Stichwort „Freiwilligkeit“ – wie weit kann man seinem Pferd ein Mitspracherecht einräumen?

Vor kurzem fragte mich eine Leserin unserer Seite per E-Mail, wie viel Mitspracherecht ich meinen Pferden einräume. Sie schrieb, dass ihr im Großen und Ganzen unsere Einstellung zu Pferden sehr gut gefallen würde und dass sie sich oftmals wünschte, sich ihrem Pferd gegenüber nicht immer „durchsetzen“ zu müssen. Doch sie hätte Angst davor, dass ihr Pferd dann bald gänzlich die Zusammenarbeit mit ihr einstellt, wenn sie ein Nein ihres Pferdes durchgehen lassen würde.

Ich konnte ihr diese Frage nicht klar beantworten, denn ich räume meinen Pferden je nach Situation ein unterschiedliches Maß an Mitspracherecht und ein Recht auf „Veto“ ein. Grundsätzlich setze ich auf Freiwilligkeit und wenn meine Pferde zu einer Arbeit Nein sagen, hinterfrage ich zunächst, warum sie das tun.

  • Ich überlege, ob mein Pferd mich vielleicht nicht versteht oder aus einem Grund nicht in der Lage ist, meiner Bitte nachzukommen.
  • Ich überprüfe mich selbst, ob ich motivierend genug für mein Pferd bin.
  • Unterfordere oder langweile ich es, so dass es den Spaß verliert?
  • Überfordere ich es, so dass es Stress bei der Arbeit mit mir hat?
  • Geht es meinem Pferd nicht gut – körperlich oder psychisch?

In meinen Augen eine unbegründete Sorge

Die Sorge der Schreiberin, dass ihr Pferd es ausnutzen wird, wenn sie ihrem Pferd ein Nein „durchgehen“ lassen würde, teilen wohl viele Pferdebesitzer.

Aber ich erlebe Pferde anders. In meinen Augen sind es keine „faulen Drückeberger“, die sich, wo sie können, versuchen der Arbeit zu entziehen. Wenn, ja wenn die Arbeit dem Pferd nicht unangenehm ist und wenn sie dem Pferd Spaß macht, freuen sich Pferde über Abwechslung, Beschäftigung und sogar: über richtige Arbeit 😉

Für viele Pferde ein großes Problem: Langeweile

Ich wage zu behaupten, dass die meisten Pferde bei uns eher unter Langeweile leiden anstatt unter einem Zuviel an Bespaßung.

Meine Pferde stehen in einer Herde von 15 Pferden. Sie spielen viel, schlafen viel, stehen im Sommer auf der Weide und im Winter rund um die Uhr gemeinsam auf dem Paddock. Damit haben sie mit Sicherheit schon mehr Abwechslung als die meisten anderen Pferde, die als Hobby-Freitzeitpartner ihr Leben an der Seite des Menschen verbringen. Und dennoch habe ich auch bei unseren Pferden oftmals das Gefühl, dass sie sich arg langweilen und wenn ich am Paddock vorbei gehe, kommen meine Pferde in der Regel erwartungsfroh an den Zaun gelaufen und fragen nach, ob wir was zusammen machen.

Pferde mögen Abwechslung

Meine Pferde laufen nicht weg, wenn ich mit dem Halfter auf den Paddock bzw. auf die Weide komme. Sie drehen mir nicht den Hintern zu. Eher wirken sie enttäuscht, wenn ich sie nicht mitnehme. Und das, obwohl auch ich meine Pferde ab und an kräftig zum Schwitzen bringe, also nicht nur nette Spielchen spiele, sondern auch durchaus hin und wieder mit ihnen „ernsthaft arbeite“ ;-).

Wenn ich aber tagtäglich ein und dasselbe Programm abspulen würde, indem ich z.B. jedes Mal dieselben Dressurlektionen übe, gäbe es wahrscheinlich schon mal mehr als ein genervtes Augenrollen von meinen Pferden, wenn ich um die Ecke komme…

Ich unterscheide: Wo kann ich meinem Pferd ein Mitspracherecht einräumen und wo geht das nicht?

Um aber zum Thema Mitspracherecht zurückzukommen: Wie bereits erwähnt, handhabe ich das unterschiedlich und das in der Regel aus dem Bauch heraus.

Manche Dinge sind mir wichtig wie z.B.: „Nein mein liebes Pferd, wir gehen jetzt nicht im Trab auf die Straße zu, da fahren Autos!“ oder „Doch Hase, wir gehen auf den Hänger, du musst in die Klinik weil du Bauchweh hast“. In solchen Situationen setzte ich meinen Wunsch durch (wenn möglich durch positive Verstärkung, Zeit, Hartnäckigkeit, einen langen Atem, viel Überzeugungskraft und, sowie es irgendwie geht, ohne Anwendung von Gewalt).

Es gibt aber auch Dinge, die ich gerne von meinem Pferd hätte, bei denen ich mich aber auch überzeugen lasse, dass es jetzt zu diesem Zeitpunkt gerade nicht sein muss. So eine Situation wäre z.B. wenn ich möchte, dass mein Pferd ein Kompliment macht, aber meinem Pferd gefällt der Boden nicht oder es ist gerade nicht in der psychischen Verfassung, um meinem Wunsch entspannt nachzukommen. Früher hätte ich auf das Befolgen meines Befehls bestanden. Heute gebe ich in solchen Situationen gerne meinen Pferden das Recht auf Mitsprache und ich bestehe nicht mehr auf „Gehorsam“ und somit die Ausführung der Lektion. Und trotzdem führen meine Pferde die Lektion an anderer Stelle unter anderen Vorraussetzungen wieder aus und das dann tatsächlich freiwillig.

Und in noch anderen Situationen darf mein Pferd von vornherein entscheiden, was wir heute machen, wo wir z.B. spazierengehen usw.

Generell muss ich mich immer selbst fragen: Wie arbeite ich mit meinem Pferd, wie gehe ich mit meinem Pferd um und wie motiviere ich mein Pferd?

Wenn meine Pferde meine Zugeständnisse ausnutzt und bald gar nichts mit mir machen, nur weil ich hier und da nachgebe und meinen Pferden ein Mitspracherecht einräume, muss ich meinen Umgang mit meinen Pferden hinterfragen. Denn wenn es meinen Pferden gut geht in der Zusammenarbeit mit mir, gibt es keinen Grund für meine Pferde, sich zu entziehen oder sich vor der Arbeit „drücken“ zu wollen.

Seit ich die Überzeugung aufgegeben habe, ich müsste meinen Willen den Pferden gegenüber immer durchsetzen, hat sich mein Verhältnis zu meinen Pferden noch mal sehr verbessert. 🙂

17. Mai 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Jungpferdausbildung, Longieren, Reiten, Umgang 19 Kommentare »

 

19 Reaktionen zu “Stichwort „Freiwilligkeit“ – wie weit kann man seinem Pferd ein Mitspracherecht einräumen?”

 

Von Corinna • 17. Mai 2011

Hallo,

mein Pferd nimmt das Mitspracherecht zugern an und arbeitet dann auch besser und motivierter mit. Er sagt DANKE auf seine Weise! 🙂
Ich bin der Überzeugung, dass man seinem Pferd ruhig Mitspracherecht einräumen darf. Es sind Lebewesen, wie wir auch und haben Bedürfnisse, die man respektieren sollte und auch muss:-)
Aber so wie Babette schon geschrieben hat, wenn er natürlich krank ist oder eine gefährliche Situation herrscht, dann werde ich mich sanft ohne Gewalt IMMER durchsetzten.

LG
Corinna

 

Von Melanie • 17. Mai 2011

HEy 🙂
Ich habe, seitdem ich Simba mit entscheiden lasse, von ihm auch noch keine negativen Konsequenzen spüren können! Im GEgenteil, er denkt mehr mit, überlegt, was ich grad von ihm wollen könnte, überlegt, mit was für einer gut ausgeführten Aktion er mir grad mal wieder ein Leckerli ab“schwatzen“ kann. Und dabei hat er dann so einen süßen Blick – ich werde diese Art mit ihm umzugehen nicht mehr aufgeben!
Negativ kommt das anscheinend nur bei Stallkollegen an O.o – weil die nur sehen, dass ich „ihn machen lasse, was er will“ und dass er „unerzogen ist“… Sollen sie denken!

Wenn es allerdings gefährlich wird, verlange ich sofortige Reaktion auf meine Forderung – sofern das nicht passiert, würde ich mich zur Not auch mal ausnahmsweise mit „GEwalt“ durchsetzen… *duck* Ich denke, da haben wir dann immer noch mehr von, als das er mir z.B. im Galopp auf ne Autobahn rennt. Das ist dann nicht der richtige Moment, um zu überlegen, ob ich vielleicht grade was falsch mache…

LG,Melanie

 

Von Corinna • 17. Mai 2011

Ja Melanie, von anderen bekommt man da echt oft komische Blicke zugeworfen 🙂
Wenn es um Leben und Tod geht, dann würde ich auch so reagieren wie du, auf jeden Fall. Wenn wir tod wären würde uns das ja dann nix mehr bringen 😉

 

Von Yvonne • 19. Mai 2011

Ein toller Artikel! Und wieder mal erkenne ich mich und meine RB darin wieder. Seit dem wir mehr miteinander kommunizieren und die Ebene „Befehl – Ausführung“ verlassen haben, klappt die Zusammenarbeit fast von alleine. Wenn er mich auf die Wiese kommen sieht, geht er mir entgegen, wenn wir spazieren gehen weiß er, ich zwinge ihn nicht und ist gleich ruhiger als früher, wenn wir was neues ausprobieren kommen die Fortschritte schneller. Wenn ichs nicht erleben würde, könnte ichs nicht glauben, aber es klappt tatsächlich *freu*

 

Von Anne • 19. Mai 2011

hallo Frau Teschen,
ich pers. betrachte das ähnlich wie Sie. In meiner Arbeit mit meinen beiden Ponies steht an erster Stelle das Vertrauen, niemals würde ich auch die Idee kommen, mich als Ranghöher zu bezeichnen/betrachten oder gar tägl. meine Ponies immer wieder auf meine Position aufmerksam machen. Manche Pferdehalter sind da ja sehr rigoros, selbst das einfache Führen muss rangordnungstechnisch „sauber“ ausgeführt werden. Ich habe dafür irgendwie kein Verständnis und halte es für sinnlos, ich gehe sehr gerne auch mal leicht neben meinem Pony, streiche gerne mal über die kruppe oder kraule ihn, er läuft mit der nase vorraus, ich hatte nie das gefühl ( und ich habe mein Pony 17 jahr), dass er die auch nur ansatzweise ausnutzen wollte. Für mich ist mein Pony ein Parnter und Freund, wir behandeln und respektvoll, dass denke ich, ist der Schlüssel, wobei die Freundschaft und des Respekt nicht beim Reiten aufhört(…).

Liebe Grüße
Anne

 

Von Nora • 21. Mai 2011

Liebe Babette,
mein Herz jaucht vor Freude beim Lesen, wie du mit deinen Pferden umgehst. Mitsprache hat mit Respekt und Vertrauen zu tun und ist hoffentlich bei allen Beteiligten vorhanden. Die Möglichkeit zur Mitsprache ist meines Erachtens Voraussetzung für die zuverlässige Beziehung. Das Tier denkt mit, weil es das „Wieso“ kennt und kann uns (den Menschen) auch schon mal in „brenzligen“ Situation helfen. Dabei sollte natürlich der Gedanke an Fury beim Fernseher bleiben. 🙂
Alles andere ist nur konditioniertes Verhalten und hat absolut nichts mit konstruktiver Bezeihung zu tun.

Mitsprache bedeutet nicht Machtanspruch. Die Befürchtungen über die Konsequenzen sind verständlich, zeugen jedoch eher von Unkenntnis des Gebrauchs. Ich wuchs auch in dem Glauben auf, dass Tiere und übrigens auch Kinder streng zu gehorchen haben und jede Eigeninitiative ein Zeichen der Rebellion sei. Zum Glück war meine Suche nach einem anderen Weg erfolgreich! Und die unterschiedlichen Lebensqualitäten der existierende Beweis!

Ich denke auch, dass es nötig ist, zu unterscheiden was (überlebens-)wichtig ist und was nur unserem Ego dienen soll. Je mehr der Respekt gefestigt ist, desto mehr Freiraum/Mitsprache kann gewährt werden. Das beobachte ich bei meinen Pferden untereinander auch.

Ich stimme dir, Babette, auch voll zu, dass es dem menschenfreundlichen Pferd Weide und Pferdegesellschaft alleine nicht befriedigt. Ich kenne auch solche unterforderte Exemplare, die sich dann selber was beibringen. Leider meistens nicht das, was der Mensch bevorzugt. 🙂 Schön auch wie du schreibst, dass deine Pferde von dir zum Zusammensein ausgewählt werden möchten. Eine Wohltat für das Selbstvertrauen wenn man/pferd von einer wichtigen Persönlichkeit bevorzugt wird. 😀

Liebe Babette, weiter so und ich wünsche mir sehr, dass du viele Leute mit deiner freundlichen Art erreichen kannst. Liebe Grüsse aus der Schweiz

 

Von Andy • 23. Mai 2011

Hallo Babette,

beim Lesen ging mir die Formulierung „vor der Arbeit drücken“ nicht aus dem Kopf. Dahinter stehen ja immer Menschen, die diesen Gedanken fassten.

… und wie war das noch? Schau Dein Pferd an. Erkenne Dein Spiegelbild.

Einen wunderschönen sonnigen Tag wünscht

Andy

 

Von Sandra • 23. Mai 2011

Stimme euch auch in allem zu.Auch ich habe festgestellt dass es nicht immer nur um Befehl und Ausführen geht.Aber ich denke da muss man beim Pferdetyp noch unterscheiden und nach Tagesform.Wenn ich merke das meine Stute „lustig“ drauf ist würde ich immer sanft aber konsequent z.B. die Führposition einfordern und immer ein Auge auf sie haben ob ihr gleich was einfällt!:D Sie ist da in ihren Reaktionen Blitzschnell.Ich war auf Kursen mit ihr wo ich auch bei derselben Arbeit ganz unterschiedliche Typen erlebt habe und wie ihr schon sagtet der Umgang mit jedem Pferd/Reiter Paar ist sehr individuell.Bei dem einen klappt etwas ganz wunderbar und das Pferd würd nie dran denken das auszunutzen.Ein anderes schon hihi.Habe das Hotti seit Fohlen(ist jetzt 13)und dann kann man vieles schon erahnen was früher natürlich sehr überraschend kam.Aber auch der Mensch(ich)lernt immer mehr dazu und die Kommunikation wird immer etwas leichter.
Eine schöne Woche wünsche ich euch mit den Pferden!

Sandra

 

Von Carina • 23. Mai 2011

Diese Texte sind wirklich ein Segen !

Jeder Mensch/ Pferd sollte seinen Weg gehen. Ich bin Therapeutin und mit Patienten ist es nicht anders. Es gibt kein Lehrbuch, leider sehe ich all zu of, dass Therapeuten einfach ein Schema abspulen, ebenso wie die Menschen mit den Pferden und dann gibt es immer diese so unbedingt gebrauchten Ratschläge.
Oftmals fehlt in der heutigen Zeit der gesunde Menschenverstand, doch Pferde und Tiere im Allgemeinen haben diesen Verstand noch, das ist ungemein wohltuend !

 

Von Angela • 23. Mai 2011

Sehr schön Babette!
Ich würde mir nur wünschen, dass deine Texte noch viel mehr von den Leuten gelesen würden, die nicht sowieso schon auf „die sanfte Tour“ mit dem Pferd umgehen. Von den anderen „da draussen“, die es zum grossen Teil nicht für nötig halten sich solche Gedanken überhaupt zu machen.
LG,
Angie

 

Von Manuela • 23. Mai 2011

Hallo,
als ich deine Bemerkungen zu diesem Thema las, hätte auch jeder Satz von mir kommen können. Als ich in den 60er Jahren angefangen habe zu reiten, gab es solche Diskussionen leider überhaupt nicht. Immer schon hatte ich das Gefühl, dass es doch auch irgendwie anders gehen könnte, eben nicht immer einseitiges Durchsetzen seitens des Reiters. J e d e r hat das ja so gemacht und war damit sogar meistens e r f o l r e i c h. Erfreulicherweise gibt es heute jede Menge Literatur (und natürlich auch Praxisbeispiele) dafür, kooperativ mit seinem Pferd umzugehen. Ich kann diesen Weg nur begrüßen, habe selber bei meiner nun 7-jährigen Stute Erfolg damit und bedaure es manchmal sehr, dass mein erstes Pferd an meiner heutigen Einstellung nicht in dem Maße teilhaben konnte. Wie schon angesprochen gibt es selbstverständlich Situationen, die ein Befolgen erfordern. Das muss man unbedingt üben! Aber ob mein Pferd gerade jetzt seitwärts tritt oder erst nachdem ich z. B. Schlangenlinien reite, rückwärts richte und dann willig Seitwärtsgänge ausübt, ist mir heute egal. Festgestellt habe ich jedenfalls, dass alles jedes Jahr nach der Winterpause (weil Offenstall) viel besser klappt.

Schöne Grüße
Manuela

 

Von Gisa • 23. Mai 2011

Es ist wirklich eine Bereicherung, daß solche Texte bei „Wege zum Pferd“ – es gibt in der Tat weitaus mehr als einen – zu finden sind.
Das Mitspracherecht ist bei uns auch immer ein Thema. Ich habe zwei Pferde, eines davon ist ein sehr ruhiger, ja geradezu genügsamer Zeitgenosse. Der andere – jünger, verspielter und selbstbewußter – bekam schon von seiner Ausbilderin bescheinigt, daß er sich am liebsten selbst hinters Steuer setzen würde, um ins Dorf zum Einkaufen zu fahren.
Entsprechend nimmt er auch seine Mitspracherecht mehr als deutlich wahr. Seiner Ansicht nach lebt er – zurecht – in einer Pferdedemokratie und da möchte er auch durchaus mitreden. Kann er, darf er. Eines der einschneidendsten Erlebnisse, die ich mit ihm hatte war, als ich Seitengängemit ihm übte. Nach rechts kein Problem, nach links bis zu einem gewissen Grad und dann ging nichts mehr. Er stampfte sogar mit den Fuß auf, was beim Arbeiten mit ihm nun gar nicht seine Art war. Als sich diese Szene so dann wiederholte, war mir klar, daß da was nicht stimmte. Und so war es auch. Auf der einen Seite ist er limitiert durch eine Arthrose im HWS-Bereich. Das Übertreten funktioniert nur bis zu einem bestimmten Grad. Und dann geht es eben nicht mehr weiter. Und das hat er mir gezeigt. Völlig in Ordnung.
Aber es gibt, wie Babette auch schreibt, Situationen, wo ich als Mensch bestimmen muß. Dann nämlich, wenn es um die Sicherheit und das Wohlergehen der Pferde geht.

Was übrigens für mich persönlich eines der entscheidendsten Faktoren im Umgang mit Pferden ist, ist die Aufstallung. Ich glaube, wenn wir in dem Bereich den Pferden endlich ein Mitspracherecht einräumen würden, wäre sehr schnell Schluß mit Boxenhaltung. Leider ist das in viele Köpfe nicht zu verankern.

 

Von Carmen • 23. Mai 2011

Ja, das ist ein wichtiger Beitrag!
Ich habe festgestellt, daß ein Pferd, dessen kleine „Hinweise“ wahr genommen werden, auch viel feiner kommuniziert.
Mir wurde auch schon prophezeit, daß meine Reitbeteiligung mir wohl zukünftig auf der Nase rumtanzen würde, weil ich ihn einmal auf der Weide gelassen habe, als er sich nicht aufhalftern lassen wollte. Ich hab mich dann einfach neben ihn gesetzt, ihm eine Weile beim Grasen zugeschaut und den Ausritt auf den nächsten Tag verschoben. Da er sonst immer willig mitkommt, oft auch ohne Halfter und Strick, bin ich davon ausgegangen, daß er schon seine Gründe für sein Verhalten haben wird. (Übrigens war das eine einmalige Sache und schon beim nächsten Mal kam er wieder freudig an).
Daß man dabei nicht die Verantwortung komplett ans Pferd abgibt, versteht sich von selbst. Dinge die Leib und Wohl betreffen (ob von Pferd oder Reiter) müssen selbstverständlich eingefordert werden!

Liebe Grüße
Carmen

 

Von Manfred • 23. Mai 2011

Was bin ich froh, dass ich nicht alleine bin mit dieser Erfahrung, dass ein Mitspracherecht die gemeinsame Partnerschft mehr bereichert als es eine dominante Rangordnung je vermag. Wer seinem Pferd kein Mitspracherecht einräumt wird auch nicht viel von dem erfahren, was es gerne tun möchte und auch selten etwas von ihm geschenkt bekommen. Mir ist einfach wichtig zu wissen was mein Partner dazu zu sagen hat oder was ihn bewegt. Das erfahre ich nicht, wenn ich immer nur Befehle erteile und Gehorsam erwarte. Ich bin echt froh hier so viele Menschen zu treffen, die diese Ansicht auch teilen.
Herzliche Grüße
Manfred

 

Von Goldfasan • 28. Mai 2011

Hallo. Ich kann meinen Vorgängern nur zustimmen.
Ich habe auch 2 Pferde. Angel brauche ich nur sanfte Zeichen zu geben und er reagiert, bei DODO ist das ganz anders. Er respektiert nicht immer meinen eigenen Raum, bei Ihm muß ich immer wieder den Respekt mir gegeüber einfordern, was bei Angel sehr sehr selten ist. Ich lasse meine Pferde auch immer mit entscheiden, z.B. frage ich Angel immer was er heute machen möchte, z.B. Ausreiten, Dressur, Springen, Bodenarbeit oder eine Kombination daraus. Wenn er mal nicht möchte, brauch er auch nicht.
Manchmal sagt er aber auch, wann machen wir endlich mal wieder etwas zusammen.
Super Hammer fand ich den Satz von Andy: beim Lesen ging mir die Formulierung “vor der Arbeit drücken” nicht aus dem Kopf. Dahinter stehen ja immer Menschen, die diesen Gedanken fassten.
… und wie war das noch? Schau Dein Pferd an. Erkenne Dein Spiegelbild.
Genauso sehe ich es auch.
LG Karin

 

Von Kelly • 30. Mai 2011

Liebe Babette,

ein toller Beitrag. Vielen Dank :-)!

Herzliche Grüße. Kelly (www.meinPferdetraum.de)

 

Von Anka • 6. Februar 2012

Liebe Babette,
ich war beim Durchstöbern eurer Seite mal wieder sehr erfreut über eure tollen Ein-/Ansichten! 🙂
Auch ich bin jemand, der so gut wie’s geht versucht auf die Bedürfnisse und Äußerungen seines Pferdes Rücksicht zu nehmen und auch ich mache meinem Pferd Zugeständnisse. (Sicherheit geht dabei natürlich immer vor!) Jedoch kam bei mir in letzter Zeit auch häufig die Frage auf, wie viel Zugeständnis ist zu viel? Und kann es nicht auch mal Tage geben an denen mein Pferd und ich uns auch mal „streiten“ und dabei meine ich jetzt nicht das Verhindern von Ausflügen auf befahrene Straßen. Ich überlege auch immer sehr gründlich, ob mein Pferd in der Lage ist, meine Wünsche zu erfüllen, ob es ihm gut geht usw. Aber ich frage mich, ob man nicht dazu neigt, Sätze wie „Dem geht’s heut halt nicht so gut“ als Ausrede zu benutzen, um unschöne Konflikte zu vermeiden (v.a. wenn andere Stallkollegen dabei sind)? Sind wir nicht vielleicht manchmal zu harmoniesüchtig? Ich betonen an dieser Stelle, dass auch ich kein Freund dieses ganzen Dominanzkrams bin, aber kann es nicht auch Momente geben, in denen man sich einfach mal mit seinem „Freund Pferd“ streitet und bestimmte Dinge (natürlich nach Möglichkeit gewaltfrei) ausdiskutieren muss? Was meinst du?
Lg und vielen Dank für deine vielen wundervollen Artikel!
Anka

 

Von Gruber Doris • 7. Oktober 2013

Hallo,
hatte auch gerade erst ein ähnliches Erlebnis. Mein Kleiner (8 Jahre) kommt eigentlich immer sofort angerannt (meist in Erartung, dass gefüttert wird 😉 Aufhaltern ist kein Problem. Neulich war das Wetter so richtig mies und ich hatte eigentlich selbt keine rechte Lust was zu tun. Aber manchmal hat man das Gefühlt man „müsse“ heut was tun, weil man ja schon seit ein paar Tagen keine Zeit hatte. Also ging ich zum Stall (zum Glück nur 20 m vom Haus :-)))und er kam wie immer angerannt und blubberte vor sich hin. Als er das Halfter sah, kehrte er um und ging in den Unterstand. Ich ging ihm nach mit der Frage ob er denn heut keine Lust hätte ? Da schaute er mich ganz verzweifelt an, kehrte mir seinen Hintern zu und lies den Kopf hängen (schaute dann wieder mich an , so als wollte er fragen: verstehts du ?). Das war wohl ein sehr eindeutiges Zeichen für : heut hab ich gaaar keine Lust! Also wurde ein bisschen geschmust und das wars für diesen Tag. Am nächsten Tag ging er wieder brav mit, lies sich aufhalftern und wir gingen ausreiten :-).

 

Von Bettina • 7. Oktober 2013

Hi Babette!

Ein ganz wichtiges Thema, danke für den Artikel!

Erst kürzlich hat unsere Stallbesitzerin so einen Kommentar abgelassen: „Dein Pferd ist wohl auch oft der Boss, was?“ Das hat mich echt geärgert.
Die Situation war die, dass ich auf dem Platz abgestiegen bin, um meinen Leckerlibeutel und die Gerte einzusammeln, dann wollte ich wieder aufsteigen und zurück zum Stall reiten. Mein Pferd wollte mich nicht wieder aufsitzen lassen, das macht er sonst nie. Ich war ganz verwundert.
Zurück am Stall habe ich seinen Rücken abgetastet, und siehe da, er hat ihn stark weggedrückt, er hatte einfach Rückenschmerzen. Ich war echt froh, dass er es mir gezeigt hatte! Daraufhin habe ich mir meinen Sattel mal genau angeschaut und festgestell, dass ich, wohl wegen Muskulaturaufbau, den Sattler kommen lassen musste, weil der Sattel nicht mehr ganz genau passte.
Manche Dinge müssen getan werden, so wie du sagst (Wurmkur, Zähne…), da lasse ich nicht locker. Aber sonst versuche ich mein Pferd da abzuholen, wo er gerade ist.
Macht er einen hibbeligen Eindruck, dann heute kein Ausritt, lieber Bodenarbeit oder Longe. Kann er sich schon im Schritt nicht konzentrieren, dann mache ich bestimmt keine Galopparbeit. Begrüßt er mich offen und freundlich weiß ich, dass heute vieles möglich ist. Ist er grummelig, dann mache ich eher langsam und übe keine neuen Sachen, oder ich übe spanischen Schritt mit ihm, das heitert ihn immer auf.
Aber ich finde, dass ich auch sehr viel Disziplin und Konzentration bei der Dressurarbeit von meinem Pferd fordere und das fast täglich. Er macht immer so gut mit, da muss ich doch auch auf ihn hören und mir sicher sein, dass ich sein O.K. habe. Ohne Pferd keine Dressur 🙂

Nach eineinhalb Jahren (so lange habe ich ihn nun) weiß mein Pferd, dass er „gehört“ wird, und das macht mich superfroh. Letztens kam er auf der Wiese zu mir. Ich saß so am Rand der Wiese und habe die Sonne genossen. Natürlich habe ich mich gefreut, dass er zu mir kam, aber dann stellte er sich so seitlich vor mich, und trat und schnappt immer nach etwas. Da war eine wahnsinnig lästige große Wespe, die sich ständig auf seine Beine setzte, und die er nicht verscheuchen konnte. Er kam also zu mir, weil er dachte, vielleicht kann die helfen! Ich habe also ein paar Weidenzweige abgebrochen und damit versucht, das Insekt wegzuwedeln, was aber gar nicht möglich war, das Ding war superschnell und kam immer wieder. Mein Pferd stand ganz still bei mir, auch, wenn ich mal aus Versehen mit einem Ast ein Bein getroffen habe. Mit gemeinsamem Schweif- und Ästeeinsatz haben wir das Ding nach zehn Minuten endlich zum Aufgeben bewegt. Für mich war das ein tolles Kompliment von meinem Pferd 🙂

Ich kann dir nur zustimmen: Pferde sind keine faulen Drückeberger! Ich erlebe eher das Gegenteil, mein Pferd lässt sich immer wieder auf unsere gemeinsame Arbeit ein, und machmal will er so lange weiterüben, bis es sitzt (macht er von allein, zum Beispiel bei der Freiarbeit in der Halle), weil es ihn fuchst, dass es nicht klappt. Mein Mann ist dann immer sehr erstaunt („was macht der denn da?“ „er übt :)“). Ich denke, wenn man offen ist für das, was uns unsere Pferde zu sagen haben, wenn man ihnen Mitspracherecht einräumt, dann ist man nur positiv überrascht 🙂

Euer Newsletter ist mir mittlerweile die liebste e-Mail geworden, danke dafür!

Grüße aus Warschau,

Bettina

 

 

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