Warum widersetzt mein Pferd sich nur?

Jede/r von uns erlebt mit seinem Pferd Situationen, in denen uns das Pferd die Mitarbeit, oder nennen wir es „den Gehorsam“ verweigert. Es widersetzt sich unserer Anordnung. Sei es, das Pferd geht an einer bestimmten Stelle nicht vorbei oder es gibt einem den Huf nicht oder es geht nicht mit Ihnen in einen Pferdeanhänger.

Wenn Sie zu den Pferdemenschen gehören, die sich Gedanken um Ihr Pferd machen (und da gehe ich mal stark von aus 😉 ), kommen Sie nicht um die Frage herum, warum Ihr Pferd nicht das tut, was Sie wollen.

Die Gründe, warum ein Pferd sich uns widersetzt, sind vielfältig:

  • Vielleicht hat es Angst?
  • Vielleicht tut ihm etwas weh?
  • Vielleicht versteht es nicht, was es tun soll?
  • Vielleicht verbindet es eine schlechte Erfahrung mit dem, was ich gerade verlange?
  • Vielleicht will es nicht?

Tatsache ist: Ein Pferd, das sich einer Übung widersetzt, sagt – aus welchem Grund auch immer – „Nein“.

Woran Sie im Falle von Widersetzlichkeit Ihres Pferdes als Erstes denken und es abklären lassen sollten, ist die Frage, ob das Pferd aus Schmerzen oder körperlichen Unvermögen heraus „Nein“ sagt. Wenn Sie hier die Ursache vermuten, legen Sie all Ihre Bemühungen bitte zunächst dahin, die Ursache zu finden und zu beseitigen. Holen Sie dafür Fachleute, wie einen Tierarzt, Physiotherapeuten oder Ähnliches.

Wenn Sie sicher sind, dass es keine körperlichen Ursachen für die Widersetzlichkeit gibt, dann versuchen Sie einen Weg zu finden das „Nein“ Ihres Pferdes in ein „freiwilliges Ja“ zu verwandeln und zwar unabhängig davon, ob das „Nein“ aus einer Angst geboren ist oder aus einem anderen Grund.

Machen Sie sich bewusst, dass kein Pferd der Welt den Menschen „veräppeln“ will. Was für uns oft als „stur“ empfunden wird, kann eine tiefliegende Ursache haben, die wir einfach nur nicht immer erkennen können.

Ein Beispiel:

Ich habe mal ein Pferd erlebt, welches um Nichts in der Welt zu bewegen war, sich Rückwärtsrichten zu lassen, weder am Boden, noch unter dem Sattel. Dieses Pferd wurde als stur abgestempelt und als „dominant“. Eben als ein Pferd, welches nicht bereit ist, dem Menschen zu weichen. Später stellte sich heraus, dass dieses Pferd erst mit dieser Widersetzlichkeit angefangen hat, nachdem es beim Rückwärtsrichten aus Versehen rückwärts in einen Stromzaun geschickt wurde.

Und mit diesem Wissen sieht die vermeintliche Widersetzlichkeit doch ganz anders aus, finden Sie nicht?

Und gleich noch ein Beispiel:

Mein Pferd Mariscal geht sehr gut Volltraversalen (Side Stepp) über Linien am Boden. Auch wenn ich einen Strick auf den Boden lege, geht mein Pferd vorbildlich seitwärts über den Strick, so wie es in einigen Trailaufgaben verlangt wird, egal ob ich ihn reite oder an der Hand arbeite. Doch sobald ich eine Stange auf den Boden lege, widersetzt er sich der Übung massiv. Mich hat das mal an einem Tag sehr wütend gemacht. Ich meinte mich durchsetzen zu müssen… Diese Einheit hat uns weit in unserem Verhältnis zurückgeworfen und es tut mir nachträglich unendlich leid.

Später kam ich der Ursache für sein Verhalten auf der Spur. Ihm wurden in seiner Grundausbildung Stangen an dem Körper gebunden und damit wurde er „longiert“. Wie schlimm das für ihn gewesen sein muss, kann ich nur ahnen, wenn ich mir seine bis heute anhaltende Angst vor Stangen vor Augen führe.

Es gibt mehr als das Offensichtliche

Ich möchte Ihnen mit diesen Beispielen deutlich machen, dass wir nie das Ganze verstehen können. Was sich für uns oftmals als „Sturheit“ präsentiert, kann ganz andere Ursachen haben. Und selbst wenn das Pferd tatsächlich nur stur sein sollte, woran ich mittlerweile aber nicht mehr glaube, so will ich trotzdem einen Weg finden, ein „freiwilliges Ja“ zu bekommen und nicht über Strafe, Gerteneinsatz und Druck ein „gebrochenes Ja“ erzwingen. Dafür muss ich mir aber eben Gedanken machen und nicht einfach nur grob werden.

Wenn ich Aussprüche höre oder lese, wie:

  • Der muss lernen, wer der Chef ist.
  • Der ist doch nur stur.
  • Der ist dominant.
  • Der verarscht dich nur.

stellen sich mir alle Haare im Nacken auf und alles in mir sagt „NEIN“.

Handeln Sie so, wie unsere Justiz handeln sollte: Im Zweifel immer für den Angeklagten!

4. Januar 2011 von Babette Teschen • Kategorie: Engagement und Pferdeschutz, Umgang, Verhalten 26 Kommentare »

 

26 Reaktionen zu “Warum widersetzt mein Pferd sich nur?”

 

Von Manuela • 4. Januar 2011

Servus Babette,

ich wünsche Dir ein gutes neues Jahr – vor allem Gesundheit!

Der Blog hätte über Guanito handeln können…zuerst war er „stur“, dann musste er wissen, wer „der Chef“ ist und als „Alles“ nichts geholfen hat, wars eben die Abstammung…Und er hatte erstmal Ruhe…

Geholfen haben Zeit, Geduld und gute Leute, die sich mit mir auf die Suche nach den Ursachen machten. Wobei der Anfang auch bei uns von – schmeichelhaft ausgedrückt – Druck geprägt war, irgendwann muss er doch nachgeben…

Und das Finden von Menschen, die bereit sind, „andere“ Wege zu gehen – das war das nächste Kapitel an der Geschichte.

Wir sind unseren Weg gegangen und sind jetzt ein Team! Und unsere Erfahrunge helfen anderen Teams, auch ihren Weg zu gehen – ohne Druck, mit viel Freude und „im Zweifel für den Angeklagten!“

Ganz liebe Grüsse
Manuela
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Liebe Manuela,
auch Dir ein frohes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr 🙂 !
Ja, wo wären wir noch ohne unsere genialen Lehrmeister auf vier Hufe 😉 ???
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Beate • 4. Januar 2011

Auch von mir hier nochmal ein gesundes und glückliches 2011 für Dich und alle Deine Lieben.

Ich denke gerade dieser Blog wird wieder viele hier ansprechen. Sind wir doch fast alle aus genau diesem Grunde hier gelandet: Wir wollen nachdenken,umdenken und zuhören : unseren Pferde, den richtigen Leuten und manchmal ein bisschen mehr uns selbst.

Mein Vorsatz für 2011 ist jedenfalls, das immer noch mehr zu verinnerlichen.
Und da zwei Vorsätze einer zuviel sind, fällt das rauchen mal wieder hinten runter…. 🙂
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Liebe Beate,
was für eine faule Ausrede!!! PAH!
😉
Alles Liebe und Gute für das neue Jahr und viele glückliche Stunden mit Deinem Röschen :-*
Babette

 

Von Luise • 4. Januar 2011

Erstmal ein riesiges Lob für diese Seite!!!!
Die beste und lehrreichste pferdeseite, die ich kenne.
Schön, dass Ihr Euer Wissen mit uns teilt :).
Und dass alles immmer mit positiver Austrahlung.

Auch diesen Artikel finde ich sehr gelungen, aber:
Auch wenn es oft so ist, dass die eig. Ursache des verweigerns nicht verstanden wird, gibt es doch trotzdem pferde, die einfach nur die Grenzen austesten, oder nicht?
Ich arbeite momentan mit einer 6 Jährigen Kaltblutstute, die sehr sensibel sein kann und oft auch gut mitarbeitet.
In letzter Zeit jedoch leider nicht. Beispielsweise bei den seitengängen(Vom Boden aus), die sie eig. schon ganz gut beherrschte: Letztens hat sie meine Hilfe einfach komplett ignoriert und stand wie versteinert da. ich habe daraufhin angefasngen sie ein bisschen zu nerven und den Druck langsam zu erhöhen. das schien sie jedoch nicht besonders zu stören. Daraufhin holte ich mir Hilfe einer Reitlehrerin, die meinte, ich solle mich nur einmal richtig durchsetzen, denn die Stute müsse einfach lernen, dass es, wenn sie feinen Hilfen nicht folgt unangenehmer für sie wird, so dass sie dass nächste mal auf dass feinere Signal reagiert. Also erhöhte ich den druck noch mehr. Irgendwann wich sie dann auch tatsächlich und ich beendete die Übung.

Nun frage ich mich: War das so richtig? (Das Pferd ist auf jeden fall gesund!) Mir schien es nämluch stark so, das sie einfach nur getestet hat.
Und wie schnell sollte ich den Druck erhöhen?
Wäre es vllt. sogar besser, noch schneller zu mit erhöhtem Drcuk zu reagieren?
Oder stumpfe ich das Pferd so eher ab?

Viele liebe (wissbegierige:) ) Grüße,
Luise
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Liebe Luise,
ich kann Dir keine klare Antwort auf Deine Frage geben. Wann ich wie auf so ein Verhalten reagiere, ist für mich ganz stark von der Situation abhängig und ich handele so, wie es mir mein Bauchgefühl gerade rät… Das kann in einem Fall sein, das auch ich den Druck erhöhe (dazu schreibe ich mehr in diesem Blogbeitrag) oder andere Wege gehe, wie ich es hier beschreibe.

Vielleicht findest Du auch in diesem Beitrag von mir Antworten auf das aktuelle Verhalten Deines Pferdes. Ich glaube nicht daran, dass die Pferde uns bewusst „testen“ oder „uns ärgern wollen“. Sie haben einen Grund für ihr Verhalten. Wir werden ihn nicht immer sehen oder verstehen.
Liebe Grüße und viel Freude mit Deinem Pferd,
Babette

 

Von Birgit • 5. Januar 2011

Liebe Babette, Dir und Deinen Lieben wünsche ich ein wunderschönes und angenehmens Jahr 2011.
Dein neuer Artikel trifft mal wieder genau auf den Punkt, das, was mich zur Zeit stark bewegt. Das Pferd will einfach nicht und ich stehe da und suche eine Erklärung. Die ersten 4 Punkte sind „einfach“, da kann ich bewußt handeln, aber der 5. Punkt ist eine echte Herausforderung: -Vielleicht will es nicht-. Da übe ich noch ordentlich, dass ich aus dem „nein“ ein „ja“ formen kann und bin nicht sicher, dass ich immer die goldene Mitte finde. Das wird meine Hauptaufgabe im neuen Jahr sein *lach*.
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Liebe Birgit,
wie heisst es doch so schön: Wir wachsen mit unseren Aufgaben 😉 …
Viel Erfolg dabei 🙂 ,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Cate • 5. Januar 2011

Liebe Luise (falls du das nochmal liest),

gerade bei Kaltblütern ist „versteinern“ eine Form der Schreck-, Angst- oder Überforderungsreaktion. Wo blütigere Pferdetypen losspringen und davonlaufen, bleiben die Dicken oft wie angewurzelt stehen. Ich spreche aus Erfahrung, ich habe auch so einen Fall daheim.

Sorry Babette :umaermel:,
ich kann mal wieder meine klappe nicht halten 😉
Dein Blog trifft wie so oft den Nagel auf den Kopf! *daumenhoch*

LG Cate
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Kein Problem Cate 😉 , super Hinweis! Ja, besonders bei Kaltblütern habe ich das auch schon erlebt! Ich kann Dir also nur voll und ganz zustimmen *heftignick* 🙂 ,
bis bald wieder täglich im Forum,
:umaermel: Babette

 

Von Vine-Alex • 5. Januar 2011

Liebe Babette,
auch ich wünsche dir ein frohes neues Jahr!!!
Und: Wieder mal ein toller Blog!
Erst gestern hatten mein Pferd und ich eine kleine Auseinandersetzung. Was habe ich mir zum Jahreswechsel auf die Fahne geschrieben, nie mehr ungeduldig zu werden!!!! Hat natürlich nicht geklappt. Aber mein Pferd ist so schlau – und so sanftmütig – und so wenig nachtragend… Ich bin natürlich heute den ganzen Tag reuemütig um sie rumgeschlichen. Sie hat mir verziehen, dass ich meine Körpersignale nicht eindeutig eingesetzt, die Übungen nicht logisch aufgebaut und meine Gefühle nicht so recht unter Kontrolle hatte – und sie in Rumpelstilzchenmanier angemault habe. Da war er wieder, dieser durchdringende Stuten-Blick: Reiterlein, du wirst es schon noch lernen. Ich mag dich trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb…
Liebe Grüße!
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Dir auch ein frohes, neues Jahr Alex! Na, da hast Du Dir ja was vorgenommen… Wenn Du das hinbekommst (nie mehr ungeduldig zu werden) verrate mir bitte, wie Du das geschafft hast 😉 ,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Carola Schlanhof • 6. Januar 2011

Hi Babette,

bei etlichen „Widersetzlichkeiten meiner Pferde waren die Gründe bei leichter Beobachtung offensichtlich, bei anderen nicht, aber definitiv angstbetont (ein E-Zaun-Erlebnis hatten wir auch: eine Freundin führte mein Pferd auf die Weide durch einen eher schmalen, E-Zaun- begrenzten Gang und hat sie so unglücklich umgedreht, daß mein Pferd einen Schlag bekam. Nachmittags ritt sie sie in einem Geschicklichkeitsreiten im Stall, eine Aufgabe: Seiltor öffnen und schließen. Hatte mein Pferd immer problemlos gemacht. No Chance! Nicht mal in die Nähe des Seils. Ich war ziemlich sauer – allerdings auf meine Freundin.)

Oft habe ich allerdings auch den Eindruck, daß Pferde einfach keine Lust zu etwas Bestimmten haben bzw. einfach lieber etwas anderes tun wollen. Einfach nicht wieder im Viereck üben, wie die letzten 3 Tage, sondern einen Ausritt, im Moment lieber Heu fressen. Ein bißchen dösen (war nach den eher lauten Nächten um Silvester für meine Prinzessin mittags Thema…). Oder daß Pferde umgekehrt nicht vom kleinen Übungsplatz zurück in den Stall zum Heu gehen wollen, wenn eigentlich ein bißchen Action mehr Spaß macht und Pferd sich gerade vernachlässigt fühlt (mein Geburtstagspferdchen muß ich oft aufhalftern, wenn sie zurück in den (Offen)Stall soll, raus läuft sie alleine. Und meine Prinzessin hat mir an einem kalten Tag, als ich sie nach dem Anprobieren der neuen Decke zurückschicken in den Stall zum Heu wollte, zuerst den gefrorenen Fetzen, den ich am Wäscheständer vergessen hatte, in die Hand gedrückt (eklig), dann haben wir mit einem Hundering gespielt, und dann habe ich aufgegeben und sie gesattelt…

Das finde ich die echten Herausforderungen, denn da geht es einfach darum, ob Pferde als Persönlichkeiten mit eigenen Interessen zu respektieren sind oder ob sie einfach zu gehorchen haben bzw. in welchen Situationen was Priorität hat. Da den Weg zu finden, Pferde weiter zu fördern und in gewisser Weise auch zu nutzen (auch wenn wir heutzutage in Europa kaum mehr echte Arbeitspferde haben), sie so zu erziehen, daß sie angenehm und sicher zu handeln sind und ihnen trotzdem Freiraum und eigene Entscheidungen und Launen zuzugestehen. Zu akzeptieren, daß sie eben heute auf etwas anderes Lust haben als das, was ich geplant habe, so wie ich z. B., auch wenn ich manchmal gerne ins Kino gehe, an manchen Tagen einfach keine Lust dazu habe. Andererseits auch eine gewisse Disziplin einfordern, wenn es notwendig ist (z. B. medizinische Behandlungen).

Und das Ganze in der heutigen Zeit, in der die Dominanztheorie ganz massiv durch die Pferdewelt schwebt.

Viele Grüße

Carola

PS wäre es eine gute Idee, >Widersätzlichkeiten<, bei denen Mensch die Ursache gefunden hat, zu sammeln und zu veröffentlichen, einfach als Hilfe, woran etwas liegen kann?
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Liebe Carola,
danke für Deinen super Kommentar! Du sprichst die Punkte an, über die ich auch oft nachdenke… Und Deine Idee finde ich prima! Mal schauen, ob ich da was zusammengestellt bekomme 🙂 ,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Tanja • 6. Januar 2011

Auf dass sich Jackys Hänger-Nein irgendwann auch noch in ein JA verwandeln läßt – bei vielem anderen haben ganz viele Tipps von hier ja schon geholfen.

LG

Tanja
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Ganz bestimmt Tanja!!!
Lieben Drücker,
Babette

 

Von Heike Uthmann • 8. Januar 2011

Schönes und wichtiges Thema!!
Mit meinem Fjord (4jährig) hab ich beim Longieren sehr viele Diskussionen um die Schulter ausgefochten, immer wieder drückte er herein und reagierte massiv erbost wenn ich ihn wieder rausschickte.
Wer denkt da nicht an Dominanz?
Es stellte sich heraus, dass er starke Blockaden in der WS hatte. Seitdem das behandelt wurde, läuft er weitgehend „brav“ und ordentlich und lässt sich mittlerweile auch gut in der Schulter verschieben und auch in der Linie gerade halten, was vorher ein Ding der Unmöglichkeit war.
Jedes Davonrennen an der Longe ist Vergangenheit.

Seine Widersetzlichkeit war also nicht:
„Sag Du mir nicht was ich zu tun habe!“
Sondern ein
„Das fällt mir schwer, das will ich nicht“.

Seitdem bin ich noch mal ein Stück achtsamer auf diese kleinen Fallen geworden, in die man heutzutage so gerne reinfällt, wenn jeder mit der Dominanztheorie um sich wirft.

lg Heike
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Liebe Heike,
vielen Dank, dass Du das Beispiel mit Deinem Jack hier nochmal anbringst. Ich hatte das ja schon in Deinem Tagebuch gelesen. Ich muss sagen, gerade Dein Beispiel hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich kenne Dich ja nun ein wenig 😉 , auf jeden Fall so gut, dass ich Dich als sehr kompetente Pferdefrau mit sehr großem Fachwissen schätzen gelernt habe. Du bist so achtsam und so sehr auf die positive Verstärkung ausgerichtet und hast einfach echt Ahnung von Pferden! Und trotzdem brauchtest Du relativ „lange“, bis Du die Ursache für Jacks Widersetzlichkeit gefunden hattest und sie beseitigen konntest.
Und dann liest man in diversen Foren (nein, nicht in unserem natürlich 😉 ) so häufig, wie Pferdemenschen meinen sofort ein „Problem“ beurteilen zu können und „wissen“ wie darauf zu reagieren ist… Und so häufig sind diese Ratschläge so pferdeunfair! Das Thema hat mich die letzten Wochen extrem bewegt, wie Du auch in meinem übernächsten Blog und dem darauf folgenden sehen wirst… Seufz! Momentan könnte ich wöchentlich darüber schreiben…
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Bea13 • 9. Januar 2011

Soll ich weinen oder lachen? Es ist mal wieder so ein Thema, welches mich oft beschäftigt. Ich reite ja noch nicht so lange und habe mein Pferd auch erst seit ca 4 Jahren. Da fehlt es an „Sicherheit und Erfahrung“ im Umgang mit dem Pferd. Vor gut einem Jahr habe ich deshalb nicht rechtzeitig erkannt, dass mein Pferd Rehe hatte. Alle haben mir gute Ratschläge gegeben….du musst ihr zeigen wer der Chef ist…..ist die stur….usw.usw. Dieses liebe Pferd hatte einfach Schmerzen und ich hab’s nicht gemerkt. Sie hat trotzdem versucht mir alles (so gut es eben ging) recht zu machen. Bis dann eben nichts mehr ging. Nun bin ich viel aufmerksamer. Wie letzte Woche, da hat sie plötzlich beim Antraben den Kopf nach oben geworfen. Eine mir völlig überraschende Reaktion. Ich hab dann noch 1,2 mal nachgefragt….immer das gleiche. So, und was war? Ein Hufabzess. Diesmal habe ich die Kommentare ignoriert. ICH HÖRE NUN AUF MEIN PFERD.
Dein Blog, liebe Babette ist wie Balsam auf meine Seele…danke
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Oh weh! Das ist mir vor vielen Jahren auch passiert 🙁 und ich weiß wie schrecklich man sich fühlt. Aber auch mir musste das wohl passieren, damit ich das Hinhören gelernt habe…
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Chrisl • 10. Januar 2011

Ihr habt alle so verdammt Recht…
Auch ich habe, nach viel Nachdenken und Lektüre von Mark Rashid und Marlitt Wendt, großen Abstand zu allem genommen, das sich irgendwie nach „Dominanz“ anhörte: sowohl aus dem Parelli/Roberts/sonstigem Horsemanshipbereich als auch dem, was einen StallkollegInnen und auch erfahrenere Pferdeleute raten.
Weder möchte ich mein Pferd ständig rückwärts schicken, es herumdrücken (Druck machen) noch herumscheuchen, weder möchte ich meinem Pferd eine Trense ins Maul geben oder Führketten umhängen, damit es auf dem Weg von der Box zur Koppel/Halle oder umgekehrt nicht durchgeht. Mein Pferd ist 2,5 Jahre alt, ein Hafi, ich habe sie seit fast 3 Monaten. Und nach einigem Herumprobieren haben wir unseren Weg gefunden: Gegenseitiger Respekt und Höflichkeit, Aufeinanderhören und wachsendes gegenseitiges Vertrauen. Wenn sie sich mir „widersetzt“, dann denke ich bloß folgendes: Welche äußeren Umstände führen dazu und was mache ich falsch, dass sie sich so verhält? Sie braucht eine vertrauenswürdige Partnerin, die ihr in jeder Sekunde zeigt, dass sie ihr Sicherheit geben kann, die ihr Abwechslung bietet und mit der man durch dick und dünn gehen kann.
Das Durchgehen, dass sie in den letzten Wochen ständig gemacht hat, ist kein Thema mehr, da ich jetzt „unseren“ Weg gefunden habe – Ruhe, Klarheit, Konsequenz und viel Freude. Früher bei Führübungen wollte sie hin und wieder eigene Wege gehen, jetzt läuft sie mir bei der Bodenarbeit ohne Strick hinterher. Sie trifft also ihre eigenen Entscheidungen, und zwar genau die „richtigen“, die ich jetzt durch „Nichtwollen“ anstatt früher durch Wollen und Druck erreichen kann. Es kann so einfach sein!

 

Von Annette • 10. Januar 2011

Hallo, Babette!

Ich muß jetzt mal was los werden – vielleicht habt ihr ja einen Tipp für mich: Ich gehöre auch zu denen, die schon immer erstmal das Pferd gefragt haben, warum es jetzt Nein sagt – hat mir in meinen „Lehrjahren“ viel Spott eingebracht. Bei den meisten Pferden hab ich relativ schnell den Grund gefunden – war selten schwierig, meist muß man ja wirklich nur bewusst mit seinem Partner umgehen. Aber bei meinem jetzigen, den ich mittlerweile seit 5 Jahren habe, verzweifle ich! Mit ihm hab ich schon viel Unschönes erlebt – das meiste haben wir inzwischen einfach durch Vertrauen hingekriegt: Ich kenne seine Vorgeschichte und die dauerte bis zu mir immerhin an die 14 Jahre. Aber ich bin inzwischen mit mir selbst nur noch im Zweifel – meine Gedanken drehen sich nur nach darum, was könnte es denn jetzt sein. Ich bin ehrlich: Ich trau mich inzwischen nicht mehr mit ihm zu arbeiten, weil Angst habe, er hat Schmerzen, ich bin nicht eindeutig in meiner Kommunikation, er hat gerade ein „deja vu“, oder oder oder. Ich kann schon nicht mehr positiv denken, wenn ich mit ihm auch nur spazieren gehe – ich klemme derart, daß er einfach Nein sagen muss – ich suggeriere ihm das ja inzwischen schon! Gott sei Dank hab ich ja noch ein Pferdl – und mit dem klappts wunderbar, sonst würde ich an meinem Verstand zweifeln! Ich bin mit meiner Suche nach seinen Beweggründen echt in einer Endlosschleife! Wir haben schon so tolle Ritte und Spielstunden gemacht und dann sind zwischendurch völlig desaströse Tage! Seit 5 Jahren fange ich immer und immer wieder von vorne an….

 

Von Sabine • 11. Januar 2011

Liebe Babette, liebe Tania, liebe alle Mitleser,
auch von mir ein „herzlich Willkommen in 2011“, massig Freude mit unseren Pferdchen, gar keine Unfälle…und was man noch so an Gutem hinterher schicken kann.

Zum vorherigen Beitag ist mir eingefallen, vielleicht hilft es Annette mit Ihrem 19jährigen Pferd, wenn sie mal nur zuguckt, wie eine andere Person bestimmte Sachen mit ihm probiert. So könnte sie sich die Sache von außen ansehen und feststellen, ob es am Pferd oder an ihr liegt oder sich auch filmen lassen, am Ende erkennt sie Wesentliches? Viel Glück und alles Gute!!!!

Mein Haflinger (Jahre) hat eindeutig Spass an Unerlaubtem: Der Weg im Dunkeln zur Reithalle ist für ihn schwierig. Da hilft nur Überreden, stimmliches und fressliches Loben, aber wir kommen an.
Ganz anders im Hellen: An einer bestimmten Stelle m u ß er sich kurz losreißen, fix ca. 3 m vom Weg abdriften(noch nicht mal fressen, nur mal kurz einen Pferdekumpel begrüßen)und lässt sich dann auch brav wieder einsammeln. Auf dem Hof kennt er ja nun alles, Angst ist das nicht, garantiert kein Hunger, einfach nur: Ätsch, Sabine!
Mittlerweile sammle ich ihn nur noch ein, fast emotionslos, denn eigentlich bin ich froh, dass mir das nicht im Gelände passiert ist.

Grüße, Sabine

 

Von Nina • 11. Januar 2011

Liebe Babette,

genau, Dein Blog ist wie Balsam auf meine Seele … dem kann ich mich nur anschließen!!!

Liebe Grüße

Nina

 

Von Angela • 12. Januar 2011

Hallo Babette,
schön wieder, dein 1. Beitrag 2011.
Ich hatte auch kürzlich erst wieder ein zum Beitrag passendes Beispiel. Meine Stute hatte wohl Bauchweh oder Unpässlichkeit und entsprechend hat sie Linksgalopp verweigert, an der Longe sowie unter dem Sattel. Ein paar Tage hab ich deshalb darauf verzichtet bis ich eine Besserung ihres Befindens feststellte und hab dann an der Longe wieder vorsichtig angetestet. Trotzdem verweigerte sie weiterhin standhaft unter dem Sattel.

Ich war aber dann ziemlich sicher, dass keine körperliche Ursache mehr vorhanden sein sollte und bestand sehr deutlich darauf, links angaloppieren zu wollen. Nach einem kurzen „ich kann nich – doch!, ich kann aber nich – doch! Techtelmechtel“ galoppierte sie dann an und siehe da: ein problemloses galoppieren war durchaus möglich und von da an kam auch keine weitere Verweigerung mehr.

Eigentlich sehr ähnlich wie bei den Pferden in deinem Beispiel. Irgendwann hat mal was gezwickt bei einer bestimmten Tätigkeit und Pferdi packt dann diese Tätigkeit sofort auf die „Schwarze Liste“.
Dann muss man Wege finden Pferdi zu überzeugen, dass das Thema wieder von der Liste genommen werden kann. Da kann man dann kreativ werden… haha
Ich habe den Eindruck, dass etliche Pferd laaange „schwarze Listen“ haben, haha. Sonst würden wir uns ja langweilen und uns irgendwann lieber ein Motorrad kaufen.

Viele Liebe Grüsse,
Angela

Hinzufüg: Ich bin übrigens nicht „grob“ geworden, sondern nur ein bischen hartnäckig….

 

Von Sandra • 10. Februar 2011

Hallo Babette,
dein Blog spricht mir aus dem Herzen. Trotzdem bin ich momentan etwas ratlos.

Seit 4 Monaten bin ich nun stolze Besitzerin von Monty, einem 10-jährigen, 1,65m großen Hannoveraner in dunkelbrauner Jacke. Ich habe ihn von einer Tierretterin gekauft. Sie hat ihn von seiner Vorbesitzerin aus Sachsen in unsere Region geholt. Er ist abgegeben worden, weil er „widersetzlich“ sein sollte (war schon fast auf dem Weg zum Schlachter).

Vor dem Kauf habe ihn zweimal geritten und viel mit ihm rumgetüdelt. Am Boden ist er ein Schatz, wenn man ihm Sicherheit gibt. Unterm Sattel verspannte er sich enorm. Das hat sich schon sehr gebessert. Hab weiterhin viel Bodenarbeit und Longenarbeit mit ihm gemacht. Nun versuche ich ihn an den Reiter zu gewöhnen. Habe schon kleine Ausritte und Platzsequenzen gemacht. Und nun kommt mein großes Problem. Wenn er nicht mehr will (aus welchen Gründen auch immer) fängt er an zu drohen und mir in die Schienbeine bzw. in den Zügel zu beißen. Bei Ausritten mit anderen macht er das nicht.
Ich habe ihn röntgen lassen, die Wirbelsäule ist ok. Sattel ist ein Barefoot Lexington. Er wird regelmäßig osteopathisch behandelt. Hatte viele Blockaden und ein bestehendes Problem im Iliosakralgelenk. Seine Zähne habe ich gerade machen lassen. Er hat vorne links einen Bockhuf. Die Huforthopädin ist dran.

Er ist früher wohl Dressur-Turniere gegangen. Er ist in der HWS sehr beweglich. Meine Osteopathin hat am Anfang einen großen alten Satteldruck in der rechten Sattellage ertastet.

Ich möchte keine Gewalt anwenden und ich glaube auch, dass das nicht funktioniert, denn das haben seine Vorbesitzer möglicherweise auch versucht. Leider besteht keine Kontaktmöglichkeit zu den Vorbesitzern.
Gibt es eine Möglichkeit ihm das Beißen abzugewöhnen?

Viele Grüße
Sandra
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Liebe Sandra,
zunächst müssen wirklich alle Schmerzen aus Deinem Pferd raus und Dein Pferd wird auch Zeit brauchen, bis es die „Angst vor Schmerzen“ verloren hat. Gib Deinem Pferd die Zeit und gib ihm keinen Anlass zum Beissen. Wenn Du Gewalt anwendest, oder einen Sattel auf seinen noch schmerzenden Rücken legst, gibst Du Deinem Pferd Grund zum Beissen. Ich würde Dir empfehlen, zum einen die Arbeit nach dem Longenkurs mit Deinem Pferd zu machen und zum anderen mit dem Clickertraining zu arbeiten. Viele Infos dazu findest Du auf dieser Seite. Wenn ihr zwei zusammen clickert, kannst Du mit Deinem Pferd Alternativverhalten zum Beissen antrainieren. Z.B.: Dein Pferd will beissen wenn Du sattelst. Dann clickere, dass Dein Pferd mit seiner Nase eine Freesbeescheibe an einer Wand berührt wenn Du Dich ihm mit einem Sattel näherst. Damit verhinderst Du dann das „Fehlverhalten“ Deines Pferdes, Du musst also nicht in die Strafe gehen und kannst einen besseren Weg aufzeigen.
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Elke • 3. April 2013

Hallöle Babette,
zufällig bin ich hier auf Deiner Seite gelandet und hoffe, dass Du mir ein klein wenig weiterhelfen könntest? Bin ein wenig ratlos…
Habe mir vor 1,5 Monaten einen 9jährigen Schimmelwallach gekauft, weil ich wieder das Reiten anfangen möchte und die erforderliche Zeit endlich vorhanden ist.
Mein Probereiten war schon ein wenig merkwürdig, da weder Zaumzeug noch Sattel von der Vorbesitzerin gestellt werden konnte. Zum Glück hatte ich mir diese Dinge schon vorab gekauft und sie passten wie angegossen. So konnte ich auf ein Stück abgetrennten Acker probereiten. Auftrensen war schon ein Problem für sich, Geronimo (so heißt der Gute) verweigerte sich immer wieder; die Vorbesitzerin gewann den Kampf dann irgendwann; (man erklärte mir, das sei wegen seiner kürzlich vorgenommenen Zahnraspelung) Hufe auskratzen ging auch nicht ohne Tänzeln und abwenden und das Putzen verlief so, dass man dem kurz angebundenem Pferdchen immer hinterher gehen musste; es drehte, und stellte sich immerfort anders hin.(…es sei zu sehr verwöhnt worden) Dabei wurde man angeshuppert, angebissen und angeschlappert; (…er mag gerne schmusen) alles sehr undiszipliniert. Der Proberitt als solches bestand aus ein wenig Schritt, Trabb und auch kurzem Galopp soweit es bei dem zerfurchtem Stück Acker möglich war. Die Gänge waren sehr gut zu sitzen und man sicherte mir auch zu, dass Geronimo geländesicher sei…
Nun hatten wir ja sehr schlechtes Wetter und ich habe keinen Stall mehr mit Reithalle bekommen, so dass ich Geronimo zwar besuchte, aber nicht geritten bin; so hatte er auch Zeit, sich in der neuen Pferdegruppe einzugewöhnen. Dort ist er NICHT dominand, sehr verträglich. Nun zu meinem Problem: Mein Pferdchen geht nur Schritt, ist auch mit Gerte nicht zu einer schnelleren Gangart zu bewegen. Bei mir hat er tagsüber viel Weidegang und stand nicht wie vor dem Probereitem im dunklem Stall. Schlagen will ich ihn nicht. Im Gelände war ich schon 2x in Begleitung meines Mannes (Fahrrad), er wiehert sehr viel; ich tröste dann immer. Ab und an hat er zwar nach Autos ausgeschlagen, aber im Großen und Ganzen nicht guckig. Als es wieder Richtung Stall ging, fiel er ein kleines Stückchen in Trabb und versammelten Galopp, aber von alleine; habe ihn gewähren lassen…. Er kann es also… Aber eben nur, wenn ER will. Selbst das Longieren mit viel Lob und ruhiger bestimmter Stimme klappt nicht, nur wenn ER will, trabt er ein zwei Runden; möglichst aber bitte die Richtung, die ER will sonst eben nicht. Mit der Longierpeitsche habe ich ihn nur kurz angetippt; es bringt ihn aber absolut nichts aus der Ruhe, wenn ER nicht will, dann stehe ich knallhart vor der Entscheidung, entweder ich versuche es mit „stärkerer Gewalt“ in der Hoffnung, dass er dann irgendwann mal etwas will oder ich ergebe mich seinem Verhalten. Ich will ihn nicht schlagen, laut Erstbesitzer war Geronimo -damals um 3 Jahre- sein persönlicher Albtraum und er riet mir, ihn so schnell wie möglich wieder zu verkaufen, da er unberechenbar sei, tritt, beißt und steigt… nach diesem Erstbesitzer hat ihn eine Reitschule gekauft, wo er angeblich ruhig zu reiten war, weil er dort mehr als ausgelastet war… Müsste wohl um gut 2 Jahre dort gewesen sein, dann wieder verkauft an 2x Unbekannt für je 1,5 Jahre, dann zur letzten Besitzerin, die ihn 9 Monate hatte und sich die Reitsachen angeblich von einer Freundin ausgeliehen hatte und wegen einer früheren Rückenverletzung lt. Arzt nicht mehr reiten darf….
Denke, dass quirlige Putzverhalten bekomme ich irgendwie hin, wir haben kleine Fortschritte gemacht, das Auftrensen wird auch irgendwann mal klappen; kenne ich von meinen 1. Pferd, der hat das Spiel mit mir gut 2 Monate gemacht und ich musste immer auf gestapelte Heuballen klettern, da er locker 1,75 groß war….
Nur die komplette Arbeitsverweigerung, die bekomme ich nicht auf die Reihe. Heute war es auf dem Platz wie immer windig und kaum saß ich oben, machte Geronimo genau das, was der Erstbesitzer (der ihn auch nicht putzen konnte) mir sagte, er stieg, nachdem er gut gebuckelt hatte. Auslöser war ein kurzes Rascheln einer Abdeckplane. Aber gestern im Gelände war er völlig unerschrocken – habe die Plane dann auf den Platz gelegt und ordentlich Wirbel mit veranstaltet; völlig cool ist Geronimo da rübermaschiert… Klar kann ein Pferd sich erschrecken und mal nen Satz zur Seite machen, sind ja Fluchttiere, aber so lange buckeln und dann noch steigen??? Hatte mir erst gedacht, ihm fehlen noch Muskeln und er muss erst aufgebaut werden, bevor ich mit ihm richtig arbeiten kann; sprich mal ne schnellere Gangart als Trabb…. aber so ein Gehabe kostet ja auch Kraft und es fiel ihm recht leicht….
Testet er nur oder hat ihn die Reitschule abgestumpft? Ich habe ja erst im Pferdepass durch die Tierarztstempel lesen können, dass er doch schon öfter seinen Besitzer gewechselt hat. Bis auf den Erstbesitzer hat sich leider keiner eingetragen, kann also nirgends mehr so richtig nachfragen und die letzte Vorbesitzerin kommt mir jetzt unglaubhaft rüber…
Mir gefällt der Geronimo aber trotzdem, möchte nicht aufgeben, bevor ich richtig angefangen habe, aber wo soll ich beginnen? Was kann ich durchgehen lassen und wo muss ich mich durchsetzten und wenn dann wie???
Danke Dir schon mal fürs Lesen, aber etwas Vorinfo musste ich Dir ja geben; vielleicht fallen Dir ja ein, zwei Zeilen ein, bin für jeden Rat echt dankbar….
Liebe Grüße
Elke
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Hallo Elke,
zunächst möchte ich Dir zu bedenken geben, dass 1,5 Monate noch keine Zeit ist und Ihr ja gerade erst dabei seit Euch kennenzulernen … Manche Pferde brauchen bis zu einem Jahr bis sie den Wechsel von Stall, Pferdefreunden und Menschen verarbeitet haben. Ich würde erst mal am Boden eine Beziehung zu Deinem Pferd aufbauen. Einen schönen Weg zu einem vertrauensvollen Miteinander zeigen wir in unserem Anti-Angst-Kurs der Euch sicherlich viel Anleitung bietet, auch wenn „Angst“ nicht Euer Thema sein sollte. Wenn Ihr eine gute Beziehung zueinander aufgebaut habt, würde ich genau gucken, von welchem Stand Du die Ausbildung des Pferdes neu aufbauen musst. Gerade wenn seine Ausbildung nicht gut verlaufen ist, würde ich noch einmal ganz von vorne beginnen, so wie wir es im Longenkurs und im Aufbaukurs beschreiben und das ganze auf dem Weg der positiven Verstärkung.
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Nicole • 25. April 2013

Hallo,
bin neu hier und wie viele andere auch, durch Zufall hierher gelangt.
Wir haben unserer 11jährigen Tochter im März eine Haflingerstute 16 Jahre gekauft. Tochter reitet seit knapp 7 Jahren, Stute „stand“ lt. Vorbesitzerin 2 Jahre in Offenhaltung.
An manchen Tagen ist es fast unmöglich, unsere Stute zu reiten – sie widersetzt sich allem. Selbst Geduld und viel, viel gutes Zureden, Leckerli-locken etc. helfen dann nicht.
Sie erschrickt vor Toren, Türen, anderen Pferden und verweigert einfach die Mitarbeit. Mal geht sie lieber gebisslos, mal nur mit Halfter, mal mit, mal ohne Sattel. Schon allein diese Vorliebe herauszufinden ist sehr zeitaufwändig.
Vom Wesen her ist sie absolut lieb und verschmust. Aber meine Tochter verzweifelt an manchen Tagen an ihrem Hafi.
Die Hufe sind frisch gemacht (lt. Vorbesitzerin regelmäßig – lt. Huftherapeutin seit Jahren nicht !!!). Sie hat durch den „falschen“ Abrieb eine minimale Fehlstellung O-Form der Vorderbeine. Lt. Huftherapeutin aber nicht weiter schlimm.
Konditionsmäßig muß sie langsam aufgebaut werden, was natürlich auch berücksichtigt wird.

Wir hatten jetzt 3 Wochen für 2 Tage in der Woche eine „erfahrene“ RB. Seither ist alles noch viel schlimmer geworden. Unsere Hafiline ist am nächsten Tag völlig durch den Wind und buckelt sogar, versucht zu steigen und verweigert vollkommen alles. Diese RB haben wir nun ad acta gelegt und werden beobachten, was nun passiert.

Da ich seit 30 Jahren nicht mehr reite (Bandscheibenvorfälle), ist es mir nicht möglich, unsere Stute selbst zu reiten.

Wir haben schon überlegt, dass unsere Tochter mit ihr in die Reitschule geht – was sie allerdings langweilig findet – damit das Pferd vielleicht noch etwas lernt….

Die Vorbesitzerin sagt, dass die Hafiline all das vorher NIE und NIMMER gemacht hat. Immer brav, lieb, arbeitswillig und total jeck darauf, unter dem Sattel zu gehen. So langsam kommen uns Zweifel…..

Wir wären für jeden Tipp, jede Hilfe oder Anmerkung dankbar. Ich hoffe, meine Tochter verliert nicht die LUST an diesem wunderschönen Pferdi.
Liebe Grüße,
Nicole
___________________________________________________
Liebe Nicole,
ich denke, dass Deine Tochter mit 11 Jahren völlig überfordert im Umgang mit der Stute ist. Ich würde Euch ganz dringend raten Euch kompetente!!! Hilfe vor Ort zu suchen. Mit ein paar Tipps ist es, fürchte ich, nicht getan … Bitte, Ihr habt eine riesige Verantwortung übernommen. Es ist gefährlich für Deine Tochter und für die Stute. Pferde, die durch Mangel an Kompetenz verdorben werden, landen sehr schnell beim Schlachter :-(.
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Nicole • 25. April 2013

Hallo liebe Babette,

wir haben natürlich schon um Hilfe im Stall gebeten, wo der Besitzer selbst Beritt praktiziert. Und natürlich haben wir unsere Tochter auch vorab dort vorgestellt und in der Reitstunde mitreiten lassen.
Die Reitlehrer waren beigeistert von unserer Tochter und von unserem Hafi sagen sie, dass es halt schwer ist die Umstände zu beurteilen, da man ja nur durch das Wort der Vorbesitzerin das Leben des Tieres kennt.
Wir machen jetzt schon gaaaanz viel Bodenarbeit auf Anraten des Stallinhabers und er kommt auch immer wieder hinzu, wenn unsere Tochter reitet. Aber wirklich Hilfestellung muss er nicht geben. Er glaubt, dass die Problematik in der Vergangenheit der Hafiline liegt.

Er hat aber bereits angeboten, sie neu „zu bereiten“, um die Gefahren – welche uns durchaus bewusst sind – für beide (Kind und Pferd) zu minimieren.

Trotzdem herzlichen Dank für Deine Antwort ;-).

Achso: wir würden die Hafiline NIEMALS zum Schlachter geben; auch ein Verkauf aufgrund ihres Verhaltens kommt für uns überhaupt nicht in Frage. Wenn wir einem Tier ein zu Hause schenken, leben wir gemeinsam bis ans Ende mit diesem Tier. So halten wir es mit unseren anderen Tieren ebenfalls. Egal, wie krank oder verhaltensauffällig sie sind: sie haben das Recht auf ein schönes Leben und wir haben kein Recht darauf, den Tieren dieses zu verwehren!!! 😉
Liebe Grüße,
Nicole

 

Von Nicole • 8. Mai 2013

Hallo, liebe Babette,

ich möchte mich gern nochmals zu unserer Hafi-Stute zu Wort melden.
Nachdem Du geschrieben hattest, dass meine 11-jährige Tochter scheinbar völlig überfordert ist, habe ich direkt gehandelt und einen Intensiv-Kurs für meine Tochter (welche ja schon seit 7 Jahren reitet) und 1-wöchigen Beritt durch unseren „Chef im Stall“ vereinbart.

Resultat:
meine Tochter ist keineswegs überfordert…. Ganz im Gegenteil….
Nur das Pferd ist völlig überfordert. Denn es kann gerade mal geradeaus, Schritt, Trab und Galopp verstehen. Sie nimmt keine Hilfen an und hat bislang GARNIX gelernt. Man hat uns eine sogenannte „Mogelpackung“ verpackt, worüber wir sehr erbost sind.

Aber: wir alle lieben unsere Hafi-Stute so sehr, dass wir uns dazu entschieden haben, sie komplett ausbilden zu lassen, selbst mit anzupacken und sie keinesfalls wegzugeben.

Nach Deiner Mail war ich richtig geschockt und unsicher: machen wir tatsächlich alles falsch? Schaden wir dem Pferd?…… Aber Gott seis gedankt, ist dies nicht der Fall… Wäre eher ein Fall fürs Gericht, aber darauf verzichten wir.

Wir geben unserer „kleinen“ die Möglichkeit, noch alles zu lernen und werden ihr alle Hilfen zukommen lassen, die sie braucht.

Man sieht also: nicht immer ist es die Unerfahrenheit der Reiter. Wenn man so über den Tisch gezogen wird, wie wir, kommt man jedoch schnell ins Grübeln und zweifelt an seinen Fähigkeiten.

Liebe Grüße,
Nicole
_________________________________________________________
Liebe Nicole,

ich fürchte, Du hast meine Antwort anders aufgefasst als ich sie gemeint habe …
Es ging mir nicht darum Deiner Tochter ihre Reitkünste abzusprechen. Ich kenne einfach nur kein 11-jähriges Mädchen was schon in der Lage ist, ein Pferd ohne die Unterstützung eines kompetenten Pferdemenschen auszubilden bzw. zu korrigieren. Und so wie Du die Probleme, die Eurer Stute macht, beschrieben hast, war es ja deutlich zu sehen, das es etwas „grundauszubilden“ bzw. zu korrigieren gibt, was sich ja jetzt auch herausgestellt hat.
Als meine Tochter 11 Jahre alt war hatte sie auch bereits zwei eigene Pferde. Sie ist auf einem Pferdehof aufgewachsen, hatte immer Unterricht und mit mir als Mutter Pferdewissen schon in der Muttermilch aufgenommen. Trotzdem war ich immer als Unterstützung für sie da und habe ihr bei der weiteren Ausbildung ihrer Pferde geholfen. Ich habe die Pferde wenn nötig korrigiert und genau beobachtet ob sich alles in eine gute Richtung entwickelt. Sie hat regelmässig Unterricht bei unserer Hofreitlehrerin genommen. Ich bin mir sicher, hätte ich sie alleine gelassen mit der Aufgabe „Pferd“, es wäre nicht gut gewesen. Ich kenne ja kaum einen Erwachsenen der soviel Kompetenz mitbringt, dass ich nicht dazu rate sich regelmässig über die Schulter schauen zu lassen und wenn nötig unterstützen zu lassen.
Das Ihr die Stute jetzt erst einmal von Grund auf ausbilden lasst ist eine gute Entscheidung! Genau das meinte ich mit kompetente Hilfe hinzuziehen.
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Nicole • 8. Mai 2013

Hallo nochmal,

wir haben mittlerweile auch einen Longierkurs mit unserer Hafi-Stute hinter uns. Hier das Resultat:

Lehrerin total verzweifelt: dieses Pferd ist vorher NIE longiert worden. Woher soll es dann auch wissen, was von ihm verlangt wird……

Auch hier lag und liegt der Fehler nicht bei uns…..

Liebe Grüße,
Nicole

PS: wir sind auf die ärztliche und zahnärztliche Untersuchung gespannt: was da wohl noch alles herauskommen wird……?????

 

Von Alina Wessendorf • 19. Januar 2014

Hallo Babette!
Wie Nicole habe auch ich eine Haflingerstute(13). Sie gehört seit 3,5 Jahren mir, war früher größtenteils Fahrpferd, aber auch unterm Sattel ging sie prima. Vor dem Kauf hatte ich sie auch lange genug zur Probe und war begeistert.
Als sie dann wegen einem schweren Allergieschub kaum Reiten konnte und von der Reithalle in die Offenstallhaltung wechselte (Allergie war sofort weg), habe ich entschlossen, ihre Ausbildung nochmal von 0 auf durchzukauen, was auch super geklappt hat(Sie ist nicht das erste Pferd das ich nochmal „resete“). Sie reagiert auf allerfeinste Hilfen und ich bekomme von allen Seiten nur Lob und Anerkennung und werde auch hin und wieder gebeten, mir die Pferde von bekannten anzuschauen und ggf zu korrigieren.
Aber seit etwa einem Monat ist echt der Wurm drin. So richtig.
Eigentlich kennen wir das umliegende Gelände wie unsere Westentasche und haben unterwegs nie „streit“ gehabt. aber seit einem Monat widersetzt sie sich immer wieder, wenn es darum geht, von einem Weg auf den anderen abzubiegen. All diese Wege kennt sie wirklich gut und daher schließe ich Angst als Ursache aus, ebenso wie Unverständnis, schlechte Erfahrung oder Schmerzen, für mich sieht es so aus, als würde sie aus einer Laune heraus handeln. Es spielt auch keine Rolle, ob wir grade erst losgeritten sind oder schon auf dem Heimweg sind.
Sie weigert sich, ich fordere sich nochmal freundlich auf, dann etwas strenger, usw. idr geht es so aus, dass ich absteige, weil es mir zu blöd wird und sie zu Fuß auf den Weg bringe und wieder aufsteige (hab es auch mir Rückwärtsrichten probiert (das kann sie 1A) aber sie durchschaut mich). Das hat sie aber inzwischen auch geschnallt und geht selbst dann nicht den entsprechenden Weg weiter, sondern kehrt um und geht den Weg, den sie gern gehen will.

PS: Ich hab wirklich nichts dagegen, wenn sie mir sagt, dass sie etwas nicht will. Kein Thema. Aber wenn für mich keine Ursache erkennbar ist, die ich beheben kann, platzt mir fast die Hutschnur.

Da ich verhindern will, dass mir irgendwann die Hand ausrutscht (Es tut mir schon in der Seele weh, wenn ich streng mir ihr spreche), hoffe ich, dass du hier ein Muster erkennst oder so etwas auch schon erlebt hast.
danke, Alina

 

Von Yvonne • 22. Januar 2015

Halli hallo, ich habe Pferdewirt gelernt und bin Springen geritten bis M/B und habe einige Pferde besessen und mein Fazit ist:
Es gibt einfach auch einfach unehrliche Pferde, d.h. , Pferde die nicht mitmachen wollen , auch wenn sie könnten.
Mein bestes Pferd hat immer für mich gekämpft und ich für ihn.
Es war eine Basis auf Vertrauen beiderseits
Niemals hätte er etwas aus reinem „Nichtwollen“ nicht getan, wenn es in seiner Macht stand, es zu tun. Und das nicht nur im Stangenwald, sondern auch im Gelände, auf der Strasse ..überall.
Als ich merkte, dass er im Parqour anfing zu zögern, wusste ich dass ihm etwas weh tat, da er niemals aus Jux und Dollerei nicht nicht mehr mitgemacht hätte, also zog ich ihn aus dem Sport zurück.

Doch auch wie so ehrliche Menschen selten sind, so selten gibt es so grundehrliche Pferde. Und diese haben ihren Preis und kosten eine Menge Geld. Ich kann jedem nur raten, Pferde die aus Unwillen nicht mitmachen, abzugeben, da das keinen Sinn macht und Reiten ja Pferd wie Reiter Spass machen soll. LG

 

Von Lisa • 11. Dezember 2015

Hallo meine Lieben! den Blog gibt es jetzt ja schon länger wie ich so sehe. Hoffe aber trotzdem ihr könnt mir vl weiterhelfen.
habe seit 3 Monaten eine 4-jährige haflingerstute.
Sie war bis jetzt eigentlich immer ein Schatz aber seit 2 Wochen kämpfen wir um das wegschicken. ich will das sie in den zirkel geht doch sie bleibt einfach stehen. ich setze schon mein lächeln auf unf versuche es mit Freundlichkeit aber sie bleibt einfach wie angewurzelt stehen. nachdem ich mich bewegen muss, ihre nase wegschieben muss und richtig Druck machen muss bewegt sie sich.aber nur 1-2 Schritte dann sieht sie mich wieder nur an. jetzt bin ich schon echt am verzweifeln und die Ungeduld wird leider immer größer weil sie ees ja eigentlich schon kann..

glg Lisa

 

Von René • 14. Juli 2017

Grüß Gott miteinander!

Im Prinzip ist es mir lieber, meine Pferde arbeiten gerne mit mir, folgen auf leichte Hilfen und lassen mich für ein bis zwei Stunden Chef sein, die restliche Zeit können sie tun und lassen, was sie möchten.
Wenn Pferde jedoch anderer Meinung sind, frage ich mich, wessen Intelligenz und Situationseinschätzung höher sind, die meine oder die eines Pferdes! Wenn ich warte, bis meine Buben gerne und freudig etwas vielleicht unangenehmes über sich ergehen zu lassen,kann das nach meiner Meinung nicht nur nervtötend sein, sondern in der Folge gefährlich für Gesundheit oder auch Leben von mir und den Tieren oder anderen.
Ich kann nicht in einer prekären Situation mit einem Pferd diskutieren, sondern dann kann’s auf’s Ganze gehen und es wird gemacht was und wie ich es will.
Wir hatten hier einen solchen Fall von Widersetzlichkeit – die Folge: 3 tote Pferde, eines böse verletzt und nun traumatisiert, ein verletzer Pferdebesitzer und unübersehbarer Sachschaden, weil jemand mit „Liebe und Geduld“ die Pferde zum Diskutieren eingeladen hat. Wie schon geschrieben, ich fände es immer besser, Pferde tun gerne und bereitwillig, was Halter möchten .. aber!

 

Von Emmie • 21. Dezember 2020

Moin Babette,

deinen schon älteren, aber sehr aktuellen Beitrag möchte ich zum Anlass nehmen, nach Jahren des „stillen Mitlesens“ auch mal zu kommentieren – dieses Thema ist so wichtig!
Letztes Jahr lernte ich meine RB kennen: einen Tinker-Wallach, der mir von der Halterin als stur & dominant beschrieben wurde: dem musst du zeigen, wer der Boss ist, der ist nur noch stumpf! Vorsicht im Galopp, der buckelt, brat ihm eine über, dann geht’s schon – und so fort.
Als begeisterte „Clickertante“ fand ich das zwar befremdlich, das Pferd verzauberte mich aber derartig, dass ich die RB einging. Der Wallach war – in meinen Augen – grundsätzlich leicht zu handeln, seine Verweigerungshaltung verschwand zumindest beim Reiten. Bei der Bodenarbeit war das anders – da hat seine Verweigerung, auch nur einen Schritt zu gehen, mein Aggressionszentrum gekitzelt … Da bin ich absolut nicht stolz drauf und schäme mich in Grund und Boden! Die Gerte oder der Strick wurden von mir zu heftig eingesetzt (für andere wie die Halterin war ich in solchen Situationen noch immer viel zu weich, aber meine persönliche Grenze vom freundlichen Gerteneinsatz war weit überschritten). Meine damalige Reaktion war: ich kann das einfach so nicht weiterführen – ich mache keine Bodenarbeit mehr mit ihm, soll sich doch die Halterin damit rumquälen. So ritt ich ihn nur – und das offenbar sehr motivierend: die Reitlehrerin, die die Halterin & mich unterrichtete, feierte in einer Reitstunde, dass wir eine ganze Bahnrunde im Trab geschafft hätten – zu Tränen gerührt, stand sie vor mir und gestand dann, dass sie die extrem harten Einwirkungen der Halterin so gar nicht schätze. Damit ging mir ein Licht auf: logisch, dass er verweigert und sooo demotiviert ist – Arbeit mit Menschen scheint für ihn Arbeit unter Schmerzen zu bedeuten. Als ich das durchdacht hatte, konnte ich wieder mit Bodenarbeit beginnen – ich nahm die Verweigerung nicht mehr persönlich, sondern nahm meine neue Aufgabe – Herrn Pferd zeigen, dass Zusammensein mit Menschen viel Spaß macht – an. Er nahm das wunderbar an & mit Clickertraining kamen wir echt weiter. So weit, dass er Dinge mit mir tat, die er mit seiner Halterin verweigert – einen Sprung über ein Cavaletti, beispielsweise.
Nach wochenlanger, freudiger Arbeit sah ich dann leider erstmals die Halterin mit ihm umgehen: da Tinker-Hufen sehr schwer sein können, hatte ich mit ihm trainiert, die Hufen in die Hand zu geben. Die Halterin musste an den Hinterhuf – und Herr Pferd gab ihn ihr schön in die Hand – darüber freute sie sich auch. Nun war sie aber fertig am Huf & wollte, dass er ihn wieder abstellte. Herr Pferd kann nun aber nicht Gedanken lesen, sie hatte in keinster Weise kommuniziert, dass der Huf runter soll, also hielt ihn Herr Pferd munter weiter in der Luft. Die Halterin reagierte völlig über und ihre flache Hand landete mit viel Kraft mehrfach auf seinem Gesäß 🙁 Ich fühlte mich selten so macht- und hilflos und es fühlte sich alles so falsch an.
Ich ging wochenlang mit diesen Bildern im Kopf umher, immer wieder drängte sich der Gedanke in den Vordergrund, dass ich noch so viel Positives reinpulvern kann – ich kann diesem Pferd nicht helfen und so eine Halterin will ich weder finanziell noch sonstwie unterstützen. Ich entfernte mich von beiden – aber auch fast ein Jahr später ging mir dieses Pferd und sein Leiden nicht aus dem Kopf. Ich hatte auch meine Sachen noch im Schrank – ich ritt ihn gebisslos aufgrund seiner schlechten Erfahrungen mit der harten Hand am Gebiss. So ganz abgeschlossen hatte ich also nie.
Mit den Monaten änderte sich auch meine Gedankenwelt: vom ursprünglichen „da kann ich noch so viel Positives reinpulvern …“ hin zu: Du hast ihn im Stich gelassen, jetzt hat er hat nichts Positives mehr …
Vorigen Donnerstag fasste ich mir ein Herz: ich fragte die Halterin, ob ich Herrn Pferd besuchen könnte, und sie willigte ein. DIESES Pferd hat mich soooo unfassbar tief berührt, er machte mir ein gigantisches Geschenk: nach einer kleinen Massage auf der Koppel schnappte ich ihn mir mit Halfter & Strick, führte ihn zum Platz und nahm den Strick ab. Vor einem Jahr war das der Startschuss für ihn, sich an den Reitplatzrand zu begeben und nach Grashalmen zu angeln. Damit hatte ich auch diesmal gerechnet – aber nein: er drehte sich mit gespitzten Ohren zu mir. Eher ungläubig fuhr ich meinen Zeigefinger aus, streckte ihn vor sein Buggelenk und ging von ihm weg – und er kam mit! Ich konnte ihn frei mit dem Zeigefinger um mich rum longieren, dasselbe Pferd, dass noch vor einem Jahr mein Aggressionszentrum durch Verweigerung kitzelte. Ich war fassungslos und konnte mich über sein Schrittgehen um mich herum so freuen, als hätten wir gerade den Grand Prix gewonnen.
Tagsdrauf war ich wieder da – morgens, Herr Pferd döste. Ganz leise sagte ich seinen Namen – und bekam glänzende Augen, gespitzte Öhrchen und sogar ein Brummeln als Antwort. Er kam auf mich zu, bekam seine Koppelmassage und wir legten eine schöne sattelfreie, gebisslose Reiteinheit auf dem Platz hin. Ich bin nicht in alte Muster verfallen: nicht treiben bis der Arzt kommt, weil er ja ach so dickfellig ist … Nach einigen wenigen und guten Runden im Schritt stieg ich ab, um lieber noch etwas locker vom Boden zu arbeiten. Ich beschloss, ihm die Gertensignale noch mal vom Boden zu zeigen – sanft. Kleinste Reaktionen haben mir völlig gereicht.
Ich bin nach wie vor in großem inneren Konflikt mit der Halterin; in der Vergangenheit wurden meine Vorschläge zur positiven Arbeit eher belächelt. Mein neuer Plan diesbezüglich: Überzeugungsarbeit durch vorleben. Wenn sie sieht, dass dieser angeblich dickfellige, dominante Rüpel eben doch ein Sensibelchen ist, was sich im wahrsten Sinne des Wortes am kleinen Finger führen lässt, während er auf Gewalt mit Gegengewalt reagiert … (er kann nämlich tatsächlich auskeilen, buckeln und sein Gewicht einsetzen – das hab ich auch zu spüren bekommen, wenn ich mich nicht im Griff hatte – das holte mich aber dann auf den Boden der Tatsachen zurück, nämlich dass er mit seinen 650kg nun mal stärker ist als ich mit meinen 70 kg). Ich hoffe, das ist ein Weg, zu ihr durchzudringen … Herr Pferd jedenfalls zeigt deutlich: ich kann sensibel & leicht – aber nur, wenn du zuhörst und fair bleibst. Ein fantastisches Pferd, wirklich wahr – und absolut nicht widersetzlich, dickfellig & stur.

Ganz herzliche Grüße & danke für eure wertvollen Denkanstöße!
____________________________________________________________________
Liebe Em,
Dein Kommentar hat mich sehr berührt. Ich hatte einige Tinker in Ausbildung und so oft heisst es, sie sind stur und stumpf. Ich erlebte alle die bei mir waren komplett anders. Ticker machen sehr schnell „zu“ wenn sie etwas nicht verstehen oder der Umgang für sie nicht passt. Aber mit Geduld, guten Erklärungen und viel Lob waren sie hochsensible und motiviert. Ich hoffe, Du kannst etwas bewirken und schön, dass Du die Reitbeteiligung doch weiter führen möchtest.
Alles Liebe, Babette

 

 

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