So bereiten Sie sich und Ihr Pferd sinnvoll auf die Teilnahme von Kursen vor – Teil 1

Für viele ist es das Highlight schlechthin: eine aktive Teilnahme an einem Kurs mit dem eigenen Pferd.

Und bei vielen wird dieses Highlight leider vor allem eines: sehr stressig!

Was man sich so schön vorgestellt hat, wovon man sich so viel versprochen hat, entwickelt sich ganz leicht zu einem chaotischen Ereignis:

  • Das Pferd geht nicht auf den Hänger.
  • Es benimmt sich am Kursort wie ein unerzogenes Wildpferd.
  • Statt der versammelten Menschheit zu zeigen, was für ein tolles Team man mit seinem Pferd ist, fühlt man sich bis auf die Knochen blamiert.
  • Man hat das Gefühl, nicht zu lernen und das Geld für den Kurs umsonst investiert zu haben.

Ich bin mir sicher, viele von Ihnen kennen das. Auch ich habe schon sehr anstrengende Kursbesuche hinter mir und weiß gut, wie man sich in dieser Situation fühlt. Heute befinde ich mich meistens in der Position der Kursdozentin und versuche meinen Teilnehmern so gut es mir möglich ist, in stressigen Situationen beizustehen.

13 Tipps für eine erfolgreiche Kursteilnahme

Aus meiner Erfahrung habe nun 13 Tipps für Sie zusammengestellt, wie Sie möglichst gut vorbereitet an das Erlebnis Kursteilnahme herangehen können. In dieser Woche stelle ich Ihnen sechs davon vor und in der nächsten Woche noch einmal sieben. Damit bekommen Sie eine gute Grundlage dafür, dass Sie und Ihr Pferd Kurse in Zukunft positiv erleben und dass Sie beide so locker und entspannt sein können wie z.B. dieses Paar hier:

Beginnen wir also mit den Tipps 1-6.

Tipp 1: Besuchen Sie zunächst einen Kurs bei dem Trainer Ihrer Wahl als Zuschauer

Wenn Sie erstmal ohne Pferd einen Kurs mitmachen, können Sie sich den Trainer in Ruhe anschauen. Beobachten Sie, wie er mit den kursteilnehmenden Pferden und Menschen umgeht. Fühlt sich das für Sie gut an? Haben Sie Vertrauen zu diesem Menschen? Können Sie zu dem, was der Trainer sagt und wie er arbeitet, “Ja“ sagen? Sprechen Sie den Trainer auf Ihre Sorgen an. Überprüfen Sie, ob „die Chemie“ stimmt und buchen Sie erst dann einen Platz mit Pferd.

Tipp 2: Üben Sie das Verladen in den Pferdehänger

Wer sein Pferd nur alle Jubeljahre mal verlädt, darf sich nicht wundern, wenn das Pferd dann am Kurstag eben nicht anstandslos in den Hänger marschiert. Organisieren Sie sich möglichst schon Tage oder besser Wochen vor dem anstehenden Ereignis einen Hänger, mit dem Sie regelmäßig ohne Druck üben können. Nehmen Sie, wenn möglich, denselben Pferdeanhänger zum Kurs mit, den das Pferd schon vom Training kennt. Oftmals gehen Pferde in einen ihnen unbekannten Anhänger ungern hinein.

Tipp 3: Reisen Sie idealerweise schon einen Tag vor dem Kurs an

Wenn Sie bereits einen Tag vor dem eigentlichen Kurs anreisen, nehmen Sie schon sehr viel Stress aus der gesamten Situation. Das Pferd hat Zeit, an dem Ort, an dem der Kurs stattfindet, anzukommen. Sie haben am Morgen des Kurses viel weniger Zeitdruck im Nacken, was sich sehr auf Ihre Ausstrahlung Ihrem Pferd gegenüber auswirken wird. Zeigen Sie Ihrem Pferd in aller Ruhe vorab den Ort, wo der Unterricht stattfinden wird (also die Halle oder den Platz). Machen Sie dort schon etwas Bodenarbeit. Spielen Sie Ihre Rituale (siehe folgenden Absatz) durch. Lassen Sie Ihr Pferd alles angucken und untersuchen, was es anzugucken gibt.

Tipp 4: Planen Sie für alles ausreichend Zeit ein

Wenn es nicht möglich ist, einen Tag vorher anzureisen, sollten Sie eine gute Portion Extra-Zeit am Kurstag einrechnen. Zeitdruck ist ein mächtiger Entspannungskiller. Stehen Sie lieber zwei Stunden früher auf und planen Sie genügend Zeit für alles ein: Verladen, Stehen im Stau, Putzen usw. Es ist viel besser, Sie haben vor Kursbeginn noch Zeit, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken, als mit Stressknoten im Bauch auf den letzten Drücker anzukommen.

Tipp 5: Suchen Sie sich Menschen, die Ihnen positiv zur Seite stehen

Fragen Sie Ihren Mann/Ihre Frau (Ihre Freundin, Schwester,…), ob er/sie Sie zum Kurs begleiten kann. Gerade wenn Sie noch keine Routine mit solchen Aktivitäten haben, ist es eine große Hilfe, wenn Sie jemanden, der einen sowohl psychisch als auch tatkräftig unterstützt kann, an Ihrer Seite haben. Wenn Sie aus Ihrem Bekanntenkreis niemanden finden, fragen Sie doch mal in einem Forum nach, ob nicht jemand für Ihre Unterstützung  mitkommen mag. Sie sollten aber darauf achten, dass Ihr Begleiter auch wirklich beruhigend auf Sie einwirkt und Sie nicht noch nervöser macht 😉

Tipp 6: Fangen Sie bei der Beruhigung bei sich an

Sie möchten ein ruhiges Pferd an Ihrer Seite? Dann achten Sie als Erstes auf sich selbst und überprüfen Ihre eigene innere Ruhe!

  • Atmen Sie gleichmäßig ein und aus?
  • Sind Ihre Muskeln entspannt?
  • Denken Sie in positiven Bildern?
  • Lächeln Sie?

Wenn Sie spüren, dass Sie angespannt sind, was können Sie dann tun, um sich mehr zu entspannen? Vielleicht kennen Sie eine Atemübung, die Ihnen hilft, sich besser zu fühlen? Oder Sie führen eine progressive Muskelentspannung durch. Seien Sie sich bewusst, dass Pferde sehr dazu neigen, uns zu spiegeln. Wenn wir also gestresst und nervös sind, dürfen wir uns nicht wundern, wenn es auch unser Pferd ist. Fangen Sie also immer bei sich selbst an.

Und nächste Woche folgen Tipps 7-13.

5. Oktober 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Umgang 9 Kommentare »

 

9 Reaktionen zu “So bereiten Sie sich und Ihr Pferd sinnvoll auf die Teilnahme von Kursen vor – Teil 1”

 

Von no0815girl • 5. Oktober 2010

Diese Tipps sind toll! Vor allem mehr Zeit einberechnen, das musste ich selbst schon feststellen. Und anfangs mussten immer meine RBs mitkommen, das beruhigt ungemein, wenn man nicht alleine ist. Irgendwann hatten wir dann Routine mit Verladen usw.

Nur den letzten Tipp muss ich mir mehr zu Herzen nehmen. Am nervösesten war ich nämlich an deinem Kurs in den ersten paar Minuten als ich mein FiS zeigen sollte. Vielleicht habe ich es gut überspielt und es hat niemand gross mitbekommen (vielleicht hat aber auch nur niemand was gesagt…), aber da haben mir die Knie echt gezittert. Dann noch an Atemübungen zu denken, ist gar nicht so einfach.
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Deine Nervosität habe ich Dir in der Tat nicht dolle angemerkt. Du und Dein tolles Pferd habt einen recht entspannten Eindruck gemacht, und dass, obwohl Trubel durch die tobenden Weidepferde entstanden ist. Das habt ihr super toll gemeistert!

An dieser Stelle möchte ich mich bei Dir (und bei allen anderen aktiven und passiven Besucher meiner Kurse) für das mir entgegen gebrachte Vertrauen danken 🙂 !!!

Liebe Grüße,
Babette

 

Von Raifi • 5. Oktober 2010

Das ist für mich wirklich Gold wert! Ich bin schon auf die nächsten Tipps gespannt.
Mein Pferd wird nämlich, auch wenn sonst die Ruhe selbst, in fremden Ställen zu einem „unerzogenem Wildpferd“.

Ich hoffe, dass ich bald einen LK-Kurs in meiner Nähe(*Daumendrück*) mitmachen kann. Aber vorerst werde ich mal als Zuschauer vorbeischauen und gleich Mal Tipp 1 beherzigen!

Liebe Grüße!
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🙂
Na, dann hoffe ich mal einen guten Eindruck zu hinterlassen, so dass ich Dich dann auch mal mit Deinem Pferdchen in einem meiner Kurse begrüssen darf 😉 ,
liebe Grüße,
Babette

 

Von lisak • 11. Oktober 2010

Hallo Babette!
Hach wie schön, ein Bild von Pienchen und mir.
Sie war auch so wunderbar entspannt bei diesen und auch dem vorigen Kurs. Ich war so überglücklich.
Ich habe da vor allem deinen Tipp 6 live erleben können. War ich ruhig (durch die tolle Atmosphäre bei den Kursen), war sie absolut ruhig.
Jaja, das liebe Spiegelpferd 🙂

Liebe Grüße
Lisa
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😀
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Laerke • 11. Oktober 2010

Hallo Babette,

deine Tipps-Reihe kommt ja gerade rechtzeitig! Schließlich ist in weniger als 2 Wochen dein Kurs in Dithmarschen, an dem Mausi und ich teilnehmen!
Ich muss zugeben, dass ich beim planen gar nicht dran gedacht habe, meinem Pferd auch Zeit zu geben, sich etwas einzuleben *schäm* Vielleicht sollten Katrin und ich unsere Anreise doch einen Tag vorverlegen…
Ich plane vorsichtshalber schonmal Rescue-Tropfen zum Frühstück ein, weil ich selber schnell nervös werde- auch wenn es um so tolle Sachen geht, wie ein Babette-Wochenende 😉
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Na dann Prost!
😉
Alles wird gut!!!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Vronja • 11. Oktober 2010

Hallo Babette,

dankeschön, das ist ja ein Blogbeitrag extra für Vroni und mich :-)!

Tipp 6 wird für mich wohl am schwierigsten.
Wir üben schon fleißig Kopf senken (momentan sind wir bei 296 Wiederholungen, mindestens!).
Und wenigstens weißt Du dann beim nächsten Kurstermin schon, was auf Dich zukommt, wenn Frau Springbock mit auf der Teilnehmerliste steht ;o).

LG Andrea + Vroni
____________________________________________________
Für ein paar andere habe ich den Blog auch geschrieben ;-)…
Viel Spaß noch bei den restlichen 1704 Wiederholungen 😛
und ich freue mich auf den nächsten Kurs mit Euch,
Babette

 

Von Claudia • 11. Oktober 2010

Liebe Babette und alle,

Dein Beitrag heute passt bei mir grade wie die berühmte Faust aufs Auge. Nicht im Zusammenhang mit Kursbesuchen aber Dein Punkt 6 hätte mir gestern mal wirklich besser im Gedächtnis sein sollen. Mein Wallach ist im Moment nervig und er kann von vorher auf jetzt explodieren – ohne grosse Vorwahrnung – wie gestern beim Heimlaufen vom Ausritt und anschliessendem Grasen. Er war schon ein bisschen hippelig und bei einem Bauernhof etwas gehört und galloppiert ohne grosse Vorwarnung los. Ich konnte ihn grade noch halten und von da an war es nicht mehr lustig. Er wollte heim und zwar sofort. Wir müssen das letzte Stück aber auf einer kleinen Strasse laufen wo noch relativ oft Autos kommen, links und rechts ist Mais hoch und ich hatte solchen Angst, dass ich ihn nicht bei mir behalten kann und er in ein Auto rennt, da war es bei mir mit der Ruhe vorbei. Hat natürlich nicht dazu beigetragen, das Kerlchen zu beruhigen und er kann einfach so heftig sein. Hat mich sogar in der Arm gebissen vor lauter weg…
Eigentlich ein klares Zeichen von ich traue Dir nicht ich muss heim und zwar schnell…. Aber ich hatte so Angst dass er abhaut dass und das ist so gefährlich, dass er mir echt sehr schwerviel ruhig zu bleiben…. vor allem bei den dauernden Galloppattacken….
Manchmal wird man dann grade wieder um Monate zurückgeworfen wenn man da nicht die Ruhe bewahren kann. Schwierig….. 🙁 weiterüben 🙂
Eine schöne Woche allen!
LG Claudi
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Oje! So eine Situation ist aber auch für fortgeschrittene „Ruhigbleiber“ !!! Wenn es wirklich gefährlich wird, gelingt das Ruhigbleiben den wenigsten, auch mir nicht immer wirklich überzeugend 🙁 !
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Claudia • 15. Oktober 2010

Danke Babette für’s Verständnis! Vielleicht muss ich einfach nochmal die Haltung anschauen… eine Lösung gibt’s immer. Den Tipp von einer Stallkollegin „schärferes Gebiss“ hab ich mal nicht weiter kommentiert 😉
Ein schönes Wochenende
Claudi

 

Von Christa • 13. Mai 2013

Danke, auch für mich sind diese Tipps sehr hilfreich.

Wir besuchen bis jetzt vor allem Kurse in unserem ursprünglichen Ausbildungsstall, und somit ist das eine vertraute Umgebung für uns beide. Was auch nicht immer zu völlig stressfreien Kursen führt, aber eben doch um einiges einfacher ist als an einem fremden Ort.

Dann war ich doch einmal ganz mutig, und habe an einem Wanless-Reitkurs teilgenommen, der in relativer Nähe stattfand. Ich wollte das so gerne mal ausprobieren. Aber es war der totale Reinfall, weil die Umgebung einfach nicht gut war für uns. Das war ein klassischer Reitstall mit teilweise (aus meiner Sicht) unhaltbaren Haltungsbedingungen, und auch die Art des Umgangs mit den Pferden dort war mir völlig fremd.

Ich lasse mich von fremdem Umfeld leicht verunsichern, leider, und reagiere auch sehr stark auf Stimmungen. Auch wenn mein Pferd eher cool ist, so wird es unter solchen Umständen natürlich auch für ihn sehr schwierig. An richtiges Reiten war gar nicht zu denken, er ist nur immer wieder aus dem Kreis abgehauen.

Ich habe für mich entschieden, dass ich uns nicht mehr einem Kurs in völlig ungeeigneter Umgebung / Atmosphäre aussetzen werde. Wenn ich wieder an einen fremden Ort gehe mit ihm, dann nur wenn ich vorher klären kann, dass es für uns passt und ich genügend Unterstützung erhalte. Plus ich würde wohl mit einem Kurs am Boden anfangen, und nicht gleich reiten, was für mich ungleich schwieriger ist.

Ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten Tipps.

 

Von Christa • 13. Mai 2013

Nachtrag: Und es tröstet mich ungemein zu hören, dass auch andere mit diesem Thema schon Probleme hatten! Ich dachte wohl irgendwie, dass ich die einzige bin, die das nicht schafft.

 

 

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