Geschicktes Füttern als Lernunterstützung

Dass ich gerne mit Futter arbeite, ist wohl ein offenes Geheimnis. 🙂 Und wie die meisten von Ihnen auch wissen, übe ich mit meinen Pferden gerne zirzensische Lektionen ein, wie z.B. das Kompliment oder das Ablegen auf Kommando.

Bei vielen dieser Lektionen soll das Pferd lernen, so lange in einer bestimmten Körperposition zu verharren, bis wir das Kommando geben, die Lektion/Haltung aufzulösen. Vielleicht kennen Sie dabei das folgende Problem: Sie locken Ihr Pferd mit einem Leckerchen oder einer Möhre in eine Haltung, z.B. in ein Kompliment. Das Pferd erwischt das Leckerchen und beendet von sich aus die Übung, um in entspannter Haltung den Leckerbissen in Ruhe aufzukauen.

Wenn es Ihnen aber gelingt, dass sich in Ihrer Hand immer ein paar Futterkrümel befinden und Sie Ihre Hand nie vom Maul des Pferdes entfernen müssen, wird Ihr Pferd gerne mit seiner Nase da bleiben, wo Ihre Hand ist. Und diese befindet sich natürlich in der Position, wo Sie den Kopf des Pferdes haben möchten. Wie das funktioniert, erkläre und zeige ich Ihnen in diesem Beitrag.

Und so geht‘s

Füllen Sie eine Bauchtasche mit Körnerfutter (z.B. Hafer, Müsli, kleine Pellets). Halten Sie Ihrem Pferd Ihre Hand vor das Maul und füllen Sie mit der anderen Hand immer nur ein paar Krümel in die Hand, die sich vor dem Pferdemaul befindet. Der Sinn ist, dass sich das Pferd nicht ein Maul voll Futter erhapsen kann und dann in Ruhe auffrisst, sondern dass es permanent nur einzelne Krümel vorsichtig (!) von Ihrer Hand lutscht. Ist die „Nachfüllhand“ leer, können Sie mit dieser in Ihre Bauchtasche greifen und sich wieder mit Futter ausstatten.

Tipp: Üben Sie dieses Füttern erst allein, also probieren Sie diese Technik zunächst, ohne dabei eine bestimmte Haltung des Pferdes zu verlangen. Achten Sie dabei unbedingt konsequent auf die guten Tischmanieren Ihres Pferdes.

Hier können Sie in einer Bildfolge sehen, wie das aussieht. Geben Sie ein paar Futterkrümmel in Ihre Hand:

fuettern1.jpg

Mit der Hand, die nicht vor dem Maul des Pferdes verbleibt, holen Sie nach Bedarf neues Futter aus Ihrer Bauchtasche.

fuettern21.jpg

Hier halte ich Ronaldo mit Hilfe dieser Technik länger im Liegen:

fuettern3.jpg

Und wer sich das noch in einem kleinen Film anschauen mag, kann das hier tun.

13. April 2010 von Babette Teschen • Kategorie: Clickertraining, Spiele & Co, Umgang 10 Kommentare »

 

10 Reaktionen zu “Geschicktes Füttern als Lernunterstützung”

 

Von Corinna • 13. April 2010

Hallo Babette

Ich finds spitze, dass du als Lob mit Futterverstärkung arbeitest. Leider ist das viel zu verkannt und jeder Schimpft nur darüber. Aber wenn man weiß wie und so wie du das erklärst ist es echt toll und auch sinnvoll.

Danke.

LG
Corinna
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😀
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Steffi • 13. April 2010

Hallo Babette,

erst heute bin ich auf deine Seite gestoßen und völlig begeistert! Erstmal muss ich lesen lesen lesen und werde mir auch demnächst den Longenkurs besorgen.
Was das Lob mit Futterverstärkung betrifft, erinnert mich das sehr an die Erziehung meines Hundes: Da hat es auch super geklappt! Harte Worte waren nie nötig, es ging alles über diese positive Verstärkung und Lob zum rechten Moment.
Jetzt bin ich gespannt, wei mein künftiges Pferdchen (noch ist er nicht bei mir) sich machen wird. Ich freu mich drauf!

LG
Steffi
____________________________________________________
Viel Spaß!!!
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Sigi • 19. April 2010

Interessanter Ansatz, leider bei meinen Rehe- und EMS-Pferden nicht machbar. Diese dürfen gar keine Leckerlies bekommen, auch kein Getreide.

LG Sigi
_________________________________________________
Das ist echt schwierig… 🙁
Liebe Grüße,
Babette

 

Von tschanie • 19. April 2010

Hallo Babette,

ich verfolge eure Seite nun schon fast 1 Jahr und kann nur sagen: Danke, Eure Anregungen finde spitze, eine echte Bereicherung im Pferde-Mensch-Alltag. Macht bitte weiter so!

Bezüglich des Futterlobs habe ich dennoch eine Frage: Generell arbeite ich gern mit Leckerlies (so haben wir das Schicken und Ballspielen erlernt). Da mein Haffi aber ziemlich oft an meiner Hand nüsselt sobald sie in Nähe seines Mauls kommt und er manchmal auch hineinzwickt, frage ich mich, ob ich da etwas falsch mache. An manchen Tagen kommt mir das zwicken allerdings dann eher wie eine spielerische Aufforderung vor. Kann das sein?

Wäre prima, wenn Du einen Rat für mich hättest.

Danke und Grüße, Tschanie
______________________________________________
Liebe Tschanie,
da hilft nur konsequentes Training. Sobald Dein Pferd anfängt zu zwicken, muss sich die Futterhand sofort schliessen. Nur wenn Dein Pferd ganz sanft und manierlich das Futter aus der Hand nimmt, bleibt die Hand geöffnet und das Futter fliesst. Ich rate Dir, für dieses Training bissfeste Handschuhe anzuziehen 😉 ,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Meike • 21. April 2010

Hallo Babette,
ich stand nun auch vor der Frage: Wie am Besten belohnen? Ich habe bisher wenig Bodenarbeit oder dergleichen mit meinem Pferd gemacht und er kennt Lobwörter wie „fein“, „brav“, „super“ und „klasse“, doch verbindet er damit, so glaube ich, nicht ein überaus deutliches Lob. Diese Wörter werden ihm ständig hinterhergeschmissen. Die Aufgabe, die wir mit dem Longekurs nun auf uns genommen haben, bringt völlig neue Sachen mit sich, Verständnislosigkeit, Verwirrung und wie soll ich ihm da am Besten klar machen, wenn er etwas richtig gemacht hat?

Ich habe das Futterlob eingeführt. Davor habe ich mich bisher immer gescheut – die typischen „Vorurteile“ eben. Tatsächlich ist mein Pferd etwas gieriger als auf Deinen Videos und Bilder zu sehen, so fing ich an mit den Tischmanieren. Ja, ein paar Kratzer hat meine Hand, aber er scheint es tatsächlich zu lernen. Und schon nach der ersten Trainingseinheit weiß er, dass „Keks“ bedeutet 1. er hat etwas gut gemacht und 2. er bekommt ein Leckerli oder etwas Müsli.
Etwas hektisch ist er dabei noch, aber ich denke, das legt sich, wenn er verstanden hat, dass es auch definitiv etwas gibt. Oder?

Ich freue mich auf jeden Fall über diese Anregung und muss an dieser Stelle auch einmal ein Lob aufgrund Deine immer verständlichen Erklärungen aussprechen!

Liebe Grüße,
Meike
________________________________
Vielen Dank für Dein Lob 🙂 !
Normalerweise legt sich die Hektik,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Silke • 22. April 2010

Juhu
die Idee ist super, aber ich hab so irgendwie schon immer zu wenig Hände *grins*
Heißt das, du „lädst“ die Hand schon mal mit einer paar Körnern und wenn das Pferd in der Zielposition ist, dann lässt du Gerte, Strick o.ä. einfach fallen und nutzt die freigewordene Hand nur noch zum Nachladen?

LG Silke
________________________________________
Ja, so mache ich das,
liebe Grüße,
Babette

 

Von Delia • 4. Mai 2013

Ich finde den Artikel sehr interessant!
Nur eine Frage: In dem Video von Ronaldo und dir musst du ihn ja „ständig“ füttern, wie baust du das langsam ab ohne dass er aufsteht?
Liebe Grüsse,
Delia

 

Von Eva Klouth • 17. März 2015

Vielleicht ein Tip für Sigi mit ihren Rehe- und EMS-Pferden:
Kleinste Möhren-Würfelchen oder sogar grob geriebene Möhre. Das dürfen sie doch, oder?!
Lieben Gruß,
Eva
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Liebe Eva,
das stimmt leider nicht. Rehe-und EMS Pferde dürfen keine Möhren, da diese viel Zucker enthalten. Besser ist z.B. Knollensellerie, Hagebutten oder Luzernpellets.
Liebe Grüße,
Babette

 

Von Olivia • 15. August 2015

Hallo,
zum Thema Rehepferde:
ich belohne mit trocken verfütterbaren Heucobs von M…dorfer (Heucobs staubfrei), das könnte bei Rehepferden auch gehen. Nachteil: die Cobs sind ziemlich groß, sie zu zerkleinern braucht etwas Zeit.
Viele Grüße!

 

Von Eva Andrea • 15. November 2016

Hallo zusammen,

wirklich eine sehr informative Homepage!Ich bin neu hier und habe mir endlich meinen Wunsch erfüllen können und mir ein eigenes Pferd gekauft.
Immer wieder werde ich regelrecht gewarnt ja nicht aus der Hand zu füttern, denn damit würde ich meinen Rang niedermachen. Derweil hat das Üben von alleine ins Halfter zu schlüpfen mit Kopfsenken superschnell geklappt. Seitdem habe ich nicht mehr mit Leckerlis (Apfelschnitzchen) mit ihm geübt und irgendwie hat es mehr Spaß mit Leckerli gemacht. LG Eva Andrea

 

 

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