist immer wieder toll Babette, wie du aus solch kleinen winzigen Details im Umgang mit Pferden ein Thema machen kannst und die Leute dazu bringst auch darüber mal nachzudenken!

Das Kratzen an der Nase ist kurioserweise bei vielen hochkarätigen Reiningturnieren zu beobachten und wird zugelassen. Man stelle sich vor.

Und zwar, (wer mal in YouTube sucht, wird bestimmt das eine oder andere Beispiel finden) das Paar reitet ein, hält in der Mitte der Bahn, sammelt und konzentriert sich für einen Moment (Auge in Auge mit den Richtern), die Zügel sind lang und das Pferd nutzt diesen Moment um sich mal eben die Nase am Bein zu kratzen. Der Reiter unternimmt absolut nichts um dies zu unterbinden, es gibt auch keinen Punktabzug und niemand schimpft.

Warum? Nun, weil das Pferd nichts unzulässiges tut. Es steht artig und gehorsam am hingegebenen Zügel auf dem Fleck wo es soll, und wenn es sich kratzt zeigt dies nur dass es entspannt und unbeeindruckt von der Umgebung ist, was der Reiter auch wünscht.

Jedoch: sobald der Zügel aufgenommen wird bedeutet dies für das Pferd sich zu konzentrieren, aufmerksam auf den Reiter zu sein und dass gearbeitet wird. Dann kann und wird es sich auch nicht mehr kratzen.

Ich finde dieses Beispiel kann vielleicht zeigen, wie Konsequenz aussehen kann und dass man situationsgerecht differenzieren sollte und dass das Pferd dies durchaus verstehen kann.

 

Von Conny • 27. Juni 2011

Ich finde die Regel „der kann auch unterm Laufen kacken“ nicht o.k. Warum darf ein Pferd z. B. in der Reitstunde nicht anhalten, wenn es mal muss? Klar „kann“ ein Pferd auch beides, aber warum soll ich es da mit Gewalt weitertreiben? Wir Menschen könnten theoretisch naturbedingt sicher auch gleichzeitig laufen und unser Geschäft verrichten, für den Fall, dass ein Säbelzahntiger hinter uns her wäre. Aber so prickelnd stelle ich mir das jetzt nicht vor :-)))

 

Von Ute • 27. Juni 2011

Schönes Thema.

Ich hatte am Anfang zugelassen, das mein Pferd sich kratzen darf. Was allerdings zur Folge hatte, das er mich als Kratzbaum benutzte (was mit Kappzaum mir Blaue Flecken und einen aufgeratschten ellenbogen bescherte).

Seitdem zeigt er an, das es ihn an der Stirn juckt und ich kratze ihn dann. Was er dankend an nimmt. Und ausnutzen tut er das nicht, nur das Nase jucken macht er manchmal übertrieben oft, wenn er verlegen ist. (Also wenn er eine neue Lektion lernt und das nicht auf anhieb kann). da ist mir aufgefallen, das er dann sehr oft die Nase am Bein schabt, sobald er die Lektion kann, ist es verschwunden, der Juckreiz :-))

 

Von Annalena • 27. Juni 2011

Hallo Babette, endlich mal jem mit dieser Aussage „…wenn das Pferd einen als Kratzbaum gebraucht (obwohl ich auch hier deutlich weniger streng bin als viele andere Pferdebesitzer und ich mich durch solche Aktionen nicht “in meiner Rangposition bedroht fühle”).“
Ich wurde nämlich auch schon oft deswegen belächelt. Wenn meine Pferde sich zwar zu stürmisch an mir kratzen, lasse ich sie zwar auch zurücktreten, aber oft hilft selber kratzen besser als ich mit meiner Hand 😉
LG, Annalena

 

Von Wibke • 28. Juni 2011

Hallo,
ich differenziere beim „Kratzbaum spielen“ schon sehr. Eben weil es wehtun kann, wenn Pferdchen Ausrüstung anhat oder ich nur ein T-Shirt.
Also hat es 2-3x kurz was auf die Nase gegeben, als mein Pferdchen sich einfach an mir schubbern wollte. Im Gegenzug hab ich meine Schulter angeboten, nachdem die Trense runter war oder ich ne Jacke anhatte. Das hat mein Kleiner schnell begriffen.
Er deutet sein Bedürfnis an und ich befriedige es schnellstmöglich. Auch wenn viele den Kopf schütteln, seh ich kein Problem darin, meinem Pferd anzubieten, sich an mir zu schubbern.

 

Von Isa • 3. Juli 2011

Liebe Babette,

ja ich schreibe gerade viele Kommentare(-;

aber auch hier wieder super Beitrag. Genauso sehen ich das auch – also das Kratzen verbieten ???

Das mit dem sich am Menschen reiben verbieten finde ich auch komisch höre ich aber immer wieder.

Ich habe mich da auch nie in meiner Position bedroht gefühlt.

Doch bei meinem neuen Pflegepferd (wie schon in einem anderen Betrag geschrieben) bin ich echt ein bisschen ratlos und weiß nicht genau, was tun….

Er ist auf dem Platz total lieb und auch sonst lernt er gerne und schnell. Nur draußen im Gelände – eine Katastrophe mit mir):

Und ich weiß nicht, warum???

(Aber darüber habe ich ja schon im ‚Warum widersetzt sich mir mein Pferd?‘ geschrieben)

Ich habe eigentlich so spontan nur folgende Regeln gefunden:

Ich möchte, dass

– mein Pferd stehen bleibt, wenn ich es sage und so lange stehen bleibt bis ich den Befehl aufhebe

– mein Pferd still stehen und ruhig bleibt beim Putzen, Satteln usw.

– mein Pferd mir folgt (überall hin)

– stehenbleibt wenn ich stehen bleibe und zusammen mit mir weiterläuft (ähnlich wie 1 u 2)

– dasselbe natürlich beim Reiten

– mir nicht in den Taschen rumwühlt und etwas anknabbert

ja, das fällt mir wie gesagt so auf die Schnelle ein…und das klappt nicht immer so….Bodenarbeit gut aufm Sandplatz meist o.k. Beim Putzen allerdings angebunden auch lieb.

Liebe Grüße

isa

 

Von Inge • 16. Juli 2011

Hallo, mit Freude lese ich in diesen Seiten. Findet man doch echte Pferdefreunde hier und nicht Menschen, die sich nur behaupten wollen gegen das Pferd. Ich selbst stehe noch mit 60 Jahren im Anfang meiner Reiterfreuden und ich bin total überzeugt (für Freizeitreiter)vom Rai-Reiten. Leider ist dieser Reitstil ohne Trense noch viel zu wenig verbreitet, wie ich finde. Ich wohne in München und muss dazu immer weitere Fahrten in Kauf nehmen. Derzeit mache ich deswegen einen Reitkurs in der Nähe im herkömmlichen Stil, bin dabei aber nicht ganz glücklich. Ich bin auch schon froh, wenn ich ein Pferd nur Gassiführen kann oder es bewegen…..vielleicht weiß da jemand was im Münchner Südosten? Viele Grüße,
Inge

 

Von Akino • 26. April 2012

Mein Kleiner hat aufgrund einer periodischen Augenentzündung vor ca. 8 Jahren ein Auge verloren. Er wird geritten und steht in einer Herde und kommt mit beidem gut zurecht. Trotzdem haben sich „Rücksichtsregeln“ eingebürgert, weil er eben auch wenn er gut klar kommt, „behindert“ ist.
Ich nähere mich ihm vorzugsweise von links (die Seite mit dem Auge) und wenn ich mich doch von rechts nähere spreche ich ihn sehr viel deutlicher an, als ich es bei einem anderen Pferd machen würde. Ich halte führen von beiden Seiten für sehr sinnvoll, führe meinen Kleinen aber von links, weil er mich da sieht, meine Körpersprache besser beurteilen kann und mir weniger oft auf den Fuß tritt. Ich könnte noch tausend Beispiele nennen und würde trotzdem die Hälfte vergessen, weils einfach schon so selbstverständlich ist. Klar bin ich manchmal traurig, dass er nur ein Auge hat, aber eigentlich habe ich so gelernt, aufs Pferd zu achten und meine Forderungen mit seinen Fähigkeiten abzustimmen.

 

Von Maria • 4. November 2013

Vielen Dank für die vielen Erfahrungsberichte!
Über die Frage, ob ich Pferde einfach an mir Schrubbern lassen kann, habe ich schon oft nachgedacht. Nun erkenne ich, dass man das ruhig pragmatisch handhaben kann.
Nach dem Reiten putzen sie ihr Maul sowieso an meiner Jacke ab ( war mir auch nie so bewußt, aber die rechte Schulter ist immer voll gesabbert….)
Allerdings lasse ich nie ein Pferd mit Trense den Kopf an seinen Beinen rubbeln, weil es nicht ganz ungefährlich ist. Bei dem manchmal etwas ungestümen Gehampel kann z. B. leicht ein Huf auf den Zügel geraten.

 

Von Anette • 13. Juni 2015

Kürzlich hatte ich folgendes Erlebnis: Mit Halfter in der Hand ging ich auf die Koppel, um Unix zum Arbeiten zu holen. Wenn ich mit dem Halfter komme gibt es zwei Möglichkeiten, wie er reagiert: Normalerweise bleibt er stehen und wartet, bis ich ihn anziehe, wobei er den Kopf freiwillig ins Halfter steckt. Da wir auch einen Shettyhengst haben, der genau weiss, dass Unix sich am Halfter mir gegenüber benehmen muss und dann die Gelegenheit nutzt, ihn von hinten zu drangsalieren, lasse ich Unix dann entweder mit schon angezogenem Halfter frei in den Paddock vorgehen oder er geht in den Paddock, ohne dass ich ihn angezogen habe – wenn ich keinen Strick in der Hand habe, kann er sich ja gegen den Kleinen wehren. An diesem besonderen Tag sah mit Unix mit Halfter kommen, ging zielstrebig an mir vorbei und vor mir her in den Paddock, wo er aber nicht wie sonst auf „Halt“ wartete, sondern verschwand, ohne mich eines Blickes zu würdigen, im Unterstand. Nun hätte ich mich ärgern können und von ihm ignoriert fühlen, oder aber denken: „Blöder Gaul, hat heute wohl keine Lust zum Arbeiten…“ Statt dessen bin ich auch in den Unterstand gegangen beobachten, was er macht: er ging in seine bevorzugte Pipi-Ecke, pinkelte, und hielt mir dann den Kopf zum Halfter anziehen hin, um widerspruchslos mit zum Anbindeplatz zu gehen.
Wie ungerecht wäre ich doch gewesen, hätte ich nicht abgewartet, bis er sein Bedürfnis erledigt hat, sondern ihn im Unterstand mit dem Halfter überfallen und dann ein wiederstrebendes Pferd hinter mir her ziehen müssen.
Auch sich selbst kratzen erlaube ich ihm fast immer, wenn wir grad mitten auf der Kreuzung stehen, geht so was natürlich nicht sofort 🙂
Die Rücksichtnahme meinerseits dankt er mir mit dem Einhalten aller von mir aufgestellten Regeln: er steht an jeder Aufstiegshilfe, bis das Kommando zum Antreten kommt, frisst unterwegs nur, wenn ich es ihm in Pausen eindeutig erlaube, steht wie eine Statue, wenn wir irgendwo warten müssen, drängelt nicht, wenn es beim Führen im Gelände mal eng wird, bleibt überall angebunden stehen ohne Blödsinn zu machen und bettelt nicht.

 

Von Nicole Frei • 24. Juni 2019

Mein Hengst kratzte sich immer nach dem Reiten an meinem Rücken. Unserec Abmachung: Zuest das Nasenband auf und übercdie Ohren und dann kratzen, sonst nacht es mur weh. Erst nachher Zaun weg und Halfter an. Auch mir wurde immercwieder gesagt, dass darfst du nicht zulassen, sonst istcervin der Hyrachie höhercals du. Er wusste immer, er ist der Chef im Stall aber ich bin sein Chef.

Ich finde es toll, dass es auch andere – und hoffentlich immer mehr – Menschen gibt, die den ihren anvertrauten Tieren nicht nur ihren Willen aufzwängen wollen, sondern ein partnerschaftliches Zusammensein anstreben.

 

 

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